Virneburg, den 28. Juli 2009
„Ohne kritischen Einspruch, ohne das Engagement
unbequemer Denker verkümmert die Gesellschaft.
Wir brauchen Streit und Widerspruch,
wir brauchen die Zumutungen und Fragen
unabhängiger Köpfe. Man kann sogar sagen:
Nie ist der sperrige Individualist wichtiger
gewesen als heute, besonders wenn er mit Ironie,
Witz und Eigensinn die am laufenden Band
produzierten intellektuellen, kulturellen und
politischen Moden auf ihren tatsächlichen Gehalt prüft."
(Roman Herzog, am 13. Dezember 1997
zum 200. Geburtstag von Heinrich Heine)
DF: Herr Hahne, wissen Sie auch, ob Ihr Telefon beispielsweise abgehört wurde oder auch jetzt noch abgehört wird?
Hahne: Ich habe verschiedene Male nachgefragt, habe
Monate gebraucht, um eine Antwort zu erhalten. Die war immer sehr
ausweichend. Ich gehe eigentlich davon aus, dass ich abgehört werde.
DF: Die Strafanzeige lautet auf Geheimnisverrat, aber genau das wollen Sie doch als Journalist – Geheimnisse verraten.
Hahne: Die Geschichte oder der Beschluss klammert
eigentlich vollkommen aus, dass ich Journalist bin. Man hat so mit
einem Sitestep versucht, bekannte Urteile wie das z. B. zum Fall Cicero
zu umgehen. Ich kann das nur zur Kenntnis nehmen, ich muss die
Auflösung dieses Rätsels den Gerichten überlassen.
DF: Für Thomas Leif, den Vorsitzenden der
Journalistenorganisation „Netzwerkrecherche“ ist ihr Fall der Zitat:
„absolut härteste Eingriff in die Pressefreiheit, den man sich
vorstellen kann“. Wie wehren Sie sich dagegen?
Hahne: Indem ich einen guten Anwalt eingeschaltet
habe, der zu den besten Strafverteidigern in Deutschland gehört. Denn
ich werde ja nicht nach Zivilrecht angeklagt, sondern es ist ja
Strafrecht und während man hier mein Haus – es wurde nicht ein Büro
durchsucht, sondern das Haus, die Garage auch das Automobil übrigens –
da hab ich mich mal so erkundigt, wie das denn aussieht vom Strafmaß
her und dann wurde mir was von mindestens drei Jahren Zuchthaus
erzählt. Also das hört sich alles sehr lustig an, tatsächlich ist es
natürlich für alle die betroffen sind, also auch für mich, in
irgendeiner Form eine Belastung.
DF: Wie gehen Sie damit um? Sie sind 76 Jahre alt. Das steckt man doch nicht so weg!
Hahne: Ja, ich habe in meinem Leben eine Menge
wegstecken müssen, das bleibt nicht aus, weil es im Leben immer rauf
und runter geht. Aber das hat mich schon getroffen. Vor allen Dingen
habe ich ein starkes – wie soll ich sagen – Unrechts- oder
Rechtsbewusstsein, je nachdem von welcher Seite man es sieht, und ich
fühle mich natürlich zu Unrecht in dieser Form getroffen und ich kann
nur tief durchatmen und darauf hoffen, dass unser Rechtssystem in der
Lage ist, wieder Normalität herzustellen. Was aber nicht bedeutet, dass
meine Position als Journalist nun besser geworden ist, denn natürlich
meiden mich evtl. Informanten, denn der Informantenschutz ist ja in
meinem Falle nicht mehr gewährleistet wie das Beispiel zeigt.
DF: Warum haben sich denn für den Fall Nürburgring 2009 Ihrer Meinung nach nicht mehr deutsche Autojournalisten interessiert?
Hahne: Es hat die unterschiedlichsten Gründe. Zum Teil
ist es so, dass es viele Leute gibt, die schreiben, aber es gibt nur
noch wenige Journalisten aus meiner Sicht, nämlich die von altem Schrot
und Korn – das hängt vielleicht mit meinem Alter zusammen und mit
meiner Grundeinstellung, die auch davon geprägt ist, dass ich in einem
so genannten Unrechtsstaat, nämlich dem Dritten Reich groß geworden
bin. Ich habe also Unrecht erlebt, auch als Kind erlitten. Aber ich
habe an das Recht immer geglaubt, auch jetzt glaube ich noch daran und
das hält mich so ein bisschen aufrecht.
DF: Herr Hahne sind sie der einzige Betroffene mit Ihrem Onlinedienst „Motorkritik.de“?
Hahne: Was die Hausdurchsuchung betrifft ja. Es gibt
ein Anzeigenblatt, ein sehr gutes Anzeigenblatt, wenn man Anzeigenblatt
sonst als etwas Minderwertiges empfindet. Es ist also ein gutes
Anzeigenblatt, dort wurde auch über den Nürburgring und das Umfeld
berichtet, das ja auch aus privaten Investoren, die sich so nennen,
besteht. Und die haben also alles was über den Nürburgring geschrieben
wurde löschen müssen und es gab da eine Einstweilige Verfügung. Aber
wie sich nun zeigt und wie man inzwischen festgestellt hat, wurde diese
Einstweilige Verfügung aufgrund von – wie man annimmt – falschen
Eidesstattlichen Erklärungen erlangt und die Eifel-Zeitung hat nun eine
Strafanzeige erstattet gegen den Mann, der diese Erklärungen vor
Gericht abgegeben hat.
DF: Danke für das Gespräch!
Natürlich habe ich auch nach dem "Vorfall" weiter recherchiert. Aber gleichzeitig musste ich mich auch um die Versorgung mit Informationen für meinen Rechtsanwalt kümmern. Nun ist der erste Abschnitt abgeschlossen, es gibt für mich das, was andere "einen Anfangserfolg" nennen: Zunächst darf die Staatsanwaltschaft das Ergebnis der Hausdurchsuchung und Beschlagnahme nicht auswerten. - Das ist gut so, aber leider nur ein erster Schritt, um wieder zum Grundrecht von Pressefreiheit und Informantenschutz zurück zu finden, der uns Bundesbürgern im Grundgessetz garantiert wurde. - So lange, bis die Politik einen Grund findet, dieses Gesetz zu umgehen?
Nun bin ich ein wenig müde, möchte ein paar Tage Urlaub machen, mich ein wenig aus den inzwischen schon vertrauten Zwängen von Recherche und Verteidigung lösen. Danach - im August - werden sicherlich eine Reihe von neuen Geschichten notwendig sein, die das Thema "Nürburgring 2009" behandeln. Vielleicht ist dann ihr Anteil an meinen Geschichten insgesamt ein wenig stärker. Weil man mich dazu zwingt, mich mit diesem Thema auch stärker zu beschäftigen.
Heute stellt z.B. die "Rhein-Zeitung" fest, dass nun - nach der Formel 1-Veranstaltung und offiziellen Eröffnung des "neuen Nürburgrings" schon Teile der Fassaden des "Boulevards" ausgedient haben: Sie werden wieder abgerissen. Es wird eine neue Dämmung aufgebracht, neu verputzt und gestrichen. Die bisherige "Fassade" war eben nur "Fassade", sei - wie die Pressesprecherin der Nürburgring GmbH, Stefanie Hohn es formulierte - "Kosmetik für das Eröffnungswochenende" gewesen. - Kurt Beck hat davon sicherlich nichts gewusst, nichts gemerkt. - Aber die Mehrkosten werden sicherlich auch anstandslos von der Landesregierung zu Lasten des Steuerzahlers übernommen werden. - Oder? - Brauchen wir eigentlich nicht einen etwas aufmerksameren Ministerpräsidenten?
Dass es für den Hubschrauberlandeplatz auf dem Vier-Sterne-Hotel noch keine endgültige Start- und Landegenehmigung gibt, ist bisher auch noch nicht aufgefallen. Zum Formel 1-Rennen wurde eine Ausnahmegenehmigung erteilt. Dass die Achterbahn nach Ansicht von "Insidern" wahrscheinlich in diesem Jahr nicht mehr "als Geschäft" genutzt werden kann, davon wird auch nicht gesprochen. Dass man sich in nächster Zeit mit der Überlegung beschäftigen muss, wann man wohl mal das gerade eröffnete Hotel "wegen Renovierungsarbeiten" (oder so) vorübergehend schließt, wird auch noch verdrängt.
Es gibt also eine Menge Ansätze zu Geschichten, die mich in den nächsten Wochen beschäftigen werden. Dabei möchte ich aber auch nicht vergessen, über rein automobile Themen zu schreiben. Wenn ich in den letzten Wochen Geschichten über Porsche gelesen habe, so beschäftigten die sich mit Familienauseinandersetzungen, mit Bankkrediten, Übernahme-Theorien und ähnlichem. Man scheint vergessen zu haben, dass Porsche eigentlich ein Automobilhersteller ist. Da werde ich dann in meiner nächsten Geschichte zum Thema Porsche sicherlich einmal diesen Teil beleuchten müssen. Davon lebt Porsche ja auch eigentlich. - Hat Wendelin Wiedeking mit seiner Arbeit wirklich gute Voraussetzungen für das Automobilgeschäft der Zukunft des Stuttgarter Sportwagenbauers geschaffen?
Es gibt also viel zu tun. - Und ich werde es anpacken. - Nachdem ich ein paar Mal tief durchgeatmet habe. Gestatten Sie mir diese kleine Ruhepause.
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