10-06-28/01 - Zunächst
einmal: Alles was Sie hier lesen, ist eigentlich geheim. Ich schreibe
auch nur darüber, weil ich einen Anspruch erfüllen muss, den die
Staatsanwaltschaft Koblenz an mich hat: Geheimnisverräter. - Ich hoffe,
dass Herr Dr Hund, der Leitende Oberstaatsanwalt, mit mir zufrieden ist,
zumal ich die Dinge so darzustellen versuche, dass sie jeder - also
auch er - versteht. Dazu habe ich z.B. im Falle der Titelzeile (s.o.)
ein Lexikon bemühen müssen. (Entschuldigung! - Das liegt an meinem
Niveau.)
Was ist "Aggregation"? - Das ist das Zusammenfassen
detailierter Daten zu größeren Einheiten, um sie übersichtlicher zu
machen und ihre Interpretation zu erleichtern. - Also hat man das in
den mir vorliegenden Gutachten nicht gemacht. Warum? - Das habe ich mir
von einem Fachmann mit Behördenerfahrung dann erklären lassen: "Man
muss eine solche Vorlage so ausführen, dass sie niemand versteht."
Haben
Sie verstanden? - Das ist also im Falle dieser Basis für das endgültige
Genehmigungsverfahren genauso, wie mit dem Finanzierungsmodell des
Herrn Finanzminister Prof. Deubel. Das auch niemand verstanden hat.
Aber man hat daran geglaubt und es verteidigt. Kurt Beck z.B., der
gerade mal in Bulgarien war, um von großen Vorbildern zu lernen. -
Entweder wie man es macht - oder wie man es nicht macht. - Ich weiß es
nicht. Vielleicht wird man es bald wissen, denn via Bulgarien wird eine
Menge Schwarzgeld gewaschen. Russisches zum Beispiel. - Ich habe es im
Internet gelesen. Es soll dort auch richtige mafiöse Strukturen geben.
- Davon kann man als Politiker nur lernen.
Aber zurück von der
Beck'schen Bildungsreise* nach Bulgarien auf den Golfplatz in der
Eifel, der bisher nur in Plänen existiert. Er soll auch nur so um 30
Millionen Euro kosten. Spielgeld also. (Gemessen an den Kosten für
"Nürburgring 2009") Damit sollen dann 50 - 70 Arbeitsplätze geschaffen
werden. Das habe ich in der Projektbeschreibung gelesen. Das hat auch
großen Eindruck auf mich gemacht. Denn ich weiß inzwischen, wie toll
sich neu geschaffene Arbeitsplätze selbst dann verkaufen lassen, wenn
sie eigentlich nicht existieren. Wie z.B. im Industriegebiet von
Meuspath, wo nur dann richtig Menschen, arbeitende Menschen,
anzutreffen sind, wenn im Kalender "Industriewochen" ausgewiesen sind.
Am
Golfplatz soll das alles ganz anders werden. Da sind sogar um 130
Parkplätze geplant, da "wird mit einem durchschnittlichen PKW-Aufkommen
von 128 PKW pro Betriebstag maximal ausgegangen". Direkt am Clubhaus,
beim Golf-Hotel oder -Gästehaus.
Ach, Sie meinen, es gäbe im
Umfeld Übernachtungsmöglichkeiten genug? - Gemach! - Hier am Golfplatz
hat alles "5-Sterne-Niveau". Da gibt es sonst nichts Vergleichbares im
Umfeld. Darum gibt es auch nicht nur ein Golf-Hotel (mit
"Zigarren-Lounge"!) mit 86 Betten (einschl. Gästhaus), ...
...sondern es sind
auch rund 66 Eigentums-Appartements geplant und 23 exklusive
Privat-Wohnhäuser und -Villen.
Damit kann man wohl die Ansprüche
der Golf-Touristen mit hohen Ansprüchen abdecken. Wie gesagt: Alles
5-Sterne. Wie ich in einem Gutachten lesen konnte:
"Bei einer
hypothetischen Auslastung von 70 Prozent und jährlich 21.973
Übernachtungen im geplanten Golfclub am Nürburgring ergibt sich ein
Nettoprimärumsatz von 9,1 Mio. €. Aus der Nettowertschöpfung von 5,4
Mio. € resultieren ca. 300 Arbeitsplätze."
Ich denke, dass bei
dieser Rechnung auch ein Parkwächter berücksichtigt wurde. Natürlich in
Livre. - 5-Sterne eben. (Englisch, Französisch, Italienisch und
Spanisch fließend. - Exakt so wie die Beschilderungen im ring°boulevard
z.B.) "Gerade im Bereich der zahlungskräftigen Geschäftskunden wird
dies in einem entsprechenden Standard erwartet", habe ich gelesen. Da
kann man wirklich nicht erwarten, dass der eine 4-Sterne-Absteige
akzeptiert. Außerdem wurde aus Gesprächen mit Eventagenturen und
Businesskunden deutlich - so habe ich gelesen - "dass zusätzliche
Eventmöglichkeiten und Rahmenprogramme fehlen". - Ich verstehe das: Der
Hubschrauberlandeplatz auf dem Lindner-Hotel ist nicht zu gebrauchen,
da keine Genehmigung vorliegt, der ring°racer existiert
funktionstüchtig nur in Prospekten... - Überall schimmert die Armut der
Eifel durch. - Entschuldigung! - Aber es wird in den Gutachten und
Beschreibungen auch deutlich zum Ausdruck gebracht: "Sowohl die Kunden
der Automobilhersteller, als auch die Besucher der
Oldtimer-Veranstaltungen, verfügen über eine hohe Affinität zum Golf."
Also
bauen wir denen doch mal eine richtig schöne 18-Loch-Anlage hin.
Luftlinie nur etwa ein Kilometer vom Grand-Prix-Kurs entfernt.
Wenn man vom "Herren Champion-Abschlag" ausgeht, ergibt sich bei der
vorgesehenen Gesamtlänge der 18 Spielbahnen ein "Par 72" (das hat
nichts mit dem Alter der Spieler zu tun!) von ca. 6.410 Meter. -
Natürlich sind Golfcarts im Angebot. Es gibt Semirough, Halfrough,
Bunker, Teiche und - natürlich - natürliches Grün.
Die Anlage
soll in der Nähe dert Ortsgemeinden Welcherath, Brückthal und Kirsbach
entstehen und liegt damit im "Einwirkungsbereich" der
Grand-Prix-Strecke des Nürburgrings, wobei "die vorhandene Topografie
...
...eine direkte Sichtverbindung zur Grand-Prix-Strecke" nicht erlaubt.
Leider ist jedoch "durch metrologische Beugungseffekte eine
ungehinderte Einwirkung der Geräuschimmissionen von der Rennstrecke
nicht auszuschließen", heißt es in einem Gutachten. Und dann später:
"'Gesunde Wohnverhältnisse' im Sinne der DIN 18005 sind daher
nicht gegeben".
So wird empfohlen: "Aufgrund dieses
Sachverhaltes sollte geprüft werden, in wieweit das Golf-Village nach
Osten hin in Richtung K 92 verschoben werden kann. Im Bereich dieser
Kreisstraße sind bis zu 7 dB(A) niedrige Beurteilungspegel zu erwarten,
so dass dort auch bei Rennveranstaltungen Pegel, die einen
'enteignenden Eingriff' darstellen, nicht erreicht werden." - Na bitte,
geht doch! - Natürlich "sollten sich die Fenster der Wohnräume jedoch
ausschließlich in Ost- und Südostrichtung orientieren. Dies gilt ebenso
für Aussenwohnbereiche, wie Terassen, Balkonen etc., die sich dann auch
im Schutze der Gebäude befinden müssten".
Aber auch in diesem
Gutachten gibt es die entschuldigende Anmerkung: "Die oben getroffenen
Aussagen beziehen sich auf die mir zur Verfügung stehenden Unterlagen
und haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit."'
So ist das
natürlich auch mit den "Angaben" in meiner Geschichte. - Aber fassen
Sie mal den Inhalt von 289 Seiten so zusammen, dass sich kein Buch
ergibt.
Alle
drei betroffenen Gemeinden hben übrigens lägnst dem Golfplatzprojekt
zugestimmt. Kirsbach und Brücktal haben JA gesagt und da konnte auch
der Gemeinderat von Wecherath nicht zurück stehen: Sechs
Gemeinderatsgleider stimmten dafür, einer dagegen.
Grund
und Boden des geplanten Golfplatzes gehört natürlich den
unterschiedlichsten Besitzern und musste zunächst aufgekauft werden. Da
wurden dann die für Ackerland üblichen Beträge geboten. Aber Kai
Richter hatte mit seinen Geboten für die Grundstücke in Drees
(Ferienhäuser) die Preise verdorben. Auch in Welcherath erwartete man
mehr. Da war es natürlich ein reiner Zufall, dass das
Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel, die Abteilung
Landentwicklung und Ländliche Bodenordnung (Flurbereinigungsbehörde) am
15. Dezember 2009 ein "Vereinfachtes Flurbereinigungsverfahren"
für das "Kirchspiel Welcherath" anordnete. Bei der Kreisverwaltung in
Kelberg hörte ich dazu: "Irgendwo müssen wir schließlich mal damit
anfangen." - Und siehe da: Inzwischen hat der Privatinvestor (aus
Holland) alle Grundstücke zu "vernünftigen Preisen" (nicht aus seiner
Sicht) angekauft. - So hörte ich. - Natürlich gilt der "Verwaltungsakt"
der Flurbereinigung nicht nur für Welcherath, sondern für "näher
bezeichnete Teile der Gemarkung Welcherath, Brücktal, Kirsbach und
Reimerath sowie in geringem Umfang für Teile der Gemarkungen Boos,
Lind, Mannebach, Meuspath und Zermüllen.".
Ein Auszug aus der
Begründung: "Die sofortige Vollziehung liegt auch im öffentlichen
Interesse. Die Maßnahmen zur Verbesserung der Agrarstruktur und die
damit investierten öffentlichen Mittel tragen ganz erheblich zur
Erhaltung eines bedeutenden Wirtschaftsfaktors in der Landwirtschaft
bei. Im Hinblick auf den raschen Strukturwandel in der Landwirtschaft
und die erwartete wirtschafts-, arbeitsmarkt und strukturpolitische
Bedeutung des Golfplatzprojektes ist es erforderlich, dass die mit der
Flurbereinigung angestrebten Ziele möglichst schnell verwirklicht
werden."
Aber kommen wir zunächst noch einmal zu den ersten
Seiten des "Erläuterungsberichts" zum "Raumordnungsverfahren gemäß § 15
Raumordnungsgesetz i.V.m. § 17 LPIG Rh.-Pfalz". Der Stand der
Darstellung bezieht sich auf "Juni 2010", ist also sehr aktuell. Obwohl
man sich natürlich mit den "ollen Kamellen", dem "Raumordnungsverfahren
2006" auseinandersetzen muss:
"Das vorliegende
Raumordnungsverfahren für das 'Golfplatzprojekt am Nürburgring' dient
aufgrund von erforderlich gewordenen Modifikationen und Ergänzungen des
ursprünglichen Rahmenkonzeptes einer ergänzenden Prüfung der
Vereinbarkeit des zwischenzeitlich stärker ausgestalteten Projekts mit
den Erfordernissen der Raumordnung. Der geplante Golfplatz ist hierbei
nicht losgelöst, sondern vielmehr weiterhin als wesentlicher Teil der
'Erlebnisregion Nürburgring' und des hierbei zugrunde liegenden
Konzeptes anzusehen."
Klar! - Dass inzwischen aus
"Erlebnisregion Nürburgring" schon lange "Nürburgring 2009" wurde, ist
den Gutachtern nicht aufgefallen. - Warum auch? - Das ist ja Jacke wie
Hose. Aber wenn man dann aus dem "alten" Unterlagen zum
Raumordnungsverfahren von 2006 zitiert, dann stimmt z.B. folgende
Formulierung aktuell nicht mehr: "Eigentümerin der Rennstrecke ist die
Nürburgring GmbH, die vom Land Rheinland-Pfalz (90%) sowie vom
Landkreis Ahrweiler (10%) getragen wird." - Der Landkreis Ahrweiler
"trägt" nicht mehr. Er tut nur noch so. Er ist eigentlich -
entsprechend eines Beschlusses im Kreistag - ohne Einfluss auf die
weiteren Geschicke der Nürburgring GmbH. Die neu geschaffene "Beirat"-Position ist ohne
Bedeutung, da sie keinen Einfluss bedeutet. Landrat Pföhler ist nicht
mehr im Aufsichtsrat, die 10 Prozent haben keine Vertretung mehr. -
Diese Darstellung nur, weil das vielleicht meinen Lesern entgangen ist.
In
den 2006er Unterlagen zum Raumordnungsentscheid geht es auch mit
falschen Daten weiter: "Rund zwei Millionen Menschen im Jahr besuchen
die Veranstaltungen und Attraktionen am Ring." - Zwei Millionen! -
Traumzahlen von Phantasten! - Das sollte längst klar sein. Aber hier am
Nürburgring hatte manchmal der Wahnsinn Methode. - Man frage doch
einmal den Caterer Broich (Düsseldorf), der sich längst aus seinem
(scheinbar!) attraktiven Vertrag gelöst hat. In einem Telefonat mit mir
hat seinen hier in der Eifel erlittenen Verlust auf rd. 750.000 Euro
beziffert. Oder man frage doch einmal bei WARSTEINER nach, wie denn die
Umsätze in Relation zu den von Dr. Kafitz gemachten Versprechungen zum
F1-Grand-Prix waren. (Allerdings Zufriedenheit nach "Rock am Ring" bei
WARSTEINER. Man verzeichnete den größten Bierumsatz der
Firmengeschichte auf einem einzelnen Event. - Aber da stimmten auch die
Zahlen.)
Um noch mal in "alten, optimierten" Angaben zu wühlen:
"Rund 50 Prozent des Umsatzes der Nürburgring GmbH wird durch die
Formel 1 generiert." - Von Verlusten wird nicht gesprochen. Das passt
eben nicht in die "politische Landschaft". Da ist in der "alten
Version" von "zu geringen Bettenkapazitäten" die Rede, von "große
Wachstumspotentiale", die Gutachter "im Bereich Freizeit und Event"
bescheinigen.
Na ja, - "Antragsteller für das Raumordnungsverfahren war die Nürburgring GmbH".
Was
den Golfplatz betraf, so hat der "Antragsteller ... nach einer
sachgerechten Vorprüfung und -auswahl anhand nicht zu beanstandener
Kriterien zwei mögliche Golfplatzstandorte, und zwar in der Gemarkung
Quiddelbach/Herschbroich in der Region Mittelrhein-Westerwald und in
der Gemarkung Welcherath/Kirsbach/Brücktal in der Region Trier ins
Raumordnungsverfahren eingebracht". Und Welcherath hat gewonnen. Na ja,
es mussten 4 ha Waldfläche gerodet werden. Aber - Zitat : "Ein
gänzlicher Verzicht auf Waldrodungen am Standort Welcherath hätte
letztlich zur Folge, dass auch dieser Standort nicht zum Tragen käme
und die Golfplatzplanung als Bestandteil der Erlebnisregion Nürburgring
nicht realisiert werden könnte".
Also: Rodung muss sein, denn
man erfährt eine Seite später, dass die rheinland-pfälzische
Landesregierung "das Projekt Erlebnisregion Nürburgring, dessen
Bestandteil die Golfplatzplanung ist, zu einem Leuchtturmprojekt des
Landes" erkoren hat. Und Kurt Beck hatte wohl Prof. Deubel zum
"Leuchtturmwächter" gemacht. Darum war der wohl nach seinem
offiziellen Ausscheiden aus der Landesregierung auch als Urlauber noch
mal nach Sylt gereist. Weil es dort auch Leuchttürme gibt? - Oder hatte
er "zufällig" dort seinen großen Investor (so hat er ihn tatsächlich
mal vorgestellt) Kai Richter getroffen?
Übrigens kommt man in
den Unterlagen zu der interessanten Feststellung, "dass sich der
Golfsport gesellschaftlich immer mehr zum Breitensport entwickelt".
-??? - Warum denn alles im "5-Sterne-Format"? -Vielleicht, weil die
Armen immer ärmer und die Reichen immer reicher werden und sich der
Anteil der Reichen dramatisch erhöht? - Da muss natürlich ein Ventil
geschaffen werden.
Natürlich sollte man nicht alles so genau
nehmen, was auf 289 Seiten Schwarz auf Weiß zu lesen ist. Es wird ganz
deutlich ausgesprochen: "...die Errichtung einer zeitgemäßen und
wirtschaftlich tragbaren Golfanlage auf dem Standort nördlich von
Welcherath bedingt, dass einige Vorgaben des vorliegenden
Raumordnerischen Entscheides nicht in Gänze eingehalten werden können."
Man
sollte eben das Landesplanungsgesetz (LPIG) vom 10. April 2003, zuletzt
geändert durch Gesetz vom 2. März 2006 kennen. Darin sind in § 1 die
Leitvorstellungen des Landes Rheinland-Pfalz aufgeführt, dass - Zitat:
1. die freie Entfaltung der Persönlichkeit in der Gemeinschaft gewährleistet ist,
2. der Schutz, die Pflege und Entwicklung der natürlichen Lebensgrundlagen gesichert sind,
3. die Standortvoraussetzungen für die wirtschaftliche Entwicklung gesichert und verbessert werden,
4. die Gestaltungsmöglichkeiten der Raumnutzung langfristig offen gehalten wird,
5. gleichwertige Lebensbedingungen für die Menschen gesichert oder hergestellt werden,
6. sie zur Verwirklichung des Prinzips der Geschlechtergerechtigkeit beiträgt,
7. sie der besonderen Möglichkeiten und Bedürfnisse alter und behinderter Menschen Rechnung trägt,
8. sie dem besonderen Anspruch junger Menschen auf Entwicklung und Entfaltung gerecht wird.
Lassen Sie mich hier noch ein Zitat anfügen, das ich handschriftlich in der Akte mit dem Vermerk "Herrlich!" versehen habe:
"Ziel
des Raumordnungsverfahrens ist es, die Raumverträglichkeit einer
Linienführung einer Trasse oder eines Standortes zu prüfen und zu
bestimmen. Dabei werden Umweltverbände, Einwohner und Behörden bei der
Entscheidung mit einbezogen. Somit ist das Raumordnungsverfahren für
Einwohnerinnen und Einwohner transparent und nachvollziehbar."
Nun stellen Sie sich bitte doch einmal vor, lieber Leser, Sie hätten mich nicht als "Geheimnisverräter".
Was
übrigens die Standorte Quiddelbach/Herschbroich und Welcherath deutlich
unterscheidet: "Für die Wildkatze und den Luchs wird das
Gefährdungspotential relativ gering eingestuft". - In Welcherath. Dort
gibt es übrigens folgende Aufteilung der benötigten Flächen:
"Grünland
(Wiesen, Weidern) rd. 55,3 ha; Ackerland rd. 12,7 ha; Wald rd. 6,8 ha;
übrige Flächen, wie z.B. Gewässer, Feldgehölze, Wege rd. 2,4 ha."
Damit
wären wir dann bei Flora und Fauna, bei Tieren und Insekten.
(Menschen hatten wir ja schon.) Die von mir eingesehene
"Umweltverträglichkeitsstudie zum Raumordnungsverfahren" stammt
übrigens aus März 2010. Ich habe mal nachgesehen: Da lag hier - und in
Welcherath - Schnee. - Aber schließlich sollte zu "abiotische und
biotische Faktoren" schon etwas gesagt werden. Auch hier. Aber das
wurde - für mich - richtig schwer. Und ich habe erfahrene Praktiker
(auf diesem Gebiet) konsultieren müssen, um hier zu ein paar passenden
Sätzen zu finden.
Also das mit der durchschnittlichen
Temperatur/Jahr habe ich noch begriffen: 7 - 8°C.
(Durchschnittliche Temperatur im Juli - wenn Sie es gerne wärmer
hätten: 15° - 16°C.) Aber dann geht es über viele Zeilen so weiter:
Arrhenatherum elatius, Festuca rubra, Achillea ptarmica, Alopecurus
pratensis, Caltha palustre ... - ich war echt überfordert. Wenn man
aber mit einem Fachmann spricht, wird das ganz einfach: Glatt-Hafer,
Rotschwinger, Sumpf-Schafgarbe, Wiesen-Fuchsschwanz, Sumpf-Dotterblume.
- Es geht darum, ob die durch die Anlage eines Golfplatzes
gefährdet sind. - Natürlich nicht. Das kann man dann folgenden Tabellen
entnehmen. - Aber wer liest die schon? (Wenn man von mir absieht.) Ich
habe so etwas über die Altersstruktur der Bäume erfahren, über
"vegetationstypologische Merkmale, Hemerobie". Ich könnte auch etwas
über "Skzessionsraum und Vernetzungs- und Refugialfunktion" erzählen. - Alles paletti!
Wenn
Sie sich nun Sorgen machen sollten um den Aporia crataegi: "Keine
erhebliche Beeinträchtigung zu erwarten". Das trifft auch auf das
Braunkehlchen zu. - Was - Sie kennen Saxicola rubetra nicht?
Nein, man darf Rotkehlchen nicht mit Braunkehlchen durcheinander
bringen. - Auch die Leptophyes punctatissima, Sie wissen, die
Punktierte Zartschrecke hat keine Nachteile zu erwarten. - Nun wissen
Sie wieder nicht was das ist? - Unglaublich! - Das ist eine
Heuschreckenart, die sich schon von der Gemeinen Eichenschrecke
unterscheidet. Während die letzt genannte sich überwiegend im Bereich
von Waldrändern mit Laubholz aufhält, siedelt z.B. das Grüne Heupferd
(es hat übrigens nichts mit den GRÜNEN zu tun) häufig in Gärten,
sonnigen Wegrändern und Trockenrasen - also das, was der Fachmann als
"Kulturflächen" bezeichnet, an. - Und was es alles an
Fledermäusen gibt! - Und keine davon benötigt eine
"5-Sterne-Unterkunft". - Das steht alles in den Gutachten, die ich so
lange gelesen habe, bis mir die Augen tränten.
Was nicht drin steht - und was ich nur durch
Zufall (tagelange Beschäftigung mit diesem Golf-Thema) erfuhr: Bei
"Rock am Ring" waren offensichtlich auch Botaniker mit angereist, die
unter den 85 - 100.000 Besuchern nicht auffielen. Nur nach der Abreise der
Rock-Fans war klar: Man hatte eine vom Aussterben bedrohte Pflanze
mitgehen lassen, einige Quadratmeter davon ausgemacht, mit Unterboden
verschwinden lassen: die Pfingstnelke. (Das ist die volkstümliche
Bezeichnung, die wissenschaftliche lasse ich weg.) Sie ist vom
Aussterben bedroht.
Am "Ring" ist inzwischen noch mehr vom
Aussterben bedroht, bzw. muss den "gefährdeten Arten" zugerechnet
werden: der Motorsport, die Touristenfahrten, eigentlich alles, was mal
den Nürburgring ausmachte. Aber dafür erhalten wir dann "Fünfsternigen
Ersatz".
Mit
Gutachten. In denen auch wieder die übliche Verdächtigen auftauchen:
ITC, Trier (inzwischen verkauft!) und Wenzel.... - Auch der
holländische Privat-Investor weiß, was wichtig ist: "Wir wollen mit dem
Nürburgring zusammen arbeiten, denn wir brauchen ihn. Man muss nur den
Negativtrend dort stoppen." - Aha! - Vielleicht braucht man dazu noch
ein paar Gutachten.
Als
mich in diesen Wochen jemand fragte, ob ich das, was ich heute mache,
noch einmal beginnen würde wenn ich auf die Welt käme, da habe ich
- mit einem kleinen Lachen - geantwortet: "Nein!" -
"Und was würdest du werden wollen?", hat mein Gegenüber gefragt. - "Gutachter!"