"Ein kluges Kind, das mit einem närrischen erzogen wird,
kann närrisch werden.
Der Mensch ist so perfektibel und korruptibel,
dass er aus Vernunft ein Narr werden kann."
(Georg Christoph Lichtenberg)
Jetzt unter neuer Leitung:
Ein normaler, aber „folgenschwerer“ Unfall
im Touristenverkehr auf der Nürburgring-Nordschleife. Eigentlich undramatisch, trotzdem voller Dramatik. Wenn man das z.B.  auf die Anzahl der eingesetzten Feuerwehrleute bezieht.

Nun ist am Nürburgring eine neue Betreibergesellschaft am Ruder. Und alles läuft wie bisher. Sagt man. Tatsächlich stehen alle Mitarbeiter - von denen man sagt, dass sie Erfahrung im Geschäft haben - unter großem Druck. Was von denen verneint wird. Aber sie haben zu Beginn des Monats Mai eine Mitteilung erhalten, dass sie alle von der neuen Betreibergesellschaft, Nürburgring Automotive GmbH, übernommen sind. Es wird ihnen aber schon eine Einspruchsfrist zugestanden. Nun weiß eigentlich jeder, dass bei der (ehemals) Nürburgring GmbH viel zu viele Mitarbeiter beschäftigt waren. Die neue Betreibergesellschaft wird sich also von einer Reihe von Mitarbeitern trennen müssen. Und inzwischen haben mir doch schon einige der "alten Mitarbeiter" eingestanden: "Wir haben jetzt erstmals Existenzangst." - Und entsprechend ihrer charakterlichen Anlage ist dann die Reaktion beim Arbeiten. Die einen nutzen ihre Ellbogen, andere warten still auf das große Wunder, weitere wirbeln auffällig. - Das muss man wissen, wenn man die Abläufe bei einem Unfall mit Kettenreaktion verstehen will, die am 29. Mai folgende Tatsache verdeutlichten:

Dramatik kann man auch inszenieren

10-06-28/05 - Im Bereich des Streckenabschnitts „Pflanzgarten“ hatte ein ausländisches Touristen-Fahrzeug eine Ölspur hinterlassen, auf dem dann nachfolgende Touristen mit ihren Automobilen entweder ins Grüne – und damit in die Leitplanken – schlidderten, bzw. miteinander kollidierten. Es war ein Unfall von der Art, wie er in den letzten Jahren leider öfter zu verzeichnen ist.

Die Mitarbeiter der neuen privaten Nürburgring Automotive GmbH lösten einen „Großalarm“ aus, so dass sich neben Polizei-Motorrädern, normalen -Einsatzfahrzeugen, auch ein Polizei-Mannschaftswagen, drei Krankenwagen, ein Hubschrauber und mehrere Feuerwehrfahrzeuge am Unfallort einfanden. Anmerkung eines vor Ort befindlichen Feuerwehrmannes: "Die waren sowieso oben auf dem GP-Kurs bei einem Rennen im Einsatz, standen da nur rum und hatten sowieso nichts zu tun..." - Na ja.

Unter anderem war die Feuerwehr in Nürburg zusammen mit der in Meuspath und die Wehr von Müllenbach alarmiert worden. Seit dem 1. Janaur 2010 ist der Polizei in Adenau auch ein neues Feuerwehrauto für Nürburg gemeldet. Das ist sogar mit einer Rettungsschere ausgestattet - die aber nicht verwendet werden kann, da das Fahrzeug noch nicht komplettiert ist. Wie mir vom Wehrleiter der Feuerwehr in Nürburg erklärt wurde, ist diese Rettungsschere der Polizei in Adenau auch noch nicht als einsatzbereit gemeldet. Da aber das neue Fahrzeug sonst einsatzbereit, mit Wasser befüllt bereit steht... - Na ja, manchmal kann es schon vorkommen, wenn vielleicht gerade ein Polizist Dienst hat, der "nicht von hier" ist und dem die totale Übersicht fehlt... - Man denkt, aber Nürburg lenkt. Denn auch in diesem Falle wurde von Nürburg aus die Feuerwehr in Adenau alamiert. Denn tatsächlich wurde eine Rettungsschere gebraucht. 

Das führte dann zu der Situation, dass um 35 Feuerwehrleute im Einsatz waren. - Großer Aufwand für die Beseitigung von nicht vorhandenem Chaos.

Der 31jährige Beifahrer eines in Nürnberg zugelassenen Automobils war aber bei dem Crash eingeklemmt worden und musste mit der Rettungsschere befreit werden, was den Totalschaden des Automobils bedeutete. Der Mann erlitt erhebliche Fußverletzungen, sodass es die Ärzte vor Ort als richtig erachteten, ihn mit einem Hubschrauber in die nächste Klinik fliegen zu lassen. Ein anderer Verletzter wurde mit dem Krankenwagen nach ambulanter Behandlung ins Krankenhaus verlegt. Außerdem waren die Sanitäter am Unfallort mit der Behandlung leichterer Verletzungen beschäftigt.

Die Polizei schätzt den aufgetretenen Sachschaden auf um 150.000 Euro.

Erstaunlich ist, dass die Polizei in diesem Fall der Presse sofort nicht nur den Unfallbericht, sondern auch Fotos zur Verfügung stellte. Das lässt auf eine Änderung der bisher verfolgten Strategie schließen, nach der Unfälle auf der Nürburgring-Nordschleife, so lange diese Strecke „staatlich“ betrieben wurde, möglichst nicht in die normale Unfallstatistik eingingen. Dieser Art der Abwicklung lag eine vor Jahrzehnten erteilte, als „vertraulich“ erachtete Anweisung der Polizeidirektion Koblenz zugrunde, die für die örtlichen Polizei-Stationen zu einer Benachteiligung führten, da der Umfang der personellen Besetzung u.a. von den Zahlen der Unfallstatistik bestimmt wird.

Und was die Situation des Feuerwehrwagens in Nürburg betrifft: Die wird sich in den nächsten Monaten klären. Denn immerhin befindet sich das neue Fahrzeug seit dem 20. Dezember 2009 in Nürburg. Zunächst  muss aber dort noch das Feuerwehrhaus ein wenig umgebaut werden, da das neue Fahrzeug nicht durch das Tor passt. Dann erfolgt der Umbau von Teilen aus dem alten Fahrzeug ins neue, wird so dann komplettiert und ist schon in der zweiten Hälfte dieses Jahres einsatzbereit.

Dann geht das alte Nürburger Feuerwehrauto nach Meuspath, der Gemeinde, die von der Polizei stets zusammen mit Nürburg alarmiert wird. Die Sirenen sind so geschaltet.

Es ist aber kaum anzunehmen, dass der nächste große Crash auf der Nordschleife erst in einigen Monaten stattfinden wird. Denn die neue Betreibergesellschaft fordert (auch die Polizei!) mit einem neuen Format für Touristenfahrten heraus:

Wohlauf zu fröhlichen Jagen! - Da gelten nicht mehr die Tageskarten für Touristenfahrten und auch die Jahreskarten sind praktisch wie der Fehldruck eines Tausenders: Sie gelten an diesem Wochenende auch nicht; mit ihnen kommt man aber verbilligt an Karten für das "neue Format". Man zahlt nur 25 Euro, wo der normale Nutzer 40 Euro zahlt, um 30 Minuten lang so oft wie er kann die Nordschleife umkreisen zu können. Einen Gewinn (?) erzielt man erst, wenn man wenigstens drei Mal in den 30 Minuten herum kommt. Es wird jeweils eine Gruppe von Fahrzeugen auf die Strecke gelassen und nach 30 Minuten dann von einem Fahrzeug der "Rennleitung" eingefangen. - Natürlich läuft das darauf hinaus, dass man gegeneinander Rennen fährt. Bei den neuen Betreibern hat man auch daran gedacht, unterwegs von den Teilnehmern Fotos machen zu lassen, in die man dann die gefahrene Zeit einkopiert und den stolzen Drivern - verkauft. - Was dachten Sie denn. -

Die Grundidee ist, dass die jeweiligen Gruppen, bevor sie (evtl.) zu neuen 30 Minuten bereit sind, diese Zwangspause füllen, indem sie sich an Speisen und Getränken laben. In den Vergnügungsbetrieben der neuen Betreibergesellschaft. - You understand?

Außer mir gibt es noch andere (vernünftige) Leute, die sich ob dieser neuen Versuchsreihe der neuen Betreibergesellschaft die Haare raufen. So sie noch welche haben. So hat sich z.B. auch Mike Frison, bekannt durch seine Internetseiten "20.832" zu Wort gemeldet, zumal er sich ein wenig übergangen (oder sagen mir mal: verarscht) fühlt, da er bisher auch im Sicherheitsausschuss der Nürburgring GmbH saß. - Und jetzt? 

Jedenfalls hat er die Pressedame der neuen Betreibergesellschaft angeschrieben. Die scheint sich bei den neuen Herren wohl zu fühlen, denn sie war vorher in "Phantasialand".  - Ein Fortschritt?

Ich kopiere hier einmal den Schriftwechsel ein, den Mike Frison mit der Dame - aber nicht nur der - geführt hat. So fing der "Wortwechsel" an. Mike fragte bei er Agentur an, die eine Pressemitteilung versendet hatte:

Hallo Frau xxx XXXX

Heißt das, daß Dederichs Reinecke nicht mehr für die
Nürburgring Automotive GmbH kommunizieren wird?

Zu der Pressemitteilung: ist der Text von Ihnen? Wieviele
Runden soll man denn auf der Nordschleife inklusive GP
Strecke in 30 Minuten zusammenbekommen? "soviele Runden wie
möglich" - sind das 2? Oder sogar 3? Muß man sich vielleicht
"beeilen"? Wird eine Enthaftung verlangt? Wird die StVO
gelten? Wie kann man 30 Minuten als "Track _Day_" bezeichnen?
Sie sprechen Familien an und bewerben dies mit einem BMW
Renntaxi von "Live-Strip.com"?

Ich unterbreche mal an dieser Stelle, ich könnte endlos
weiterschreiben.

Viele Grüße,
Michael Frison

Er erhielt dann ein "Echo" von der neuen Betreibergesellschaft, deren Pressedame sich meldete (Ich halte ihren Namen mal unter Verschluss):


Betreff: AW: Nürburgirng Kommunikation


Hallo Herr Frison,

Dederichs Reinecke & Partner ist nur noch Projektbezogen für
die Nürburgring Automotive GmbH tätig, unsere neue Agentur
Straub & Linardatos betreut uns seit März 2010.
Gerne können Sie sich bei Fragen aber auch gerne an mich wenden.

Beste Grüße,
i.A. XXX XXXX
Pressesprecherin/ Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Press Officer/ Public Relations

Nürburgring Automotive GmbH
Otto-Flimm-Straße
53520 Nürburg
Das klingt wirklich nett. Genauso nett antwortet Mike:

Von: Michael Frison
Gesendet: Donnerstag, 10. Juni 2010 12:18
An: XXX XXXX

Betreff: AW: Nürburgring Kommunikation

Hallo XXX XXXX,

danke für die Antwort.

Haben Sie Lust auf die unten gelisteten Fragen einzugehen?

viele Grüße,

Mike Frison
Darauf gab's dann folgende Antwort:

An: Michael Frison
Betreff: AW: Nürburgring Kommunikation

Hallo Herr Frison,

die meisten Fragen sind ja sicherlich als rhetorisch zu verstehen.

Wie viele Runden die Teilnehmer zu fahren vermögen, werde ich
an dieser Stelle nicht festlegen.

Vielleicht kurz zum Verständnis, der Track Day findet
ausschließlich auf der Nordschleife statt und
selbstverständlich gelten auch hier die üblichen Bestimmungen
zum Befahren der Nordschleife.

Sie können mich gerne jederzeit anschreiben, oder anrufen,
wenn Sie Fragen haben. Ich bitte Sie nur um einen fairen
Umgang mit den Antworten.

Im Grunde genommen geht es uns allen doch um den Erhalt des
Nürburgrings.

Beste Grüße,
i.A. XXX XXXX
Pressesprecherin/ Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Press Officer/ Public Relations
Nun muss Mike doch etwas klar stellen:

Von: Michael Frison
Gesendet: Donnerstag, 10. Juni 2010 13:50
An: XXX XXXX

Betreff: AW: Nürburgring Kommunikation

HalloXXX XXXX,

danke für Ihre Antwort.

Nein, die Fragen sind nicht rhetorisch gemeint, im Gegenteil:
sie sind nahezu 1:1 so in Ihrer PM formuliert und veröffentlicht:

http://ringumbau.de/viewtopic.php?f=11&t=202

Zitate:
"Track Day auf der legendären Nordschleife"

"die Möglichkeit 30, Minuten lang so viele Runden wie möglich"

"bei dieser Rennvariante"

Allesamt Formulierungen aus dem Rennsportbereich und
widersprechen in Ihrer Form den Bemühungen des Arbeitskreises
"Sicherheit" für die Nordschleife, dem ich seit vielen Jahren
angehöre und in 2002 zusammen mit Franz Fabian, der PI Adenau
und der Nürburgring GmbH mit begründet habe. Auslöser war der
Motorradunfall von Mola Adebisi, Veröffentlichungen von
"Express" und "Bild am Sonntag" und meine erfolgreiche
Erwirkung von Unterlassung und Schadenersatz bei den Verlagen
"DuMont" und "Bild". Seit über 10 Jahren setze ich mich
ehrenamtlich für den Erhalt der Touristenfahrten ein und es
sind viele sinnvolle Maßnahmen getroffen worden, um die
Sicherheit zu erhöhen.

Grundsatz Nr.1 all dieser Maßnahmen ist das Reduzieren des
"Renncharakters" während der Touristenfahrten, die per
Definition den Regeln des öffentlichen Straßenverkehrs
unterliegen. Die Maßnahmen und deren Begründung sind bei der
Nürburgring GmbH, den übrigen beteiligten Behörden und auch
in meinen privaten Unterlagen umfassend dokumentiert. Alle
beteiligten Bereiche - von Interessenvertretern über Polizei
bis hin zum TÜV - haben an der Erarbeitung mitgewirkt.

Sie wenden sich in Ihrer Kommunikation geradezu fahrlässig
gegen diese verabschiedeten Richtlinien.

Track Day (laut Wikipedia): "A track day is an organised
event in which members of the public are allowed to drive or
ride around established motor racing circuits."

"so viele Runden wie möglich": Wettbewerbs-Charakter und
aktives Animieren zum Schnellfahren.
"bei dieser Rennvariante": direkter Bezug zum Motorsport.

Daher meine Fragen nach Enthaftung, Rundenzahl (Rundenzeiten:
2 Runden: 15 Min., 3 Runden: 10 Min., 4 Runden: 7:30 Min.)
und Anwendung der StVO.

Auch die Frage nach dem Renntaxi-Foto ist keineswegs
rhetorisch zu verstehen. Wenn Sie jedoch Live-Strip.com für
einen sinnvollen Botschafter halten, dann ist das durchaus
ein Statement. Auch dieses Fahrzeug in Ihrer Kommunikation
als "BMW Renntaxi" zu beschriften hat in Bezug auf Ihre
bisherige Zusammenarbeit mit BMW eine starke Aussagekraft.

Eigentlich sind "Sie" die Pressesprecherin, doch Ihre
suggestiv formulierte Absage (".. sind ja sicherlich als
rhetorisch zu verstehen ..") konnte ich so nicht im Raum
stehen lassen.

Daher würde ich mich freuen, wenn Sie Ihre ursprüngliche
Einschätzung noch einmal überdenken.

Danke & viele Grüße,

Michael Frison
Und die Antwort der Dame "vom Ring":
Von: XXX XXXX
Gesendet: Donnerstag, 10. Juni 2010 14:07
An: Michael Frison
Cc: XXX XXX XXX

Betreff: AW: Nürburgring Kommunikation

Hallo Herr Frison,

sicherlich werden Sie erkennen, dass wir in unserer PM nicht
aktiv zum Rennen fahren auf der Nordschleife auffordern. Das
ist Ihre Interpretation der Dinge und unsererseits nicht beabsichtigt.

Das Thema Sicherheit auf der Nordschleife liegt auch uns sehr
am Herzen und gerne werden wir in den künftigen
Pressemitteilungen noch genauer auf unsere Wortwahl achten.

Vielen Dank und beste Grüße,

i.A. XXX XXXX

Pressesprecherin/ Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Press Officer/ Public Relations
Mit der Antwort von Mike Frison möchte ich den Wortwechsel an dieser Stelle beenden. Er sollte Ihnen nur einen Einblick - und Überblick - geben.
Sehr geehrte Frau XXXX,

vielen Dank für Ihre schnelle Antwort. Es freut mich zu hören, daß Ihnen die
Sicherheit auf der Nordschleife sehr am Herzen liegt. Daher möchte ich noch
einmal die Gelegenheit ergreifen und auf die Erhöhung der Unfallgefahr
hinweisen, die aus Ihrem neu vorgestellten Format folgt.

Hier zur Übersicht noch einmal einkopiert Ihre Kommunikation von dieser
Woche, die inzwischen weite Verbreitung im Internet gefunden hat und mir
hier als Informations-Quelle für das neue Zeitfahren-Format für die
Touristen auf der Nordschleife dient.

Zitate (siehe auch im Kontext http://renn.tv/url/zeitfahren und dort blau
hinterlegt):

a)
"Motorsport hautnah erfahren Besucher auch am Sonntag beim Track Day auf der
legendären Nordschleife. Zum ersten Mal haben Nordschleifen-Fans die
Möglichkeit 30, Minuten lang so viele Runden wie möglich am eigenen Steuer
zu drehen. Das Auf- und Abfahren entfällt bei dieser Rennvariante und macht
das Erlebnis perfekt. Danach weiß jeder, warum die Strecke als eine der
anspruchsvollsten der Welt gilt. Sensationell ist zudem der Preis von nur 40
Euro für diesen einmaligen Fahrspaß. Adrenalin pur stellt sich auch (..)."

b)
"Auch am Sonntag kommen dann die Nordschleifen-Fans voll auf ihre Kosten –
am eigenen Steuer. Zum ersten Mal kann während der Touristenfahrten die
Rennvariante der Nordschleife gefahren werden. Das heißt, das Auf- und
Abfahren an der Nordschleifen-Zufahrt entfällt komplett, die lange
Vollgaspassage Döttinger Höhe bis Hohenrain kann zum ersten Mal
durchgefahren werden. 30 Minuten dauert ein Turn, bevor das Safety-Car die
Fahrzeuge „einfängt“ und über den Grand-Prix-Kurs in das Fahrerlager führt.
Währenddessen kann die nächste Gruppe schon auf die Nordschleife auffahren.
Der Preis macht dieses außergewöhnliche Angebot noch reizvoller. Gerade mal
40 Euro kostet die Fahrt pro Fahrzeug. (Normalpreis pro Runde: 22 Euro)"

Die zusätzlich geschaffenen Sicherheitsrisiken ergeben sich aus meiner Sicht
aus folgenden Punkten:

1. Neuer Faktor "Zeit"
Unnötiger, zusätzlicher Druck entsteht durch das neue Fahren in festgelegtem
Zeitfenster. Die Teilnehmer werden versuchen, Ihre eigene verfahrene Zeit im
Auge zu behalten, quasi eine Einladung Stoppuhren zu verwenden. Die
Rundenzeiten-Vergleiche werden auf die normalen klassischen Touristenfahrten
abfärben. Der AK Sicherheit hat sich stets gegen ein Stoppen der eigenen
Rundenzeit ausgesprochen und ich kommuniziere dies ebenfalls seit 10 Jahren
eindrücklich auf meiner 20832.com Internetseite.

2. Preisgestaltung
Die Preisgestaltung lädt dazu ein, eine möglichst hohe Ersparnis
einzufahren. Dies macht erst Sinn ab 3 Runden (40 Euro versus 66 Euro
Einzelrundenpreis, bei 2 Runden nur 40 Euro vs. 44 Euro) und erfordert eine
Rundenzeit von 10 Minuten. Dieses hohe Tempo im Straßenverkehr 3 Runden lang
einzuhalten erzeugt zusätzlichen Druck und erhöht die Unfallgefahr
(Durchschnittsgeschwindigkeit bei 10 Min. ca. 125 km/h auf kurvenreicher
Strecke).

3. Sicherheitsausstattung
Selbst moderne Serienautomobile sind im Vergleich zu Motorsportfahrzeugen
nicht mit zusätzlichen Sicherheitsausrüstungen versehen. Das reicht von
Feuerlöscher über Sicherheitszelle bis zur feuerfesten Bekleidung der
Piloten. Die Anwendung von Motorsportformaten ohne zusätzliche
Sicherheitsmaßnahmen stellt ein höheres Gefährdungspotenzial dar.

4. Motorsport-Begriffe
Die Touristenfahrt ist als solche nicht mehr erkennbar, da überwiegend im
Motorsport-Jargon kommuniziert wird: Performance Days, Track Day, Adrenalin
pur, Rennvariante, Safety Car, Vollgaspassage, .. ein "Turn" dauert 30 Min.,
Grand-Prix Kurs, Fahrerlager.

5. Fahrspaß
Nicht die Verkehrssicherheit steht im Fokus, sondern der "Fahrspaß". Für die
Teilnehmer entsteht der Eindruck, sich "austoben" zu können. Die Aspekte der
Verkehrssicherheit werden aus dem Bewußtsein verdrängt.

6. Öffentlicher Straßenverkehr
Durch die motorsportliche Ausrichtung Ihrer Veranstaltung ist für die
Teilnehmer nicht mehr erkennbar, daß sie sich im öffentlichen Straßenverkehr
bewegen. Sie werden dadurch innerhalb dieser Veranstaltung einer höheren
Gefahr ausgesetzt.

Frau XXXX, die von mir hier aufgeführten Erkenntnisse sind keineswegs neu.
Sie ziehen sich durch die jahrelange Arbeit des AK Sicherheit für die
Nordschleife, der seit 2002 regelmäßig tagt (letzte mir bekannte
Arbeitssitzung: 22.Jan.2010) und kontinuierlich Verbesserungen zur
Sicherheit diskutiert, erarbeitet und implementiert hat. Die Diskussionen
und Ergebnisse dieser Arbeit habe ich fortlaufend auf meiner Internetseite
dokumentiert, auch die Nürburgring GmbH hat die Presse über die Erfolge zur
Verbesserung der Verkehrssicherheit regelmäßig informiert. Ihr neues Format
und die damit verbundene Kommunikation setzt sich über die Richtlinien der
Experten hinweg. Trotz ausführlicher Argumentation haben Sie in Ihrer
Antwort meine Bedenken aus Expertensicht als "Interpretation" zurückgewiesen
und gefährden damit die Sicherheit der Touristenfahrt-Teilnehmer und
zusätzlich die Touristenfahrt als solche, die in langer Tradition seit 1927
- mit Eröffnung der Nordschleife - zur Erhöhung der Verkehrssicherheit
durchgeführt wird.

Aus Gründen der Sicherheit und zur Erhaltung des Nürburgrings bitte ich Sie
eindringlich meine Bedenken in Ihre Entscheidung zum Format einfließen zu
lassen und für die Touristenfahrt kein Fahren in einem festgelegtem
Zeitfenster anzubieten.

Mit freundlichen Grüßen,
Michael Frison
Wenn ich nicht grundsätzlich die gleiche Meinung vertreten würde wie Mike Frison, hätte ich den E-mail-Wechsel sicherlich weggelassen und meine eigene Meinung niedergeschrieben. Diese Art der Darstellung war zwar nicht weniger Arbeit, aber macht Sie als Leser vielleicht etwas nachdenklicher. - Die neue Beteibergesellschaft offensichtlich nicht.

Schau'n mer mal! 
MK/Wilhelm Hahne

Jetzt sind Sie gefragt!.

Ihre Meinung zu obigem  Beitrag
können Sie mit einem Klick
und ein paar Sätzen loswerden:
Senden Sie mir ein e-mail

Danke, für Ihre Mitarbeit!