10-12-03/06
- Ich
war mit meiner Frau mit dem Auto unterwegs. Sie war mir behilflich,
damit ich mein Programm schneller abwickeln konnte. Da habe ich sie
dann auch auf der Rückfahrt zu einem Abendessen eingeladen. (Nein, ich
habe das nicht auf "Geschäftskosten" abgerechnet, sondern privat
getragen.) Zum Essen habe ich ein Glas Wein getrunken. Meine Frau
trinkt unterwegs grundsätzlich nur Wasser. Also habe ich ihr auch - wie
selbstverständlich - gesagt: "Auf der Heimfahrt fährst du." - Ich fahre
nun mal grundsätzlich kein Kraftfahrzeug, wenn ich Alkohol zu mir
genommen habe.
Nach dem Essen sind wir also auf dem Parkplatz
auf das Auto zugegangen, mit dem wir gekommen waren. Und meine Frau hat
gesagt: "Du musst mir noch den Autoschlüssel geben." - Ich habe gesagt:
"Den brauchst du nicht. Den habe ich in der Tasche. Und es ist auch
kein wirklicher Schlüssel, sondern mehr eine Chipkarte. Das Auto merkt
schon, wenn "Herrchen" dabei ist. Automatisch."
So war es auch.
Wir sind eingestiegen, meine Frau hat auf den Startknopf gedrückt und
wir sind das gute Dutzend Kilometer in unser Dorf gerollt. Meine
Frau hat mich vor die Haustür gefahren, weil sie den Testwagen hundert
Meter weiter unten parken musste. Die Stellplätze am Haus waren durch
unsere eigenen Automobile besetzt.
Ich bin also ins Haus
gegangen. Und meine Frau kam nicht. - Die konnte sich doch nicht
verlaufen haben? - Und dann kam sie. Mit zornig blitzenden Augen:
"Gibst du mir bitte mal die Key-Card - oder wie das heißt."
Als sie zurück kam, wirkte sie schon weniger angespannt, aber war noch nicht so richtig lustig, als sie mir erzählte:
Sie
ist - nach meinem Aussteigen vor dem Haus - auf den von ihr
ausgesuchten Parkplatz - "weist du, unten an dem Holzstoß" - gefahren
und hat dann versucht den Motor abzustellen. Dazu muss man dann wieder
die Starttaste drücken, die gleichzeitig die Stop-Taste ist. Aber
so sehr sie auch drückte, es passierte nichts. Der Motor schnurrte
ausdauernd im Leerlauf vor sich hin. Sie hat gedrückt, hat Variationen
mit gedrücktem Bremspedal, getretener Kupplung, einwandfrei
ausgerichteter Lenkung versucht. - Das ganze Programm.
Darum
hatte das so lange gedauert, bis sie bei mir im Haus erschien. - Der
Motor war nicht auszustellen. - Die Key-Card (ich nenne sie mal so) war
eben in meiner Hosentasche, ich war nicht beim Auto, also hat das Auto
nicht auf den eigentlichen Fahrer gehört. Denn die Key-Card gehört eben
zum Fahrer. Und nur dann kann man bei diesem Auto den Motor abstellen,
wenn man sich mit einer Key-Card als Fahrer ausgewiesen hat.
Wir
haben dann beide über diese Geschichte gelacht. Und wir wissen
beide, das wir ein solches System niemals in unseren Automobilen haben
wollen. Auch nicht, wenn es zu einem "Minderpreis" erhältlich ist.
Die Geschichte ist mir gerade wieder eingefallen, als ich von einem Bekannten folgende Geschichte hörte:
Da
hat ein erfolgreicher Freiberufler nicht nur ein großes Haus, sondern
auch eine große Garage, in der - zur Nutzung nur durch ihn - zwei
moderne Automobile stehen. Premium natürlich. Mit einem davon, einem
Sportwagen, fährt er täglich in sein Büro, das andere Fahrzeug, ein
großer SUV, wird von ihm schon mal am Wochenende bewegt. Zur Jagd, zum
Golfplatz. Oder einfach: Nur so.
Doch dann passiert es nach gut
acht Tagen Standzeit, dass "der Große" nicht anspringt. Offensichtlich
kein Strom. - In der Vertragswerkstatt ist das kein unnormaler Fall.
Der Kunde ist ein guter Kunde. Also holt man das Fahrzeug ab,
kontrolliert die Batterie: Leer. - Also wird die Batterie geladen
und das Fahrzeug dem Kunden wieder zugestellt.
Der fährt also in
den Tagen danach, so wie er es immer tut, mit seinem Sportwagen zur
Arbeit. Und wieder zurück. Arbeitstag für Arbeitstag. Und als er dann
am Wochenende seinen SUV - der macht schon was her! - bewegen will, da
springt das Biest nicht an. - Wieder nicht an. - Die Werkstatt wird
informiert und... - Die Abläufe sind die gleichen. Nur entscheidet sich
die Werkstatt nun für das Auswechseln der Batterie. Wahrscheinlich hat
die einen Knacks. Man kann zwar nichts feststellen und auch im
Fehlerspeicher: Nichts. - Alles OK. - So kommt der SUV also wieder in
die große Doppelgarage und wartet darauf, dass "Herrchen" ihn nutzt. -
Vielleicht am Wochenende. - Vielleicht auch erst beim
übernächsten.
Sie, lieber Leser, ahnen es: Der SUV springt
wieder nicht an, als unser Autobsitzer vom Sportwagen mal ausnahmsweise
auf den SUV wechseln will. Batterie leer? - Die Werkstatt ist
verzweifelt. Der Verkauf, der Verkaufsleiter wird eingeschaltet.
De Kunde ist wichtig, man möchte ihn nicht verärgern. Aber was soll man
machen. Am Fahrzeug ist nichts zu finden.
Und so begibt sich der
Verkaufsleiter "vor Ort". Er spricht - nach Feierabend - mit dem
Kunden, beruhigt ihn, schaut sich das Umfeld an, in dem die Fahrzeuge
untergestellt sind und kommt dann nur durch eine plötzliche Eingabe auf
den Fehler: Der Kunde mit den zwei Automobilen - Premium natürlich -
besitzt zwei Fahrzeuge mit der innovativen Ausstattung Key-Card (um bei
dieser Bezeichnung zu bleiben). Um diese Innovation auch richtig
zu nutzen, trägt er die Key-Cards zu beiden Fahrzeugen ständig in
der Anzugtasche.
Er braucht nie mehr nach einem Zündschlüssel zu
suchen. - "In welcher Tasche hatte ich ihn noch mal?" - Wenn er
morgens zu seinem Sportwagen in die Doppelgarage ging, dann hatte
er am Abend zu vor die Tür nicht abgeschlossen, weil das automatisch
geht. Und er brauchte jetzt am Morgen auch keinen Türschlüssel. Er
brauchte auch keinen Schlüssel zum Starten. Ein Druck auf den
Startknopf... - Toll!
Dummerweise kam er bei seinen täglichen
Fahrten mit dem Sportwagen "zum Dienst" auch ganz nahe an seinem in der
Garage parkenden SUV vorbei. Auch dessen Key-Card hatte er - natürlich
- in der Tasche. Und so machte sich dann jeden Morgen auch der
SUV zum Starten bereit. Da war alles entsprechend programmiert. Da
öffnete das Türsystem, die Sitzheizung schaltete sich ein, und, und,
und - Wenn dann der Mann mit seinem Sportwagen aus der Garage
verschwand - natürlich ist das Garagentor Infrarot gesteuert - dann
verschlossen sich beim SUV automatisch die Türen, wurde... - also das
"volle Programm". - Und Abends das gleiche. - Jeden Tag. - Und wenn
unser Besitzer von zwei Premium-Automobilen mit den modernsten
Innovationen nach rund acht Tagen mal den SUV wirklich nutzen wollte,
dann war da natürlich die Batterie leer.
Was lernen wir daraus? - Nichts! - Außer: "Früher war nicht alles besser. Aber vieles einfacher." (s.o. rechts)
Ich
könnte solche lustigen (?) Geschichten von EPS-, ASR- Stop-and-Go- und
anderen tollen Systemen erzählen. Oder was passiert, wenn sich ein
Zündschlüssel nicht mit der "Black Box" verständigen kann. Dass es,
z.B. bei einem bestimmten Fahrzeug, dafür eine Warnleuchte gibt, damit
man nicht schneller startet, als sich die Komponenten untereinander
verständigen können.
Oder die Geschichte von dem Mann, der
jemanden auf der Straße sieht, kurz - mit laufendem Motor hält, aber
natürlich die Tür schließt, um nicht den fließenden Verkehr zu stören.
Er plaudert dann doch ein paar Wort mehr mit seinem Bekannten, als er
einen Klack vernimmt und - sein Fahrzeug ist verriegelt. Das geht bei
Premium-Automobilen alles elektronisch. Da steht nun ein
Fahrzeugbesitzer vor seinem Fahrzeug, dass ihn - bei laufendem Motor! -
ausgesperrt hat. - Das ist wirklich passiert. Hier in der Eifel.
Der
Fahrer trägt seit dieser Zeit sein Handy ständig am Körper. Denn auch
in diesem Fall konnte es nur zu einer Lösung kommen, indem der Fahrer
seine Frau anrief und sie bat, doch ihm mit dem Zweitwagen den
Zweitschlüssel zu bringen.
Nun wissen Sie auch, warum zu einem
Automobil nicht nur ein Zweitschlüssel gehört, sondern man auch in
unserer modernen Zeit, voller innovativer Lösungen, auch einen
Zweitwagen besitzen sollte. - Zur Sicherheit.
Wobei mir bei
diesem Begriff gerade einfällt, dass Sicherheitssysteme nicht immer
Sicherheit herstellen. - Glauben Sie bitte da nicht den Versprechungen
der Hersteller.
Am besten ist: Vertrauen Sie sich selbst, ihren
eigenen Leistungen, ihrem eigenen Können. Überlassen Sie möglichst
wenig dem innovativen aufpreispflichtigen Zubehör, das wirklich und
immer nur zuverlässig einem nutzt: Der Industrie.
MK/Wilhelm Hahne