Wendelin Wiedekings Wundergage
07-12 -13/10. - Die Managergagen beherrschen die Schlagzeilen. Landauf landab. Die Vorstandsvergütungen in deutschen Aktiengesellschaften haben abgehoben, schießen raketengleich in den Einkommenshimmel. Seit kurzem sticht bei diesem Gagenfeuerwerk ein Manager ganz besonders hervor - Porsche-Chef Wendelin Wiedeking. Er ist der neue Shooting-Star in der nach oben hin offenen Gagen-Skala:
Für 2007 erhält er rd. 60 Mio. Euro. - Soviel wie 1000 Porsche-Werker.
Kein noch so wohlhabender Mittelständler würde sich aus seinem
Unternehmen derart unverschämt bedienen. Doch woher kommt das viele Geld? - Hat
Wiedeking bei Porsche den Dukaten-Esel gefunden?
Als er in Zuffenhausen antrat, stand Porsche kurz vor der Pleite. Fast
zeitgleich übernahm ein gewisser Ferdinand Piech das Ruder bei VW. Er brachte
das ihm anvertraute Unternehmen sogleich auf Porsche-Kurs. „Der VW-Konzern ist
für Porsche von entscheidender Bedeutung,“ schrieb BUSINESSNEWS am 14. Februar
2007 „weil der Sportwagenbauer Ressourcen der Wolfsburger in den Bereichen
Produktion und Entwicklung nutzt. Der Aufstieg Porsches, von einem Unternehmen
am Rand des Bankrotts zum profitabelsten Autohersteller der Welt, wäre ohne den
Rückgriff auf VW-Ressourcen undenkbar gewesen“.
Bis zum letzten Jahr verschleierte VW seine intime Verbindung zu
Porsche sogar im Geschäftsbericht. Das allein wäre schon schlimm genug. Es ist
aber nur die halbe Wahrheit. Kaum bei VW am Ruder, umgab sich Piech mit Lakaien
und Ja-Sagern. Die stimmten Piechs Porsche-Plänen servil zu. Im Nu waren weitere
wichtige Vertriebslizenzen im Osten in der Hand der Piech/Porsche-Familie. Wem
der Kurs des Porsche-Eigners nicht passte, wurde gefeuert. - Gnadenlos.
Fachliche Qualifikation spielte keine Rolle bei VW. Kadavergehorsam war
angesagt. Sogar Auto-Professor Seiffert wurde entsorgt.
Der Aufstieg Porsches vom Rand des Bankrotts mit Rückgriff auf VW-Ressourcen
erfuhr mit dem Cayenne-Projekt seine finale Krönung. Piech ließ den Geländewagen
"Touareg" entwickeln. Porsche wurde Projektpartner. Nicht etwa die
Konzerntochter Audi. Der "Cayenne" entstand auf der "Touareg"-Plattform. Sogar
die Türen sind austauschbar. Damit öffnete Piech der Sportwagenschmiede seiner
Familie ein völlig neues Marktsegment. VW bestritt das Gros der
Entwicklungskosten. VW stellt auch die Fabrik. Das schont den Geldbeutel der
Porsches und der Piechs ganz ungemein. Der "Cayenne" läuft in Bratislava mit
dem"Touareg" vom Band, wie die FAZ schrieb. Das stimmt indes nicht ganz. Am
Bandende lässt man Motor und Räder weg. Damit wird „eine Rohkarosse
vorgetäuscht“, so der Werksvorstand. Dessen Parole: „Vier Schrauben und der
Porsche ist fertig.“
Motor und Räder montiert Wiedeking in seiner Tarnfabrik in
Leipzig. So wird aus „Fake in Slovakia“ „Made in Germany“. Die slowakischen
VW-Werker bekommen 1/6 der Löhne ihrer Wolfsburger Kollegen. An einem Top-Modell
"Cayenne"-Turbo S verdienen die Piechs und die Porsches VW-Angaben zufolge bis
zu 50.000 Euro. In seinem Buch „Anders ist besser“ kritisiert Wiedeking
genau diese „krude Profitmaximierung“ von „Sozial-Rambos“ insbesondere im Osten.
Über den "Cayenne" wurden Konkurrent Porsche Milliarden zugeschoben, statt sie
im Konzern bei Audi zu heben. Mit diesen Milliarden von VW finanzierte Porsche
den Einstieg bei VW. Die "Heuschrecken", mit denen man die Öffentlichkeit
narrte, saßen in Zuffenhausen. „Wir wollten einfach unser in den vergangenen
Jahren so erfolgreiches Geschäftsmodell absichern“, gesteht Wendelin Wiedeking
in seinem Buch. Das ist zumindest ehrlich.
Das "Cayenne"-Projekt - gegen die Interessen von VW gerichtet - war eine
Auslandsinvestition. Für die brauchte Piech den Betriebsrat. „Ohne IG Metall und
Zustimmung des Betriebsrates gibt es keinen Pfennig außerhalb der deutschen
Grenzen“, begründete Dr. Schuster gegenüber dem LKA (Landeskriminalamt) die
Bordellzahlungen über das Konto 1860. Das hatte VW-Revisionschef Reinecke zum
kriminellen Freiraum erklärt. Reinecke unterstand direkt den VW-Chefs Piech und
Pischetsrieder. Piech war zudem das einzige Organ bei VW, das von den
Betrugsvorgängen über seine Familienfirma persönlich profitierte. Die FAZ
formulierte es messerscharf:
„Wann hat man Vergleichbares erlebt? Dass ein angestellter Manager - nichts
anderes war Piech in seinen aktiven VW-Jahren - einen Weltkonzern Zug um Zug
unter die Kontrolle seiner Familie bringt“.
Wendelin Wiedekings Wundergage entpuppt sich somit als Teil dieser
Milliarden-Beute zu Lasten der 325.000 VW-Werker und Tausender Aktionäre. - Die
Justiz verharrt derweil im Tiefschlaf.
MK/ Prof. Dr.-Ing. Hans-Joachim Selenz
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