Um diese immer wieder gestellte Frage zu beantworten: Welches Automobil fahren Sie denn jetzt, Herr Hahne?

Diese Frage muss ich mir immer öfter anhören, weil ich ja nicht nur darüber geschrieben hatte, dass ich einen Youngtimer fuhr, sondern man konnte bei mir auch lesen, dass ich mich mit den Radmutterpreisen dreier neuer Kleinwagen - so nennt man die - beschäftigt habe. Das war tatsächlich im Rahmen meiner Kaufüberlegungen. Und da bin ich dann vom Citroen C1, vom Peugeot 107 usw. bei einem Automobil gelandet, das in Deutschland - auch von der Fachpresse - nur wenig beachtet wird. Und je mehr ich mich mit den Details beschäftigte, desto klarer wurde mir... - Aber das erzähle ich Ihnen in meiner Geschichte:

Was kauft sich ein "allwissender" Motor-Journalist?

06-03-10/06. - Prognosen für die Marktentwicklung auf dem Automobilsektor gibt es derzeit viele. Weil die Mehrwertsteuer am 1.Januar.2007 steigt… - weil die Treibstoffpreise am 1. Januar2007 steigen werden – weil… -

Die das alles wissen sind die, die sich von ihrem Geld kein Automobil kaufen. Sie fahren Dienstwagen oder nutzen irgendein Sonder-Sonder-Leasingangebot. Eigentlich machen die sich noch nicht einmal Gedanken darüber, warum sie das Auto fahren das sie fahren. – Ja, warum eine S-Klasse, ein 7er BMW, ein großer Audi?

Das fährt man halt in diesen Kreisen.

Ich habe aus den verschiedensten Gründen in den letzten Monaten über diese Dinge nachgedacht; auch, weil ich mir ein neues Auto kaufen wollte. Und was kauft man sich so als „allwissender“ Motor-Journalist?

Aber lassen Sie mich meine Geschichte noch einmal anders beginnen:

Vor Monaten fuhr ich in dichtem Regen mit meinem guten, alten Renault R9 - Sie kennen ihn ja - in Richtung Heimat, als mir auf einer endlosen Landstraße, ein paar Kilometer vor meinem Dorf eine Frau auffiel, die ohne Schirm zu Fuß in der gleichen Richtung wie ich unterwegs war. Ich saß im Trockenen und die arme Frau... -

Hier in der Eifel ist es normal, dass man in so einem Fall anhält um eine Mitfahrt anzubieten. Und siehe da, es war eine Mitbewohnerin, eine gute junge Bekannte aus „meinem“ Dorf. - Also angehalten, Tür geöffnet - und ich erntete einen dankbaren Blick.

Sie stieg ein, setzte sich zurecht, bedankte sich für das Mitnehmen, um dann nach einem kurzen Rundumblick und einer Zeit des stillen Genießens zu sagen: „Ist ja wirklich noch ein tolles Auto. Man sitzt gut, es fährt gut…“ –  und nach einer kleinen Pause: „Ja, ja – ich habe noch am letzten Wochenende mit meinem Mann darüber gesprochen: Wo du jetzt bist, da müssen wir noch hinkommen.“

Nicht nur in meinen Augen müssen Fragezeichen gestanden haben. Ich habe auch gefragt: „Wie meinst du das?“ – Und meine Mitfahrerin hat gesagt: „Ja, wer erlaubt sich denn in unserem Dorf, so ein Auto zu fahren wie du?“ – Und es entspann sich eine Diskussion über den Wert und die Bedeutung eines Automobils als Statussymbol in der heutigen Zeit.

Es ist tatsächlich oft noch so: man kauft nicht das Automobil das man braucht, sondern das, von dem man annimmt, dass es das Umfeld von einem erwartet. Also oft - und meist - zu groß, zu teuer.

Und wir sprachen darüber, dass man nur noch kopfschüttelnd diesen ganzen Blödsinn ertragen kann, der in Medien geschrieben, von Politikern erzählt wird. Da ist der Autobestand in unserem Land z.B. überaltert. Im Durchschnitt sollen die Automobile auf unseren Straßen inzwischen sieben Jahre alt sein. Und alle - die Politiker, die Industrie, die Medien - machen uns Vorwürfe, dass wir uns mit so alter Technik den Gefahren des Straßenverkehrs aussetzen. Wo doch die neuen Modelle mit großartiger innovativen Technik... - 

Und die gleichen Leute die diese Situation beklagen, die haben dafür gesorgt, dass z.B. ein Automobil als Wirtschaftsgut nicht mehr in vier - wie lange üblich - sondern jetzt erst in sechs Jahren abgeschrieben werden kann. Weil moderne Automobile... - Und niemand merkt, wie lächerlich man sich macht. Man argumentiert jeweils so, wie es einem in den Kram passt. - Oder denken Sie mal an die Einprozent-Regelung bei Gebrauchtwagen für Selbstständige, wo man auch noch nach Jahren diese 1 Prozent vom Neupreis als Einkommen mit zu versteuern hat, wenn man kein Fahrtenbuch führt. Gäbe es diese Regelung nicht, würden nicht so viele alte 7er und S-Klasse auf den Gebrauchtwagenplätzen stehen.

Und ich habe dann erzählt, nach welchen Gesichtspunkten ich mir heute ein neues Auto kaufen würde und gerade bestellt habe. Meine Überlegung:

Ich fahre überwiegend alleine. Mich muss mein Auto zuverlässig zum Bahnhof, zum Flughafen bringen, auch mal in um 150 – 300 km entfernte Städte. Es muss Platz bieten für Wasserkästen aus dem Supermarkt und die üblichen Einkäufe und - ganz wichtig - sollte mein Bankkonto nicht unnötig belasten. Nicht nur mit den einmaligen Anschaffungskosten, sondern auch mit den Kosten für Steuer, Versicherung, mit Benzin- und Wartungskosten.

Für mich war schnell klar: ich würde mit einem der neuen Kleinwagen unter 10.000 Euro gut zu recht kommen. Da stünden also der Citroen C1, der Peugeot 107 und der Toyota Aygo zur Auswahl. Alle mit dem gleichen 1.000 ccm Toyota-Motor ausgerüstet, im Preis aber unterschiedlich, da unterschiedlich ausgestattet. Und der Aufpreis für die jeweilige Ausstattung bestimmt auch den Listenpreis.

So entstand die nächste Frage: Was, d.h. welche Ausstattung, brauche ich denn wirklich? – Und mir war schnell klar, dass ich diesen ganzen „Klimbim“, der heute als unentbehrlich dargestellt wird, nicht brauche.( Ich habe es am Beispiel meines alten R9 „testen“ können und habe nicht gelitten.) – Also Citroen C1?

Mir fiel dann noch rechtzeitig ein, dass es da noch ein Automobil gibt, das mir schon vor Jahren – noch als „Charade“ – viel Spaß gemacht hatte: der Daihatsu Cuore. Auch mit dem (fast identischen) Dreizylinder-Benzinmotor von 1.000 ccm, etwas weniger PS, dafür aber mit Normalbenzin laufend. Mit diesem Motor hatte ein "Charade" 1981 einen Klassensieg bei der "Rallye Monte-Carlo" errungen.

Und der Kaufpreis liegt in der einfachen Ausstattung noch unter dem des C1. Also habe ich mir so ein Auto bestellt. Das war im November 2005. Aber ich wollte schon die 2006er Version haben, denn ich wusste, dass der Daihatsu Cuore ein leichtes Facelift erfahren würde.

Natürlich ist der Motor nach EURO 4 eingestuft, die Versicherungskosten sind bezahlbar. Und warum sollte ich einen Toyota-Motor bei Citroen oder Peugeot kaufen, wenn ich ihn direkt (oder fast direkt) bei Toyota – alles in Toyota-Qualität - bei Daihatsu kaufen kann.

Was Sie wahrscheinlich nicht wissen, weil meine Fachkollegen mehr an V8-Turbo- oder Zwölfzylinder-Tests interessiert sind: Daihatsu ist eine der ältesten Automobilhersteller Japans, wurde 1906 gegründet und ist seit den 60er Jahren bei Toyota angebunden, inzwischen sogar zu 100 Prozent im Besitz von Toyota.

Und der Cuore ist nur 3,41 lang, hat einen Wendekreis von 8,40 Meter, einen cw-Wert von 0,31, legt mit einem Liter Normalbenzin 20,8 Kilometer zurück (entsprechend dem angegebenen mittleren Wert beim sogenannten Normverbrauch). Die Sitzhöhe ist angenehm hoch und trotzdem muss ich die Wasserkästen nicht so hoch in den Kofferraum hieven. Wenig Schalter, wenig Instrumente, aber alle Hebel liegen gut zur Hand und sind mir seit langem vertraut: aus Toyota-Automobilen.

Nein, ich brauche keine Klimaanlage, elektrische Fensterheber, Zentralverriegelung, Servolenkung, Lenkradverstellung, elektrische Sitzverstellung, diese ganzen überflüssigen Stromverbraucher, die mit ihren Elektromotoren auch das Automobil nur unnötig schwer machen. Die praxisgerechten Fahrleistungen (0 – 100 unter 13 sec, 160 km/ Spitze) werden bei meinem Daihatsu Cuore mit seinen 58 PS (43 kW) Motorleistung nur deshalb möglich, weil das Auto auch unter 800 Kilogramm wiegt. - Da wurde auch keine Energie bei der Fertigung des Fahrzeugs vergeudet.

In meinem Fall: die nächste Daihatsu-Werkstatt ist inzwischen nur 15 km entfernt, also genauso weit, wie der nächste Supermarkt. Darum fahre ich inzwischen einen Daihatsu, ein Produkt in Toyota-Qualität.

Für Sie mögen andere Automobile die richtigeren sein, weil die Anzahl der Familienangehörigen…, weil Ihre Ansprüche… - wie dem auch sei: Denken Sie aber - auch - beim Autokauf immer daran:

"Geld das man nicht ausgibt, braucht man nicht zu verdienen!"                

MK/Wilhelm Hahne

PS: Natürlich gibt es auch Cuore-Versionen mit kleinen elektrischen Helfern. Ich habe darauf verzichtet. Sie müssen das nicht. Sie zahlen nur mehr. - Noch ein paar tausend Kilometern weiter, und ich werde berichten, wie ich das Auto erlebe - ob mir vielleicht doch etwas fehlt.


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