Ist Wiedeking an allem schuld? - Über Porsche-"Ölsardinen" - und wie es dazu kommen konnte

Eigentlich beginnt diese Geschichte, wie alle "großen Geschichten", mit einer kleinen Begebenheit. Da erzählt mir - so nebenbei - ein guter Freund, dass ihm ein anderer Freund, stolzer Besitzer eines Porsche 911, die gerade neu gepflasterte Einfahrt zu seinem Haus mit einem großen Ölfleck versaut habe. "Den krieg' ich nie mehr weg." - Damit war das Thema eigentlich beendet. Erst nach diesem Gespräch dachte ich darüber nach, wo das Öl denn wohl hergekommen wäre. Bei einem Porsche 911. - Und ich habe wieder angerufen und geklärt, ob es ein  996 oder 997 war; wie groß der Ölfleck - nach welcher Parkdauer - sich dargestellt hätte. Und was man so alles an Fragen stellt, wenn man ahnt, dass das wahrscheinlich kein Einzelfall ist. Und dann fiel mir der Mann mit den zwei Porsche ein, wo die Frau das Cabrio... - und hatte ich da nicht etwas im Internet gelesen? - Schon ist man mitten in der Recherche, schreibt seine ersten e-mail, bekommt keine Antwort und - begreift, dass da wohl etwas Größeres dahinter steckt. - Und dann schreibt viele Monate später - vor kurzer Zeit - "Auto-Bild" in seinem "Jubiäumsheft" etwas von "Aufgedeckt". - Was ich da las, kam mir z.T. seltsam bekannt vor. Ich hatte es vor Weihnachten bei einem Besuch bei Porsche gehört und nicht glauben wollen. - Das tue ich übrigens auch heute noch nicht. - Aber lassen Sie mich mal die ganze Geschichte erzählen:

Sind wir alle Porsche?

06-03-10/07. - Hans-Ulrich Jörges, der vom "stern", wusste es zum Jahreswechsel ganz genau (1/2006, Seite 68): "Wir sind Porsche!". Und er nannte "66 wirklich überzeugende Gründe, warum Deutschland nicht verloren ist." - Aber ich habe keinen gefunden, der "uns alle" zu Porsche macht. Während Jörges verkündete: "Schluss mit der Deutschland-Depression! Es regiert das Kabinett der nationalen Errettung. Und das Land erhebt sich."

Ich wusste wohl davon, dass sich Porsche-Fahrer erheben wollten. Ich konnte lesen:

"Ob sich Herr Dr. Wiedeking vorstellen kann, vor versammelter Mannschaft einen öltriefenden Lappen in die Fresse zu bekommen?"

Ich konnte diese Frage zu diesem Zeitpunkt dem Porsche-Fahrer schon nachfühlen, während ich die Behauptung des "stern"-Wahrsagers bis heute nicht verstanden habe.  Sind wir alle Porsche, "weil VW auch ohne Viagra geile Autos bauen kann"? Oder: "weil Mercedes nicht nur Autos zurückruft, sondern auch einzelne in den Verkehr bringt"?

Ich verstand aber einen anderen Porsche-Fahrer, der feststellte:

"Kann ja wirklich nicht angehen, dass Kunden wegen einer offensichtlichen Fehlkonstruktion von Porsche für blöd verkauft werden!"

Ein wieder anderer empfahl:

"Das einzige was helfen könnte (bei den Simmerringen) ist, auf Designfehler/Konstruktionsfehler zu klagen."

Ich recherchierte also in die richtige Richtung, das wurde mir klar. Es ging um die Undichtigkeiten, die am Simmerring der Kurbelwelle auftraten. Und ich hatte auch einen Verdacht. Also habe ich mal mit einem e-mail an die Firma Kolben-Schmidt (Pierburg) offiziell angefangen. Natürlich hatte ich vorher schon Porsche-Zenter abgeklopft, mit Porscheleuten gesprochen. Und alle wurden im Gesicht furchtbar steif, wenn ich auf dieses Thema kam. Und Kolben-Schmidt antwortete nicht.

Bei Kolben-Schmidt wird das Motorgehäuse gegossen. Das ist - anders als beim 993 - nun  beim so genannten "Wasserboxer"-Motor in der Mitte senkrecht geteilt, und es kann nun in der Fertigung z.B. der Kurbeltrieb komplett vormontiert zwischen die beiden Hälften des Motorgehäuses eingebaut werden. Fertigungstechnisch - und damit kostenmäßig - ein Plus.

Die neuen Motorblöcke werden in einem speziellen Gussverfahren, einem Niederdruckverfahren (squeeze-in-casting) hergestellt, wobei dann das Silizium, das vorher bei der 993-Version im gesamten Gehäuse eingelagert war, hier nur da zu finden ist, wo es wirklich benötigt wird. Das macht auch die spanabhebende Bearbeitung des neuen Gehäuses leichter, weil es einfach weicher ist. - Also alles kostengünstig.

Das, so meint man in der Porsche-Entwicklung, macht auch den Einbau des Kurbeltriebs unproblematisch, weil die Kurbelwelle jetzt auf Traversen ruht, die natürlich mit dem Gehäuse verbunden werden müssen. Aber da kommt es dann zu so genannten Doppel-Passbohrungen, die man - das lernt jeder Maschinenbau-Student schon im ersten Semester - im Motorenbau immer vermeiden sollte. Bei Porsche hält man das für unproblematisch und verweist darauf, dass sich die möglichen minimalen Differenzen beim Verschrauben "ausgleichen". - Weil das Gehäuse weich ist? - Nein!, ruft man bei Porsche.

Aber genau darum kann man ein so "weiches Gehäuse" nicht da verwenden, "wo rohe Kräfte sinnlos walten", wie irgendwo in der deutschen Dichtung schon zu lesen ist. Darum wird auch beim Porsche GT3, aber auch beim Turbo, noch das alte, teure Motorgehäuse verwendet. Man scheint bei Porsche Schillers Glocke genau zu kennen.

Bei der Entwicklung der "Wasserboxer"-Motoren hat man versucht - natürlich auf den nachdrücklichen Hinweis des hochgeschätzten Dr. Wendelin Wiedeking - nicht nur einen besseren Motor als den für den 993 zu entwerfen, sondern auch ein Aggregat, das in der Gesamtherstellung "nur einen Bruchteil" (das ist die Aussage eines Porsche-Mitarbeiters!!) seines Vorgängers kostet. So kommt dieser neue Motor z.B. mit nur 408 Einzelteilen, statt bisher 480 Teilen aus, obwohl "der Neue" ein Vierventiler ist. Material kostet eben Geld. Und Material das nicht verbaut wird, macht den Motor kostengünstiger. Und wenn man dann noch bei der Montage Kosten einsparen kann... - Und das hat Porsche getan. In braver Pflichterfüllung der Planungsziele des Herrn Dr. Wiedeking hat man einen kostengünstigen Motor konstruiert, entwickelt und verbaut ihn jetzt in vielfältiger Art und unterschiedlichen Hubraumgrößen in den Sportwagenmodellen.

Dass Porsche-Motoren damit zu "Ölsardinen" wurden, ist aus meiner Sicht "der Fluch der bösen Tat". Jede technische Lösung hat nicht nur Vorteile. Und die Vorteile des modernen Porschemotors glaubte ich nun zu kennen. Nachdem ich mich nun viele Monate mit der ganzen Problematik auseinander gesetzt habe, ist mir auch klar geworden, wo wahrscheinlich die Nachteile liegen: bei der Montage ist die Kurbelwelle nicht immer unbedingt exakt gewinkelt. Damit ist der millionenfach bewährte Simmerring mit sogenannter "Mikrolippe" (bisher!) dann in einer Reihe von Fällen überfordert. Der wurde bis zum Februar 2005 verbaut, hatte auch in allen möglichen Arten von Motoren niemals Anlass bot, ihn irgendwie zu beanstanden. Aber nun, beim "Wasserboxer", den es auch in den anderen Modellen der Stuttgarter Sportwagenschmiede gibt, da kam es zu Ölundichtigkeiten: das Öl tritt beim Simmering an der Kurbelwelle aus, der - aus meiner Sicht - dann überfordert ist, wenn die Ausrichtung der Kurbelwelle nicht exakt erfolgen konnte. Dieses Öl sammelt sich dann in der Kupplungs-Glocke (dieses Mal nicht von Schiller) und verlässt über die Gehäusetrennfugen (die bei kaum einem Motor wirklich dicht sind) den Porsche, um z.B. das Pflaster einer Toreinfahrt "zu versauen".

Wendelin Wiedeking wird das sicherlich alles ganz anders sehen. Er befreit sich gerne "von den Ratschlägen der Kleingeister und Bedenkenträger". Er sagt auch mit Überzeugung:

"Wir sind die Sportwagen-Spezialisten. Nur wir bauen seit rund 50 Jahren Sportwagen - und diesen Vorsprung an Erfahrung kann uns niemand nehmen."

Was nichts an der Tatsache ändert, dass die 996, die 997, die Boxster in einer auffallend großen Zahl ölen. - Porsche gibt nicht nur Garantie, sondern kennt auch den Begriff Kulanz. Aber nicht unbegrenzt. Und so gibt es viele unzufriedene Porsche-Fahrer. - Was bei Porsche bestritten wird.

Der verantwortliche Leiter Antriebsentwicklung sagt:

"Ich müsste es wissen, weil mir vom Vorstand alle Garantie- und Kulanzkosten vorgehalten werden." -

Und er sagt auch:

"In all' den wenigen Fällen, wo es ein Problem gab, wurde das für den Kunden kostenlos auf dem Garantie- oder Kulanzweg beseitigt."

Das hört sich überzeugend an, kann aber nicht stimmen. Oder es stimmt deshalb, weil Porsche-Zenter die Kunden den Simmerringtausch bezahlen lässt. Und in Stuttgart hört man nichts davon. - Oder ist es doch anders?

Da schreibt z.B. ein Porschebesitzer:

"Ich habe heute vom PZ (= Porsche-Zentrum) die Mitteilung bekommen, dass die Kulanz  für die Reparatur des Simmerings abgelehnt worden ist. Die neuen Kulanzrichtlinien sehen wie folgt aus: Kulanz generell nur noch bis 80.000 km und einem max. Alter von 4 Jahren. Ist einer dieser Werte überschritten, gibt es generell keine Kulanz mehr."

Porsche (ein Mitarbeiter der Presseabteilung) schreibt mir dagegen - sicher nach interner Abstimmung - folgendes:

"Ich möchte Ihnen nochmals versichern, dass sich Porsche kulant zeigt, wenn eine Beanstandung aufgrund eines Mikrolippen-Wellendichtringes vorliegt. Sollten Sie auf gegenteilige Beispiele während Ihrer Recherche gestoßen sein, so gehe ich davon aus, das es sich um wenige Einzelfälle aus der Vergangenheit handelt. Wir werden diese Fälle gern nochmals überprüfen, wenn Sie uns die betroffenen Kunden nennen."

Tatsächlich ist heute wohl eine Abhilfe bei Ölundichtigkeiten bei den "Wasserboxer"-Motoren möglich. Wie ich oben bereits schrieb, wird in der Serie seit Februar 2005, bei Garantie- und Kulanzfällen ab August 2005 ein neuer Simmerring verbaut, der intern als "PTFE-Ring" bezeichnet wird.

Dieser Ring (rechts) ist das genaue Gegenteil von einem Mikrolippen-Ring, ihn könnte man als Macrolippen-Ring bezeichnen - oder um es zu verdeutlichen: es handelt sich um Dichtlippen im Schamlippen-Format. Nur die können so die Abweichungen ausgleichen, die offensichtlich immer noch beim Verbauen der Kurbelwelle entstehen können. Auf dem Foto sind die Unterschiede leider optisch nicht auszumachen. Aber schon beim Greifen erkennt man den anderen Aufbau des nun in der Serie verbauten Dichtrings: er ist sozusagen "haltlos", braucht Halt, während der Mikrolippen-Ring (links) sozusagen "in sich gefestigt ist", aber - wie der Name es schon ausdrückt - nur über eine klitzekleine Dichtlippe verfügt.

Bei Porsche in Stuttgart wird bestritten, dass die "Ölsardinen-Tendenz" der modernen Porsche-Motoren ihre Ursache in einer konstruktiven Schwäche hat. Obwohl man schon mal beim Kunden nicht nur die Simmerringe, sondern auch komplette Gehäuse austauscht. In Stuttgart argumentiert man so:

"Aus unserer Sicht liegen keine konstruktiven Mängel unserer Motoren vor. Das gilt sowohl für die Sechszylinder- als auch die Achtzylinder-Motorenfamilie. Während Ihres Interviews hat Ihnen Herr Dr. Neusser erläutert, dass der Mikrolippen-Wellendichtring zeitweise gewissen Qualitätsschwankungen des Lieferanten unterlegen ist und dadurch die Möglichkeit bestand, dass Öl-Undichtigkeiten auftraten."

Ich lache mich schief! - Nun sind es also wieder Fehler des Zulieferers. Für mich ist der "Wasserboxer"-Motor kein echter Porsche-, kein Sportwagenmotor mehr. Denn er besitzt z.B. auch keine echte Trockensumpfschmierung. Was Porsche mit sehr interessanten Formulierungen zu verschleiern sucht. Um es ganz deutlich einmal anders - und für jede Hausfrau verständlich - zu formulieren: Bei Aldi würde es einen solchen Motor nicht geben. Das geht nur bei Wendelin Wiedeking. Wegen "der Kohle". Und wenn ich höre: "Nur wir bauen seit rund 50 Jahren Sportwagen - und diesen Vorsprung an Erfahrung kann uns niemand nehmen.", dann muss ich leise lächeln. Was heißt hier "wir"? - Als Wiedeking 1958 bei der Grundschule (Volksschule) Beckum/Westfalen eingeschult wurde, da war ich Porsche-Verkäufer. - Wo hat denn derzeit Porsche einen einzigen Mitarbeiter mit 50 Jahren Porsche-Erfahrung? - Es gibt in Weissach hervorragende Spezialisten, das sind dann aber auch die mit einem relativ engen Horizont. Wenn die mit einem Lastenheft gewisse Vorgaben erhalten, dann werden die diese Aufgabe lösen. - Was danach kommt, wird die nicht interessieren. Das ist schließlich eine andere Kostenstelle!

Als mir Dr. Neußer, der Leiter Antriebsentwicklung, erzählen wollte, dass 911-Motoren zu allen Zeiten geölt haben, da habe ich ihm nicht nur widersprochen, sondern darum gebeten mir zu sagen, woher er das weiß. - Und er hat mir erzählt, dass er als Kind mit dem Fahrrad durchs Dorf gefahren ist (er kommt aus der Gegend von Aachen); und dass es dort einen (einzigen) Porsche-Besitzer gab, der in seiner Garage immer eine Blechwanne unter dem dort schützend untergestellten 911 gestellt hatte. - Kann ja sein. Der hatte vielleicht vorher Erfahrungen mit einem MG gesammelt. Wer "damals" englische Automobile (oder Motorräder) fuhr, der weiß wovon ich spreche.

Und wenn nun "Auto-Bild" in der "Aufgedeckt"-Geschichte Ende Februar auch die Mär von schon immer ölenden 911-Motoren verbreitet, dann kenne ich die Quelle (s.o.) Ich möchte meine lieben Hamburger Kollegen darauf aufmerksam machen, dass mit ihrem "Auto-Bild"-Titel "TÜV Autoreport 2006" die Realität verbreitet wurde. Auf Seite 140, unter "TÜV-Urteil ist zu lesen: "Einzig beim Ölverlust am Motor fallen drei- und fünfjährige Kandidaten negativ auf - ältere 911 sind da besser."

Tatsache ist nämlich, dass nicht „alle“ Porsche 911 in Richtung „Ölsardinen“ tendieren, sondern nur (!) die so genannten „Wasserboxer-Motoren“. Aber „Auto-Bild“ ist das entgangen, man verbreitet lieber die von Porsche gewünschte Darstellung. Man macht die 911 der Vergangenheit schlechter, damit die aktuellen Modelle besser da stehen.

Aber Dr. Neußer hat natürlich insofern Recht, als fast alle Motoren im Fugenbereich in wenig "schwitzen". Nicht nur Porsche-Motoren. Aber es läuft kein Öl heraus! -  Und ein Porschemotor darf keine "Ölsardine" sein! - Niemals! - Auch der "alte" 911-Motor war serienmäßig keine "Ölsardine".

Übrigens wurde meine Anfrage vom 23. August 2005 von der Firma Kolbenschmidt auch - nach mehrmaligem Erinnern - dann am 14. Oktober 2005 wie folgt beantwortet:

"...bitte entschuldigen Sie die aufgrund verschiedener notwendiger Recherchen späte Antwort auf Ihr Email.

Wir haben Ihre Anfrage bezüglich Undichtigkeiten intern geprüft. Die Antwort der zuständigen Fachabteilung war, dass Undichtigkeiten beim Motor zahlreiche Ursachen haben können und damit viele Bauteile betreffen.

Was unseren Lieferanteil angeht, ist allerdings Fakt, dass unsere Kurbelgehäuse gemäß Spezifikation dichtgeprüft werden und nur bei i.O.-Prüfung an die jeweiligen Kunden geliefert werden.

Ich bitte um Ihr Verständnis, dass wir Ihnen in dieser Sache nicht weiterhelfen können, aber zu einer substantiellen Aussage bedürfte es einer detaillierten Prüfung des entsprechenden Fahrzeugs."

Also kann es am Gehäuse nicht liegen. Sagt Kolbenschmidt (ein Unternehmen der Pierburg-Gruppe). Interessant ist in diesem Zusammenhang auch meine Feststellung, dass alle Porsche-Zenter nach dem Anlaufen des Verkaufs von Modellen mit "Wasserboxer"-Motoren mit einem Ausrichtwerkzeug beliefert wurden (natürlich gegen Bezahlung), mit dem es der Porsche-Werkstatt möglich ist, die exakte Ausrichtung der Kurbelwelle zu kontrollieren. Als ich Dr. Neußer berichtete, dass mir sogar der Fall bei einem Boxster bekannt wäre, wo die Kurbelwelle von der idealen Ausrichtung so weit entfernt war, dass es zu einem Kolbenklemmer kam, da hat der nur verzeihend gelächelt.

Hier sei der Fall für ihn notiert, allerdings im Zusammenhang mit der Darstellung auch anderer Fälle:

Grüezi Herr Hahne,

Auch die Schweizer Fraktion möchte die Gelegenheit wahrnehmen, um Ihnen kurz meine Erfahrungen mit Porsche Produkten neuerer Bauart mitzuteilen, damit Sie vielleicht erkennen, welche Brisanz dieses Thema hat. Diese Thematik, die ganz offensichtlich extrem unter den Teppich gewischt und verharmlost wird.
Denn auch ich frage mich, was passiert mit den ahnungslosen Kaufinteressenten der 996 / 997 Baureihe?
Auch ich besaß von circa 2002 bis 2004 einen Boxster 2,5 er. Gekauft als Gebraucht Wagen mit 45'000 KM Laufleistung. Dieses Fahrzeug erhielt bei 50'000 Kilometern einen neuen Simmerring. Zu diesem Zeitpunkt wurde ich erst auf diese Thematik aufmerksam. Da ich aber noch Garantie hatte, von dem ortsüblichen Händler, hat mich dies nicht sonderlich berührt. Ich wurde erst wieder unsicher, nachdem mich praktisch jeder Kaufinteressent, zum einen auf Garantie angesprochen hat, zum weiteren ob der KWS (= Kurbelwellensimmerring) bereits gewechselt wurde.
Verkauft habe ich das Fahrzeug mit ca. 78.000 km. Auch der Folgebesitzer eine Privatperson hat inzwischen noch 1 weitere KWS-Aktion mit dem Fahrzeug hinter sich gebracht . Ich erfuhr dies, da der erboste Käufer mir die Schuld geben wollte.
Im Jahr 2004 kaufte ich mir dann mein Traumcabrio, ein 996 3.6l Cabrio, Jahrgang 2002, gekauft als Vorführ-Werkswagen mit einer Laufleistung von 31.600 km. Auch dieses Fahrzeug hatte gemäß Vorbesitzer, den ich ausfindig machte, bereits einen KWS-Kundendienst vor Verkauf bekommen.
Da ich das FZG importierte würde beim Schweizer TÜV der KWS bemängelt, also KWS wieder ersetzt.
Nach 5'000 KM wieder undicht, KWS wieder ersetzt. Nach weiteren 1'000 KM wieder undicht, durch den WUNDER Simmerring vom 997 ersetzt. Nach knapp 2’000kM wieder undicht. Nach erbostem Schreiben wurde eine Revision angeordnet, da undichte Gehäusehälften, vordere und hintere KWS undicht, sowie Kurbelwelle die Vibrationen erzeugte festgestellt wurden.
Beim Zerlegen des Motors wurden Riefen in Kolben entdeckt; die PAG wollte den Motor so schnell als möglich zurück …ich bekam einen neuen Motor. Nach 3'000 Km bis jetzt dicht…. Es wurde alles auf Garantie repariert.
In meinem Freundeskreis, Porsche Klub Zürich, sind 6 weitere Fälle bekannt.
Ich selber fahre seit 15 Jahren Porsche, von 944 über 964 zu 993 über den Boxster zum 996. Die Qualität vom 993 ist sicherlich besser, jedoch würde ich niemals mehr ein älteres Modell kaufen, da mir die Ambiente der älteren Modelle zu altbacken ist, und die Leistung  nicht mehr den Anforderungen der heutigen Zeit entsprechen. Mittlerweile hat bereits ein Audi S3 oder Golf über 250 PS.
Von der History der glorifizierten Porsche Wagen und den besten Bremsen der Welt habe ich aber noch immer nicht die Power, um mir auf der AB einen gechippten S3 oder M3 S4 etc. vom Leib zu halten mit 275 PS.
Von Luft Wasser Diskussionen distanziere ich mich, da es mir völlig egal ist ob ein Wagen mit Wasser oder Luft kühlt.
Ich finde es eine Frechheit für ein Sportwagen mit einem Neupreis von 110'000 Teuronen so eine derart beschissene Qualität zu verbauen.
Ich selber tendiere, wenn die Finanzen wieder besser sind, zu einem Aston Martin Vantage V8 oder zu Audi.

Ich habe dieses e-mail an mich einmal in voller Länge wieder gegeben, weil es aussagekräftig ist und dieses Bla-bla-bla der Porsche-Verantwortlichen einfach relativiert. - Für wie dumm halten die eigentlich ihre Kunden? - Mir liegen inzwischen noch eine ganze Reihe von weiteren e-mail vor. An mich adressiert, weil auch im Internet zu lesen war:

"Schreiben an Porsche bringt NICHTS !!!!"

Ich könnte jetzt noch viele andere Porsche-Fahrer mit ihren Simmerring-Problemen zitieren. Viele von Ihnen sind beim Simmerring-Tausch mit um 1.000 Euro zur Kasse gebeten worden. Ich habe oben die Porsche-Meinung - und das Porsche-Angebot (!!!) notiert. Nun ist es an den Porsche-Fahrern sich zu melden. Jetzt - nach meinem Besuch in Weissach - sollte das Schreiben an Porsche wieder für die betroffenen Kunden sinnvoll sein.

Und ich habe da eine Idee, wie man den Porsche-Verantwortlichen klar macht, was "draußen" wirklich los ist:

Bei Simmerring-Problemen - oder wenn man Ihnen für einen Simmerring-Tausch im Porsche-Zenter Geld abgenommen hat - schreiben Sie bitte direkt an:

Dr.-Ing. Heinz Jakob Neußer
Leiter Antriebsentwicklung
Dr.Ing. h.c. F. Porsche Aktiengesellschaft
Entwicklung
Porschestraße
D-71287 Weissach

oder ein e-mail an:

heinz-jakob.neusser@porsche.de

Ich möchte Sie, liebe Porsche-Fahrer bitten, mir jeweils eine Kopie zukommen zu lassen. Damit ich die Übersicht behalte und weiter mithelfen kann, dass man bei Porsche das Problem - verdammt noch mal! - endlich ernst nimmt. - Wendelin Wiedeking hat eine Reihe von Fehlern gemacht. Ich möchte mit deren Aufzählung (aus meiner Sicht) nicht diese Geschichte verwässern. Aber diesen "Wasserboxermotor" zähle ich zu den Porsche-Fehlern, ordne den Wiedeking zu. - Das war nicht seine Absicht, aber nun sollte er dafür gerade stehen. - Vielleicht fallen ihm dazu auch ein paar "große Worte" ein.

Die Situation "draußen" ist inzwischen so, dass da ein Porsche-Fahrer den anderen so tröstet:

"Eine 1000 Euro-Reparatur muss man schon mal bei einem Fahrzeug dieser Preisklasse einkalkulieren. Dein wirkliches Problem ist, dass der letzte Simmerring  ja nur 7000 km gehalten hat. Sollte jetzt wieder der Simmerring hin sein (und nicht die Dichtung der Nebenwelle oder eine Trennfuge), dann ist es natürlich nicht sehr wahrscheinlich, dass die jetzige Reparatur lange hält. Man wird dir natürlich sagen, dass Porsche auf die Reparatur zwei Jahre Gewährleistung/Garantie gibt, aber nach Ablauf der zwei Jahre stehst du wieder genauso schlau da.

Mein ehrlicher Rat: Lass es reparieren und verkauf den Wagen."

Diese Diskussion beeinflusst natürlich auch die Preise für Gebraucht-Porsche. Für einen guten 993 erzielt man - relativ betrachtet - heute einen besseren Preis als für einen 911 der Serien 996/997. Man sollte das Thema in Stuttgart also nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wendelin Wiedeking sollte es zu einem Chef-Thema machen. - Meine ich.

Leider ist Wiedeking ein schwieriger Chef, weil er nicht Meinungen anderer mit Argumenten zu verändern sucht, sondern er vernichtet sie, er ist intolerant und eigentlich unflexibel. Er wird dazu neigen, diese Geschichte der von ihm in Deutschland beobachteten Tendenz zuzurechnen, nur Negatives wahrzunehmen, ja gerade danach zu suchen. - Ich musste nicht danach suchen, ich habe sie "gefunden", weil ich in der Branche lebe. - So einfach ist das. Aber ich bin ja auch nicht als Aufsichtsratmitglied von VW abgelenkt.

Bei Porsche dachte man sicherlich, mit der "Auto-Bild"-"Aufdeckungs-Geschichte" den Fall vom Tisch zu haben. Natürlich hat man dadurch die Situation entschärft, weil die Konkurrenzblätter diesen Fall so schnell nicht wieder aufgreifen. Wer möchte heute schon gerne Zweiter sein? - Geschickt von Porsche gemacht!

Mir geht es aber hier nicht um "Blumen" für mich oder Motor-KRITIK, mir geht es um den Porsche-Kunden. Und dabei denke ich auch ein wenig an die Porsche-Zukunft. - Das ist natürlich ein Standpunkt, der für Manager, die nur kurzfristig an Profit interessiert sind, schwer verständlich ist.

Auch für Chefredakteure, die heute niemals die kaufmännischen Aspekte einer Geschichte aus dem Auge verlieren. Wenn es um Anzeigenkunden geht. - Nur darum konnte so eine "Ölsardinen"-Geschichte auch so lange unter der Oberfläche schwelen.

Der stellvertretende Chefredakteur des "stern" hatte z.B. Anfang Januar 2006 noch nichts davon gehört, obwohl die Redaktion über ein starkes (was die Anzahl der Redakteure betrifft) Ressort "AUTO, SPORT UND REISE" verfügt. Sonst hätte er seine o.g. Darstellung nicht getitelt:

"Wir sind Porsche!" -

Was, wenn man die von mir dargestellte Motoren-Situation bei Porsche kennt, nichts anderes bedeutet als:

Wir sind alle nicht ganz dicht!

Und das hat uns Hans-Ulrich Jörges sicherlich nicht vorhalten wollen. Er kannte sich einfach nur nicht aus. - Womit er allerdings nicht alleine war.

MK/Wilhelm Hahne


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