Viele Bilder und wenig Worte von einem Besuch des Yamaha TR1-Treffens 2008 in der Eifel:  Ein zu seiner Zeit verkanntes Modell auf dem Weg zu einer Legende - begleitet von echten Motorradfahrern  - denen aus Leidenschaft

Es war wie so oft ein Zufall. Da erschien ein neues Motorradmodell und es wurde von der Fachpresse "nach Norm" getestet. Zu dieser Zeit stand auch eine neue Fachzeitschrift vor einem Besitzer-Wechsel: "Motorradreisen" , aus der dann der "Tourenfahrer" erwuchs. Ich kannte den neuen Verleger und Herausgeber seit seinen Ressortleiter-Zeiten bei "hobby". Da war es kein Wunder dass der mich fragte: "Könntest du für meine Zeitschrift mal einen Test schreiben, der sich von denen der anderen Zeitschriften ein wenig unterscheidet?" - Ich konnte . Und habe die neue Yamaha TR 1 als Testobjekt vorgeschlagen. - OK - Ich habe mir viel Arbeit gemacht, bin viel gefahren, solo, mit Sozius, mit Packtaschen, habe gemessen, gefühlt und gewertet. Heraus kam ein Einzeltest für ein Motorrad, wie es ihn in einer solchen Länge (einschl. Fotos) vorher nicht gegeben hatte. (Dabei war der schon gekürzt.) Selbst mein Auftraggeber war überrascht. "Und was soll das denn kosten?" - Natürlich war ein solcher Test mit einem solchen zeitlichen Aufwand als Verleger nicht vertretbar, wobei andere Fachzeitschriften ja vormachten, mit welch geringem Aufwand man Papier füllen konnte. - Also ist es bei diesem einzigen Test - in dieser Art - geblieben. Die Ausgabe von damals ist im Verlag lange, lange ausverkauft und das Heft wird heute z.B. bei "ebay" deutlich über "Neupreis" gehandelt. Auch wegen des TR1-Test, der wohl der einzige aus dieser Zeit ist, in der das Motorrad so objektiv wie möglich gemessen und so subjektiv wie notwendig "eingestuft" wurde. - Es spricht für den Yamaha TR1-Club, dass ich "als Tester von damals" zum aktuellen TR1-Treffen eingeladen wurde. Ich habe dort sonst keinen Kollegen - weder von "gestern" noch von "heute" - getroffen. Aber viele begeisterte Motorradfahrer, die auch eine Beziehung zu ihrem Sportinstrument haben und mutig im Land der "Gummikühe" bekennen:

"Unsa aana foaht Japanaa"

08-10-06/05 - In meiner "Schlussbetrachtung" in meinem Test aus dem Jahre 1981 - also jetzt 27 Jahre alt! - (auch nachzulesen unter www.motor-kritik.de/common/00042001.htm ) heißt es:

Die Yamaha TR 1 ist bisher kein Verkaufserfolg. Das versteht um so weniger, wer die Maschine gut kennt. Sie ist ein neuer Typ von Motorrad, das nicht durch Höchstleistungsdaten glänzt, sondern durch gute Allround-Eigenschaften. Ein Motorrad für den Motorradfahrer im "klassischen Sinne", so wie die TR 1 selbst die Neuauflage eines klassischen Motorrades ist. "Langliegend" und "Knie vom Tank" paßt eben nicht zu ihr. Sie ist eben der Prototyp einer modernen (!) Reisemaschine. Offensichtlich - am Verkaufserfolg gemessen - ist sie ihrer Zeit voraus. Die vorhandenen kleinen Schwächen sind sicher im Zuge der Modellpflege auszubügeln. Sie sind aber nicht so gravierend, daß man zum jetzigen Zeitpunkt seine Kaufabsicht zurückstellen sollte. (Vor allen Dingen nicht bei den Sonderpreisen!)

Als Reisemaschine ist die TR 1 nicht nur von der Motorseite her, von den Fahrwerkqualitäten, von der Sitzposition und der Zuladung her geeignet, sondern auch von der Tankkapazität. Der 19-Liter-Tank ermöglicht - je nach Fahrweise - eine pausenlose Fahrt zwischen 200 und 300 Kilometern (Reserve 3,2 Liter).

Wir sind davon überzeugt, daß ein Motorrad wie die Yamaha TR 1 - mit relativ hubraumgroßem Zweizylindermotor - Zukunft hat. Sie ist übrigens aufgrund ihres ausgeglichenen Charakters nicht nur das richtige Spaß-Instrument für Fortgeschrittene, sondern auch für Anfänger.

Und jetzt stehen die Maschinen in großer Stückzahl vor mir. Yamaha TR1-Besitzer reisen an diesem Wochenende an und ab. Aber so 70 bis 80 Motorräder sind immer gleichzeitg "vor Ort". Das ist das Nettetal. Dort gibt es das "Hotel Forsthaus"

Und es gibt auch einen Zeltplatz dazu:

Das "Forsthaus" ist schon ein Haus, in dem auch Motorradfahrer willkommen sind...

...und darum wurde es wohl auch von den Organisatoren des Club-Treffens in diesem Jahr ausgewählt.

Und da stehen dann die TR1, auch mit den unterschiedlichsten Modifikation z.T. personifiziert. Ich lasse jetzt mal Foto auf Foto folgen, ohne mit Text zu langweilen:

Sie haben so einen kleinen Überblick bekommen, was man aus einer Yamaha TR1 - je nach Neigung und Geschmack - alles machen kann.  Die "SCR1" ist ein besonders schönes Beispiel auch für das handwerkliche Können mancher TR1-Besitzer. Hier wurde die TR1 zu einem "Scrambler", mit hochgelegter Auspuffanlage umgebaut. Eine sehr schöne Arbeit. Es es ist wirklich ein einmaliges Motorrad geworden.

Es gab hier im Nettetal aber z.B. auch die amerikanische Version der TR1 zu sehen:

Sie haben richtig gesehen. Die amerikanische Version hatte Kardanantrieb, rechteckige Instrumente und einen rechteckigen Scheinwerfer. Wobei dann natürlich gleich die Frage auftaucht: Warum hatte denn die deutsche Version keinen Kardanantrieb? - Weil der Sekundärantrieb über eine Kette, die bessere Lösung ist.  - Wenn man sie so ausführt, wie das bei der TR1 - in der Europa-Version auch geschehen ist: es gibt einen geschlossenen Kettenkasten, in dem die Kette durch eine Fettfüllung nicht nur "geschmiert", sondern auch gekühlt wird. TR1-Fahrer, die ich hier bei dem Treffen sprach, berichteten mir von Laufleistungen um 100.000 Kilometer. Worauf man achten muss: irgend wann wird der Simmerring des Kettenkastens am Hinterrad undicht. Den sollte man rechtzeitig auswechseln. Und es gibt auch jemanden, der - weil Yamaha wohl irgendwann ohne Originalersatzteile ist - die in ausreichender Stückzahl nachfertigen ließ. Kostenpunkt - wenn ich das richtig mitbekommen habe - um 20 Euro.

Nun aber zu den Menschen die eine Yamaha TR1 fahren: Auf "Spinner" bin ich bei diesem Treffen nicht getroffen. Man konnte sich mit den Besitzern dieser TR1 sowohl über gutes Essen, wie über Flugzeuge, über Automobile, über alle Dinge dieser Welt unterhalten. Die Gespräche drehten sich durchaus nicht nur über Motorräder und Motorradfahren. Motorradfahren scheint für TR1-Besitzer die "schönste Nebensache" der Welt zu sein. Und die TR1 dafür allerdings "das beste Motorrad".

Es war für mich schön zu erfahren, dass ich vor 27 Jahren praktisch die Zukunft der TR1 richtig eingeschätzt und vorhergesagt hatte:

Also auch hier kein Einheits-Look. 

Nun noch mal zu exotischen Eigenbau-Versionen der TR1:

Dann habe ich noch einen Exoten entdeckt, der nicht TR1 hieß, denn es hatten sich auch andere Yamaha-Freunde von diesem Treffen der Gleichgesinnten angezogen gefühlt. Hier steht eine...

...der seltenen Yamaha XS 500. - Bleiben wir doch gleich im Zeltlager, wo ich diese Maschine entdeckte und zeige Menschen, Maschinen und - verdeutliche die Stimmung:

Natürlich wurde auch gegessen und getrunken. Wie man schon am letzten Foto sieht. Aber es wurde ja auch nicht mehr gefahren, sondern man saß noch zusammen, plauderte und holte sich - frisch - etwas vom Grill:

Und ich saß unter den TR1-"Jungens" und erzählte auch diese und jene Geschichte zum Thema. Da hatte ich z.B. zur Zeit der ersten TR1 Helmut Dähne (eigentlich kennt den jeder Motorradfahrer) an der Nordschleife getroffen. Und ich hatte eine Idee, da ich gerade sowohl eine TR1 als auch eine RD350 zum Test in der Garage stehen hatte. Sie erinnern sich an die 350er Zweitakter von Yamaha? Ein rasantes Motorrad mit einem wunderbaren Handling. Und auch leicht und schnell.

Also habe ich Helmut Dähne mal gefragt, ob er nicht sowohl mit der RD 350 als auch mit der TR 1 mal ein paar schnelle Runden um den "Ring" heizen wolle. Mich würde interessieren, welche von beiden die Schnellere sei, aber auch, welchen Eindruck man als Motorradfahrer mit viel Erfahrung (Helmut Dähne arbeitete damals als Reifentester für Motorräder) von diesen Motorrädern mitnehmen würde. Ganz subjektiv.

Helmut Dähne war erst bereit mit beiden Motorrädern zu fahren, nachdem er sie auf "seine" Reifenmarke umgerüstet hatte. Und dann ging's los. Zuerst mit der RD. Ich habe die schnelle Runde gestoppt. Dann - ohne viel Worte zu wechseln - gings mit der TR1 weiter. Ich nahm wieder die Zeit. - Helmut Dähne nach seinem Eindruck gefragt, mit welchem Motorrad er wohl die schnellere Zeit auf der Nordschleife gefahren habe, lächelte nur und meinte: "Na klar, mit der RD 350." - Irrtum lieber Helmut. Es war die TR1, deren Harmonie von Fahrwerk, Leistung und Drehmoment manchen Leuten, selbst den erfahrendsten, einen falschen (subjektiven) Eindruck vermittelte. - So reihte sich Geschichte an Geschichte, Eindruck an Eindruck. - Ein schöner Abend!

Als es dann langsam dämmert, gab es wohl jemanden, den es noch nach Hause zog. Er hatte sein Motorrad...

...schon bereit gestellt. - Aber es werden nicht wenige sein, die den Weg wieder nach hier zurück finden. Der Ort heißt...

...liegt im Nettetal (nahe Mayen, in der Eifel) und man erkennt das Hotel auch...

...an dem Hinweisschild, das direkt an der Straße steht.  - Als ich zurück nach Hause fahre, lasse ich ein loderndes Lagerfeuer zurück, dass  unübersehbar ist...

...und eigentlich wie aus den vielen Funken zusammen gesetzt wirkt, die bei mehr als 1.500 Yamaha TR1-Besitzern in Deutschland heute noch in deren Herzen brennen. Wem es noch nicht klar ist, dem sei es hier noch einmal - in "Western-Germany" - klar gesagt:

 Die Yamaha TR1 ist auf dem Weg zu einer Legende. - Ganz bestimmt!

 MK/Wilhelm Hahne


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