Gäbe
es ohne Porsche keinen Volkswagen? - Diesen Eindruck muss man haben,
wenn man die Berichterstattung in den letzten Monaten in den Medien
verfolgt hat. Jemand der es besser weiß, hat folgende Geschichte für
meine Leser geschrieben.
In
diesen Tagen wird viel über Piech, Wiedeking, Porsche und VW
geschrieben. Da wird Wiedeking "in den Himmel gehoben". Da wird Piech
angefeindet. Da wird die Zukunft von VW als Nummer eins in der Welt
vorhergesagt. Und der neue Porsche-Chef, Michael Macht (ein weitgehend
"unbekanntes Wesen"), wirft mit Verkaufszahlen für die Zukunft um sich,
dass z.B. mir - der ich mich den Realisten zurechne - ganz schlecht
wird. Aber auch Martin Winterkorn, inzwischen der Chef
(wirklich?) einer Kombination von Audi, Bentley, Bugatti, Lamborghini,
MAN, Porsche, Scania, Seat, Skoda und VW, redet von
Porsche-Verkaufszahlen in der Zukunft, mit denen er z.B. erfahrenen
Marktbeobachtern verdeutlicht, dass er wohl mehr das sagt, von dem er
annimmt, das man die von ihm erwartet. So, als lebe man in einer
losgelösten Autowelt, separiert von den Problemen der Weltwirtschaft.
Träume werden auch nicht dadurch wahr, dass man sie so oft erzählt,
dass sie als "wahre Geschichten" dann irgendwann in irgendwelchen
Archiven landen. Wo sie dann viele Jahre später als "Fakten" von jungen
dynamischen Volontären ausgegraben werden. Ich lese immer wieder - auch
in der so genannten "Fachpresse" - von Dingen, Handlungen und Personen,
die ich in der Vergangenheit nie so erlebt habe, die so auch niemals
stattgefunden haben. Sie fanden vielleicht nur durch eine
eindrucksvolle Pressearbeit den Weg "damals" in die Medien , die dann
heute als "Wahrheit" wieder eine Auferstehung feiern. - So ist das auch
mit dem Automobil, das zur Basis des Erfolges für VW, dem
Volkswagenwerk wurde: der VW Käfer, der KdF-Wagen. "Kraft durch
Freude", ist ein Slogan, der heute noch ähnlich von anderen
Automobilfirmen mit einer kleinen Umstellung im Satzbau genutzt wird. -
War Ferdinand Porsche wirklich der Erfinder des VW Käfers? - Wer würde
daran zweifeln, wo doch überall zu lesen ist... - Lesen Sie doch mal
die nachfolgende Geschichte, auch um begreifen, dass man nicht alles
glauben darf, was einem so aufgetischt wird.
„Das Auto“
des Ferdinand Porsche
09-08-25/07 - Selbst in seriösen
Blättern, wie der FAZ, kann - und konnte - man derzeit lesen, „Ohne
Porsche gäbe es keinen Volkswagen. Der legendäre VW-Käfer wurde von
Ferdinand Porsche Ende der dreissiger Jahre entwickelt und konstruiert.
Sein Schwiegersohn Anton Piech leitete das Werk in Wolfsburg und sein
Enkel, Ferdinand Piech, ist heute dort Vorsitzender des Aufsichtsrates.“
Damit
wird dem geneigten Leser suggeriert, bei der Beteiligung der Firma
Porsche an der Volkswagen AG - oder umgekehrt - handele es sich um die
Vollendung einer seriösen Familiensaga.
Die
Werbeabteilung von VW bemüht sich gar, mit der Formel „Das Auto“ die
eigenen Produkte aus der Masse der anderen Automobile herauszuheben.
Sie gleichsam auf einen historischen Sockel zu stellen. Der Käfer vor
der Kulisse von Hitlers KdF-Fabrik dient dabei quasi als
Kristallisationskern. Doch wie solide ist Porsches „Auto“-Sockel?
Die
Geschichte des Käfer-Konstrukteurs Porsche hält sich in der deutschen
Presse seit Jahrzehnten. Wie so vieles in der Historie des
Porsche/Piech-Clans hat auch diese Legende keinen wahren Kern. Piechs
Grossvater hatte die Konstruktions-Idee für den legendären Käfer
vielmehr einem wirklichen Automobil-Genie schlicht und einfach geistig
entwendet. Er war zwar Vermarkter, nicht jedoch Erfinder und
Konstrukteur des Käfers. Porsche diente Hitler die Idee des Käfers
lediglich servil an, nachdem dieser Konzepte für einen bezahlbaren
Wagen für das Volk eingefordert hatte. Porsche begeisterte Hitler mit
dem Käfer-Konzept. Herstellbar für angeblich 999 Reichsmark.
Der
wahre Käfer-Konstrukteur war jedoch Bela Barenyi. Der hatte die Idee in
seiner Abschlussarbeit bereits im Jahre 1925 veröffentlicht. Und zwar
unter dem Titel „Kommender Volkswagen mit optimaler
Triebwerks-Kombination“*. Darin beschrieb der junge Konstrukteur eine
stromlinienförmige Karosserie in Pontonbauweise auf einem
Zentralrahmen. Der leichte Personenwagen hatte Hinterradantrieb. Er
wurde angetrieben von einem luftgekühlten Vierzylinder-Boxermotor. Der
Motorblock befand sich hinter der Achse. Das Getriebe lag vor und das
Differential auf der Antriebsachse. Zu jener Zeit ein revolutionäres
Konzept für einen PKW. Barenyi verabsäumte es indes, sich die Idee
patentieren zu lassen. Das nutzte Ferdinand Porsche rücksichtslos aus.
Mit
den Konstruktionsunterlagen seines Volkswagens hatte sich der junge
Ingenieur nämlich unter anderem im Jahre 1932 bei Ferdinand Porsche
vorgestellt. Der hatte am 25. April 1931 in Stuttgart ein
Konstruktionsbüro eröffnet. Dort fand Barenyi jedoch ebenso wenig
Anstellung wie bei Steyr oder Tatra. Die Zeiten waren schlecht. Die
Automobilindustrie ächzte unter den Folgen der Weltwirtschaftskrise.
1934
unterbreitete Porsche dem Führer Barenyis Idee als sein geistiges
Eigentum. Der war begeistert und spendierte dem angeblichen
Konstrukteur gleich eine komplette Fabrik. Direkt am Mittellandkanal.
Dort liefen in Folge des Krieges jedoch keine Volkswagen vom Band,
sondern Rüstungsgüter und Schwimmwagen für die Wehrmacht. Nach dem
Krieg kassierte Porsche für seine angebliche Idee 5 Mark für jeden
Käfer. Barenyi machte derweil Karriere bei Daimler-Benz. Dort basieren
mehr als 2.500 Patente auf
seinen genialen Ideen. Er entwarf u. a.
den ersten PKW mit Knautschzone, erfand das Sicherheitslenkrad, den
Flankenschutz und den Ueberrollbügel*.
Nachdem er von zwei
Journalisten 1951 bezüglich des Käfers als Hochstapler verunglimpft
worden war, strengte Barenyi einen Prozess an. Der endete drei Jahre
später mit einem Paukenschlag: Das Patentgericht in Mannheim bestätigte
Barenyi die geistige Urheberschaft am VW-„Käfer“ *. Zeitzeugen fragten
sich, ob Porsche die Lizenzgebühr für den Käfer dem rechtmäßigen
Erfinder zurückzahlen muss? Barenyi selbst hat Porsches Ideen-Klau nie
öffentlich kommentiert. 1989 verlieh ihm der österreichische
Bundespräsident den Professorentitel. 1994 wurde Barenyi wegen seiner
grossen Verdienste für die Weiterentwicklung des PKW in Detroit in die
„Automotive Hall of Fame“ aufgenommen.
Doch die Geschichte des
angeblichen Käfer-Konstrukteurs Porsche hält sich bis heute. Und das,
obwohl VW im Jahre 1961 sogar zusätzlich 3 Mio. DM an Tatra zahlen
musste. Die tschechische Firma hatte VW, ebenfalls wegen des
Käfer-Konzeptes, bereits vor Kriegsbeginn verklagt. „Das Auto“ des
Ferdinand Porsche in Form des legendären Käfers ist also nichts eine
Mär. Der historische Sockel, auf dem „Das Auto“ des Ferdinand Porsche
steht, ist mithin Geschichtsfälschung pur.
MK/Prof. Dr.-Ing. Hans-Joachim Selenz
(* Thomas Karny - "Wiener Zeitung", 24. Februar 2007)
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