11.01.16/04
- So
kann man das natürlich auch sehen. Mich interessierte beim neuen RS3
aber zunächst mal der Einfluss des Allradantriebs. Warum? - Weil man
340 PS in einem A3 nicht braucht? - Warum wärmt man den Fünfzylinder
wieder auf? - Warum verdirbt man die Aerodynamik mit großen
Lufteinlass-Öffnungen? - Warum mindert man den (hier wohl nicht mehr)
vorhandenen Federungskomfort mit 19 Zoll-Felgen und ultraflachen (35er)
Reifen? - Und dann der Schreibstil! - Sowohl in "ams" wie in
"Auto-Bild".
"Auto-Bild": "Achtung, hier kommt Chili auf Eis:
der schärfste Audi A3 aller Zeiten. ... Als Konter zum gleichstarken
BMW 1er pfeffert Ingolstadts Kompaktsportler 340 Turbo-PS auf den
Asphalt oder auf Schnee wie bei den ersten Testfahrten." - Dumm
gelaufen. "ams" war einen Tag vor "Auto-Bild" mit dem "Fahrbericht" am
Kiosk. - Aber beide berichte sind "rattenscharf". Lassen Sie mich ein
paar Worte darüber verlieren, da hier - besonders bei "ams", wo man dem
A3 RS auch mehr Platz einräumte - viele Dinge angesprochen wurden, die
symptomatisch für Audi (im Besonderen), aber auch die Automobilszene
insgesamt und allgemein sind.
Audi hatte - wie schon erwähnt -
nach Kanada eingeladen. Wo sonst sollte man um diese Jahreszeit ganz
sicher die Tester der Fachpresse die Traktion dieses Super-Sportlers
spüren lassen? - Ich "teste" (beurteile) mal die Fachmeinungen in
Virneburg/Eifel:Der aggressive Schreibstil:"Auto-Bild"
habe ich oben schon mal zitiert. "auto motor und sport kann es besser:
„Wer sich nicht die Muße gönnt, den rattenscharfen, weil gezielt
disharmonischen Fünfzylinder-Sound auf sich wirken zu lassen, hält
Quattro für einen Pizzabelag. Das kantige Brabbeln und Gurgeln kommt so
lässig schmutzig daher wie der ölverschmierte Overall eines
Rennmechanikers. … Und schon fegt Walter Röhrl im Sport Quattro mit
ekstatisch brüllendem Turbomotor durch das Großhirn.“
Ja toll!
In diesem Stil geht es bei "ams" weiter. Muss ein Artikel so
formuliert sein, der den typischen Audi-Kunden und "ams"-Leser
anspricht? "Auto-Bild" ist "ausgeglichener": "Der RS3 ist ein ebenso
faszinierendes wie unvernünftiges Sportgerät. Kein Mensch braucht 340
PS im Golf-Format zum Preis einer Oberklasse-Limousine."
Der
Hinweis auf das Großhirn bei "ams" ist übrigens völlig deplaziert.
Angesprochen wird einzig und allein das Kleinhirn, vulgo Reptilienhirn
des aggressiven Männchens der Spezies Homo „Sapiens“, das den
Straßenverkehr mit der Verteidigung seines Territoriums und dem
Beeindrucken von Weibchen der gleichen Stammeszugehörigkeit und
Geisteshaltung verwechselt. Wäre nicht eine Deeskalation des Verhaltens
im Straßenverkehr im Interesse der Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer
dringend geboten? Solche Artikel bewirken das Gegenteil.
Der „Sound“:Obiges
Zitat, oder in "Auto-Bild" die Schilderung: ..."mutiert das heisere
Bellen des 2,5 LOiter-Fünfzylinders zum bösen Grollen", offenbart die
ganze Tragik des Audi Fünfzylindermotors. Soviel lyrischer Aufwand ist
nötig, um dennFünfzylinder-Sound positiv darzustellen. Das
Beeindruckendste an diesem Motor scheint wohl die Lautstärke zu sein.
Es ist vermutlich das einzige Mittel, das Audi derzeit zur Gebote
steht. Ein Armutszeugnis, das man auch den „Dichtern“ ausstellen muss,
denn die verwechselt Lautstärke mit Sportlichkeit. Das ist leider bei
unserer FAchpresse gängige Praxis.
Der Motor:Zitat
aus "ams": „ Was die Ansprache angeht, folgt auf das Klacken des
Gaspedals gegen das Bodenblech ein spürbares Luftholen des Laders.“ In
klares, verständliches Deutsch übersetzt heißt das: Das
Ansprechverhalten des Motors ist mehr als schlecht. Das ist aber kein
Wunder, bei dem relativ kleinen Hubraum von 2,5 Liter und dem hohen
Ladedruck von 1,2 bar. Eine Notwendigkeit und negative optische
Begleiterscheinung der hoch aufgeladenen Motoren sind die riesigen
Kühlöffnungen an der Wagenfront. Dahinter sitzt ein ebenso riesiger
Ladeluftkühler, der die verdichtete Ansaugluft auf verwertbare
Temperaturen herunterkühlen muss. Im in den technischen Merkblättern
angegebenen Motorgewicht werden die hier notwendigen Peripheriesysteme
mit Sicherheit nicht enthalten sein. - Aber wer achtet schon darauf? -
In Kanada.
Die Reifen:Audi
hat es endlich begriffen. Ein frontgetriebenes Fahrzeug benötigt vorne
breitere Reifen als hinten. Sogar wenn noch eine notdürftig
angetriebene Hinterachse sozusagen nachgeschleppt wird. Obwohl man
ehrlicherweise sagen muss: Begriffen haben das die Audi Ingenieure
schon lange, nur getraut haben sie sich bisher nicht. Denn es stellt
die vom Motorsport beeinflussten Sehgewohnheiten der normalen
Autokäufer völlig auf den Kopf. Der Technikversierte kann sich ein
Schmunzeln nicht verkneifen und denkt sich: „Habe ich das nicht immer
schon gesagt?“
Achslastverteilung und Leergewicht:Da
haben sich die Audi-Leute solche Mühe gegeben, die Achslastverteilung
zu verbessern. Der Motor wiegt angeblich nur 148 Kilogramm, die
vorderen Kotflügel sind aus kohlefaserverstärktem Kunststoff, der
Längsbaukasten rückt den Motor um 15 Zentimeter weiter nach hinten. Was
hat es gebracht? - Siehe Fahrverhalten.
Das Fahrverhalten: Der
breite Vorderreifen soll natürlich dem Fahrzeug in erster Linie das
konzeptbedingte Untersteuern abgewöhnen. Was auch leidlich gelingt.
Zumindest auf Schnee und Eis. Da ist es scheinbar besonders wichtig,
weil wir in Deutschland vier Monate geschlossene Schneedecke auf
unseren Straßen haben, und es der Vermeidung von Unfällen dient, wenn
man möglichst schnell auf diesem Untergrund unterwegs sein kann. Darum
ließ man die Fachpresse auch nach Kanada einfliegen. Da waren zu dieser
Zeit die gewünschten Straßenverhältnisse garantiert. Damit keine
Missverständnisse aufkommen: Der vorvorletzte Satz ist natürlich
zynisch-ironisch gemeint. Eine derartige Häufung von Unfällen auf
Schnee und Eis wie in diesem Winter gab es vorher nach meiner
Kenntnis noch nie. Trotz Winterreifenpflicht, ABS, ESP, Front- und
Allradantrieb. Unterstützt durch eine zunehmend aggressive Werbung muss
der unbedarfte Autofahrer den Eindruck gewinnen, dass ihm nichts mehr
passieren kann. Sind sich Motorsportklubs und die „Fachzeitschriften“
ihrer Verantwortung bewusst? Das Spiel mit dem Testosteron ist in einer
seriösen Zeitung fehl am Platz. Man darf auf keinen Fall die Autofahrer
dazu motivieren, z.B. einen Walter Röhrl nachzuahmen. Im Gegenteil, es
ist unmissverständlich darauf hinzuweisen, dass all die aufgezählten
„Verbesserungen“ die physikalischen Gesetze nicht außer Kraft setzen
können. (Aber die "Defektquote" erhöhen!)
Wie gesagt, auf Schnee
und Eis konnte Audi dem A3 RS das Untersteuern erfolgreich abgewöhnen.
"Auto-Bild" schwärmt: "Könner am Steuer schaffen spielerisch
atemberaubende Driftwinkel, der RS3 dringt in einen Grenzbereich vor,
wo sich Fahrspaß und Übermut zu einer gefährlichen Melange vereinen." -
Eben. Und für ein Sportgerät ungleich wichtiger ist aber das Verhalten
auf trockener Straße. Damit ist es dann leider nicht zum Besten
bestellt. Zitat "ams": „Auf trockener Straße driftet der RS3 aber
selbst unter Zwang nur widerwillig.“ Lieber Tester, was kann man von
einem übermotorisierten Fronttriebler mit 60 Prozent Last auf der
Vorderachse auch anderes erwarten?
Der Fahrspaß:Spielerisch
mit dem Gaspedal Lenken, ein spontan ansprechender Motor mit einem
breiten nutzbaren Drehzahlband, das sind die wichtigsten
Grundvoraussetzungen für Fahrspaß pur. Zumindest nach der Definition
von Leuten, die das Fahren im Grenzbereich beherrschen. Davon ist der
Audi RS3 Sportback auf trockener Fahrbahn ein gutes Stück entfernt. Und
im Winter sollte man solche Driftversuche bestenfalls im neuen
Fahrerlager des Nürburgrings ausprobieren. - Aber auf der Straße? - Der
typische Audi Kunde ist von solchen "Feinheiten" auch eigentlich nicht
zu beeindrucken. Für ihn zählen nur sportliches Image und martialischer
Auftritt. - Er braucht einen "Rahmen".
Zusammenfassung und Erkenntnis:Audi ist
immer noch schwerpunktmäßig damit beschäftigt, die Nachteile des mehr
als dreißig Jahre alten Konzepts auszubügeln. Natürlich würde eine
Kehrtwendung in der Strategie dem Eingeständnis gleichkommen, es
dreißig Jahre lang falsch gemacht zu haben. Dazu wird es dank Piech,
dem Vater dieses (Allrad-)Konzeptes, nicht kommen. Auch deshalb nicht,
weil willfährige Zeitschriften regelmäßig die Audi-Technik hochjubeln,
um die Anzeigen-Quelle des VW-Konzerns nicht versiegen zu lassen. - Der
größte Pluspunkt für Audi aber ist das Unvermögen der Konkurrenz von
Mercedes und BMW, ihre Vorteile des Heckantriebs (des
Standardantriebs!) optimal zu nutzen und gegenüber der Konkurrenz
auszuspielen. Im Gegenteil. Die neuen Allradstrategien in Stuttgart und
München sind Wasser auf die Frontantriebs-Mühlen von Audi.
Bevor
wieder Leser aufschreien: Meine Frau hat gerade einen neuen A3
bekommen. Frontantrieb, allerdings auch keine 340 PS. - Ich fahre einen
Citroen C1, keinen BMW. - In der gleichen Ausgabe von "Auto-Bild", in
der man den neuen Audi A3 RS in einem "schon gefahren"-Bericht
vorstellt, gibt es weiter hinten einen "Test", in der ein Citroen C1
einen Lamborghini beim Pizza-Zustellen in der Stadt bei insgesamt drei
Versuchen vernichtend schlägt. Der C1 hat 68 PS und Frontantrieb, der
Lambo 570 PS und Allradantrieb. - Was ich damit sagen will? - Dass man
alles beweisen kann. Man muss nur die richtigen Voraussetzungen
schaffen. - Wie z.B. für den Audi A3 RS bei einem ersten "Test" in
Kanada! - Kann er da? - Yes, I can!
Aber lassen Sie mich jetzt
zu dem Leserbrief-Echo auf die Allradgeschichte hier in Motor-KRITIK
kommen. Ich greife nun eigentlich ziemlich wahllos auf meine Festplatte
zu und kopiere E-mail und evtl. meine Antworten dazu. Weil es so auch
evtl. zu einer Ergänzung der eigentlich (zu) langen Allradgeschichte
kommt:
Sehr
geehrter Herr Hahne,
ich schätze Ihre journalistische Arbeit sehr. Ihr Artikel "Mythos
Allrad" vom 15.12.10 jedoch fordert mich zum Widerspruch heraus.
Ganz grundsätzlich finde ich die Darstellung der Zusammenhänge gar
nicht
so verkehrt. - Natürlich benötigt Audi den Allrad-Antrieb ab einer
bestimmten Motorleistung um die Kraft überhaupt noch vernünftig
auf den
Boden zu bekommen. Ihrer daraus abgeleiteten Schlussfolgerung,
dass
deshalb der Frontantrieb im Längseinbau eh eine Krücke sei, kann
ich
nicht folgen.
Die von Ihnen über den grünen Klee gelobten BMW-Limousinen mit
Heckantrieb sind in der Hand ambitionierter und wacher Autofahrer
sicherlich ein Quell der Freude. - Rein theoretisch ist die
Trennung
von Antrieb und Lenkung sowie der Antrieb an der Achse die durch
Beschleunigen belastet wird die einzig logische Anordnung.
Die Praxis der meisten Autofahrer - und vor allem derjenigen die
wirklich viel unterwegs sind (unterwegs sein müssen) - sieht
freilich
anders aus. Hier geht es eben dann meist nicht mehr um "Freude am
Fahren" sondern um "sicheres Ankommen" und zwar bei jedem Wetter.
Ich
beobachte seit Langem, dass je mehr km zurückgelegt werden müssen
(Vertreter) und desto wichtiger das Ankommen wird (Notarzt, Arzt
auf
Hausbesuch) desto eher wird ein Fahrzeug mit Frontantrieb (Audi,
Saab)
gewählt.
Diese Fahrzeuge benötigen eben kein außerordentliches Fahrkönnen
um bei
Nässe, Glätte, Aquaplaning nicht in die Botanik zu fliegen,
sondern sind
mit einer ganz banalen menschlichen Schreckreaktion - dem "Fuß vom
Gas
nehmen" - im Zaum zu halten.
Wenn man etwas erklären will, muss man besten an Gegensätzen
die Vor- und Nachteile aufzeigen. Und per Saldo... - Oder lassen
Sie es mich so sagen: Was den Mythos "Sicheres Ankommen"
anbetrifft, da war das Fahrzeug mit der besten Traktion damals der
VW Käfer. Und was hatte der? Oder der NSU Prinz? Zur Zeit sind
täglich Meldungen von zig-kilometerlangen Staus und von Hunderten
von Unfällen in ganz Deutschland in den Radionachrichten zu hören.
Wer sind die Verursacher? Auf der Autobahn sind es die
Stauverursacher LkW´s. Und auf der Landstraße? Die Verunfallten
sind überwiegend Frontantriebsfahrzeuge, denn soviel Hecktriebler
gibt es auf den Straßen gar nicht.
Leider gibt es keine Statistik, bei der die relative
Unfallhäufigkeit von Audi- und BMW-Fahrern verglichen wird. Könnte
es ein, dass die Audifahrer - und da vor allem die Allradler - den
Grenzbereich erst spüren, wenn es zu spät ist. Sie fühlen sich in
ihren "Schlitten" viel zu sicher, und fahren dementsprechend. Denn
die vermeintliche Überlegenheit bei Glätte wird ihnen ständig
vorgebetet.
Den
5-Zylinder Audi-Motor derart negativ darzustellen befremdet mich
auch außerordentlich. Es gibt noch heute eine große Anzahl
Menschen die
mit Begeisterung an diese Konstruktion zurückdenken und eine Menge
Firmen die sich nach wie vor mit dem Tuning und der Optimierung
dieses
Motors beschäftigen. Was hier immer wieder begeistert ist die
Zähigkeit
mit welcher diese Konstruktion selbst brachialste PS-Zuwächse
wegsteckt.
Der Audi Fünfzylinder war bestimmt kein schlechter Motor. Da
haben Sie Recht. Aber er war ein Kompromiss, den man bei Audi
eingehen musste. Ein Sechszylinder ist nun mal ein Sechszylinder.
Ich habe den BMW-M20 Motor selbst auf vielen Kilometern erlebt,
weiß darum auch die Unterschiede zum Fünfzylinder - Laufkultur,
Drehfreudigkeit und begeisternder Sound - zu schätzen. BMW selbst
diese Harmonie bei späteren Modellen nie mehr hinbekommen. (Wir
sprechen also von der Zeit, als Fünfzylinder und Sechszylinder,
Front- und Heckantrieb, gegeneinander antraten.
Sie
führen die Ausbrech-Problematik des Audi-TT der 1. Serie an, um
Ihre
Abneigung gegen die Audi-Bauweise des Frontantriebs/Allradantriebs
mit
weit vorn liegenden Motor zu untermauern. Ehrlich gesagt: Ich
vermute,
dass sie es selbst besser wissen, Ihnen das aber gerade so
wunderschön
in Ihr Argumentations-Kette passte.
Der Audi-TT ist konstruktiv kein Audi, sondern ein VW-Golf-IV mit
verkürzter Bodengruppe und somit ein Fahrzeug mit
Motor-/Getriebe-Quereinbau der von Ihnen an anderer Stelle als
unbedenklich eingestuft wird. Die von einigen Menschen als
gefährlich
beurteilten Reaktionen bei Lastwechseln im höheren
Geschwindigkeitsbereich lassen sich eindeutig auf diese
Bodengruppen-Verkürzung zurückführen die auch beim Beetle in
ähnlicher
Form vorhanden sind, dort aber wegen der geringeren Motorleistung
und
meist nicht so scharfen Fahrweise kaum auffallen.
Würde man die fahrdynamischen Reaktionen eines Porsche 997 mit dem
gleichen Anspruch an Idiotensicherheit beurteilen, dürfte das
Fahrzeug
ab sofort nicht mehr verkauft werden.
Dass der Audi TT den Motor quer vor der Achse hatte, ändert
nichts daran, dass er hinten zu leicht war. Wie ein
Tragflächenprofil erzeugte die Karosserie durch ihre Form an der
Hinterachse einen gewaltigen Auftrieb, so dass für die
Stabilisierung so gut wie nichts mehr an Bodenhaftung übrig blieb.
- Und zu Porsche habe ich doch auch etwas erzählt, dass doch wohl
die allgemeine Einschätzung "normalisiert."
Das Audi
mit den ersten zaghaften Versuchen Oberklasse-Fahrzeuge zu
bauen (Audi-200 Typ 43, Audi-200 Typ 44, Audi-V8) für BMW keine
ernsthafte Konkurrenz darstellte ist einfach der Tatsache
geschuldet,
dass VW als Mutter die Entwicklung einer eigenständigen Karosserie
für
ein Oberklasse-Fahrzeug nicht zuließ - bei BMW gab es sowas schon
seit
1968. Überlegen Sie sich doch mal ob BMW mit einem nur leicht
modifizierten und in den Innenraummaßen identischen 5er ähnlich
erfolgreich gewesen wäre wie mit dem eigenständigen 7er.
Zur Historie BMW E32 und E34 ist zu sagen, dass der Fünfer ein
modifizierter 7er war mit möglichst vielen Gleichteilen - und
nicht umgekehrt! Das erklärt u.a. auch seine Solidität und den
Erfolg dieses Fahrzeugs im Markt. Ich bin immer wieder überrascht,
wieviele E34 sich heute noch im Straßenbild tummeln. - Und
wieviele Audi 100 oder 200 sieht man? - Ich bilde mir ein, darauf
zu achten.
Als
völlig grotesk ist mir die Passage mit den "Winterautos" Kadett-B,
BMW-02 aufgestoßen. Irgendwie habe ich da eine ganz andere
Erinnerung an
"diese Zeiten". Die Zementsack/Kartoffelsack-"Fahrhilfe" die
tatsächlich
bei den Opel/Ford mit Starrachse einigermaßen funktionierte, da
hier
über die ganze Reifen-Aufstandsfläche der Druck erhöht werden
konnte,
scheiterte an jedem BMW mit Dreieckslenkern kläglich, da man mit
dieser
Methode lediglich noch mehr negativen Sturz produzierte und das
Ganze
dann völlig unfahrbar wurde.
Sie sehen das - wie ich - auch so, dass eine Starrachse (bei
Opel wurde sie z.B. schamhaft "Deichselachse" genannt) durchaus
ihre Vorzüge hat. Eine De-Dion-Achse wäre allerdings noch
perfekter. Der geringeren ungefederten Massen wegen. Die
Sturzänderungen an der BMW Schräglenkerachse werden von Ihnen
überschätzt. Sie sind tatsächlich bei den auf Schnee und Eis
vorkommenden (möglichen!) Querbeschleunigungen völlig
unerheblich. (Schon eher bei einer schnellen Nürburgringrunde auf
trockenem Asphalt.) Bedeutender ist der Zugewinn an Achslast und
Traktion.
Abschließend
möchte ich noch klarstellen, daß ich leider auch einer von
denen bin die sich meist dann melden wenn sie was "zu meckern"
haben.
Ihre "Nürburgring-Arbeit" und die exzellent aufbereiteten
automobilen
Themen verfolge ich seit Jahren mit wachsender Begeisterung.
Mit freundlichen Grüßen
XXX XXXXX
PS: Und weil wir gerade dabei sind unsere Erfahrungen an
einem neuen Beispiel zu erweitern: Die Winterreifen. - Sind durch
die neue Winterreifenpflicht die Unfälle bei Schnee und Eis etwa
weniger geworden? Ich habe eher den gegenteiligen Eindruck. Jeder
(technisch etwas naive) Normalfahrer glaubt doch jetzt, dass mit
diesen Reifen nichts mehr schief gehen kann. Mich erinnert das an
die Zeit der Einführung des ABS. Die Versicherungen haben sehr
schnell erkannt, dass der Sicherheitsgewinn durch eine riskantere
Fahrweise überkompensiert wird. - Achten Sie doch mal darauf, wo
der "normale" Autofahrer heute überwiegend bremst: In der
Kurve!Sie,
lieber Leser, haben gemerkt, dass ich meine Antworten eingeschoben in
das E-mail des Lesers eingeschoben hatte. So haben Sie auch mehr davon,
weil man nicht hin- und herscrollen muss. - Aber nun weiter:
Hallo,
insgesamt ein sehr gelunger Artikel, wenn auch ein wenig durch die
BMW-Brille geschrieben. ;)
Was mich nur ein wenig ärgert ist, dass Sie die These vertreten
ein gut ausbalancierter Hecktriebler macht
fahrdynamisch
mehr Sinn als ein Allradler (in Ihrem Falle die von BMW und Audi).
Was sagen Sie denn zu Fahrzeugen, wo der Allradantrieb nicht der
Sicherheit o.Ä., sondern der Fahrdynamik dient - und zwar in
erster Linie? Beispiele dafür sind Mitsubishi Lancer Evolution und
Subaru Impreza WRX STI.
Ich bin mir sicher, daß alle Hecktriebler mit ähnlicher Leistung
und annähernd identischem Gewicht diesen beiden Autos
fahrdynamisch klar unterlegen sind - nicht zuletzt weil ich selbst
schon die Erfahrung sammeln konnte.
So gesehen trifft Ihre These auf den Vergleich BMW mit oder ohne
Allrad gegen Audi durch aus zu, aber grundsätzlich zu behaupten
Heckantrieb (bei entsprechender Gewichtsverteilung) macht mehr
Sinn als Allradantrieb ist schlichtweg falsch. Klar sind die
Impreza WRX Stis und Evos selten, aber in Kennerkreisen sind sie
sehr begehrte Fahrmaschinen mit messerscharfem Handling -
hauptsächlich dank Allrad!
Abschließend: Setzen sie sich doch mal in einen Mitsubishi Evo und
geben
in der Kurve vollgas, das Auto fährt wie auf
Schienen. Mit keinem Hecktriebler der Welt ist so etwas machbar.
In diesem Sinne Frohes Fest,
XXX XXXX
Meine Antwort:Hallo und Guten Morgen,
aus Zeitgründen komme ich jetzt erst zu einer Antwort. -
Entschuldigung.
Ihre Argumentation zeigt, dass wir zwar viel, aber trotzdem noch zu
wenig geschrieben haben. - Jeder technische Gegenstand ist ein
Kompromiss, eigentlich meist exakt auf eine gewisse Funktion
ausgerichtet. So sind auch Automobile eigentlich immer Kompromisse.
Wo man die Grenzen des Möglichen (derzeit immer noch) am
deutlichsten spürt (wenn man darauf achtet): Beim Reifen. Jeder
Reifen, gleich ob sehr gut oder mäßig (weil dann auch
preisgünstiger) kann in der Summe seiner Eigenschaften immer nur
insgesamt 100 Prozent. Wenn ich nun - sagen wir mal - 70 Prozent für
den Gripp in Längsrichtung aufwenden muss, bleiben mir für die
Seitenführung noch 30 Prozent. Wenn diese Seitenführung aber an der
Vorderachse eines Allradlers beim Durchfahren einer Kurve gebraucht
wird, so reicht das dann - wenn man die Möglichkeiten des Vortriebs
beim Allradler nutzt - eben nicht aus. Effekt: Das Auto schiebt über
die Vorderachse gegen den Kurvenaußenrand. Gas wegnehmen hilft. Was
aber im Falle eines Rallyefahrzeugs bedeutet, dass man zu langsam
auf eine vielleicht jetzt folgende Gerade kommt. Was man dort dann
an Zeit verliert, kann man nicht durch zu schnelles Hineinfahren in
eine Kurve ausgleichen, auch nicht dadurch - wie ich oben zu
erklären versucht habe - dass man zu früh auf dem Gas ist. Es fehlt
dann die Seitenführung beim Reifen.
Ich bin selbst schon mit einem Mitsubishi Lancer Evolution über die
Nordschleife gefahren, habe auch (in diesem Fahrzeug) bei einem
Rallyefahrer daneben gesessen. Der Fahreindruck ist beeindruckend.
Hohe Drehzahl, viel Getöse, effektvolle Lastwechsel, das Fahrzeug
ist häufig in Bewegung. - Wenn er vom Rallyefahrer bewegt wird.
Dann der (ich nenne mich mal so) "Rundstreckenmann" mit
Streckenkenntnis: Ich fahre in ganzen Abschnitten einen Gang höher
als der "Rallyemann", das Auto bewegt sich weich. Das ist nicht
eindrucksvoll - aber schnell. Ich nutze nämlich
die Möglichkeiten der Reifen, viel Seitenführung aufzubauen.
Ergebnis: Ich bin - scheinbar langsamer fahrend - schneller als mit
der (auch optisch) spektakulären Fahrweise. Haben Sie schon mal
darüber nachgedacht, warum Rallye-Allradler auf der Rundstrecke
relativ erfolglos sind?
Wir haben am Beispiel der Formel 1 über Vor- und Nachteile der
unterschiedlichen Systeme im Motorsport geschrieben. Wir hätten
sicherlich auch noch auf die unterschiedliche Art der Allradsysteme
eingehen können. Ich bin z.B. den VW-Allradler (mit Viscoskupplung)
auf einem finnischen See gefahren und habe versucht, hier z.B. am
Kurveneingang einen Drift einzuleiten, den ich dann über die Kurve
aufrechterhalten konnte, um dann am Kurvenausgang die Vorzüge eines
Allradlers beim Herausbeschleunigen zu nutzen. - Das ging nicht.
Auch die VW-Techniker konnten es mir nicht vorführen. - Mir ist es
dann nach rd. 30 Minuten unermüdlicher Versuche gelungen. Aber es
machte keinen Sinn.
Sinn machte nur z.B. das Beschleunigen aus dem Stand bei
unterschiedlichem Gripp auf der rechten und linken Seite. Um es grob
(und übertrieben) zu formulieren: Allradler sind für "Zirkusnummern"
hervorragend geeignet. Leider (wenn man von Ihrer Meinung ausgeht)
ist aber der "Standardantrieb" sicherlich nicht die Idealform zum
Autovortrieb - um mich darauf zu beschränken - aber gesamtheitlich
betrachtet der beste Kompromiss. Schauen Sie doch mal auf den Audi
R8, der in seiner Serienversion ein Allradler ist. Warum wird der
wohl im Motorsport "nur" als Hecktriebler eingesetzt? - Als
Mittelmotor-Fahrzeug wird dann da die Problematik einer aus
Sicherheitsgründen angewendeten "Kompromissabstimmung" besonders
deutlich. Um es übertrieben (und damit klar und verständlich)
darzustellen: Der R 8 hat in Relation zu seiner sehr guten
Hinterachse (Abstimmung) eine "schlechte Vorderachse". So sollen
für den (Normal-)Fahrer schwierige Situationen vermieden werden. Ist
man zu schnell, gibt man zu viel Gas, schiebt das Fahrzeug über die
Vorderachse, was durch Gaswegnehmen leicht zu korrigieren ist.
In der Motorsport-Version hat man nun versucht, die Vorderachse
besser zu machen. Als Fahrer spürt man also erst sehr spät einen
Grenzbereich. Wenn das Fahrzeug "hinten kommt", ist es praktisch
(die Mittelmotoranordnung "hilft" natürlich dabei) kaum noch
einzufangen. Darum gibt es so relativ viele Unfälle mit diesem Typ,
bzw. sind die Zeitunterschiede auf der Nordschleife zwischen einem
Chefredakteur (der sich für einen "Profi" hält) und einem
Profi-Rennfahrer dann auch besonders groß.
Ich könnte jetzt noch zu den Reifenproblemen in Verbindung mit dem
Renn-Audi R8 schreiben, aber... - Da fällt mir ein, dass ich noch
ein gutes Beispiel im Fall des von Ihnen als so vorbildlich
beurteilten Mitsubishi Lancer Evolution habe: Bei den Fahrten über
die Nordschleife, bei denen ich das Fahrzeug einen ganzen Tag lang
(!) genießen konnte, haben wir auch einen speziell für
Asphaltsonderprüfungen von einer Reifenfirma entwickelten
"Spezialreifen" zu erproben versucht. Der Reifensatz wurde montiert,
ich bin los gefahren (zur "Beobachtung" saß der Rallye-Spezialist
daneben), nach 10 Kilometern rennmäßiger Fahrt baute dieser Reifen
spürbar ab, war dann ab 15 Kilometer praktisch nicht mehr fahrbar,
so dass ich die letzten Kilometer einer einzigen Runde (= 20,832
Kilometer) nur noch rollen konnte. - Damit will ich noch mal die
Grenzen eines guten Allradlers verdeutlichen, die eben über die
Reifen gesetzt sind.
Wenn Sie mich nach dem besten Allradler fragen, den ich jemals
gefahren bin: Das ist der alte (!) Nissan Skyline, der sowohl über
einen intelligenten Allradantrieb als auch eine Allradlenkung
verfügte. Aber man kann es grundsätzlich drehen und wenden wie man
will: Es bleibt dabei, dass auch ein Automobil mit jeder Art seines
Antriebs und seiner Auslegung ein Kompromiss ist. Und ein
Standardantrieb, richtig an- und ausgelegt, bringt immer noch (mit
geringstem Aufwand) die besten Ergebnisse.
Das haben wir mit unserer Geschichte andeuten und zum Nachdenken
anregen wollen. Vor allen Dingen auch deshalb, weil gerade zum
"Mythos Allrad" so viel Blödsinn erzählt wird. Was aber nicht
bedeutet, dass ein Allrad in gewissen Situationen keinen Spaß machen
würde. Zum Beispiel einen nassen Wiesenhang hinauf oder in einer
Kurve voll beschleunigen. - Für mich sind das - entschuldigen Sie
bitte - einfach nür "Mätzchen". Irgendwie sollte ein Automobil immer
ein "Gesamtkunstwerk" sein, exakt abgestimmt auf den jeweiligen
Nutzungszweck. - Darum kann es auch nicht das ideale Automobil für
alle Zwecke, noch nicht einmal das "Weltautomobil" geben.
Verstehen Sie, dass ich Ihnen leider nicht sofort antworten konnte.
Ich habe dafür dann heute die Morgenstunden genutzt. Und ich hoffe,
ich habe mich verständlich machen können.
Herzliche Grüße aus der Eifel
Wilhelm Hahne
Weil es mir gerade noch einfällt: Vor einigen Monaten bin ich
mit einem Redakteur des SWR
17.01.2011: Ich werde darauf aufmerksam gemacht, dass der Status des als "Redakteur" bezeichneten Mitarbeiters exakt mit "fester freier Mitarbeiter" bezeichnet werden müsste. - Entschuldigung! .
Wilhelm Hahne |
mit einem 160 PS-Diesel (in einem Kombi)
über die Nordschleife gefahren. Es regnete Bindfäden, es gab also
auch Aquaplaning. An diesem Tag waren gerade einige Engländer mit
ihren Impreza und Mitsubishi Lancer (natürlich WRX STI und Evolution
mit Heckflügel usw.) unterwegs. Zum "Schwedenkreuz" hin (und im
"Schwedenkreuz") habe ich die mit hohem Überschuss überholt, musste
so eigentlich "von der falschen Seite her" anbremsen (weiter rechts
hat man mehr Gripp - und eine folgende 80er Kurve muss bei Regen
nicht unbedingt von der Ideallinie angefahren werden), darum
erinnere ich mich an die Situation so genau. Es war beeindruckend,
wie wenig Vertrauen die Fahrer dieser Allradler in die
fahrdynamischen Eigenschaften ihrer guten Allradler hatten. Aber sie
hatten sicherlich schon viel Erfahrung mit ihren Allradlern und
kannten sie auch in ihren Eigenschaften von der Negativseite. - Der
von mir gefahrene Diesel war übrigens ein Fronttriebler. Aber mit
einer guten Vorderachse! - Und guten Reifen!
Es
gibt natürlich auch Lesermeinungen, die die Art der Darstellung in der
hier veröffentlichten Allradgeschichte einfach nur erweitert und
bestätigt. Lesen Sie mal folgende Aussagen und "Beanstandungen":
Guten Tag,
genauso wie Sie eine Audiverbundenheit einiger
Journalistenkollegen anprangern, müssen Sie sie sich gefallen
lassen, offensichtlich auf einem persönlichen Rachefeldzug zu
sein. Dieses trübt die Objektivität Ihres Berichtes ungemein,
und läßt die wenigen Vorteile des Heckantriebes zusätzlich
unglaubwürdig erscheinen.
Ich persönlich bin noch nicht auf dem Nürburgring gefahren,
dafür aber jeden Tag auf bundesdeutschen Straßen. Deshalb ist
das für mich die einzige Relevanz. In diesem, wie auch im
letzten Winter habe ich meinen Audi Quattro ernsthaft vermißt,
den ich vor 8 Jahren gegen einen Fronttriebler eingetauscht
habe.
Aber trotzdem ergeht es mir vergleichsweise gut, wenn ich mir
die Situation meiner Nachbarin ansehe, die ihren 5er BMW Modell
2010 mit Winterreifen im Carport stehen läßt, und den Golf mit
Frontantrieb verwendet, weil sie nicht ständig von ihrem Heck
überholt werden möchte.
beste Grüße und knitterfreie Fahrt
XXX XXXX
Darauf habe ich geantwortet:
Guten Tag,
man vermisst tatsächlich mehr das, was man nicht besitzt, weil man
es nicht so gut kennt wie das, das man täglich nutzt.
Ich verstehe Sie und bin Ihnen auch nicht böse, wenn Sie mich für
einen Audi-Gegner halten. Ich war mit allen bedeutenden
Automobilen der Weltproduktion unterwegs und kenne eigentlich keins,
das wirklich vollkommen wäre. Man muss sich jeweils
arrangieren. Aber das kann mich doch nicht davon abhalten,
eigentlich distanziert zum Thema Allrad die unterschiedlichen
Antriebssydsteme - und wie es dazu kommen konnte - einer kritischen
Betrachtung zu unterziehen. - Wenn Sie es besser wissen:
Ich akzeptiere die Meinung jedes Einzelnen. Man sollte sich nur
darüber im Klaren sein, welche Kompromisse man beim
Kauf eines bestimmten Automobils eingeht. So kann z.B. auch der Kauf
eines Audi - bezogen auf eine bestimmte Einstellung
des Käufers - ein guter und richtiger Kauf sein. Meine Frau hat z.B.
gerade einen neuen Audi A3 (ohne Allrad) zugelassen.
Ich kaufe z.B. Automobile mehr nach Gewicht. Geringem Gewicht. Da
ist dann ein leichter Fronttriebler im Winter bedeutend
besser zu fahren, als ein schweres Allrad-Automobil. - Also jeder
wie er es mag. - Was nicht davon abhalten sollte zuzugeben, dass
man manchmal einfach seinem Vögelchen Wasser gibt. - Genau das habe
ich in meiner Allradgeschichte nicht getan.
Meine Frau hat sich in den letzten Jahren schon mal, sonst mit einem
Heckantriebs-Automobil unterwegs, von mir mit einem
(leichten) Fronttriebler auf den im Winter etwas schwer zu
befahrenden Straßen der Eifel zur Arbeit fahren lassen. Der
elektronisch
verbesserte Hecktriebler regelte aus Sicherheitsgründen die
durchdrehenden Räder (an Steigungen) so lange herunter, bis
aus dem Fahr-Zeug ein Steh-Zeug geworden war. - Stehende Automobile
auf glatten Straßen sind eben besonders sicher.
Aber selbst Allradler sind nicht gleich Allradler, d.h. entsprechen
nicht immer in ihren (Vortriebs-)Leistungen den Ansprüchen ihrer
Käufer. - Schön, dass Sie mit ihrem Quattro zufrieden waren. Ihrer
Nachbarin könnte sicherlich auch geholfen werden, wenn
sie nicht Breitreifen montiert hätte. (Mit hoher
Wahrscheinlichkeit.) Es kommt eben immer darauf an, dass ein
Technik-Paket
"rund" ist. Damit man davon eine Vorstellung bekommt, wurden in
meiner Geschichte bedeutende Vertreter ihrer jeweiligen
Antriebsart gegenüber gestellt. - Weil das bisher nirgendwo gemacht
wurde, habe ich es zumindest mal versucht. - Schade,
wenn das auch missverstanden wurde.
Herzliche Grüße
Wilhelm Hahne
Ich
könnte eigentlich so Leserbrief an Leserbrief reihen. So würden Sie
auch einen Eindruck von dem Arbeitsaufwand erhalten, den ich nicht vor
dem Schreiben einer Geschichte, nicht nur beim Schreiben einer
Geschichte, sondern auch hinterher noch habe. Dabei ist mir dieses
Leser-Echo besonders wichtig, weil es auch meinen Horizont erweitert,
meine Erfahrungen ergänzt. Lassen Sie mich trotzdem mit der folgenden
E-mail hier schließen, die mir beim Lesen natürlich besonders viel Spaß
machte:
Herrrrrrlich!!!
Endlich sprich
mir einmal jemand aus der Seele!
Seit nunmehr fast
25 Jahren (die ersten 5 Quattro-Jahre sind an mir als Mofafahrender
Jüngling leider vorbei gegangen) versuche ich in diversen Gesprächen
mit Auto- und Rennsportinteressierten Personen meine größtenteils
negativen Argumente gegen diese Antriebseinheit als Allheilmittel zu
argumentieren. Größtenteils mit den gleichen, wenn auch nicht so
fundierten Argumenten wie in Ihrem Bericht.
Vor allem gegen
den großen Teil der Geschäftswagenfahrer in meinem Bekanntenkreis,
die im 2 Jahres Rhythmus einen neuen Wagen von ihrer Firma gestellt
bekommen (meist als A4/A6 inkl. Quattro-Antrieb) herrscht die Meinung
der vollkommenen Überlegenheit dieses Antriebskonzepts! Vor dem
Hintergrund der Nutzung dieser Fahrzeuge hauptsächlich auf Deutschen
Autobahnen eine mehr als fragwürdige Denkensweise…… Wohl eher
weil die Autos nur mit einem Prozent versteuert werden müssen und
der Aufpreis dadurch nicht sehr ins Gewicht fällt wird die Quattro
Option für Private Skiurlaube gerne hingenommen. Der Verbrauch ist
sowieso zweitrangig bei Geschäftswagen.
In Ihrer
Auflistung fehlt evtl. noch ein Blick auf den Rennsport außerhalb
des Rallyesports. Wenn man z.B. die Ergebnisse bei diversen Rennen
auf dem Nürburgring anschaut und hier vor allem die Ergebnisse
Allradgetriebener Fahrzeuge beim 24 Stunden Rennen, so wird auch hier
keine Überlegenheit dieses Konzeptes sichtbar. Vielmehr gibt es
keinen einzigen Sieg eines solchen Fahrzeuges bis heute. Und das vor
dem Hintergrund der ständig wechselnden Witterungsbedingungen und
Wetterkapriolen die am Nürburgring oftmals herrschen!
Gerade bei diesem
Rennen sind stundenlanger Dauerregen, rutschiger Fahrbahnbelag und
wechselnde Bedingungen mehr die Regel als die Ausnahme.
Wenn man vor
diesem Hintergrund die Erfolge der BMW Teams gegenüber Audi
betrachtet, müssten einem Herrn Piech eigentlich die Tränen kommen.
Selbst die mit viel Aufwand auf Heckantrieb umgebauten Audi R8 LMS
vermögen es nicht die BMW / Porsche Dominanz am Ring zu
durchbrechen. Da scheinen die Konstruktionsbedingten Nachteile des
Serienwagens wohl zu groß zu sein.
Ich frage mich
auch immer wieder, wie Audi seinen Kunden den Zustand erklärt, dass
z.B. die DTM Titelgewinne 2002, 2004 und 2007/08/09 nur mittels weit
zurück eingebautem V8 Motor und Heckantrieb erzielt werden konnten!
Vor allem auch
das der Titelgewinn 2002 im Audi TT nur durch eine Reglementanpassung
möglich wurde, die Audi/ABT erlaubte den TT um ca. 30cm zu
verlängern, da er ansonsten ziemlich chancenlos gewesen wäre!
Den einzigen
nennenswerten „Erfolg“ des Quattros, konnten man mit dem Audi V8
in der alten DTM erreichen. Dieser steht ist jedoch aus heutiger
Sicht durch den damaligen Reglementverstoß (getwistete Kurbelwelle)
und wissentlich falsche Datenangabe bei der Motorleistung (schön
nachzulesen in Rainer Braun´s „Hallo Fahrerlager“), unter einem
ganz anderen Gesichtspunkt.
Der Gewinn der
STW Meisterschaft 1996 durch Emanuelle Pirro auf Audi
A4 Quattro kam auch in erster Linie nur
durch die damalige Gewichtsvorteile zu Front- und Hecktrieblern
zustande, die jedoch per Reglement festgesetzt wurden.
Wie Sie in ihrem
Bericht aufgeführt haben, ist es schon erstaunlich welche Dinge sich
bei der allg. Bevölkerung im Kopf festsetzen können, wenn es nur
lange genug propagiert wird. So ist z.B. der Audi Quattro S1/2 als
absolute ultimative Rallye-Waffe in aller Munde! Das er gegen die
Gruppe-B Monster von Peugeot und Lancia nicht den Hauch einer Chance
hatte, hat der Mythos in den letzten 25Jahre vergessen gemacht. Hut
ab vor dieser Audi-Leistung, das nenne ich Marketing! Wenn man beim
Stammtisch Plaudern die Kollegen fragt wie viele WM Titel Walter
Röhrl auf Audi geholt hat, kommen die aberwitzigsten Antworten zur
Sprache!
PS
Beim Besuch des
diesjährigen Race-of-Champions konnte ich mich live davon
überzeugen, dass den S1/S2 Audis schon rein konstruktiv keine
Chancen hatten, um damals auch nur annähernd mitzuhalten. Das extrem
starke Wippen des gesamten Wagens nach vorne und hinten bei jedem
Schaltvorgang (vor dem peinlichen Abroller….) lässt auch einen
Laien auf eine extrem schlechte Gewichts- und Momentverteilung
schließen.
In diesem Sinne,
bitte weiter so mit ihren unterhaltsamen fundierten Darstellungen und
Schonungsloser Offenlegung bestimmten Sachlagen.
Gruß
XXX XXXX
Nein, ich glaube ein paar Zeilen kann ich Ihnen noch zumuten. - So etwas traf auch bei mir ein:
Moin,moin, fahre seit ca 20 Jahren Audi, habe zurzeit selber 5
davon,viele Modelle gefahren, aber dieser Bericht ist ja wohl der
grösste Quatsch den ich gelesen habe, hat da jemand was gegen Audi
oder keine Ahnung ,was ich eher glaube.
Gruss XXX XXXX
*** E N D E ***
MK/Wilhelm Hahne