Nicht jeder originelle Einfall
 passt zur jeweiligen Situation.
Oft gerade dann nicht,
wenn sie dem geschulten Hirn
eines Marketing-Spezialisten
entsprungen ist.
(Wilhelm Hahne)

Beispiel Daihatsu Cuore: Leider waren die Auswirkungen einer falschen Marketing-Entscheidung vorhersehbar. - Wie ich mit einem E-mail-Wechsel aus 2009 beweisen kann. - Weil mir eine aktuelle Daihatsu-Entscheidung Recht gibt.


Ich, beruflich als Journalist beschäftigt, pflege meine Automobile nicht mit Presserabatt zu kaufen. Soll ich mich abhängig machen? - Außerdem müsste ich den erlangten so genannten "Presserabatt" als zusätzlichen Gewinn versteuern. - Was offenbar vielen Kollegen nicht klar ist. - Aber gewissen Herstellern schon eine Steuernachzahlung in Millionenhöhe bescherte, weil sie nicht die Multiplukatoren ihrer "optimalen" Presseaussendungen verärgern wollten. Immerhin gibt es jetzt aber Firmen, die die Kollegen der Presse schriftlich darauf aufmerksam machen, dass ein erlangter Presse-Rabatt als (nennen wir es mal) "vermögenswirksame Leistung" zu versteuern ist. Ich kaufe meine Automobile seit vielen Jahren zum "Hauspreis" eines Händlers, der sich nicht von denen für einen "normalen Kunden" unterscheidet. So habe ich Ende 2005 einen Daihatsu Cuore dann nicht etwa in Deutschland bezogen, sondern über einen Grau-Importeur in Holland gekauft. Nicht (nur) weil er dort preisgünstiger zu kaufen war, sondern weil er in Holland auch ohne alle den "Klimbim" zu kaufen war, der in Deutschland als Standardaustattung in jeder Version vorhanden ist. Weil offenbar das Marketing bestimmt hatte, wie ein deutscher Käufer dieses Automobils zu kaufen hat, bzw. aufgrund seines ihm unterstellten "Premium"-Denkens, wohl welche Ansprüche an das Ausstattungs-Niveau eines Kleinwagens haben würde. Nun lasse ich mir von keiner Firma vorschreiben, welche Ansprüche ich an ein Automobil zu stellen habe. Ich habe an jede Katogerie von Automobilen andere Ansprüche. An einen Kleinwagen nun mal andere als an einen Sportwagen. An eine Familien-Limousine nun einmal andere als an ein (überwiegend!) Ein-Personen-Transportmittel. - Mal abgesehen von dem Mehr an Anschaffungskosten, dem dann bei einem späteren Verkauf entstehenden Verlust, und, und, und. - Das aktuelle Verhalten der Automobilkäufer im Markt gibt mir Recht. Und ich wundere mich über die Firmen, die mit geschultem Marketing-Personal immer noch ihren Premium-Träumen von Gestern (= qualitatives Wachstum!) nachhängen. - Bei Daihatsu ist man aufgrund der sinkenden  Zulassungszahlen wohl jetzt erwacht:

Es gibt zunächst eine
vorübergehende Preissenkung

10-11-19/01 -  Ich weiß um die Probleme im deutschen Autohandel. Immerhin arbeite ich seit Jahrzehnten auf diesem Gebiet und habe das Verhalten - und die Veränderungen im Verhalten - der deutschen Automobilkäufer im Markt sehr wohl wahrgenommen. Als sich bei mir gegen Ende 2008 einer meiner Leser beschwerte, dass ich so unbeschwert - und ohne schlechtes Gewissen - davon sprach, ein "Grau-Import"-Automobil zu fahren, das habe ich dem - exakt am 24. November 2008 - erklärend geantwortet:

"Ich hätte auch gerne meinen Daihatsu in Deutschland gekauft. Mir ging es nicht um den Preis, sondern um die Ausstattung und das darum "bessere" Gewicht. Der deutsche Importeur ist offensichtlich der Meinung, dass man ohne Servolenkung kein Automobil verkaufen kann. Elektrische Fensterheber sind ein Muss. Usw., usw. - Ich wollte aber den ganzen  Klimbim (den kein Mensch zum Autofahren benötigt) nicht. Übrigens auch keine Klimaanlage. Weder geschenkt noch gegen Aufpreis. Aber so ein "mager" ausgestattetes Automobil gibt es nicht im Angebot des deutschen Importeurs. Aber es gibt z.B. so "mager" ausgestattete Automobile im europäischen Ausland. Dass sich daraus auch - im Vergleich mit gleichnamigen in Deutschland verkauften Modellen - dann Preisunterschiede ergeben, ist ganz klar. Die deutschen Importeure, aber auch die deutschen Hersteller, sind um "Ergebnisverbesserungen" durch "qualitatives Wachstum" bemüht. Ein Automobil ohne Schiebedach, Klimaanlage, elektr. Fensterheber usw. ist lt. Aussage der Automobilverkäufer (auch mir gegenüber!) einfach unverkäuflich. Man ist dann erstaunt wenn ich sage, dass ich das Automobil nicht kaufe, um es wieder zu verkaufen, sondern für mich. Und dass es darum meinen Ansprüchen entsprechen muss. Und ich brauche ein Automobil, um micht unabhängig von öffentlichen Verkehrsmitteln fortbewegen zu können. Zuverlässig natürlich. Und möglichst kostengünstig (Steuer, Versicherung, Inspektionskosten usw.). - Nach dem Kauf in Holland bin ich damit zum örtlichen Daihatsuhändler gefahren (der meine "Ansprüche" nicht erfüllen konnte), habe ihm mein Auto gezeigt und gefragt, ob er in Zukunft dieses Fahrzeug warten möchte. - Er wollte. - Da habe ich seine Firmenunterlegschilder unter meine Nummernschilder montieren lassen und bin dort nun zufriedener Werkstattkunde. - Ich habe auch in Holland nicht gehandelt, weil ich nach dem Motto lebe: Leben und leben lassen. Ich möchte nichts geschenkt bekommen und bin auch so niemals abhängig. Ich habe also noch niemals ein Automobil mit dem so genannten Presserabatt gekauft. Ich kaufe das, was ich für richtig halte. Und das war nun mal schon im Jahre 2005 ein Daihatsu. In den Jahren zuvor waren es z.T. schnelle Zweiliter-Automobile. Ich habe mich angepasst. Was man von den Automobilherstellern (bei uns) und den Anforderungen den Händlern gegenüber nicht unbedingt sagen kann. "Die haben den Schuss nicht gehört!", wie ein Kollege in solchen Fällen gerne sagt.
Was den Service in deutschen Werkstätten betrifft: da werden tatsächlich "Premium"-Öle zu Superpreisen verkauft, die kein Autobesitzer mehr bezahlen kann. Natürlich hängt das auch mit den "Ölverträgen" (Werkstatt-Kredite) usw. zusammen. Aber ich kenne tatsächlich Ferrarikunden, die inzwischen bei den vorgeschriebenen Inspektionen das Öl im Kofferraum zur Werkstatt mitnehmen. Man muss sich auch als Händler und Werkstatt - natürlich mit Unterstützung der Hersteller - der Zeit anpassen."

Das ist der Originaltext meiner E-mail von "damals". - Aber es kam dann - aus meiner Sicht - noch schlimmer: Daihatsu strich die dreitürige Cuore-Version aus dem Programm und folgte offensichtlich auch den "Vorschriften" der deutschen Fachpresse, die - zumindest bei den Testwagen - offensichtlich nach Komfort lechzt. Ich habe mir von Redakteuren erzählen lassen, dass bestimmte Testwagen - z.B. auch Dauer-Testwagen einer bestimmten Preis- und Ausstattungskategorie - nur von Leuten aus dem Umfeld der sogenannten Testredaktion bewegt werden. Wer möchte schon Testfahrer eines Daihatsu Cuore sein, wenn er doch auch Testfahrer eines Rolls Royce oder Ferrari sein kann?

Ich sehe das anders, weil ich - und daran muss das liegen - einer anderen Generation entstamme, in einer anderen Zeit aufgewachsen und von ihr und dem da notwendigen Denken und Empfinden geprägt wurde. Heute leiden gewisse Leute, wenn sie in der Art ihrer Selbstdarstellung unter ein gewisses Niveau absinken. Nicht das Bild ist wichtig, sondern der Rahmen. So kommt es heute offenbar nicht mehr auf den Fahrer an, sondern auf den Wert eines Automobils.

Man kann das sogar im Motorsport feststellen. Gerade im sogenannten Basis- oder Breitensport finden sich Fahrer, die Automobile zu bewegen suchen, die klar über ihrem fahrerischen Niveau liegen. Dass sie sich - aus der Sicht der Beobachter und Zuschauer - lächerlich machen, ist ihnen garnicht bewusst. Dazu gehören auch eine Reihe von so genannten "Testern" der Fachpresse. Und die wundern sich dann, wenn die Auflage ihrer "Fachczeitschriften" rückläufig ist. Weil die Leser schon weiter sind als die, die die Leser aufklären wollen.

Als der deutsche Daihatsu-Importeur auch in einen Fehler verfiel, habe ich - exakt am 5. März 2009 -  versucht ihn darauf aufmerksam zu machen. Ich habe geschrieben - und ich gebe hier den Inhalt meines E-mail von "damals" unverändert wieder:

"Sie haben nicht nur Ihre Internetseiten "renoviert", sondern auch z.B. die Preise für Ihren "Cuore". Vergleicht man den Preis für die (damals, Anfang 2006) dreitürige Ausgangsbasis mit dem heutigen (fünftürigen) Angebot, so muss man eine Preissteigerung in drei Jahren von um 30 Prozent (in Worten: dreißig Prozent) registrieren.
Wie argumentieren Sie diese Preissteigerung?
Wird immer noch das Getriebe mit angesetztem 5. Gang verbaut?
Gibt es immer noch die Antriebswellenschwäche?
Müssen nach jeweils rd. 30.000 Kilometer nicht nur die Bremsklötze, sondern auch die vorderen Bremsscheiben erneuert werden?
In welchen Verbesserungen drückt sich die Preiserhöhungen aus?
Ich wäre Ihnen für eine schnelle Antwort dankbar."

Die Antwort kam noch am gleichen Tag, dem 5. März 2009, und wurde von mir – sozusagen umgehend, auch am 5. März – wie folgt beantwortet (Ich habe die offiziellen Daihatsu-Antworten in kursiv/fett dargestellt und meine Argumentation "normal" darunter gesetzt):

"...herzlichen Dank für Ihre schnelle Antwort, die ich nun - auch ganz schnell - im Detail kommentieren möchte:

Der Cuore erhält durch die serienmäßige Klimaanlage, Zentralverriegelung und Radio mit AUX-Eingang eine deutliche Aufwertung, die in der Vergangenheit häufig nachgefragt wurde.
Die vorher verbaute Heizung war sicherlich effektiver, natürlich billiger, und in den Pflegekosten bedeutend weniger aufwändig. Ein Radio war für den, der es für unentbehrlich hielt, bisher auch nachträglich - und dann billiger - einzubauen.
Ein Automobil in der bisherigen Preisklasse eines Cuore braucht diesen Schnick-Schnack genauso wenig, wie eine Uhr in einem modernen Automobil verbaut werden muss, da die von den meisten der Fahrer am Handgelenk getragen wird.
Daihatsu hat mit diesen Marketingentscheidungen exakt im falschen Augenblick den falschen Weg eingeschlagen, ist so heute so keine Ergänzung zu den kleinsten Toyota-Modellen mehr, sondern macht sich selbst überflüssig.

Der Cuore Top bleibt nahezu preisstabil und durch ein Lederlenkrad aufgewertet. Wenn man das Wettbewerbsumfeld des Cuore kennt, überzeugt unser Fahrzeug gegenüber den Mitbewerbern mit einem sehr guten Preis- Leistungsverhältnis.
Da es mit dem "Top" schon ein "Luxusmodell" gab, hätte man sich die Verteuerung des Basismodells ersparen können. Selbst die Aufgabe des Dreitürers war eine Marketing-Fehlleistung, da selbst große Mittelklasse-Limousinen lt. Statistik im täglichen Verkehr mit durchschnittlich weniger als 2 Personen besetzt sind.

(Wird immer noch das Getriebe mit angesetztem 5. Gang verbaut?) Hier gibt es keine Änderungen.
Es gibt also keinerlei technische Verbesserungen, sondern nur eine - für das Autofahren - überflüssige "Aufwertung" der Ausstattung!

(Gibt es immer noch die Antriebswellenschwäche?) Nein, dieses Problem existiert nicht mehr.

(Müssen nach jeweils rd. 30.000 Kilometer nicht nur die Bremsklötze, sondern auch die vorderen Bremsscheiben erneuert werden?) - Bremsprobleme (auch beim Vorgängermodell) sind nicht bekannt, Einzelfälle dann nur durch Art der Nutzung.
Leider orientiert sich Ihre Antwort nicht an der Praxis- und Werkstatt-Realität. (Eine Erklärung für unserer Beider Argumentation stammt jetzt aus 2010. Ich habe damals darauf verzichtet, weil es mir zu dumm erschien: Daihatsu hat aufgrund der gemachten Erfahrungen mit der Bremsanlage ab einer bestimmten Serie vorne belüftete Bremsscheiben mit anderen Bremszangen verbaut!)

Gesamt-Ergebnis: Ihr Modell "Cuore" entfernt sich zu einem Zeitpunkt aus dem Feld des für viele Kunden interessanten Preissegments, als dieses Modell gerade erst wahrgenommen wurde. - Schade.

Interessant wäre es z.B. gewesen, wenn ab sofort der kleine Dreizylindermotor wie aus den kleinen Toyota (mit um 8 mm versetzter Kurbelwelle usw.) verbaut worden wäre. Aber wahrscheinlich wäre das Marketing von Daihatsu da mit einer entsprechenden Argumentation überfordert gewesen.

Mit freundlichen Grüßen aus der Eifel
Wilhelm Hahne"

Was man beim Daihatsu-Importeur offensichtlich nicht wusste: Ich kannte den Daihatsu in allen Details, weil ich ihn selbst fuhr. - Ich war mit der "Billig"-Version (aus Holland) auch sehr zufrieden. Auch mit "meinem" Daihatsu-Händler. So habe ich ihn jetzt im August gefragt, ob er mir ein neues Modell verkaufen wollte und habe um sein Angebot gebeten. Das bezog sich aber nur auf eine vollausgestattete viertürige Version, die - brutto - klar über 10.000 Euro kostete. Natürlich wollte man mich wohl auch mit meinem "Grau-Import"-Automobil ein wenig strafen. - Jedenfalls haben wir keine Basis gefunden.

Ich habe dann einen anderen Daihatsu-Händler aufgesucht. Der hatte sogar - von den vier Türen abgesehen - praktisch einen "nackten" Daihatsu Cuore auf Lager. Aber auch solche Modelle, wie sie von den deuschen Kunden als "normal" empfunden werden, wenn man der o.g. offiziellen Daihatsu-Argumentation Glauben schenken will. Zu meinem Erstaunen verlangte der von mir eine Zuzahlung zu meinem einzutauschenden Fahrzeug (mit rd. 85.000 Kilometer), die sowohl bei dem einen wie dem anderen Modell sehr ähnlich war. Begründung: Bei dem voll ausgestatteten Fahrzeug erhalte er nun mal einen anderen Rabatt als bei dem sparsam ausgestatteten Modell, auf das er im Übrigen ein paar Monate gewartet hätte und er sicherlich sehr schnell wieder an einen interessierten Käufer bringen könne.

Ich bin nachdenklich von dannen gefahren und habe mir dann einen Citroen C1 gekauft, der mir deswegen sympathisch war, weil er dreitürig und bis auf eine Servolenkung "nackt" war. Ich hatte auch sonst keine Probleme, da dieser C1 - übrigens mit dem gleichen Dreizylindermotor wie der Daihatsu ausgestattet - klar billiger zu sein schien, als der Cuore. - Wenn man von der geforderten Zuzahlungssumme ausgeht. - Und ich wurde sehr freundlich und zuvorkommend bei "meinem" Citroen-Händler bedient.

Jetzt - Ende Oktober - erfahre ich dann. Dass man sich beim Daihatsu-Importeur entschlossen hat, die offenbar vorhandenen Lagerbestände durch Gewährung eines deutlichen Nachlasses abzubauen. Natürlich gibt es da keine großartigen Informationen. Es ist sozusagen ein "Geheim-Angebot", das bis zum 31. Dezember 2010 gelten soll. - Na - und wenn dann die Lagerbestände nicht aufgelöst sind, dann wird eben der Nachlass weiter gewährt. - Wie man das heute so macht, wenn man sich als intelligent empfindet.

Marketing-Spielchen eben. - Wenn es die Kunden mit sich machen lassen... - Mich hat man jedenfalls als Daihatsu-Kunden verloren. Dabei schätze ich durchaus die Qualitäten dieses Automobils, der z.B. in Sachen Fahrkomfort dem eines Citroen C1 deutlich überlegen ist. Und die Ladekante ist tiefer, günstiger. Und man kann die Hecktür mit einem kleinen Heben vom Fahrersitz (über einen Bowdenzug!) öffnen. Und er hat ein geschlossenen Handschuhfach. - Aber sein Preis war eben einer aus dem "Marketinghimmel". Und darum wird man den Daihatsu Cuore auch nicht in 2011 zu dem angedachten Preis verkaufen können. - Manchmal können Marketing-Fachleute richtig realitätslos sein.

Bei die von BMW zum Beispiel. Die daran glauben (glaubten!), Schweizer Staatsbürger... - Aber das ist wieder eine andere Geschichte, die für BMW richtig teuer wird.

Aber noch ein aufmunterndes Wort an die Citroen-Konstrukteure: Ihr solltet nicht immer das tun, was das Marketing vorgibt. Schließlich müsste man - gerade - in Frankreich wissen, wie wichtig der Fahrkomfort für die Insassen eines Automobils ist. Natürlich muss der nicht eine Sänfte sein, kann es auch nicht sein, schon aufgrund des geringen Eigengewichts des C1. - Aber ein wenig Mühe sollte man sich schon geben.

Einen "neuen" Daihatsu wird es übrigens ab Mitte des Jahres 2011 geben. Lassen wir uns da von Ausstattung un Preis überraschen. - Vielleicht ist man ja lernfähig.
MK/Wilhelm Hahne

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