Wir werden es lernen müssen - mit einer gewissen Nachhaltigkeit: Karneval ist eigentlich immer. Zu jeder Jahreszeit, in jedem Umfeld. Karneval ist offensichtlich Premium. Denn karnevalistische Vorträge gibt es z.B. auch bei BMW, München

Manchmal kann man - so man Deutscher ist - mit deutschen Worten spielen. Wenn man so spielt, ist man plötzlich auch an ihrer Entstehungsgeschichte interessiert. Nehmen wir doch einmal das Wort "Dame". - Was ist eigentlich eine Dame? - Wer denkt schon darüber nach, wenn er eine bestimmte Handlung "dämlich" findet. Es sind meistens Männer, die sich selbst als "herrlich" empfinden. Aber dann müssen sie nachdrücklich - sozusagen "nachhaltig" - erfahren, das "Dame" auch ein anderes Wort für "Herrin" sein kann. Wenn das aber so ist, dann wäre "Frau" ein anderes Wort für "Männin". - Muss man eigentlich "Damenprobleme" ernst nehmen, oder sind die einfach "dämlich" ? - Oder können die auch "herrlich" Spaß machen? - Manchmal schon, wenn ich an die "herrlichen" Vorkommnisse denke, die aus München kommend dann auch auf den Computern der Konkurrenz und Zulieferer zu finden war. - Nennen wir die Geschichte doch einfach mal:

BMW KO im FIZ

10-02-12/02 - Zunächst muss ich wohl mal den Titel dieser Geschichte erklären: Da steht BMW für "Bayerische Motoren Werke", KO für "Kleider-Ordnung" und FIZ für "Forschungs- und Information-Zentrum". Mit dem BAu des FIZ wurde von BMW im Jahre 1985 begonnen und es wurde 1990 die offizielle Einweihung gefeiert. In diesem FIZ ist eine Menge entstanden. An technischen Innovationen, an neuen Automobil-Modellen. - Natürlich alles Premium. Besonders, wenn man das auf die Preise bezieht. - Damals war noch Dr. Reitzle der Chef im FIZ und er hatte auch dort sein ständiges Büro. (Neben seinem "nicht ständigen" Büro im so genannten "Vierzylinder", wo sich eigentlich die Vorstände drängelten.

Inzwischen heißt der neue Mann im FIZ Dr. Klaus Draeger. Sicherlich ein kluger Mann. Aber eigentlich weint man unter den 6.000 Beschäftigten im FIZ dem Dr. Reitzle immer noch nach. Dabei hat Dr. Draeger so wichtige Sätze gesagt wie z.B. 2007 in Aachen auf einem Kolloquium, wo er u.a. ausführte:

"Auch die Rahmenbedinungen müssen stimmen. Nachhaltige Mobilität erfordert den Schulterschluss der gesamten Gesellschaft."

Das empfand wohl auch eine Dame, die im FIZ ihre Arbeit tut. Sie möchte das nachhaltig tun und nicht - irgendwann - nachhaltig Ärger bekommen. So schrieb sie dann ihrem Chef, Dr. Klaus Draeger, folgendes E-mail:

Betreff: Kleiderordnung im FIZ

Sehr geehrter Herr Dr. Draeger,
 
 seit Jahren beobachte ich mit wachsendem Unmut den zunehmenden Trend vieler
 Mitarbeiter, in ungepflegter Freizeit- oder gar Strandbekleidung zur Arbeit
 im FIZ zu erscheinen - und das nicht nur am Freitag.
 
 Ich erwarte von Entwicklungsingenieuren und Kollegen ohne Außenkontakte und
 sofern sie im Werkstattbereich tätig sind, keinen dunklen Anzug mit
 Krawatte, aber lange Hosen und ein gebügeltes Hemd, und  Herren in
 abgeschnittenen Hosen und Flipflops sind für mich Ausdruck der Missachtung
 des  Arbeitgebers, deren Repräsentanten sie sind. Unsere
 Premium-Platzierung, die wir unseren Kunden nicht nur durch unsere
 exzellenten Produkte vermitteln, muss sich auch im Auftreten eines jeden
 Mitarbeiters widerspiegeln.
 
 Bei meinen Führungen durch das FIZ setze ich alles daran, BMW in bestem
 Licht erscheinen zu lassen und vermeide, dass auch nur das kleinste
 Staubkörnchen am Premium-Image unseres Unternehmens kratzt, und dann bringt
 mich ausgerechnet die Kleiderordnung in die Bredouille.
 
 Den Gästen - wir führen im Jahr ca. 5000 Besucher durch das FIZ - fällt der
 legere Auftritt unserer Mitarbeiter nämlich sehr wohl unangenehm auf und sie
 quittieren ihn mit der Bemerkung, dass es bei uns aber locker zuginge, was
 man bei dem Image, das wir uns geben, nicht erwarte.
 
 Welcher Eindruck, den wir als global player ja auch bei Angehörigen anderer
 Kulturkreise und Glaubensrichtungen hinterlassen, die - alle Multiplikatoren
 - ihre Beobachtungen  in der Welt verbreiten!
 
 Der Grund, warum ich mich heute an Sie wende, ist mein  gestriges ein
 Erlebnis, welches das Fass zum Überlaufen brachte:
 
 Ein Mann mittleren Alters ging während der Betriebsversammlung mit
 stolzgeschwellter Brust die Magistrale entlang, gewandet in ein T-Shirt mit
 der Aufschrift - ich zitiere wörtlich: "Daaden Sie eventuell mit mir vö...".
 Und ich stellte mir so vor, wie ich mit Staatsgästen oder, auch besonders
 pikant,  mit Herrn von Kuenheim, der sich schon über nicht geputzte Schuhe
 echauffieren konnte, unsere heiligen Hallen entlang ginge, und eine
 derartige Gestalt liefe uns über den Weg. Nicht auszudenken!
 
 Es wäre mir ein großes Anliegen, wenn  ein Wort aus Ihrem berufenen Munde
 Ihre Bereichsleiter dahingehend sensibilisieren könnte, von ihren
 Mitarbeitern ein gewisses Bekleidungsniveau einzufordern. Ein Blick in die
 Brand Behaviour Basics wäre z. B. hilfreich.
 
 Vielen Dank für Ihre Unterstützung.
 
 Mit freundlichen Grüßen
 
XXX XXXXX
 
 BMW Group
 Kommunikation Entwicklung,
 Einkauf und Lieferantennetzwerk, AK-??

Das musste ja mal gesagt werden. Man kann nicht nur Premium entwickeln, fertigen, verkaufen, man muss es auch vorleben. Beispielhaft. Nicht nur im Karneval.

Das E-mail wurde übrigens im Juli 2009 geschrieben, es ging über den Umweg Audi, Bosch, Ford, Porsche, und, und, und - schließlich - aber jetzt erst - bei mir ein. - Aber der Inhalt passt schon zu Karneval.,

Dieses Schreiben fand auf allen Ebenen der eigenen Firma - BMW - aber auch bei der Konkurrenz und den Zulieferern große Beachgtung und Zustimmung, wurde diskutiert, auch in den Details. Wie hätte man sonst jemals erfahren:

 "Das T-Shirt mit der Aufschrift "Daaden Sie eventuell mit mir vö...". ist übrigens ein Merchandising-Artikel zu Film "Wer früher stirbt ist länger tot" und somit bayrische Leitkultur, die aber wohl von Frau XXXX verkannt wird. ;-)"

Aber Dr. Draeger hat sich um das Problem bemüht. Seine Sekretärin hat die zuständigen Herren der "Leitungs-Ebene" (nennen wir sie einmal so) angeschrieben und i.A. dargestellt:

Sehr geehrte Herren,
 
 wie im heutigen E-Kreis von Herrn Dr. Draeger angesprochen, erhalten Sie
 anbei die E-Mail zur "Kleiderordnung" mit der Bitte um Sensibilisierung der
 Mitarbeiter.
 
 Mit freundlichen Grüßen
 
XXXX  XXXXX

Perfekt! - Man nimmt die selbst geschaffenen "Leitlinien der Personalpolitik" eben ernst, wo es unter Punkt 2 heißt:

"Das Denken über nationale und kulturelle Grenzen hinaus ist für uns eine Selbstverständlichkeit."

Wenn ich auf der Suche nach Hintergründen auf "Bedürfnisse" bei BMW auf eine BMW FIZ Strolche e.V. gestoßen bin, so hat das zwar mit dem Forschungs- und Information-Zentrum (FIZ) zu tun, aber nicht mit den T-Shirt-"Strolchen" die dort arbeiten (s.o.), sondern es handelt sich hier um eine Kindertagesstätte und Hort. Aber deren "Bedürfnisse" könnten (theoretisch) auch die der eigentlich 6.000 Beschäftigten dort sein:
Denn bei BMW ist es so, dass "Mitarbeiter aus allen Unternehmensbereichen der BMW Group erforschen, entwickeln und prüfen neue Lösungen, um Abläufe, Materialien, Verfahren oder Technologien noch weiter zu optimieren - alles im Zeichen einer mobilen Welt von morgen." - Premium eben. - Und nachhaltig.

Sogar Ford-Mitarbeiter nehmen die BMW-Anregungen aus dem Kleiderordnungs-E-mail gerne auf:

"Hallo, wir wollen doch auch Premium werden, hier sieht man worauf es ankommt."

So hilft BMW auch der Konkurrenz, zur Premium-Kategorie in der Automobilherstellung aufzuschließen.

Nachdem schließlich die Ursprungs-E-mail praktisch durch viele Abteilungen vieler Hersteller und Zulieferer gekurvt ist, kam sie gerade noch rechtzeitig vor Karneval (nach sieben Monaten) bei Motor-KRITIK an. Als rechtsstaatlich geprüfter Geheimnisverräter (Sie erinnern sich?) mache ich diese penible Arbeit an Details - die insgesamt viel Geld gekostet hat - (denken Sie nur mal an die aufgewendeten Mann-Jahre!) eines Premium-Herstellers gerne der Öffentlichkeit zugänglich. - Wie schrieb aber jemand der Konkurrenz, der den tieferen Sinn der Urspungs-E-mail nicht verstanden hat vor wenigen Wochen:

"Gut, daß wir im Moment Winter haben. T-Shirts, Flip-Flops und abgeschnittene Hosen (!) sieht man da eher selten. Außerdem ist heute Freitag: Casual Day!!!"

Und ich sage: Gut, dass wir gerade Karneval haben. Da lächelt man gerne mal. - Über andere.

Aber denken Sie trotzdem noch einmal über die BMW KO im FIZ nach. - Das hat etwas! - Wie würden Sie denn an einem normalen Arbeitstag durch's FIZ laufen wollen?

Auch an Karneval sollte man solche Fragen ernst nehmen.

MK/Wilhelm Hahne


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