24-Stunden-Rennen, Nürburgring 2009: "Die haben
auch alles richtig gemacht", stellt Dr. Walter Kafitz, GF der
Nürburgring GmbH vor dem Start im DSF - bezogen auf die
Reglementsänderungen des ADAC Köln - fest. - Hatte er Recht?
Nun, es war in
diesem Jahr wohl eher so, dass der der bezahlt, auch bestimmt welche
Musik gespielt wird. Das ist auf jeder Kirmes-Veranstaltung so. Warum
hätte es beim 24-Stunden-Rennen anders sein sollen? - Audi war einer
der Hauptsponsoren. Und so gab es draußen an der Strecke im Bereich
"Quiddelbach" eine Audi-VIP-Außenstelle. Dort, wo z.B. das Zelten
verboten ist. Wahrscheinlich stehen aber Audi-VIPs unter Naturschutz.
Weil man die zum Autokauf noch braucht. Man braucht auch Siege, um den
neuen Sportwagen mit Zehnzylindermotor besser vermarkten zu können.
Will man dessen Qualitäten darstellen, muss man eben bekannte,
bewährte, erfolgreiche Sportwagen schlagen. Porsche zum Beispiel. Weil
es aber bei diesem "24-Stunden-Spiel" keinen Versuch gibt, muss man die
ernsthafte (sportliche?) Auseinandersetzung gut vorbereiten. Da muss
dann evtl. am Reglement geschraubt werden. Aus sportlichen Gründen
natürlich. Alle Teilnehmer müssen gleicher als gleich sein. Damit alle
Siegchancen haben. Das soll im Sport so sein wie im wirklichen Leben.
Alle haben gleiche Voraussetzungen. Nur manche haben eben die
gleicheren. Und die werden dann zufällig Chef. Andere werden zufällig
Fensterputzer. - Oder so. - Und man möchte natürlich die Unfallgefahr
mindern. Und die mindert man, indem man die Teilnehmerzahl mindert.
Fahrzeuge die nicht mitfahren, können auch nicht verunfallen. So
einfach ist das. - So treten dann - zu ganz neuen Bedingungen - die
Nürburgring-GF Dr. Kafitz auf seine Art bewertet (s.o.) dann in 2009 ,
entsprechend dem Trainingsergebnis 170 Fahrzeuge an. In 2008 waren es
223 gewesen. - Aber darum hatte man ja auch vorausschauend alle Kosten
für die teilnehmenden Teams "ein wenig" erhöht. Schließlich ist auch
das Benzin - verglichen mit 2008 - ein wenig teurer geworden. - Ich
weiß nicht, warum mir da ein Ausspruch von Gottfried Benn einfällt:
"Dumm sein und Arbeit haben, das ist Glück!"
09-06-05/05.
- So waren denn 2009 exakt 662 Glückliche aus 32 Nationen bei den
24-Stunden Nürburgring am Start. Hörte ich im DSF. Denn ich war zum
ersten Mal seit Jahrzehnten nicht als Zuschauer (oder Fahrer) vor Ort.
Aber ich hatte zu der Veranstaltung ja schon lange vorher meine Meinung
(hier auf diesen Seiten nachzulesen) gesagt. Ich hatte 160 startende
Fahrzeuge erwartet und 35.000 Zuschauer.
Laut
Veranstalter waren 173 Automobile am Start (ich hatte am Ende des
Trainings nur 170 gefunden). Am Ende des Rennens waren offiziell
235.000 Zuschauer gezählt worden. Ich würde gerne wissen, wieviel
verkaufte Eintrittskarten der Veranstalter beim Finanzamt als "Umsatz"
abrechnen wird. Ich hatte 35.000 zahlende Zuschauer vorhergesagt.
Tatsächlich wurden mir von Besuchern vor Ort von überall, von allen
Streckenabschnitten, "große Lücken" gemeldet. - So schreibt mir
einer nach dem Rennen u.a.:
Am Mittwoch haben
wir uns so gegen 10:30 Uhr auf den Weg gemacht
um die Nordschleife zu Fuß zu "besiegen". Wir sind entgegengesetzt der
Fahrtrichtung gestartet. Was mich als erstes erschrocken hat, ist das
VW ein Zelt in der Innenseite vom Schwalbenschwanz hingestellt hat, wo
sonst die Fans an der Strecke stehen. Klar war da alles mit
Sicherheistleuten abgesperrt. Auch die Menge der Zuschauer hat mich ein
wenig enttäuscht! Ich kenne aus den anderen Jahren andere Bilder
wo die Lücken nicht vorhanden waren. ... - Da redet man von 235.000
Zuschauern - wo waren die denn ?
Aber das ist schon so, wie mir einer meiner Leser, eine Beobachter der "Berliner Fanmeile" berichtet:
hallo,ich wohne in berlin und lasse kaum eine veranstaltung auf der "berliner fan-meile" aus. ich war auch bei der rede von obama. +++200,000++ besucher waren da. wo denn?? na klar am heimischen fernsehgerät!
zur imfo; die fan-meile hat eine breite von rund 40 meter und eine länge von 1200meter = 48000 quadratmeter! - minus verkaufstände etc. - bei obama war die maile ca.400lang x 40 meter breite mit zuhörern
gefüllt. das macht 12,5 leute auf den qm (=200000 besucher ist klar.)
Der
Leser hat mir auch andere Beispiele - ebenfalls zur Berliner Fan-Meile
- genannt und dabei die Faustregel verwendet, dass man bestenfalls auf
einen Quadratmeter zwei Zuschauer (Zuhörer) stellen kann. Jetzt rechnen
Sie mal die Zuschauerplätze "am Ring" in Quadratmeter aus und versuchen
dann 235.000 Leute darauf zu platzieren. Je ernsthafter Sie eine solche
Rechnung vornehmen, desto lächerlicher wirkt eine Hochrechnung auf
235.000 Besucher. - Aber es mussten eben in diesem Jahr mehr als im
letzten Jahr sein. - So einfach ist das. (Und wie soll die Nürburgring
GmbH sonst auf 2 Millionen Besucher pro Jahr kommen, wenn schon solche
Veranstaltungen...)
Natürlich war die diesjährige Veranstaltung
auch "unfallfreier", weil der Veranstalter die "langsamen", die
hubraumkleinen Renn-Automobile ausgeschlossen hatte. Da nun der
Geschwindigkeitsunterschied zwischen den teilnehmenden Fahrzeugen
geringer war... - Leider kann ich so einen Blödsinn nicht weiter
ausführen, weil ich nicht für diesen Unsinn verantwortlich bin, ihn
auch niemals - als erfahrener Praktiker - mit einem entsprechenden -
neuen - Reglement so umgesetzt hätte, wie es jetzt geschehen ist.
Schauen
wir uns doch einmal die Praxis an. Natürlich hatte man die schnellen
Automobile langsamer gemacht. Die beste Trainingszeit in diesem Jahr
war um rd. 10 Sekunden langsamer als im letzten Jahr. - Aber wer weiß
schon, wie schnell im Training gefahren wurde? - Schließlich hatte der
Veranstalter verkündet, noch aufgrund der Zeiten im letzten
Zeittraining eine "Gewichtskorrektur" vornehmen zu wollen. Als beim
freien Training ein Teilnehmer mit 286 km/h auf der "Döttinger Höhe"
gemessen wurde, wurde dem bedeutet, dass, wenn er auch im
Zeittraining..., dann... - Das ist kein Scherz, sondern passiert.
So konnte man am Ende des Zeittrainings in diesem Jahr feststellen: die
Differenz zwischen schnellstem und langsamsten Fahrzeug betrug 4
Minuten, 7 Sekunden und 125stel. - 2009, mit optimierten Reglement.
Im letzten Jahr konnte man aufgrund des Trainingsergebnisses berechnen: die
Differenz zwischen schnellstem und langsamsten Fahrzeug betrug 4
Minuten, 1 Sekunde und 635stel. - 2008, mit
"unfallträchtigem" Reglement.
Die
Differenz war also in diesem Jahr nicht geringer geworden. Die
wirkliche Gefahr beim 24-Stunden-Rennen geht auch nicht - und ich
wiederhole mich hier - vom Geschwindigkeitsunterschied zwischen
schnellsten und langsamsten Fahrzeug aus, sondern von der stark
unterschiedlichen fahrerischen Qualität der Besetzung der "schnellen
GT-Fahrzeuge". Jeder Fahrer mit eigener 24-Stunden-Erfahrung wird
das bestätigen können.
Es ist sicherlich auch aus ökologischen
Gründen erstrebenswert, den Rennautomobilen mit dem größten Verbrauch
einen größeren Tank zuzugestehen und sie so schnell diesen Tank wieder
auffüllen zu lassen, wie deutlich verbrauchsgünstigere Rennfahrzeuge
brauchen, um ihren kleineren Tank bis an den Rand zu füllen. - Gleiches
Recht für alle. - Denn: Gemeinheit geht vor Eigennutz.
So waren
zumindest die Standzeiten "normiert" und eine gute Teamarbeit bei den
Boxenstops konnte nicht mehr in das Ergebnis einfließen. Das wäre ja
noch schöner, wenn "einfache Monteure" durch ihre Hände Arbeit das
Rennergebnis mit bestimmen könnten, wo doch ein Teil der Fahrer zwar
als solche deplatziert wirken, aber doch - durch die Zahlung eines
entsprechenden Betrages - zur optimalen Darstellung des Rennens in der
Öffentlichkeit einen erheblichen Beitrag leisteten.
Wenn der
"Werks-BMW" während der 24-Stunden vier Mal einen Antriebswellenschaden
erleidet, dann findet man das bedauernswert. Ich finde das BMW-like. -
So ist das heute bei BMW. - Basteln Mit Wonne!
- Ist niemand - außer mir - aufgefallen, dass im Training dieser
"Werks-BMW", ein BMW M3 GT4, für wohlfeile 120.000 Euro (+ MWSt.) zu
erstehen, im Zeittraining in seiner schnellsten Runde um 2,012 Sekunden
schneller war als einen (BMW) MINI Cooper? - Der V8 stand auf
Startplatz 57, der MINI auf Startplatz 58 und hätte - über die Distanz
- keine Chance gegen den kleinen 1600er (Turbo) gehabt, wenn der nicht
durch einen anderen BMW gleich in der ersten Runde ins Abseits
befördert worden wäre. (Es war Öl und Zufall im Spiel.)
Immerhin
gab es in diesem Jahr nur eine Ausfallquote von 31 Prozent, das waren
dann 52 Ausfälle. Und das Reglement hat nicht verhindern können dass
unter den ersten Zehn des Gesamtklassements dann sieben Porsche waren.
Ich
kenne keinen der zahlenden Zuschauer, der sich nicht über den
Gesamtsieg von Manthey gefreut hätte. Und ich habe viele Stimmen nach
dem Rennen gehört.
Aus meiner Sicht eine erwähnentswerte
Leistung: der beste VW Scirocco, natürlich ein "Werkswagen", legte mit
142 Runden 92 Prozent der Distanz der Gesamtsieger zurück, landete auf
Platz 15. des Gesamtklassements. - Eine gute Leistung.
Was mir sonst noch auffiel:
- Dirk
Adorf, von vielen Zuschauern hoch gelobt, fuhr nicht so, wie er es vor
dem Rennen darstellte. Er mag sich als "clever" empfinden. Ich empfand
seine Art zu fahren nicht als beispielhaft. Der Dreher, ausgelöst durch
eine Berühungen mit einem zu überholenden BMW, war übrigens von ihm
verschuldet.
- Ein Zwölfzylinder Aston Martin legte bis zu seinem ersten Tankstopp 12 Runden zurück. - Bemerkenswert!
- Der Architekt von "Nürburgring 2009" ist eigentlich auch kein Rennfahrer.
- Dass
die Rennleitung in der Nacht dem führenden Porsche einen Verstoß wegen
"Nicht-Respektierung von GELB" andichtete, ihn bestrafte, ihm dann -
nachdem Manthey das Gegenteil bewiesen hatte - wieder eine
Zeitgutschrift erteilte.
- Dass man in diesem Rennen auch mal die
Strecke verlassen konnte, um dann doch noch in Wertung anzukommen.
(Werks-BMW um 4 Uhr in "Breidscheid".)
- Dass auch ein erfahrener
Rennfahrer so reagieren kann, wie ein Anfänger beim ersten Radfahren:
er fährt dahin, wohin er schaut. Der jugendliche Radfahrer gegen eine
Laterne. Der Rennfahrer gegen einen BMW. (Wegen der Sonne?)
- Es gab "Schwarzrauch" bei von BMW "werksunterstützt" eingesetzten Renndieseln. (= Russwolken bei Volllast) - Unglaublich!
- "LUDWIG RAUS - EGONS's REIN" war auf einem Transparent von Zuschauern nach der "Aremberg"-Kurve zu lesen.
Das
24-Stunden-Rennen 2009 war ein Lehrstück. Ein echtes Stück aus dem
Leben in unserer Zeit. Teuer, spektakulär, trotzdem fade - irgendwie
langweilig. - Warum waren in den letzten Runden wohl die
Zuschauerplätze an der Strecke so leer? - War man deswegen so früh an
den "Ring" gereist, um frühzeitig - während eines spannenden Rennens -
wieder abfahren zu können?
Die Audi-Mannschaft hatte gegen Ende
des Rennens auch mehr abzubauen als andere Teams. Schließlich musste an
der T 13 noch die Telemetrie-Anlage wieder abgebaut werden. - Der ganze
Aufwand hatte sich nicht wirklich gelohnt. Aber da ist den Fahrern kein
Vorwurf zu machen.
Immerhin ist die Veranstaltung zu einer guten
Werbesendung des DSF für Audi, aber auch VW geworden. Da sollte man
nicht meckern. Und auch der Bild-Teppich von WIGE stimmte. Peter
Geishecker, der WIGE-Chef, kann aber wirklich nicht für alles, was im
Umfeld des 24-Stunden-Rennens 2009 passierte, verantwortlich gemacht
werden. - Die Texte zum Bild-Teppich wurden "live" gesprochen.
Bis zum nächsten Jahr. -
Und
in den nächsten Wochen kläre ich dann noch Vorkommnisse, die nirgendwo
registriert wurden, aber mir aufgefallen sind, weil sie nicht
(niemandem) aufgefallen sind.
MK/Wilhelm
Hahne
Jetzt
sind Sie gefragt!
Ihre Meinung zu
obigem Beitrag
können Sie mit einem Klick
und ein paar Sätzen loswerden:
Senden
Sie mir ein
e-mail
Danke,
für Ihre Mitarbeit!