10-04-25/04
- "Wir
sind sehr zufrieden damit, dass mit der Trennung von Betrieb und Besitz
und einem tragfähigen Konzept der Lindner-Gruppe noch vor Beginn der
Saison die Weichen für eine Zukunft gestellt sind, die auch für den
Landeshaushalt keine Belastung mehr darstellen. Jetzt erwarte ich, dass
die Betreiber sich wieder verstärkt um das Kerngeschäft, den Motorsport
verdient machen, damit der Mythos Nürburgring stark bleibt." Das
sagte Andrea Nahles. Nachzulesen in der "Rhein-Zeitung", in der Ausgabe
vom 30. März 2010. - Sagen Politiker eigentlich immer das, von dem sie
annehmen, dass es eine gewisse Öffentlichkeit von ihnen erwartet? - Hat
sich Andrea Nahles jemals ernsthaft mit der Problematik "Nürburgring
2009" auseinandergesetzt?
Sie hat in meinem Vorleben stöbern
lassen. Dagegen ist der CDU-Abgeordnete Billen ein Amateur. Natürlich
hat sie nicht selbst... - Aber sie hat danach jeden Kontakt mit mir
vermieden. - Ich werde jetzt auch jeden Kontakt mit ihr vermeiden. Denn
was soll ich von einer Politikerin halten, die in der "Rhein-Zeitung"
so dargestellt wird, dass sie "vor allem mit dem Geschäftsansatz von
Jörg Lindner" zufrieden ist. - Welchem Geschäftsansatz? - Wer kennt
denn überhaupt das Konzept? - Ich erinnere mich, dass Herr Kai Richter
in Adenau am 26. März davon sprach, dass man gerade erst einen Vertrag
abgeschlossen habe - und nun fange man an zu denken.
Ich denke
auch. Was den Nürburgring betrifft, habe ich da auch eine Basis. Auch
aus Informationen, die eigentlich der Untersuchungsausschuss in Mainz
haben sollte. - Wenn er sie hat: Warum nutzt er sie nicht?
Aus
den Reihen der neuen Organisation wurden gerade Aussagen zu dem vor uns
liegenden "Truck Grand-Prix" gemacht. Diese Veranstaltung ist übrigens
ein Vorschlag von mir gegenüber Herrn Mertel, der vor Dr. Kafitz
Geschäftsführer der Nürburgring GmbH war. - Die neue Mannschaft
erwartet in diesem Jahr - so habe ich irgendwo gelesen - in diesem Jahr um
170.000 Besucher. - Toll! - Ich stelle fest: Es geht weiter mit den alten Methoden.
Soll ich nun weinen, weil nur
Träumer...? - Ich muss eine Absicht unterstellen, denn in der
Nürburgring GmbH exisztieren Aufzeichnungen, aus denen klar hervorgeht,
dass die veröffentlichten, von der Nürburgring GmbH und den
Veranstaltern publizierten Zuschauerzahlen in der Vergangenheit überwiegend den Phantasien
geschäftstüchtiger Hirne entsprungen waren, die damit - auch beim
Aufsichtsrat - eine gewisse Reaktion auslösen wollten.
Ich
versuche hier mal einen Vergleich der realen Zuschauerzahlen, gemessen
an den verkauften Eintrittskarten mit den publizierten Zuschauerzahlen.
Nehmen wir mal die Jahre 1994, 1995, 1996 und 1999, 2000 und 2001 beim
"Truck Grand-Prix": Niemals wurde da eine Zuschauerzahl vermeldet, die
unter 200.000 lag. Damit verglichen wirkt die Erwartungshaltung "der
Neuen" realistisch. - Tatsächlich schwankt die Zahl der verkauften
Eintrittskarten zwischen in den o.g. sechs Jahren zwischen 61- und
71-Tausend. Der Öffentlichkeit wurden in den Jahren immer um den
Multiplikator Drei erhöhte Zahlen verkündet. - Sollte man einer
Gesellschaft nicht glauben, die zu 90 Prozent dem Land, zu 10 Prozent
einem Landkreis gehört und von hochrangigen Politikern überwacht wird?
Was
hat übrigens die neue Betreibergesellschaft, von Herrn
Wirtschaftsminister Hendrik Hering für 20 Jahre für das Funktionieren
aller Teile des Nürburgrings und seiner "Ableger" in die Pflicht
genommen, mit der Lindner-Hotelgruppe zu tun? - Das wurde mir noch nie
erklärt. Dass Jörg Lindner so heißt, wie auch andere Lindner (es gibt
da Fünf), macht doch die Betreibergesellschaft nicht zu einem Teil der
Hotelgruppe. Ich habe auch noch nicht die neue "Destination Nürburgring
GmbH" ausmachen können, von der überall gesprochen wird. - Eine
Geister-GmbH? - Wer ist da Gesellschafter? - Über wieiviel Eigenkapital verfügt die neue Betreibergesellschaft?
Wer sich einmal mit den erfolgten Verfälschungen
von Zuschauerzahlen auseinandersetzt, die man ja exakt an den
verkauften Eintrittskarten ermitteln kann, dem muss schlecht werden.
Und den neuen Betreibern kann doch nicht unterstellt werden, dass sie
so dumm sind, nicht mitbekommen zu haben, dass die Öffentlichkeit in
der Vergangenheit immer wieder belogen wurde. Dass Politiker gerne die
Augen vor der Realität verschließen ist eigentlich bekannt. Und dass
die Position eines Geschäftsführers in einem "staatlichen" Unternehmen
tief in der Provinz immer wieder dazu genutzt wurde, unfähige, aber gut
vernetzte "Außenseiter" dort unauffällig ins normale Leben zurückfinden
zu lassen, das sollte auch bekannt sein.
Da ist Dr. Kafitz
mit seiner "beurlaubten Zeit" noch ein kleiner Fisch. In den 70ern gab
es z.B. einen Geschäftsführer, der in seiner Entwicklungszeit als
NS-Schnellrichter gearbeitet hatte. Natürlich war der auch als
"Fachmann" eigentlich ohne Wert. Viele, viele Leute haben versucht ihn
ins Abseits zu stellen. Aber die hinter diesem Mann stehenden Politiker
haben ihn gestützt. Schließlich war es einer von ihnen.
Damals
war ich bei der "Auto-Zeitung" in Köln tätig. Als Ressortleiter
Motorrad. Aber ich machte dort natürlich mehr, womit ich mich intern nicht
unbedingt beliebt machte. Aber ich hatte z.B. gute Kontakte zur
Sport-Redaktion, saß oft noch abends mit denen zusammen und wir haben -
u.a. - auch über den Nürburgring und seine Probleme gesprochen. Langer
Rede, kurzer Sinn: Wir kamen in den Besitz von Unterlagen, aus denen -
auch - hervorging, wer denn eigentlich dieser tolle Geschäftsführer am
Nürburgring war.
Nachdem die Geschichte in der "Auto-Zeitung"
erschienen war, hat es nur noch Tage gedauert, bis dass dieser Mann
"entsorgt" war.
Heute sind die "Netzwerke" stärker. Und die
Aufsichtsorgane offenbar so überbeschäftigt, dass man sich um Details
nicht kümmern kann. Nach meinen Informationen war auch Dr. Kafitz so
geschickt, die jeweiligen Aufsichsratsitzungen - es gab so um zwei im
Jahr - so zu überfrachten, dass sich die Herrn Aufsichtsräte kaum mit
Details beschäftigen konnten. Es aber auch hinterher nicht taten.
Und
immer wieder spielten die Besucherzahlen bei Rennen - aber auch in der
"Erlebniswelt" - eine Rolle. In der Erlebniswelt insofern, als die
Verträge mit Firmen eine bestimmte Besucherzahl als Basis hatten. Und
die durfte nicht - niemals - unterschritten werden. Sonst waren die
Verträge hinfällig. - Folglich stimmten die Besucherzahlen immer. (Auf dem Papier!)
Es
gibt aber eine Sparte, wo die veröffentlichten Besucherzahlen sehr nahe
bei den Zahlen lagen, die man über die verkauften Eintrittskarten
ermitteln kann: Bei "Rock am Ring". - Dort gibt es ein obere Grenze,
die durch amtlich Auflagen bestimmt sind. So wurden die auch nie
überschritten. In einer Reihe von sechs Jahren, die ich überprüft habe,
gibt es nur eine kleine Abweichung von um drei Prozent.
Anders
ist das übrigens beim 24-Stunden-Rennen, dem immer sensationelle
Besucherzahlen angedichtet wurden. Die Realität ist krass. Wenn 1994
z.B. 100.000 Besucher vermeldet wurden, so waren tatsächlich 40.414
Karten verkauft worden. 1995 war es noch schlimmer: Da wurden 73.000
Besucher publiziert, aber nur 19.824 Karten abgerechnet.
So
könnte man eigentlich durchgehend nachweisen, dass die Nürburgring GmbH
eine Basis vortäuschte, die niemals vorhanden war. - Und jetzt geht die
Täuschung weiter. Wie man z.B. an den Aussagen zum Thema "Truck
Grand-Prix" nachweisen kann.
Was so alles getan wurde, kann man
z.B. auch einer "Vereinbarung" aus dem Jahre 2000 entnehmen, wo die
Nürburgring GmbH, "vertreten durch den Prokuristen Reimer E. Möller und
den Handlungsbevollmächtigten Guido Rosenzweig" mit der Erlebnispark
Nürburgring GmbH, "diese vertreten durch den Geschäftsführer Dr. Walter
Kafitz" (!!) sich z.B. auf folgende Umsetzung einigte:
"Der
Nürburgring ist gemeinsam mit den Veranstaltern der
Motorsportveranstaltung AvD 1.000 km Le Mans Race bemüht, über die
eigentliche Motorsportveranstaltung hinaus den Nürburgring für den
Besucher zu einem Gesamterlebnis zu machen. Nürburgring und
Veranstalter sind deshalb bestrebt, für die Besucher unter Einbindung
der Erlebniswelt dieses zu erreichen.
Dies
vorausgeschickt, vereinbaren Nürburgring und Erlebniswelt folgendes: 1.
AvD 1.000 km Le Mans Race (8./9. Juli 2000): Nürburgring wird mit den
Veranstaltern diesbezüglich im Rennvertrag eine Vereinbarung treffen,
wonach für sämtliche Ticketinhaber aufgrund erhöhter Ticketpreise u a.
auch der einmalige freie Eintritt in die Erlebniswelt eingeschlossen
ist. Diese Sonderleistung gilt grundsätzlich befristet nur bis zum
31.12.2000. Erlebniswelt erhält vom Nürburgring für diese Leistung
pauschal pro Veranstaltung, sofern Nürburgring mit den Veranstaltern
Einigkeit erzielen kann und die Veranstaltung auch tatsächlich
stattfindet, eine Vergütung in Höhe von DM 30.000,00 (in Worten:
dreißigtausend) zzgl. Mehrwertsteuer, zahlbar jeweils am Montag nach
der Veranstaltung.
Erlebniswelt
verpflichtet sich, die Eintrittskarten mit einer zur Verfügung
gestellten Lochzange zu entwerten und eine nach Veranstaltungstagen
getrennte Besucherstatistik zu erstellen.
Nürburgring rechnet seinerseits mit den Veranstaltern ab, alleiniger Ansprechpartner für Erlebniswelt ist Nürburgring.
Erlebniswelt wird zu Punkt 1. die entsprechenden Rechnungen erstellen."
Das
ist nicht etwa eine Ausnahme. Ich habe selbst erlebt, wie ein leitender
Mitarbeiter des Motor-Presse-Verlages im Falle eines 24-Stunden-Rennens
den Vorschlag machte... (s.o.) - Zufällig war auch gerade Dr. Kafitz
hinzu gekommen. Nicht zufällig war ich auch vor Ort. Und habe so gegen
eine Lösung argumentieren können, die nur dazu dienen sollte, die
Besucherzahlen der Erlebniswelt zu schönen. Damit die Sponsoren
zufrieden waren. Denn es wurde in der Vergangenheit durch die
Nürburgring GmbH nicht nur die Öffentlichkeit, sondern auch Sponsoren -
aber auch andere Vertragspartner - über die wirklichen Verhältnisse
getäuscht. (Um es vornehm auszudrücken.)
Man frage doch mal
aktuell bei WARSTEINER nach, wie zufrieden man mit den realen
Ergebnissen, gegenüber den Versprechungen der Nürburgring-Geschäftsleitung ist. Der
Catering-Unternehmer Broich (Düsseldorf) hat mir persönlich bestätigt,
dass die Versprechungen der Nürburgring GmbH niemals der Realität
entsprochen haben. Darum hat er sich zurückgezogen. In seiner Zeit am
Nürburgring hat er - nach seinen persönlichen Aussagen mir gegenüber -
um 750.000 Euro verloren.
Wer glaubt, dass der Nürburgring in
seiner Gesamtheit, so wie er sich heute in seiner Gesamtheit (einschl.
"Grüne Hölle", Boulevard, ring°racer, Linder-Hotel und -Ferienpark)
darstellt, jemals ein Geschäft wird, der muss schon auf die
Landtagswahlen 2011 fixiert, also Politiker sein.
Normale
Menschen werden die Dinge anders sehen. - Dass sie in der Vergangenheit
nichts dazu gesagt haben, liegt daran, dass wir heute praktisch in
einer Diktatur der Demokratie leben. - Fragen Sie mal die Bürgermeister
von Nürburg und Müllenbach welchem politischen Druck sie jeweils
ausgesetzt waren.
Es wird Zeit, dass diese Zeit endet!