10-03-10/07
- Natürlich
muss eine solche Geschichte mit dem Motorsportler Michael Schumacher
beginnen. Weil der das Überleben einer Motorsport-Spezialität
garantiert, die sich eigentlich überlebt hat? - Ich habe Michael
Schumacher schon zu Beginn seiner Karriere beobachtet. Will man
seiner Persönlichkeit gerecht werden, muss man ihn unter
Motorsport-Gesichtspunkten beurteilen. Da ist er nun mal perfekt.
Es ist die ausgewogene Mischung der bei ihm vorhandenen
Eigenschften, die ihn - damals schon - im Vergleich zu den nur Talentierteren überlegen gemacht
hat. - So wird er auch in seiner 1. Saison nach dem Comeback mit
Bestimmtheit eine Rolle im Endergebnis der Fahrerwertung spielen. Wobei
einem der "kleine Rosberg" (Entschuldigung, aber ich unterscheide
ihn so vom "alten" Rosberg) ein wenig leid tun kann. Entweder ist
er noch so naiv oder er tut so. - Er wird im internen
Ranking mit Michael keine Chance haben. - Ich sage das, weil ich
das Umfeld zu kennen glaube, in dem sich beide bewegen (müssen!).
Grundsätzlich
wird auch die F1 in dieser Saison wieder interessant werden, weil es
eine Menge Parameter gibt, deren Bedeutung von außen noch nicht
einzuschätzen sind. Da wird man - mal im übertragenen Sinn - mit einem
"Panamera" starten und mit einem "911" ankommen. Nachtanken
gibt's nicht mehr im Jahre 2010. - Wenn man aber weiß, dass die
Fahrwerkabstimmung in der Formel 1 im Grunde über den Reifendruck
erfolgte, dass der Bodenabstand möglichst immer gleich sein sollte
(Groundeffekt), dass man eine Veränderung im Abstimmungsverhalten über
die Rennzeit vermeiden muss - und noch viele andere Dinge
beachten - dann könnte es auch dazu kommen, dass man dem
Verbrauchsverhalten eines Motors größere Aufmerksamkeit schenken muss.
Wer über die Rennzeit weniger verbraucht, muss auch weniger
Benzinlast ab dem Start mitschleppen. - So kann auch der Vergleich
zwischen Qualifying- und Renn-Rundenzeiten sehr aufschlussreich werden.
Die
Tests bisher waren eigentlich - zumindest für mich - ohne Aussagekraft,
weil alles unvergleichlicher denn je war. Ein Vergleich ist ab Sonntag
möglich. Es lohnt sich, den Fernseher rechtzeitig einzuschalten.
In
der Tourenwagen-WM (WTCC) ist dagegen der erste Lauf schon
durchgeführt. In Brasilien traten drei Fabrikate - mehr oder weniger in
Form von Werksteams - gegeneinander an: BMW, Chevrolet und Seat. BMW
hat in der Saison 2010 den Belgier Bart Mampaey mit dem Einsatz
zweier Fahrzeuge beauftragt. Die werden von Andy Priaulx und
Agusto Farfus gesteuert. - BMW hatte sich sicherlich den Erfolg in
Curtiba anders vorgestellt. Nach zwei Rennläufen war man in der
Fabrikatswertung von den genannten drei Firmen Dritter. Gewonnen haben:
1 x Chevrolet (Yvan Muller) und 1 x Seat (Gabriele Tarquini).
Interessant
war, dass man auf "Eurosport" immer noch versucht, die deutlichen
Schwächen von BMW mit der Überlegenheit von SEAT (dank
Turbo-Dieselmotoren) zu kaschieren. Bei Regen ist dann plötzlich
ein Hecktriebler schwerer zu fahren, die Fronttriebler haben es unter
diesen Bedingungen besser, sind leichter zu fahren. BMW kann einem
richtig leid tun. - Sie waren am ersten Wochenende die großen
Verlierer. In Wort und Bild.
Hier ein paar Wort-Aussagen nach dem Training/Qualifying aus dem BMW-Lager:
Bart
Mampaey: "Wir wollten die Zusammenarbeit zwischen unseren beiden
Fahrern auf das höchstmögliche Niveau bringen- und das hat auch perfekt
geklappt." - Wirklich? Priaulx wurde Sechster, Farfus Siebter.
Die meinten zum Qualifying-Ergebnis:
Priaulx: "Allerdings habe ich in Kurve eins etwas Zeit liegen lassen und hatte in Kurve fünf leichtes Untersteuern." - Ach so!
Farfus:
"In den Trainings waren wir immer ganz vorne mit dabei. Aber im
Qualifying waren unsere Konkurrenten schneller als wir." - Eine tolle
Feststellung!
Im Rennen wurden die BMW im ersten Lauf Sechster
und Fünfter, im zweiten Lauf fiel Priaulx aus, Farfus wurde Sechster.
Nach den Rennen sagten die BMW-Fahrer u.a.:
Farfus: "Aber unsere Performance ist insgesamt offenbar noch nicht ausreichend, um es ganz nach vorne zu schaffen."
Priaulx: "Aber es wäre heute mehr möglich gewesen."
Wie
wahr! - BMW also in der F 1 nicht mehr dabei und in der
Tourenwagen-WM die dritte Kraft. - Premium im Motorsport: das war mal!
Chevrolet
machte insgesamt den besten Eindruck. Das Team wird auch von einem Mann
gelenkt, der mal selbst am Quirl gedreht hat, die interne Organisation
(GM) wie seine Westentasche kennt und mit seinen Mitteln eigentlich
Unmögliches möglich macht. - Ein guter Mann an der Spitze eines
Teams ist heute der halbe Erfolg.
Die DTM ist noch nicht so
weit. Es soll in diesem Jahr 10 Rennen geben, in denen wieder zwei
Fabrikate gegeneinander kämpfen. - Wirklich? - 10 Rennen bedeutet, dass
man insgesamt (im ganzen Jahr!) um 10 Rennstunden unterwegs ist. Aus
Kostengründen darf man nicht so viel trainieren wie man will. Es gilt
zu sparen. - Ist bei der DTM, die ja keine Meisterschaft ist, nicht
jeder Euro zu viel ausgegeben, die dieser Spaß (für wen eigentlich?)
kostet?
Natürlich wird sie vom Fernsehen gut ins Bild gesetzt.
Die DTM ist ja wohl auch mehr fernseh- als zuschauergerecht. - Wenn
wirklich mal viele Zuschauer da sind, dann handelt es sich oft um
Werksangehörige eines der teilnehmenden Werke. Die DTM ist mehr eine
Marketing- als eine Sport-Veranstaltung. - Wenn man das alles nicht
ernst nimmt, dann kann man sogar darüber lachen.
Die Rallye-WM
ist in diesem Jahr schwieriger zu gewinnen. Loeb und Citroen musste man
in der Vergangenheit heißen, wenn man vorne sein wollte. Das ist in
diesem Jahr ein wenig anders. Ford scbiebt sich ins Bild der
Beobachter. Interessant ist auch, wie ein Kimi Räikkönen per Saldo
abschneiden wird. Dieses Jahr erstmals nicht in der F1, sondern in der
Rallye-WM unterwegs. Die ersten Läufe gingen ein wenig daneben. Aber
das lag nicht unbedingt am Fahrer. Kimi zeigt sehr viel Talent. Und was
er auch immer nach diesem Jahr machen wird: die Ralley-Erfahrung wird
ihm nutzen, ihn "runder machen". - Bravo!
Insgesamt sind aber
die Vierrad-Konkurrenzen ein wenig trist. Vielleicht kommt bei den
unterschiedlichen GT-Meisterschaften und -Serien mehr Spannung auf.
Aber GT-Rennen gibt es inzwischen fast zu viel. - Für wen? - Nur
für die Fahrer?
Dagegen tut sich "ganz unten", beim
Basis-Motorsport wenig. Die RCN wird stärker sein, als in den Jahren
davor. Die "Green Challenge" ist ein guter Ansatz, das Thema
Benzinverbrauch "nachhaltig" vorzuführen. Und bei der VLN ist es zu
bedauern, dass neben den 10 veranstaltenden Clubs auch noch die
Nürburgring GmbH als 11. Mitglied im Verein ist. Streckenvermieter ist
so = Streckenmieter und der kaufmännische Nutznießer am Motorsport,
versucht die Regeln mit zu beeinflussen. - Muss das sein, lieeber DMSB?
Bei
allen Rennserien: der Einfluss der Werke zerstört auf Sicht den
sportlichen Wert. Weil dumme Manager nur Siege sehen wollen. Wenn man
da nicht das richtige Material (Mensch + Maschine) hat, dann versucht
man eben das Reglement in die richtige Richtung (was immer das ist) zu
beeinflussen.
BMW setzt in diesem Jahr z.B. eine Limousine als
GT ein, die nirgendwo homologiert ist. Sie hat auch keine Basis in
irgendeinem Serienprodukt. Dieses Sportgerät soll das Beste aus allen
Welten sein. Ein BMW eben.
Ein BMW Formel 1 erregte nur wirklich
Aufmerksamkeit, wenn er alleine unterwegs war. Wie bei den
F1-Spazierfahrten auf der Nürburgring-Nordschleife. In der
Tourenwagen-WM hechelte man - und hechelt auch in diesem Jahr -
hinterher.
Bei VW hat sich darum die Mitarbeit eines Fachmannes
gesichert: Hans-Joachim Stuck soll werksintern für Ordnung im Sport
sorgen, sicherstellen, dass die einzelnen Fabrikate auf richtige Art
und Weise in der Öffentlichkeit dargestellt werden. Mal im Sand, mal in
Cup-Serien, mal in der Rallye, mal bei Langstrecken-Wettbewerben. - Viel
Arbeit für Hans, zumal er nicht überall Unterstützung erfahren wird. -
Und wann geht es in die Formel 1?
Es wird - eigentlich wie immer
- ein schwieriges Sportjahr werden. Leider haben sich die Akzente bei
einigen Wettbewerben immer weiter in Richtung Marketing und PR
verschoben. Schlechte Beispiele verderben halt gute Sitten.
Motorsport
war sicherlich zu allen Zeiten auf eine gewisse Weise ein
Aushängeschild für die Hersteller, die ihre Produkte im Motorsport
einsetzten. Aber die wollten "damals" wirklich einen echten Vergleich.
Heute will man nur die Bestätigung, dass man der Beste ist. Aber nicht
nur im Motorsport werden inzwischen bei der Industrie Entscheidungen
von Eitelkeiten bestimmt. - Da wäre dann schon mal die Frage - die hier
als Titel diente - wirklich angebracht:
"Was geht jetzt in Ihnen vor."
MK/Wilhelm Hahne