10-12-03/04
- Der
Eintrag in den Fernsehzeitschriften für einen Mittwoch, vor Wochen um
18:15 Uhr, SWR, war unauffällig: „Reiss & Leute“. Die
30-Minuten-Sendungen war es für eine Reihe von Leuten der Eifel
weniger. Thema war u.a. eine Geschichte, die scheinbar nur
Feuerwehrleute interessiert, aber die Bewohner im gesamten Umfeld von
Langenfeld, einem Dorf mit rund 700 Einwohnern interessiert verfolgten.
Die
Feuerwehr Langenfeld ist Stützpunktfeuerwehr, zuständig für ein Gebiet
von rd. 3.000 Einwohnern und mit 48 aktiven Mitgliedern die personell
am besten besetzte. Zufällig liegt ihr Stützpunkt inmitten des größten
zusammenhängenden Waldgebiets des Kreises Mayen-Koblenz (MYK).
Zur
Bekämpfung von Waldbränden sind Feuerwehr-Fahrzeuge notwendig, die das
Löschwasser mitführen. Da gibt es auch ein Feuerwehrfahrzeug des
Baujahres 1974, in dem dann auch 6.000 Liter Wasser mitgeführt werden
können.
Da Langenfeld im Einzugsbereich des Nürburgrings liegt,
erreichte die Wehr vor Jahren auch eine Anfrage einer
Veranstaltergemeinschaft der Rennstrecke, ob man nicht auch für
Feuerschutzaufgaben während der Rennveranstaltungen (VLN) zur Verfügung
stehen könnte. Es wurde auch über die mögliche Bezahlung gesprochen.
Da
bei der Rechnungstellung für die Feuerwehr die jeweilige
Verbandsgemeinde zuständig ist, aber die verpflichtende Gebührenordnung
eine Rechnungstellung in der dann notwendigen Höhe nicht erlaubt, kamen
die Verantwortlichen – in Abstimmung mit der Verbandsgemeinde – zu dem
Entschluss, einen Förderverein zu gründen und die dort möglicherweise
erwirtschafteten Überschüsse wieder der Allgemeinheit zukommen zu
lassen.
So konnte durch den Einsatz der Langenfelder Feuerwehr
auch andere Wehren im Umfeld in den Besitz von Tragen und anderem –
leider auch notwendigem – Material kommen. Wozu z.B. auch eine
sinnvolle Bekleidung gehört.
In der Verbandsgemeinde wechselte
in den Jahren der Verbandsbürgermeister und damit auch die bis dahin
als „bürgernah“ empfundene in eine „militärisch strenge“ Politik. (Kein
Widerspruch möglich.)
So schaffte sich z.B. die Feuerwehr
Langenfeld zu Lasten des Fördervereins ein zusätzliches (natürlich
gebrauchtes) Feuerwehrfahrzeug des Baujahres 1985 an, mit dem 2.600
Liter Wasser mitgeführt werden können.
In der Zwischenzeit
hatte man über die Verbandsgemeinde eine Anhängerleiter zugeteilt
erhalten, die aber auch nicht in der gewünschten kleineren Größe bereit
gestellt wurde, sondern in einer Länge, die ein einfaches Handling
unmöglich macht. Erklärung der VG: „Nur so konnte hier ein Zuschuss
erreicht werden.“
Nachdem es bei einem Verkehrsunfall im Jahre
2006 bei der Bergung einer Leiche (Herzinfarkt eines Kraftfahrers und
dadurch entstehender Verkehrsunfall) im Zuständigkeitsgebiet zu
Komplikationen gekommen war, weil das Einsatzfahrzeug der Feuerwehr
Langenfeld am Nürburgring war und die Feuerwehr Ettringen bemüht werden
musste, wurde der Langenfelder Feuerwehr untersagt, mit dem
Einsatzfahrzeug, für dessen Kosten die Verbandsgemeinde aufkommt, zum
Nürburgring zu fahren.
So fand man zu einer anderen
Konstellation: Die Feuerwehr Langenfeld organisiert die Renneinsätze
weiter, aber setzte andere Wehren als Sub-Unternehmen ein, weil die
über andere Fahrzeuginstallationen verfügen. Diese Sub-Unternehmen
werden „in Naturalien“, in diesem Falle also Brandschutz-Equipment,
bezahlt.
2009 verkaufte nun die Feuerwehr in Mayen ein oben
schon beschriebenes Einsatzfahrzeug, das wesentlich moderner als das
bisherige Feuerwehrfahrzeug der Langenfelder war. Das Fahrzeug sollte
auf die Verbandsgemeinde zugelassen werden, während der Unterhalt vom
Förderverein gezahlt wurde. Dachte man in Langenfeld. So hätte man dann
auch die jeweils vereinbarten Einsätze an der Nürburgring-Rennstrecke
wieder selbst durchführen können.
Da waren andere Wehren, die
plötzlich als Konkurrenten auftraten, dagegen. Und Langenfeld wurde
durch die Verbandsgemeinde die Zulassung verwehrt. Plötzlich waren die
„Geschäfte“ der Langenfelder „illegal“, während der – neue –
Verbandsbürgermeister aber der Feuerwehr seines Wohnortes Ettringen
erlauben wollte, nun an den (illegalen?) Einsätzen am Nürburgring
teilzunehmen.
So hatte die Feuerwehr Langenfeld über ihren
Förderverein ein Lösung gefunden, die aber nicht den Vorstellungen des
Verbandsbürgermeisters (und den Wehrleitern anderer Wehren?) entsprach.
Von
diesem Streit handelte die Sendung des SWR an jenem Mittwoch, 18:15 Uhr
bei „Reiss & Leute“. Wer sie verpasste, findet mit dieser
Geschichte eine „Basis“, die auch gleichzeitig ein Beispiel für „Sagen
und Mythen der Eifel“ sein könnte.
Das Umfeld von Langenfeld ist
aber auch „Tatort“ für eine weitere „sagenhafte“ Entwicklung. In
St. Jost, einem Wallfahrtsort, der vor Wochen gerade durch den
Weihbischof von Trier besucht wurde, wurde am 17. September eine
„Bergmannshütte“ eingeweiht. Sie soll Besuchern eines wieder
aufgebauten Bleibergwerks, der „Grube Bendisberg“ ab Sommer 2011 als
Gastronomie, Museum und Übernachtungsmöglichkeit dienen.
Das
Bergwerk war 1957 geschlossen worden und wird nun wieder als
Touristen-Attraktion aufgerüstet. Für 1,5 Millionen Euro. Wäre das
Projekt kleiner angegangen worden – wie es zunächst eigentlich geplant
war – hätte man keine Zuschüsse erhalten. Auch hier hatte im Laufe der
Jahre nicht nur die „Leitung“ (die Bürgermeister) gewechselt, sondern
es war auch zu einer Veränderung der Pläne und deutlichem Anwachsen der
Kosten gekommen.
Wie am Nürburgring gibt es auch für die „Grube
Bendisberg“ kein wirkliches Konzept. Aber es wurde – im
Naturschutzgebiet (!) - ein Parkplatz angelegt, die „Bergmannshütte“
gebaut. Betrachtet man die Details, ist kein Konzept erkennbar.
Außer,
dass man für die Grube ein „Alleinstellungsmerkmal“ in Anspruch nimmt:
„Ein Erzbergwerk mit drei Ebenen ist in Deutschland einzigartig“. -
Woher die Besucher kommen sollen, die die Investition wirtschaftlich
werden lässt, steht wohl wieder einmal in Gutachten, die niemand kennt.
Ein
Langenfelder Bürger, nach dem Sinn gefragt, mit dem ein
Naturschutzgebiet zerstört, ein Jagdgebiet entwertet wird: „Wenn wir
den Zuschuss nicht erhalten hätten, wäre er irgendwo anders hin
abgeflossen“. - Ist das ein Argument?
Der Pastor der
Pfarrgemeinde, Monsignore Dechant Schrupp, antwortet auf eine
entsprechende Frage, bevor sie komplett gestellt ist: „Ich war
zur Einweihung nicht eingeladen.“
Natürlich klingt das
absonderlich. Aber es entspricht der Wahrheit. Wie es auch eine
Tatsache ist, dass sich der Verbandsbürgermeister mit der Feuerwehr
nach der oben beschriebenen Fernsehsendung mit der Langenfelder
Feuerwehr geeinigt hat. Es wurde eine Lösung gefunden, die nun
angeblich beiden Teilen gerecht wird.
Die Langenfelder Feuerwehr wird so wieder in 2011 am Nürburgring im Einsatz sein.
Ob
das sich abzeichnende Besucher-Desaster am Nürburgring in 2011
allerdings von einem Ex-Erzbergwerk mit drei Ebenen („in Deutschland
einzigartig“) ausgelöst wird, kann hier nicht verbindlich vorhergesagt
werden.
Nur, dass hier wie da dort Geld der Steuerzahler verschwendet wurde – und wird.
MK/Wilhelm Hahne