11-01-16/02
- Am Abend vorher,
Montag, dem 10. Januar, hatte der SWR eine Auswahl von Eifeler Bürgern
in die "Pistenklause", das legendäre Lokal aller Sportfahrer an der
Nordschleife, gebeten. Es sollte ein Stammtisch dargestellt werden.
Filmisch. Als ich dazu gebeten wurde, habe ich zunächst mal nachgehört
und dann zugestimmt: Ich würde kommen. Denn ich glaubte in dem was
geplant war, schon eine gewisse Tendenz zu erkennen.
Und so
wurde dann ab 16:30 Uhr in der "Pistenklause" Stammtisch gespielt. Die
Leute, die schließlich hier zusammen saßen, hatten vorher noch niemals
im Leben zusammen an einem Tisch gesessen. Es ging dem SWR wohl darum,
aus dem Munde Eifeler Bürger das ganze Entsetzen über die Höhe der
Kafitz-Bezüge in alle Winkel Deutschlands zu tragen. Am Abend der
ersten Verhandlung in Koblenz in Rahmen der "Landesschau in
Rheinland-Pfalz" (ab 18:55 Uhr) ausgestrahlt.
Keine
Studio-Atmosphäre, alles "live" und unkorrigierbar von Kameramann und
Tontechniker festgehalten. Wenn dazwischen nicht noch der "Schnitt"
liegen würde.
Meine Frage an dem Abend: "Wieviel Sendezeit
haben Sie morgen?" - Es wurden so um 3 Minuten 30 Sekunden genannt. -
Ich musste lächeln. Was man an dem Abend aufnahm, hätte für sich ein
rundes Programm gegeben. Denn die Anwesenden haben sich schon
aufgeregt. Aber aus Sicht des SWR-Abgesandten nicht in die richtige
Richtung. Da polterte z.B. der Bürgermeister von Adenau über die
Politiker in Mainz, von denen man sich belogen und betrogen fühlte.
Auch andere griffen in der sich entwickelnden Diskussion weniger Dr.
Walter Kafitz und sein "hohes Gehalt", sondern mehr die aktuelle
Situation hier derzeit am "Ring" an.
So entschloss sich der
SWR-Mann zu ein paar Einzelgesprächen. Von denen würde man dann
sicherlich einiges für den geplanten Beitrag verwenden können. - Da
auch ich in einem Einzel-Interview befragt wurde, darf ich hier
nachfolgend dieses Gespräch notieren:
Frage SWR: Was sagen Sie denn zu dem Prozess? Kafitz zieht vor Gericht, weil er sein angeblich austehendes Geld einklagen will.Antwort Wilhelm Hahne: Ich
empfinde das fast als Schauprozess, weil m.E. das alles vorher geregelt
war. Man hat ihm kurz vorher - kurz vor seiner Entlassung - einen
Fünfjahresvertrag gegeben. Darum führt er jetzt einen Prozess. Und
gewinnt. So wird nur der Vertrag erfüllt, er bekommt aber keine
Abfindung. Sonst hätte er um eine Abfindung klagen müssen. So ist das
eine ganz sachliche Geschichte und Mainz wird sagen: Wir verschwenden
kein Geld. Die Richter haben festgestellt, dass er darauf ein Anrecht
hat. Und wir erfüllen nur den Vertrag. Insofern muss Herr Kafitz diesen
Schauprozess führen, damit die Öffentlichkeit beruhigt ist.Frage SWR: Hat er für dieses Geld wenigstens etwas geleistet?Antwort Wilhelm Hahne: Ja, natürlich! - Er hat alle für blöd verkauft. Kann man etwas besseres machen? Für soviel Geld? - Das ist doch Wahnsinn!Frage SWR: Beobachten Sie den Prozess?Antwort Wilhelm Hahne: Ich
weiß nicht, ob ich da morgen hinfahre. Ich beobachte den Prozess
grundsätzlich JA. Aber wie gesagt: Ich sehe das Ende so, dass dieser
Prozess positiv für Kafitz endet.
Frage SWR: Ärgern Sie sich nicht darüber, wenn soviel Geld in den Sand gesetzt wird?Antwort Wilhelm Hahne: Das
ist ja alles relativ. Das ist ja ein Kleckerbetrag im Vergleich zu dem,
der hier oben verbaut wurde. Vollkommen sinn- und nutzlos! Der
ring°racer - so'ne Achterbahn - steht da und rostet um 13 Millionen vor
sich hin. Sozusagen als Mahnmal. Ich kann mir nicht vorstellen.... -
was soll ich mich über so kleine Summen aufregen. Insofern ist dieser
Schauprozess für Mainz notwendig, weil sie damit von hier oben
ablenken. - Was soll ich mich also über so kleine Summen aufregen?
Frage SWR: Aber für 20.000 Euro müssen Sie lange stricken!
Antwort Wilhelm Hahne: Ich habe in meinem Leben noch nie gestrickt, - aber wenn Sie das sagen... -Ach,
Sie haben in dem SWR-Beitrag nichts von mir gehört? - Stimmt! - Das
konnten Sie auch gar nicht, weil davon nichts gesendet wurde. Es ist
wohl im Schneidetisch hängen geblieben. Es passte nicht ins Konzept.
Auch Äußerungen von anderen Teilnehmern am "Stammtisch" habe ich so, wie sie im Zusammenhang gesprochen wurden, nicht
gehört und gesehen. Aber... - Nein, lassen Sie mich anders fortfahren:
Ich
bin dann am nächsten Morgen doch zum Landgericht nach Koblenz gefahren.
Und habe dort das Fernsehteam getroffen. Auch den verantwortlichen
SWR-Mann habe ich getroffen. Der mir da schon schonend beibrachte, dass
er per Handy informiert worden wäre, dass er nur 2:45 min hätte. - Ich
habe geschmunzelt, weil mir klar war, was er mir damit sagen wollte:
Ich habe keinen Platz für dein Geschwafel.
Aber vorher, bevor der
verantwortliche SWR-Mann auftauchte, da war es noch interessanter und
ich war froh, dass ich mich zu der Fahrt nach Koblenz aufgerafft hatte.
Ich
war natürlich deutlich vor 11 Uhr dort. Es waren auch schon einige
Kollegen dort. Auch eine nicht nur nette, sonder auch wirklich gute
Journalistin von der "Rhein-Pfalz". Die war ganz erstaunt, dass ich
schon "ihre Zeitung" gelesen hatte. Ich habe ihr zu ihrer Geschichte
(auf dem Titel, im "Südwest"-Teil und in einem Kommentar) gratuliert.
Sehr gute Arbeit. Die Dame hat von mir erfahren, dass die
Konkurrenzblätter das Thema noch nicht im Blatt hatten. - Damit hatte
sie - wenn ich ihren Gesichtsausdruck richtig interpretiere -
allerdings nicht gerechnet.
Ich habe auch den Redakteur der
"Rhein-Zeitung" gesehen, der die Rezension meines Buches geschrieben
hatte. Er wirkte ein wenig unsicher, hat sich mir auch nicht
vorgestellt. - Warum auch? - Wenn er denkt, dass mich seine
Buchbesprechung geärgert hat: Nein! - Wirklich nicht. Schließlich hat
er sich - und damit auch die "Rhein-Zeitung" - vor den Lesern meines
Buches entkleidet. In diesem Jahr gibt es bei Amazon aktuell eine neue
Rezension eines mir unbekannten Lesers. Sie ist kurz und lautet:
"Dies ist ein sehr gutes und Informatives Buch!
Herr Hahne deckt das auf, was den normalen Nordschleifenbesucher bisher verborgen war.
Ich kann es jeden Motorsportfan und Fan der Nordschleife empfehlen!
In diesem Sinne:
SAVE THE RING!
"
Aber zurück nach
Koblenz in den Gerichtssaal: Da saßen wir nun, schauten auf die große
Uhr über der Tür - ähnlich wie man sie am Bahnhof findet - und
warteten darauf, dass das hohe Gericht erschien. Die Foto- und
Film-Reporter hatten sich in Stellung gebracht und ich fragte meinen
Nachbarn leise: "Wenn gleich die Richter kommen, würden Sie mir da
helfen aufzustehen. Ich habe leider meinen Stock vergessen." - Er
blickte kurz zu mir herüber und meinte: "Ein Stock in Ihrer Hand würde
sicherlich auch falsch verstanden werden." - Wir habe Beide ein wenig
gelächelt. - Gut, der Mann!
Es hatte inzwischen längst ein
Blitzlichtgewitter gegeben, da alle Fotografen rechtzeitig die Parteien
abgelichtet haben wollten. Und die Filmkameras summten. - Tolle
Atmosphäre! - Wie im Fernsehen.
Nachdem sich die Fotografen
beruhigt hatten, ist dann Dr. Kafitz aufgestanden, um die Herren der
gegnerischen Parteien zu begrüßen. - Er hatte mir übrigens schon im
Flur grüßend zugenickt. - Na ja, - ich werde immer um Objektivität
bemüht bleiben. Daran ändert das freundliche Verhalten des Herrn Dr,
Kafitz auch wenig. - Aber immerhin!
Ich saß in der ersten
Publikumsreihe (wie dann auch im Fernsehen für eine Millisekunde kurz
zu sehen war). Ziemlich pünktlich traf "das Gericht" ein. Alles erhob
sich. - Wie in der Kirche. - Kann ja sein, dass auch vor Gericht der
Glaube hilft!
Aber vorher gab es noch eine kleine Episode, die
ich gerne berichte: Schräg hinter mir saß die Dame von der
"Rhein-Pfalz", die sich kurz mit einem Herrn unterhielt, den ich als einen
meiner Leser ausgemacht hatte, da wir schon mehrfach (vielfach) per
E-mail und Telefon Kontakt hatten. Ich dreht mich also um. Dabei
erzählte ich der Dame so nebenbei, dass ich auch unseren
Landes-Finanzminister, Dr. Carsten Kühl, angeschrieben hatte. Nachdem
ich soviel von verschwundenen und unvollkommenen
Aufsichtsratsprotokollen der Nürburgring GmbH gehört hatte, war mir
nach kurzemn Überlegen klar geworden, dass doch eigentlich jedes
Aufsichtsratsmitglied in angemessener Zeit nach einer Sitzung die
Durchschirft eines Protokolls erhalten müsse. Foglich müsste z.B. auch
Carsten Kühl im Besitz aller offiziellen Protokolle sein.
Dr. Carsten Kühl hat auf meine Anfrage umgehend geantwortet und geschrieben:
Betr.: Ihre Anfrage per e-Mail vom 25.12.2010
Sehr geehrter Herr Hahne,
für
Ihre Anfrage vom Weihnachtstag danke ich Ihnen. Selbstverständlich
wurden und werden von den Sitzungen des Aufsichtsrats der Nürburgring
GmbH Protokolle erstellt, die den Mitgliedern dann zugehen.
Ich
bitte um Verständnis, dass ich Ihrer Bitte, Kopien von den mir
zugesandten Dokumenten Ihnen zukommen zu lassen, nicht nachkommen kann.
Ich würde meine Pflichten als ehemaliges Aufsichtsratsmitglied
verletzen und damit gegen geltendes Recht verstoßen.
Sie können
aber versichert sein, dass hier nichts verheimlicht wird. Die
Protokolle stehen dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss
"Nürburgring GmbH" zur Verfügung und wurden und werden dort eingehend
beraten.
Mit freundlichen Grüßen
Carsten Kühl 27/12/2010
Ich
habe das der Dame von der "Rhein-Pfalz" erzählt und sie hat mich
gefragt: "Warum machen Sie das? Jeder weiß doch, dass der Inhalt dieser
Protokolle das Papier nicht wert ist, auf den er geschrieben ist." -
Darauf ich: "Wenn da nichts drin steht, dann könnte doch Herr
Kühl mir Kopien von dem NICHTS zusenden."
Aber dann betraten die
Richter den Raum und ich konnte nur noch denken: Wenn die Inhalte der
Protokolle wirklich so unvollkommen sind, dann kann damit auch bewiesen
werden, dass die Aufsichtsratsmitglieder der Nürburgring GmbH allle (!)
ihre eigentliche Aufgabe nicht erfüllt haben. Sie hätten nach dem
ersten Erhalt eines unvollkommenen Protokolls schon auf einer
Perfektionierung bestanden, reklamiert haben müssen. - Haben Sie das
nicht getan? - Dann haben sie sich - aus meiner Sicht - nicht
rechtmäßíg verhalten, bzw. - umd mit Dr. kühl zu sprechen - hätten sie ihre Pflichten als Aufsichtsratsmitglied verletzt.
Aber dann wurde ich - wie ich schon sagte,
vom Einmarsch der Richter abgelenkt. Alles stand auf. - Und ich fragte
meinen Nachbarn: "Wann kommen die Löwen?"
Der Vortrag des
Richters bestätigte zunächst meine am Vortrag gegenüber dem SWR
geäußerte Meinung. Aber dann kam eine Stelle, die aufhorchen ließ: Dr.
Kafitz konnte sich seiner Darlegung dem Gericht gegenüber nicht an
einen bestimmten Vorgang erinnern. Das war für das Gericht unglaubhaft.
(Man kannte offensichtlich nicht den "Fall Helmut Kohl".) Kafitz gab
vor, eine Erinnerungslücke zu haben. Das nahm ihm das Gericht nicht ab.
Dr.
Kafitz hat noch ein paar Wochen Zeit sich zu erinnern. Weil ihm
eigentlich vom Aufsichtsrat untersagt war... - Aber wo steht das? - Das
habe ich nicht gehört. - Eventuell in einem Aufsichtsratsprotokoll?
Nein,
der Prozess ging an diesem Tag nicht zu Ende. Der Rechtsanwalt des
Herrn Dr. Kafitz hatte schon vor dem Prozess eine Information verteilt,
in der zu lesen stand:
"Die
Kündigung meines Anstellungsvertrages erfolgte zu Unrecht. Der Vertrag
besteht bis zum vereinbarten Ende (31.03.2014) fort. Dies mache ich mit
meiner Klage beim Landgericht Koblenz geltend." Und: "Ich habe korrekt,
im Interesse der Nürburgring GmbH und im Rahmen unternehmerischen
Ermessens gehandelt und dabei sehr itensiv mit dem Aufsichtsrat und den
Führungskräften der Nürburgring GmbH zusammengearbeitet. Der
Aufsichtsrat war in stärkstem Maße informiert und eingebunden."
Dabei
fällt mir ein kleine Episode ein, wo ein Aufsichtsrat bei der Abreise
zu einer Aufsichtsrats-Sitzung der Nürburgring GmbH äußert: "Nun fahren
wir mal wieder leckere Häppchen essen und guten Wein trinken."
Aber zurück zur "Mitteilung von Dr. Walter Kafitz" - Zitat:
"Nach
dem Scheitern des Finanzierungsmodells sollte mir durch die Kündigung
die Rolle des Sündenbocks zugewiesen werden. Hierfür stehe ich nicht
zur Verfügung."
Verständlich! -
Nach meiner
Erinnerung gab es sonst in Koblenz nichts Wesentliches. Und ich schrieb
- weil ich es versprochen hatte - nach meiner Rückkehr von der
Verhandlung vor dem Landgericht einem Freund folgenden Bericht:
Sat1 war da und natürlich der SWR. Der SWR wird heute ab 18:55 Uhr
irgendwann 2:45 min senden, Sat1 ab 17:45 Uhr.
Kafitz war persönlich gekommen (auch so vorgeladen) und für die GmbH war
der neue Halbtags-Gf. aus Koblenz da.
Alle natürlich mit RA.
Kafitz ließ vor Beginn eine Erklärung verbreiten, dass er nichts sagen
würde. Die andere Seite hat auch nichts gesagt.
Der vorsitzende Richter hat die Meinung des Gerichts aufgrund der
vorliegenden Schriftsätze vorgetragen. Dazu haben dann beide
Seiten (die RA) ihre Auffassung erklärt. - Schaukampf. - Wie der ganze
Prozeß eigentlich ein Schauprozess für die
Öffentlichkeit ist. Von Leuten die sich für schlau halten - für Dumme. -
Im Mai will man das Ergebnis verkünden.
Es wurde deutlich, dass die heutige Veranstaltung so mit den Parteien
(deren RA) abgestimmt war. Die haben nun
die Möglichkeit aufgrund der Darlegungen des Gerichts ihrr Meinung
beizusteuern. Dann wird das
Gericht im Mai - also nach den Landtagswahlen - sicherlich einen
Vergleich vorschlagen, bzw. ein Urteil sprechen,
das einem Vergleich nahe kommt..
Nach m.M. wird Kafitz auf einen Teil seines Vertrages verzichten müssen,
aber grundsätzlich viel Geld bekommen.
Immerhin wurde ja direkt vor seinem Rauswurf sein Vertrag um fünf Jahre
verlängert. Das wohl nur, damit man
dann im Mai sagen kann, dass man Kafitz keine Abfindung gezahlt hat,
sondern nur das, zu dem man vertraglich
verpflichtet war. Und diese Summe konnte man noch erfolgreich vom
Gericht kürzen lassen. - Toller Erfolg!
Eine Assistentin hält im Fernsehen dann an dieser Stelle eine Pappe
hoch, auf der BEIFALL! geschrieben steht.
Voller Erfolg für die Politik. - Voller Erfolg für Kafitz. - Erfolgreich
von den unnötigen Verlusten am Ring abgelenkt.
Und Richter/Lindner zahlen gerade zwei Millionen. - Von den Verlusten?
(s. "Rhein-Pfalz" von heute)
Für wie doooof halten die uns eigentlich?
Bitte vergesse nicht, an der richtigen Stelle zu klatschen!
Herzliche Grüße
Wilhelm
Dem ist dann nichts mehr hinzuzufügen.
MK/Wilhelm Hahne