10-11-19/01
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Ich weiß um die Probleme im deutschen Autohandel. Immerhin
arbeite ich seit Jahrzehnten auf diesem Gebiet und habe das Verhalten -
und die Veränderungen im Verhalten - der deutschen Automobilkäufer im Markt sehr
wohl wahrgenommen. Als sich bei mir gegen Ende 2008 einer meiner Leser
beschwerte, dass ich so unbeschwert - und ohne schlechtes Gewissen -
davon sprach, ein "Grau-Import"-Automobil zu fahren, das habe ich dem -
exakt am 24. November 2008 - erklärend geantwortet:
"Ich
hätte auch gerne meinen Daihatsu in Deutschland gekauft. Mir ging es
nicht um den Preis, sondern um die Ausstattung und das darum "bessere"
Gewicht. Der deutsche Importeur ist offensichtlich der Meinung, dass
man ohne Servolenkung kein Automobil verkaufen kann. Elektrische
Fensterheber sind ein Muss. Usw., usw. - Ich wollte aber den
ganzen Klimbim (den kein Mensch zum Autofahren benötigt) nicht.
Übrigens auch keine Klimaanlage. Weder geschenkt noch gegen Aufpreis.
Aber so ein "mager" ausgestattetes Automobil gibt es nicht im Angebot
des deutschen Importeurs. Aber es gibt z.B. so "mager" ausgestattete
Automobile im europäischen Ausland. Dass sich daraus auch - im
Vergleich mit gleichnamigen in Deutschland verkauften Modellen - dann
Preisunterschiede ergeben, ist ganz klar. Die deutschen Importeure,
aber auch die deutschen Hersteller, sind um "Ergebnisverbesserungen"
durch "qualitatives Wachstum" bemüht. Ein Automobil ohne Schiebedach,
Klimaanlage, elektr. Fensterheber usw. ist lt. Aussage der
Automobilverkäufer (auch mir gegenüber!) einfach unverkäuflich. Man ist
dann erstaunt wenn ich sage, dass ich das Automobil nicht kaufe, um es
wieder zu verkaufen, sondern für mich. Und dass es darum meinen Ansprüchen
entsprechen muss. Und ich brauche ein Automobil, um micht unabhängig
von öffentlichen Verkehrsmitteln fortbewegen zu können. Zuverlässig
natürlich. Und möglichst kostengünstig (Steuer, Versicherung,
Inspektionskosten usw.). - Nach dem Kauf in Holland bin ich damit zum
örtlichen Daihatsuhändler gefahren (der meine "Ansprüche" nicht
erfüllen konnte), habe ihm mein Auto gezeigt und gefragt, ob er in
Zukunft dieses Fahrzeug warten möchte. - Er wollte. - Da habe ich seine
Firmenunterlegschilder unter meine Nummernschilder montieren lassen und
bin dort nun zufriedener Werkstattkunde. - Ich habe auch in Holland
nicht gehandelt, weil ich nach dem Motto lebe: Leben und leben lassen.
Ich möchte nichts geschenkt bekommen und bin auch so niemals abhängig.
Ich habe also noch niemals ein Automobil mit dem so genannten
Presserabatt gekauft. Ich kaufe das, was ich für richtig halte. Und das
war nun mal schon im Jahre 2005 ein Daihatsu. In den Jahren zuvor waren
es z.T. schnelle Zweiliter-Automobile. Ich habe mich angepasst. Was man
von den Automobilherstellern (bei uns) und den Anforderungen den
Händlern gegenüber nicht unbedingt sagen kann. "Die haben den Schuss
nicht gehört!", wie ein Kollege in solchen Fällen gerne sagt.
Was
den Service in deutschen Werkstätten betrifft: da werden tatsächlich
"Premium"-Öle zu Superpreisen verkauft, die kein Autobesitzer mehr
bezahlen kann. Natürlich hängt das auch mit den "Ölverträgen"
(Werkstatt-Kredite) usw. zusammen. Aber ich kenne tatsächlich
Ferrarikunden, die inzwischen bei den vorgeschriebenen Inspektionen das
Öl im Kofferraum zur Werkstatt mitnehmen. Man muss sich auch als
Händler und Werkstatt - natürlich mit Unterstützung der Hersteller -
der Zeit anpassen."
Das ist der
Originaltext meiner E-mail von "damals". - Aber es kam dann - aus
meiner Sicht - noch schlimmer: Daihatsu strich die dreitürige
Cuore-Version aus dem Programm und folgte offensichtlich auch den
"Vorschriften" der deutschen Fachpresse, die - zumindest bei den
Testwagen - offensichtlich nach Komfort lechzt. Ich habe mir von
Redakteuren erzählen lassen, dass bestimmte Testwagen - z.B. auch
Dauer-Testwagen einer bestimmten Preis- und Ausstattungskategorie - nur
von Leuten aus dem Umfeld der sogenannten Testredaktion bewegt werden.
Wer möchte schon Testfahrer eines Daihatsu Cuore sein, wenn er doch
auch Testfahrer eines Rolls Royce oder Ferrari sein kann?
Ich
sehe das anders, weil ich - und daran muss das liegen - einer anderen
Generation entstamme, in einer anderen Zeit aufgewachsen und von ihr
und dem da notwendigen Denken und Empfinden geprägt wurde. Heute leiden
gewisse Leute, wenn sie in der Art ihrer Selbstdarstellung unter ein
gewisses Niveau absinken. Nicht das Bild ist wichtig, sondern der
Rahmen. So kommt es heute offenbar nicht mehr auf den Fahrer an,
sondern auf den Wert eines Automobils.
Man kann das sogar im
Motorsport feststellen. Gerade im sogenannten Basis- oder Breitensport
finden sich Fahrer, die Automobile zu bewegen suchen, die klar über
ihrem fahrerischen Niveau liegen. Dass sie sich - aus der Sicht der
Beobachter und Zuschauer - lächerlich machen, ist ihnen garnicht
bewusst. Dazu gehören auch eine Reihe von so genannten "Testern" der
Fachpresse. Und die wundern sich dann, wenn die Auflage ihrer
"Fachczeitschriften" rückläufig ist. Weil die Leser schon weiter sind
als die, die die Leser aufklären wollen.
Als der deutsche
Daihatsu-Importeur auch in einen Fehler verfiel, habe ich - exakt am 5.
März 2009 - versucht ihn darauf aufmerksam zu machen. Ich habe
geschrieben - und ich gebe hier den Inhalt meines E-mail von "damals"
unverändert wieder:
"Sie
haben nicht nur Ihre Internetseiten "renoviert", sondern auch z.B. die
Preise für Ihren "Cuore". Vergleicht man den Preis für die (damals,
Anfang 2006) dreitürige Ausgangsbasis mit dem heutigen (fünftürigen)
Angebot, so muss man eine Preissteigerung in drei Jahren von um 30
Prozent (in Worten: dreißig Prozent) registrieren.
Wie argumentieren Sie diese Preissteigerung?
Wird immer noch das Getriebe mit angesetztem 5. Gang verbaut?
Gibt es immer noch die Antriebswellenschwäche?
Müssen nach jeweils rd. 30.000 Kilometer nicht nur die Bremsklötze, sondern auch die vorderen Bremsscheiben erneuert werden?
In welchen Verbesserungen drückt sich die Preiserhöhungen aus?
Ich wäre Ihnen für eine schnelle Antwort dankbar."
Die
Antwort kam noch am gleichen Tag, dem 5. März 2009, und wurde von mir –
sozusagen umgehend, auch am 5. März – wie folgt beantwortet (Ich habe
die offiziellen Daihatsu-Antworten in kursiv/fett dargestellt und meine
Argumentation "normal" darunter gesetzt):
"...herzlichen Dank für Ihre schnelle Antwort, die ich nun - auch ganz schnell - im Detail kommentieren möchte:
Der
Cuore erhält durch die serienmäßige Klimaanlage, Zentralverriegelung
und Radio mit AUX-Eingang eine deutliche Aufwertung, die in der
Vergangenheit häufig nachgefragt wurde.
Die
vorher verbaute Heizung war sicherlich effektiver, natürlich billiger,
und in den Pflegekosten bedeutend weniger aufwändig. Ein Radio war für
den, der es für unentbehrlich hielt, bisher auch nachträglich - und
dann billiger - einzubauen.
Ein Automobil
in der bisherigen Preisklasse eines Cuore braucht diesen
Schnick-Schnack genauso wenig, wie eine Uhr in einem modernen Automobil
verbaut werden muss, da die von den meisten der Fahrer am Handgelenk
getragen wird.
Daihatsu hat mit diesen
Marketingentscheidungen exakt im falschen Augenblick den falschen Weg
eingeschlagen, ist so heute so keine Ergänzung zu den kleinsten
Toyota-Modellen mehr, sondern macht sich selbst überflüssig.
Der
Cuore Top bleibt nahezu preisstabil und durch ein Lederlenkrad
aufgewertet. Wenn man das Wettbewerbsumfeld des Cuore kennt, überzeugt
unser Fahrzeug gegenüber den Mitbewerbern mit einem sehr guten Preis-
Leistungsverhältnis.
Da es mit dem
"Top" schon ein "Luxusmodell" gab, hätte man sich die Verteuerung des
Basismodells ersparen können. Selbst die Aufgabe des Dreitürers war
eine Marketing-Fehlleistung, da selbst große Mittelklasse-Limousinen
lt. Statistik im täglichen Verkehr mit durchschnittlich weniger als 2
Personen besetzt sind.
(Wird immer noch das Getriebe mit angesetztem 5. Gang verbaut?) Hier gibt es keine Änderungen.
Es
gibt also keinerlei technische Verbesserungen, sondern nur eine - für
das Autofahren - überflüssige "Aufwertung" der Ausstattung!
(Gibt es immer noch die Antriebswellenschwäche?) Nein, dieses Problem existiert nicht mehr.
(Müssen nach jeweils rd. 30.000 Kilometer nicht nur die Bremsklötze, sondern auch die vorderen Bremsscheiben erneuert werden?) - Bremsprobleme (auch beim Vorgängermodell) sind nicht bekannt, Einzelfälle dann nur durch Art der Nutzung.
Leider
orientiert sich Ihre Antwort nicht an der Praxis- und
Werkstatt-Realität. (Eine Erklärung für unserer Beider Argumentation
stammt jetzt aus 2010. Ich habe damals darauf verzichtet, weil es mir
zu dumm erschien: Daihatsu hat aufgrund der gemachten Erfahrungen mit
der Bremsanlage ab einer bestimmten Serie vorne belüftete Bremsscheiben
mit anderen Bremszangen verbaut!)
Gesamt-Ergebnis:
Ihr Modell "Cuore" entfernt sich zu einem Zeitpunkt aus dem Feld des
für viele Kunden interessanten Preissegments, als dieses Modell gerade
erst wahrgenommen wurde. - Schade.
Interessant
wäre es z.B. gewesen, wenn ab sofort der kleine Dreizylindermotor wie
aus den kleinen Toyota (mit um 8 mm versetzter Kurbelwelle usw.)
verbaut worden wäre. Aber wahrscheinlich wäre das Marketing von
Daihatsu da mit einer entsprechenden Argumentation überfordert gewesen.
Mit freundlichen Grüßen aus der Eifel
Wilhelm Hahne"
Was
man beim Daihatsu-Importeur offensichtlich nicht wusste: Ich kannte den
Daihatsu in allen Details, weil ich ihn selbst fuhr. - Ich war mit der
"Billig"-Version (aus Holland) auch sehr zufrieden. Auch mit "meinem"
Daihatsu-Händler. So habe ich ihn jetzt im August gefragt, ob er mir
ein neues Modell verkaufen wollte und habe um sein Angebot gebeten. Das
bezog sich aber nur auf eine vollausgestattete viertürige Version, die
- brutto - klar über 10.000 Euro kostete. Natürlich wollte man mich
wohl auch mit meinem "Grau-Import"-Automobil ein wenig strafen. -
Jedenfalls haben wir keine Basis gefunden.
Ich habe dann einen
anderen Daihatsu-Händler aufgesucht. Der hatte sogar - von den vier
Türen abgesehen - praktisch einen "nackten" Daihatsu Cuore auf Lager.
Aber auch solche Modelle, wie sie von den deuschen Kunden als "normal"
empfunden werden, wenn man der o.g. offiziellen Daihatsu-Argumentation
Glauben schenken will. Zu meinem Erstaunen verlangte der von mir eine
Zuzahlung zu meinem einzutauschenden Fahrzeug (mit rd. 85.000
Kilometer), die sowohl bei dem einen wie dem anderen Modell sehr
ähnlich war. Begründung: Bei dem voll ausgestatteten Fahrzeug erhalte
er nun mal einen anderen Rabatt als bei dem sparsam ausgestatteten
Modell, auf das er im Übrigen ein paar Monate gewartet hätte und er
sicherlich sehr schnell wieder an einen interessierten Käufer bringen
könne.
Ich bin nachdenklich von dannen gefahren und habe mir
dann einen Citroen C1 gekauft, der mir deswegen sympathisch war, weil
er dreitürig und bis auf eine Servolenkung "nackt" war. Ich hatte auch
sonst keine Probleme, da dieser C1 - übrigens mit dem gleichen
Dreizylindermotor wie der Daihatsu ausgestattet - klar billiger zu sein
schien, als der Cuore. - Wenn man von der geforderten Zuzahlungssumme
ausgeht. - Und ich wurde sehr freundlich und zuvorkommend bei "meinem"
Citroen-Händler bedient.
Jetzt - Ende Oktober - erfahre ich
dann. Dass man sich beim Daihatsu-Importeur entschlossen hat, die
offenbar vorhandenen Lagerbestände durch Gewährung eines deutlichen
Nachlasses abzubauen. Natürlich gibt es da keine großartigen
Informationen. Es ist sozusagen ein "Geheim-Angebot", das bis zum 31.
Dezember 2010 gelten soll. - Na - und wenn dann die Lagerbestände nicht
aufgelöst sind, dann wird eben der Nachlass weiter gewährt. - Wie man
das heute so macht, wenn man sich als intelligent empfindet.
Marketing-Spielchen
eben. - Wenn es die Kunden mit sich machen lassen... - Mich hat man
jedenfalls als Daihatsu-Kunden verloren. Dabei schätze ich durchaus die
Qualitäten dieses Automobils, der z.B. in Sachen Fahrkomfort dem eines
Citroen C1 deutlich überlegen ist. Und die Ladekante ist tiefer,
günstiger. Und man kann die Hecktür mit einem kleinen Heben vom
Fahrersitz (über einen Bowdenzug!) öffnen. Und er hat ein geschlossenen
Handschuhfach. - Aber sein Preis war eben einer aus dem
"Marketinghimmel". Und darum wird man den Daihatsu Cuore auch nicht in
2011 zu dem angedachten Preis verkaufen können. - Manchmal können
Marketing-Fachleute richtig realitätslos sein.
Bei die von BMW
zum Beispiel. Die daran glauben (glaubten!), Schweizer Staatsbürger...
- Aber das ist wieder eine andere Geschichte, die für BMW richtig teuer wird.
Aber noch ein
aufmunterndes Wort an die Citroen-Konstrukteure: Ihr solltet nicht
immer das tun, was das Marketing vorgibt. Schließlich müsste man -
gerade - in Frankreich wissen, wie wichtig der Fahrkomfort für die
Insassen eines Automobils ist. Natürlich muss der nicht eine Sänfte
sein, kann es auch nicht sein, schon aufgrund des geringen
Eigengewichts des C1. - Aber ein wenig Mühe sollte man sich schon
geben.
Einen
"neuen" Daihatsu wird es übrigens ab Mitte des Jahres 2011 geben.
Lassen wir uns da von Ausstattung un Preis überraschen. - Vielleicht
ist man ja lernfähig.
MK/Wilhelm Hahne