Natürlich macht es auch mich nachdenklich, wenn ich z.B. auf der Internetseite von „sport auto“ lesen muss: „Nach achtstündiger Führung fiel der Porsche 911 GT3 R Hybrid rund 100 Minuten vor Rennende mit einem Motorschaden aus.“ - Hatte ich etwas übersehen, nicht verstanden? - Also habe ich die Porsche-Presseabteilung noch einmal am 19. Mai an meine unbeantwortete E-mail vom 5. April erinnert. Umgehend erhalte ich die Antwort, das man meine Anfrage - natürlich umgehend - dem in der Presseabteilung zuständigen Mitarbeiter zugeleitet habe und tröstet: „Er wird sich sicher bald bei Ihnen melden.“ - Na ja, bis zum 25. Mai nicht.
Aber der kostenlosen Beilage bei „Auto Bild“, „motorsport“, ist zu entnehmen: „Trotz des Mehrgewichts durch dieses System (Anmerkung: Hybrid) spart der Porsche soviel Treibstoff, dass er bei vergleichbaren Rundenzeiten zwei Runden länger fahren kann als seine Markenbrüder mit herkömmlichem Antrieb.“ - Und man rechnet vor und nennt als Beweis: „Bis zum Ausfall am Sonntag musste der Hybrid-Porsche 14-mal tanken. Zum Vergleich: der BMW GT2 der durch den Ausfall in Führung gehen konnte, hatte zu diesem Zeitpunkt 18-mal Sprit fassen müssen.“
Ich fasse es nicht. Da schreiben Journalisten, die von ihren Lesern als „Fachleute“ empfunden werden einen Blödsinn zusammen, den sie ungeprüft wohl den Marketing- und Presse-Verlautbarungen der entsprechenden Interessengruppen entnommen haben. Realität ist:
Das gültige technische Reglement zum 24-Stunden-Rennen, bezeichnenderweise als „Balance of Performance“ bezeichnet, ist von der Porsche-Aussage (auf dem Hybrid-Porsche nachzulesen) übertöpelt worden: „Porsche Intelligent Performance“.
Wenn man einmal die Einsatzdaten eines normalen Porsche GT3 R mit dem des „Hybrid“ vergleicht, so muss der Hybrid zwar in der Realität durch das aufgepropfte System mehr als drei Zentnern (von mir geschätzt) mitschleppen, darf sich aber mit einem Mehrgewicht von nur 125 Kilogramm gegenüber der „Normalversion“ zum Rennen aufstellen.
Wo die „Normalversion“ des GT3 R in der Motorleistung durch einen Luftrestriktor von 76 Millimeter „in der Atmung“ begrenzt ist, atmet der Verbrennungsmotor des Hybrid frei. Ich habe jedenfalls in den mir zugänglichen Unterlagen des Rennveranstalters keinen anderen Hinweis gefunden. Was natürlich eine Mehrleistung garantiert. Hinzu kommt dann die Leistung – aber nur für jeweils 6 – 8 Sekunden – von zwei an der Vorderachse platzierten Elektromotoren mit einer Leistung von je 60 kW (= 81,5 PS). - Also könnte doch rein rechnerisch... - Aber was ist mit dem Mehrgewicht? - Warum sollte dieser Hybrid-Porsche sparsamer sein als sein stromloser Bruder?
Der eigentliche, gegenüber der Öffentlichkeit verschwiegene Gag ist, dass der Porsche 911 GT3 R Hybrid mit einem 120-Liter Benzintank ausgestattet ist, während der „normale“ GT3 R sich mit 100 Litern begnügen muss. Überhöht wird das Ganze noch dadurch, dass das vorgeschriebene ADAC-Tankpilot-System es möglich macht, dass die 120 Liter beim Hybrid-Porsche in der gleichen Zeit getankt werden können, wie die 100 Liter beim normalen Porsche GT3 R.
Verstehen Sie nun, warum die Porsche-Presseabteilung meine E-mail-Anfrage vom 5. April bis heute nicht beantwortet hat? - Die „Porsche Intelligent Performance“ ist offensichtlich nur für Dumme. - Sage ich.
Aber dann gerät Porsche in Fahrt. Nun kommen bei mir E-mail aus Zuffenhausen an. Man widerspricht mir deutlich, aber auf nette Art. Lesen Sie selbs. Der folgende Text ist allerdings die Folge auf eine schon vorher erfolgte E-mail-Auseinandersetzung, gibt aber einen guten Einblick in die Porsche-Argumentation:
"...danke für Ihre Anmerkungen. Ich bin mir ja nicht sicher, ob ich mich richtig ausgedrückt habe, aber die Tatsache der Rundenanzahl hat in diesem Wahl doch nichts mit dem Tankvolumen zu tun. Das Tankvolumen errechnet sich aus dem Gewicht des Fahrzeuges, daher die unterschiedliche Einstufung z.B. bei den verschiedenen Marken. Da hat ein BMW ein anderes verfügbares Volumen als ein Audi und dieser wiederum ein anderes als ein Porsche. Das Volumen ist damit doch nur eine Gleichstellung der unterschiedlichen Gewichte. Gewicht bedingt aber auch Verbrauch, will sagen, die Höhe des Gewichtes hat einen direkten Zusammenhang mit dem Verbrauch. So auch in diesem Fall, der Hybrid ist aufgrund seines zusätzlichen Energieträgers schwerer als ein normaler Elfer, um hier eine identische Voraussetzungen zu schaffen, wird das Mehrgewicht über die unterschiedliche Tankgröße ausgeglichen. Der Hybrid hat dann noch ein Zusatzgewicht an Bord bekommen, welches die Rennkomissare aus den technischen Daten und den Zeiten in den VLN-Läufen bzw. der Qualifikation ermittelt haben. Daher unser Hinweis auf das Zusatzgewicht. Aus dem Faktor Gewicht = Verbrauch lässt sich erkennen, welche Autos wie lange auf der Strecke bleiben können, die erzielten zwei Runden beim Hybrid haben aber, da muss ich Ihrer Theorie widersprechen, nur etwas mit dem Vermögen der Techniker zu tun, die Energie effizient zu nutzen. Will sagen, die Transformation der Bremsenergie und der intelligente Einsatz durch den Fahrer führen dazu, dass wir in der Lage waren, bei diesem Rennen bis zu zwei Runden länger auf der Strecke zu bleiben. Die Leistung beider Motoren ist identisch, ob nun die Balance of Performance sinnvoll ist oder nicht, bleibt ausserhalb unseres Einflusses. Wir können nur die Kriterien bewerten und darauf aufbauend unsere Fahrzeuge anpassen. Ja, Ihr Hinweis auf die Qualitäten des Fahrers ist sicher berechtigt, aber auch an diesem Punkt sind nicht wir die Erfinder der Kriterien. Ihr Hinweis auf die Sinnhaftigkeit eines Hybridantriebes nehmen wir zur Kenntnis. Die Einführung von Hybrid-Systemen wurde insbesondere von der deutschen Automobilindustrie ja extrem kontrovers diskutiert. Sie haben aber sicherlich auch die öffentlichen Diskussionen erlebt, in denen wir als "Rückständig", "neuen Technologien nicht aufgeschlossen", dem "japanischen Wettbewerb unterlegen" usw. dargestellt wurden. Die sachlichen Argumente, die wir immer angeführt haben wurden nicht gehört, vor allem auch nicht von dem Großteil der Medienschaffenden. Wir wurden als Industrie in eine Ecke gedrängt, die öffentliche Meinung war und ist eindeutig und in diesem Fall, dass können Sie wirklich glauben, nicht von uns getrieben. Wir zeigen heute nur auf, was technisch machbar ist, ob das am Ende für den Kunden effizient ist oder nicht, ist sicherlich ein anderes Thema. Unsere Zielsetzung mit dem System des Schwungradspeichers ist, deutlich zu machen, dass unsere Ingenieure in der Lage sind, hochkomplexe Technologien umzusetzen. Das wir den erzielten Erfolg medial umsetzen, ist sicherlich ein logischer Rückschluss."
Natürlich gibt es im Originaltext Absätze. Ich habe sie weggelassen, die Porsche-Meinung sozusagen "als Block" gesetzt. - Kommen Sie so zu einer eigen Meinungsbildung.
Zum Thema „Balance of Performance“ muss an anderer Stelle noch einmal etwas umfassender geschrieben werden. Hier nur kurz meine Meinung: Typisch deutsch. Man möchte keine Guten und keine Schlechten. Mittelmaß ist gefragt. - Aber das kennen wir ja von der Personalpolitik bei Großfirmen. - Bitte nicht durch Leistung auffallen.
Obwohl man sich bei diesem Fahrzeug nicht nur bei Porsche, sondern auch bei Manthey, einem bekannten Porsche-Tuner hier am Ring, eine Menge Mühe gegeben hat. Das verbaute Hybridsystem stammt übrigens aus dem Williams Formel 1, das natürlich der Einsatzart im Porsche angepasst werden musste. Es ist aber keine Porsche-Entwicklung, mehr eine Porsche-Entscheidung für dieses System.
Aber ich habe der
Porsche-Presseabteilung noch kurz auf die obige Darstellung
geantwortet. Ich habe versucht, die meine Auffassung zum Thema
Hybrid-Porsche ganz einfach und verständlich darzustellen. So passt
meine Erklärung dann auch gut an das Ende dieser Geschichte:
MK/Wilhelm Hahne
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