10-06-28/04
- Der
Zufall will es, dass ich schon Minuten nach dem Unfall - der gegen
10:30 Uhr passierte - weiß, dass es gerade richtig gekracht haben muss.
Natürlich weiß ich da noch nicht, was wirklich passierte. Das beginne
ich erst zu ahnen, als um 30 min nach dem Unfall die ersten E-mail mit
Informationen bei mir eintreffen. Natürlich muss man mit den
Informationen darin vorsichtig umgehen.
Nach solchen Angaben hat
der Japaner nach dem Unfall noch gelebt, hat sich von demVierpunktgurt befreit, den Sturzhelm abgenommen und einen Feuerlöscher
bedient. "Wahrscheinlich" ist eine Vokabel, die da sehr oft vorkommt.
Nach
ersten Informationen sind die Kollegen des bei dem Unfall verstorbenen
Testfahrers die ersten, die an der Unfallstelle eintreffen. Kein
Wunder, denn die Toyota-Werstatt ist nur wenige Kilometer entfernt. -
Wer sie alamiert hat? - Man weiß es nicht. Dann treffen die
Rettungskräfte und die Polizei ein. Der Krankenwagen , am Ring
positioniert, aber mit ortsunkundigem FAhrer besetzt, ließ sich von
einem anderen Sicherheitsahrzeug mit ortskundiger Besetzung auf
dem schnellsten Weg zum Unfallort lotsen.
Wie es der Zufall will, gibt es bei
der Polizeistation in Daun an diesem Tag nur eine Notbesetzung, weil an diesem 23.
Juni gerade ein Betriebsausflug angesetzt war. Aber die
Rettungsmaßnahmen laufen schnell und reibungslos ab. Auch ein
Hubschrauber ist schnell zur Stelle, um den als schwer verletzt
eingeschätzten Beifahrer sofort in eine Bonner Klinik zu fliegen, wo er
auf die Intensivstation kommt.
Der Fahrer des BMW-Testwagens
wird ins Krankenhaus nach Daun gebracht. Der Staatsanwalt ist
informiert und setzt einen Gutachter von Koblenz aus in Bewegung. Der
tote Japaner verbleibt bis zum Eintreffen dieses Mannes im
Unfallfahrzeug, wird mit einem weißen Tuch gegen Neugierige abgedeckt.
So
verzögert sich auch der Abtransport der Unfallfahrzeuge, die mit einem
Spezialtransporter erst gegen Mittag zur Untersuchung durch
Sachverständige in eine Werkstatt verbracht werden. - Toyota wird am nächsten Tag dann auch die Witwe des Toten aus Japan einfliegen lassen.
Der Wagen
der den Unfall auslöste ist ohne Zweifel das Fahrzeug des japanischen
Testfahrers, der in Kreisen seiner Firma als umsichtig und sehr
erfahren gilt. Er ist nicht nur als Chef des Testteams von Toyota zur
Zeit hier in Deutschland, sondern war schon beim Einsatz des
Sportwagens beim 24-Stunden-Rennen praktisch Chef des Boxenteams.
Toyota hatte diesen Renneinsatz genutzt, um rund 100 junge
Toyota-Ingenieure einmal mit der Atmosphäre eines Rennens vertraut zu
machen,
...sie
die Umstände kennen lernen lassen, mit denen man unter Rennbedingungen
fertig werden muss. Das Foto zeigt ein Einsatzfahrzeug des LF-A in der
Startaufstellung zum 24-Stunden-Rennen.
Natürlich kann man
eigentlich so - wie es Toyota/Lexus in diesem FAlle getan hat - kein 24-Stunden-Rennen angehen, aber dieser Einsatz galt
ja auch mehr der Überprüfung des Entwicklungsstandes des neuen Lexus
LF-A, der erst gegen Jahresende lieferbar werden soll. Es ist ein
"Exot", mit dem Toyota, als Großserienhersteller bekannt, seine
Großserienprodukte mit einem Schimmer von Glamour überziehen, aufwerten
will. - Und ausgerechnet mit diesem Fahrzeug... -
...hier bei Testfahrten im Jahre 2007 auf der Nürburgring-Nordschleife, gab es nun diesen schrecklichen Unfall.
Toyota
gibt zum Unfall keine Auskunft, wie ich von Kollegen hörte. Aber es
gibt eine offizielle Pressemitteilung. In der wird informiert, dass der
67-jährige Chef-Testfahrer am 23. Juni "bei einem tragischen
Verkehrsunfall in der Eifel tödlich verunglückt" ist. Weiter: "Die
näheren Umstände des Unfalls werden derzeit noch untersucht."
Man verweist aber auf die Verdienste, die sich dieser Toyota-Mitarbeiter in langen Jahren der Mitarbeit erworben hat: "
Hiromu Naruse war seit 1963
Mitarbeiter der Toyota Motor Corporation und arbeitete dort zunächst
in den Bereichen Fahrzeugentwicklung und -evaluierung, wo er sich als
herausragender Testfahrer qualifizierte. Als einzigartiger Experte
für Fahrzeugbeurteilung galt er als Vater aller in Großserie
produzierten Toyota-Sportwagen, vom legendären Toyota 2000 GT aus
dem Jahr 1965, bis hin zum aktuellen Lexus LFA."
Umso unverständlicher ist der Unfallhergang. Hiromu Naruse
befand sich zur Zeit des Unfalls auf der falschen Straßenseite, also
auf der Seite, auf der man in Japan normalerweise unterwegs ist: links.
Der entgegen kommende BMW hatte keine Chance, da durch den Kurvenradius
- dort wo der Unfall geschah - für beide Fahrzeuglenker vielleicht eine
Sicht von um 50 Meter bestand. Bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h,
die hier zulässig sind, kamen sich die Fahrzeuge also pro Sekunde um
gut 27 Meter entgegen. Beide hatten theoretisch also eine Sekunde Zeit
um zu reagieren. Zu wenig.
Obwohl mir andere Aussagen - auch
schriftlich - vorliegen, würde ich die These aufstellen: Hiromu Naruse
war nicht angeschnallt, hatte keinen Helm auf. Er war beim Aufprall
sofort tot. Im Prototypen waren keine Airbags verbaut, was aber für
diesen Extrem-Unfall ohne Bedeutung ist, da die entscheidende
Nachlässigkeit (vielleicht arbeitsbedingt!) das Nichtanlegen des
vorhandenen Vierpunkt-Sicherheitsgurtes war.
Zum Zeitpunkt des
Unfall war Naruse noch rund zwei Kilometer von der Toyota-Werkstatt in
Brücktal entfernt. Da das Fahrzeug umfassend mit Sensoren und
Überwachungsinstrumenten ausgerüstet war, ist anzunehmen, das Naruse
nach dem Einbau das einwandfreie Funktionieren der Instrumente
kontrollieren wollte. Wer jemals in einem Vierpunktgurt angeschnallt
war, der weiß, dass so einem Fahrer keinerlei Bewegungsmöglichkeit mehr
bleibt, außer Lenken und das Betätigen der Pedale. Und da er
(vielleicht?) nur mal eben kurz... -
Es war eine kleine Unachtsamkeit im falschen Moment.
Tröstlich:
Für die beiden anderen Schwerverletzten besteht schon seit dem 24. Juni
keine Lebensgefahr mehr. Der Beifahrer im BMW, der in Bonn zunächst auf
der Intensivstation lag, konnte schon 24 Stunden nach dem Unfall in
eine "normale" Abteilung verlegt werden; beim Kollegen in Daun
konnte neben "den üblichen" Prellungen und anderen Kleinigkeiten
"nur" ein Beinbruch diagnostiziert werden. - Gute Besserung!