"
Nacht ohne Dach. - Nacht mit Lichtern. -
Café-Garten am Rande der Stadt, -
 Wo jeder Gegenstand die Seele von Dichtern
Oder versöhnende Hilflosigkeit hat.
Und Menschen kommen und gehen.
Und es lügt ein Getu und Getön.
Aber Tischtücherzipfel wehen,
Und das ist schön!
"
(aus einem Gedicht von Joachim Ringelnatz)

Zu einem "Sahnestück" wie "Nürburgring 2009" gehören auch "Sahnehäubchen". Das sollte u.a. ein neues Sicherheitszentrum darstellen, dass auf der anderen Seite der B 258 gebaut werden sollte. - Sollte? - Vielleicht nicht. - Oder doch?

Wenn von 350 Millionen die Rede ist, dann sind nicht die Kosten in der Rechnung vorhanden, die so "nebenbei" entstehen. Zum Beispiel durch die ("geringfügige" ) Verlegung der B 258 im Rahmen der Erstellung einer - auch nicht billigen - Kreisverkehr-Anlage. Weilk auch ein Hotel nicht da entstand, wo es entstehen sollte. Per Saldo wird es auf einer relativ kurzen Distanz der B 258 am Nürburgring dann drei dieser Kreisverkehr-Anlagen geben. - Kosten? - Das geht doch nirgendwie unter. - Natürlich müsste auch für die Polizei eine neue Unterkunft geschaffen werden, weil doch die alte Unterkunft... - Aber den Polizeikräften in Adenau graut es schon, wenn sie daran denken, dass sie... - Aber so ist es eigentlich geplant. - Ein neues Sicherheitszentrum soll entstehen. Direkt gegenüber dem GP-Kurs, auf der anderen Seite der B 258. Geplant und genehmigt. - Warum wird nicht gebaut? - Zunächst war für den Bau kein Architekt zu finden, hieß es. Dann wurde die Argumentation immer dünner. Auch Lokalpolitiker hatten keine Antwort mehr, sondern konnten nur mit den Schultern zucken. - Also habe ich mich mal umgehört:

Wo nichts ist – hat auch
ein Richter sein Recht verloren!

10-11-19/02 - Man muss sich vielleicht die Situation so vorstellen: Da sitzt der Herr Wirtschaftsminister Hendrik Hering in seinem Ministerium und grübelt. Jetzt müsste am Nürburgring auch der „Sicherheitstrakt“ gebaut werden, mit dem Feuerwehr, Ärzte und Polizei direkt neben dem Geschehen, direkt nahe der Rennstrecke, platziert werden sollen. Die Pläne gibt es, die Genehmigungen liegen vor. Es gibt viele Argumente, die für die sofortige Umsetzung des Planes sprechen. Aber... -

Aber was soll das? - So (oder ähnlich) fragt sich der Minister Hendrik Hering. Auch seine Mitarbeiter. Schließlich würde das teure Gebäude rund sechs Monate im Jahr leer stehen. - Warum also bauen?

Hendrik Hering, der in dieser Sache Zweifelnde, das ist der gleiche Minister, der am 10. Mai 2007 in der 8. Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft und Verkehr in Mainz – übrigens einer öffentlichen Sitzung – zu Punkt 18 der Tagesordnung u.a. folgende Ausführungen machte, die von mir dem internen Protokoll entnommen wurden:

„Staatsminister Hering geht davon aus, dass es unstreitig sei, dass für die Regionalentwicklung der Nürburgring insgesamt eine hohe Bedeutung habe. Wenn man die strukturpolitischen Effekte nutzen wolle, sei es notwendig, dass zur Attraktivität des Nürburgrings dort nach wie vor Formel-1-Rennen stattfänden. Dazu habe sich die Landesregierung erklärt, auch wenn das mit erheblichen Verlusten verbunden sei. Finanzpolitisch sei das dauerhaft nur verantwortbar, wenn man Synergieeffekte nutze, um weitere Einnahmemöglichkeiten zu erzielen, die zumindest zum Teil die Verluste der Formel 1 kompensierten. Dazu gehöre auch das Projekt der 'Erlebnisregion Nürburgring'. Es sei beabsichtigt, dass durch die Attraktionen, die damit geschaffen würden, die Besucherzahl um 500.000 auf 2,5 Millionen jährlich gesteigert werde, was zu einem zusätzlichen monetären Effekt in der Region von ungefähr 50 Millionen Euro brutto führen würde.

Die Planungen sähen vor, einen Boulevard mit den wesentlichen Bestandteilen Autowelten, Eventhalle, Arena, Hotel und verschiedene Indoor-Attraktionen zu schaffen. Das würde in der Tat ein Investitionsvolumen von 150 Millionen Euro erfordern, wofür ein Privatinvestor gefunden werden solle.

Das Raumordnungsverfahren sei mit Bescheid vom 23. Oktober 2006 abgeschlossen worden. Ergänzend würden durch die Verbandsgemeinde Adenau aktuell die Vorbereitungen für die Änderung des Flächennutzungsplans sowie die Aufstellung des Bebauungsplans getroffen. Entsprechend notwendige Baugenehmigungen befänden sich bereits in der Vorprüfung.

Parallel hierzu liefen neben den Detailplanungen intensive Gespräche mit interessierten Investoren. Von den zu vermietenden Flächen von insgesamt 4.500 Quadratmetern seien jetzt bereits 1.300 Quadratmeter fest vermietet. Es handele sich hierbei zum Teil um bereits langjährige Geschäftspartner, die sich in den Bereichen Performance, Motorsport-Merchandising und System-Gastronomie engagierten. 3.200 Quadratmeter seien derzeit in vollem Umfang optioniert. Hier liefen noch weitere Gespräche.

Es sei geplant, im Herbst 2007 mit dem Bau zu beginnen und das gesamte Projekt im Frühjahr 2009 fertigzustellen. Die Gespräche mit den potentiellen Investoren würden nicht von der Landesregierung, sondern von der Nürburgring GmbH und deren Geschäftsführer geführt und vom Aufsichtsrat begleitet. Es sei nicht üblich, über den aktuellen Stand von Verhandlungen in der Öffentlichkeit zu berichten. Das gelte sowohl für das Interesse des Erfolgsprojekts als auch für das Interesse potentieller Investoren, die mit Sicherheit kein Interesse hätten, Zwischenstände aus der Zeitung zu erfahren.“

Es ist der CDU-Abgeordnete Billen, der zu den Ausführungen des Ministers nicht einfach nickt, sondern den Herrn Minister darum bittet, dem Ausschuss doch seinen Sprechvermerk zur Verfügung zu stellen. Staatsminister Hering sagt das zu. Billen hat auch sonst noch „kleine Beanstandungen“. - Doch weiter im offiziellen Protokoll:

„Staatsminister Hering steht auf dem Standpunkt, die Entscheidung sei von der Nürburgring GmbH zu treffen, sobald das Angebot eines privaten Investors vorliege, im kompletten Umfang als Investor aufzutreten. Denkbar sei auch, dass ein Investor sage, er werde das zu wesentlichen Teilen übernehmen, und er erwarte, dass die Nürburgring GmbH als Mitinvestor auftrete. Das müsse dann geprüft werden, ob das von den finanziellen Konditionen her in Ordnung sei. Dann werde eine Entscheidung der Nürburgring GmbH zu treffen sein, bei der allerdings Vertreter der Gesellschafter – auch des Landes – im Aufsichtsrat vertreten seien. Das werde auch Gegenstand der Diskussionen der Landesregierung bezüglich der endgültigen Entscheidung sein. Formell sei es eine Entscheidung der Nürburgring GmbH.“

Soweit Minister Hering „damals“. Bitte vergleichen Sie, liebe Leser, die Darstellung mit den erlebten Realitäten. Was hat denn gestimmt? - Aber der Herr Minister hat wohl seinen eigenen Worten geglaubt. - Müssen wir das als Wähler darum auch tun?

Inzwischen schreiben wir 2010. Das Projekt ist immer noch nicht fertig gestellt. Zu den damals genannten 150 Millionen Euro sind noch mehr als 200 Millionen hinzu gekommen. Es wurde eine „Ganzjahres-Destination“ in Aussicht gestellt, von der Minister Hering (s.o.) eigentlich in Zukunft erwartet, dass sie sechs Monate still liegt. - Die Polizei z.B. verfolgt interessiert das Handeln im Wirtschaftsministerium und die dort laufenden kontroversen Diskussionen. - Wir sind auf das Ergebnis gespannt.

„Vor Ort“ stellt sich uns derzeit folgende Situation dar: Für Ende Dezember war z.B. in der ring°arena eine Oper - „Nabucco“ - geplant, die auch offiziell beworben wurde. Noch in diesen Tagen habe ich offizielle Schaufensterwerbung wahrgenommen. Intern scheint man aber zu der Erkenntnis gekommen, dass man mit dieser Oper in eine weitere Veranstaltungspleite schliddern würde. - Die Veranstaltung wird nicht stattfinden. - Aber man  spricht öffentlich noch nicht darüber. Vielleicht gibt es auch für den dort gesungenen „Chor der Gefangenen“ (Va, pensiero, sull'ali dorate = Flieg, Gedanke, auf goldenen Schwingen) noch zu wenig Teilnehmer. (Die Staatsanwaltschaft arbeitet noch daran)

Das ist die offizielle Darstellung der neuen privaten  Betreibergesellschaft zur aktuellen Situation am 4. Oktober 2010:

"Der Nürburgring ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in der strukturschwachen Eifel-Region. Über die letzten fünf Jahre hat das Unternehmen seine Mitarbeiterzahl kontinuierlich gesteigert. Mit dem Bau des neuen Freizeit- und Businesszentrums sind 2009, so die "Nürburgring Automotive GmbH", bereits über 200 zusätzliche Arbeitsplätze entstanden – eine Steigerung der Beschäftigungszahl von über 180 Prozent zum Vorjahreszeitraum (2008 bis 2009). Dies sieht die "Nürburgring Automotive GmbH" als einen ersten Schritt auf dem Weg, das vorhandene Potenzial des Nürburgrings als Freizeit- und Erlebnisdestination voll zu erschließen. Aktuell sind am Nürburgring insgesamt 351 Mitarbeiter tätig. Damit ist die Beschäftigungszahl in den vergangenen zwölf Monaten erneut, genauer um 12,5 Prozent, gestiegen. Für die nächsten Monate ist die Einstellung weiterer Mitarbeiter geplant, denn die neue Betreibergesellschaft "Nürburgring Automotive GmbH" baut auf das Wachstum des Unternehmens Nürburgring."

Realität - noch nicht vermeldet ist: Zum Jahresende 2010 wird sowohl der Firma, die bisher die Putzkolonnen stellte, gekündigt, als auch jener Firma, die die Sicherheit sicher stellte. (Security-Firma) – Man will mit eigenen Kräften diese Arbeiten durchführen.

Interessant ist auch, dass die neuen Betreiber „von einem schweren Erbe“ sprechen, wenn sie von der offensichtlich fehlgeplanten  ring°arena sprechen. Die wird, wie ich recherchieren konnte, im nächsten Jahr zu einem „Meilenwerk“(wie Berlin, Düsseldorf, Stuttgart) (Hamburg ist noch nicht umgesetzt, habe ich am 22.11. erfahren) umgebaut werden. So werden dann auch die sieben Millionen Euro begreiflich, die von Mainz angeblich zum Bau von Toiletten und einer Großküche benötigt werden. - Die Öffentlichkeit wird eben weiter zum Narren gehalten.

Es sei hier nur schon darauf hingewiesen: Die neuen privaten Betreiber hier am Nürburgring haben auch von diesem Geschäft keine Ahnung.

Und am 15. November 2010 stöhnt ein Jörg Lindner, Geschäftsführer der Nürburgring Automotive GmbH gegenüber dpa: "Wir suchen händeringend Mitarbeiter. Mitte Oktober hatten wir noch 45 offene Stellen" Inzwischen seien zwar einige dieser Arbeitsplätze besetzt, rund 35 Stellen seien jedoch noch frei. "Dabei unternehmen wir sehr große Anstrengungen, uns als Arbeitgeber bekanntzumachen", sagte Lindner. - Vielleicht ist eine der Anstrengungen, dass man Posten frei macht, um Platz für neues Personal zu schaffen:

Zum 31. Dezember wird auch der Vertriebsleiter der Nürburgring Automotive GmbH, Friedhelm Lange, ausscheiden. Ebenfalls der Personalchef der Firma, Leopold F. Büttner. - Aber das ist natürlich alles nicht offiziell, sondern noch geheim. - dpa ist noch nicht informiert.

Und was den Firmensitz der neuen privaten Betreibergesellschaft betrifft, so wird hier auch ein Verwirrspiel gestrieben. Im Handelsregister in Düsseldorf ist sie nicht mehr vorhanden. Aber auf den aktuellen Internetseiten (zuletzt überprüft am 17. November 2010, 16:30 Uhr) ist der Firmensitz immer noch Düsseldorf:

Besuchs- und Postadresse:
Nürburgring Automotive GmbH
Nürburgring Boulevard 1
53520 Nürburg
Telefon: +49 (0) 26 91 / 30 2 - 0 
Telefax: +49 (0) 26 91 / 30 2 - 155
E-Mail: info@nuerburgring.de

Geschäftsadresse:
Nürburgring Automotive GmbH
Lütticher Straße 130
40547 Düsseldorf
Vertretungsberechtigte:
Dipl-Kfm. Jörg Lindner (Geschäftsführer)

Register und Registernummer:
Registergericht Düsseldorf, HRB 61513
Finanzamt Düsseldorf Altstadt
Steuernummer: 103/5731/1108
Umsatzsteueridentifikationsnummer:
DE 266 881 796

Inzwischen ist aber diese Firma beim Amtsgericht in Koblenz unter der HRB-Nr. 22189 zu finden, wo man auch feststellen kann, dass inzwischen eine Aufstockung des Stammkapitals von bisher 25.000 Euro auf inzwischen 100.000 Euro erfolgt ist.
Was ist denn nun die Geschäftsadresse der privaten Betreibergesellschaft am Nürburgring? - Düsseldorf oder Nürburg? - Wo zahlt man seine Steuern (wenn man welche zahlt)? - In Düsseldorf, NRW oder in Rheinland-Pfalz, RLP.

So wichtig auch für manche Bereiche die richtigen Antworten sind, es wird in den nächsten Wochen andere Ereignisse, ausgelöst von dieser privaten Betreibergesellschaft geben, die im Umfeld der Region Nürburgring große Unruhe auslösen werden. (Darüber auch an anderer Stelle in dieser Serie mehr.)

Eigentlich habe ich erst später mit einem „Knall“ gerechnet. - Er wird früher erfolgen. Die Wähler werden Fragen stellen. Und die Regierungsmannschaft in Mainz wird sich ihrer Verantwortung stellen müssen.

Wie sagte mir doch ein „Insider“ in diesen Tagen: „Mein Gott Wilhelm! - Das wird ja alles noch viel schlimmer als von dir vorher gesagt.“

Manchmal kann es auch traurig sein, wenn man Recht behält. - Es gibt halt Momente, wo auch ein Richter nicht mehr Recht sprechen kann. (s. Titel) - Justizminister Bamberger wird mir da zustimmen. - Er war mal Richter.
MK/Wilhelm Hahne

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