11-02-09/02
- Tatsächlich
klagen Lieferanten und Handwerker, die für die neuen Herren am Ring
arbeiten, über eine schleppende Zahlungsweise. Sie erbringen
Leistungen, liefern Ware - natürlich alles auf Rechnung - aber die
Zahlungen dafür kommen recht zögernd, um es vorsichtig zu formulieren.
Einer der Lieferanten bemüht sich jetzt auf dem Rechtsweg zu seinem
Geld zu kommen. Auf solche Auftraggeber kann er in Zukunft gut
verzichten. Meint er.
Andere halten sich noch zurück, verziehen
aber deutlich das Gesicht, wenn man die Rede auf die "neue
Zahlungsmoral", eine andere Art der Umsetzung von "neue deutsche Welle"
kommt. Dabei ist man nicht sicher, ob hier Fehler aus Unkenntnis,
Dummheit oder auf Anweisung vorliegen. Schließlich war gerade in diesen
Wochen in Radio- und Fernsehsendungen zu erfahren, dass Rechnungen auch
schon mal zweimal bezahlt wurden. Für Kai Richter ist das kein Problem.
Er schreibt dazu an einen freien Mitarbeiter des SWR:
"Dass
es überall dort, wo Menschen arbeiten, auch einmal zu Fehlern kommen
kann, ist wohl verständlich und verzeihbar. So kam es in Einzelfällen
zu einer Doppeltbelastung der CST (Anmerkung: Cash Settlement &
Ticketing GmbH) bei externen Rechnungen. Der Fehler wurde allerdings
erkannt, alle Fehlbeträge wurden zurückerhalten."
Die
Zahlung anderer Beträge wurden aber wohl zurückgehalten. Also irgendwie
scheint man - per Saldo - doch der im Titel stehenden Aussage nahe zu
stehen, dass man die billigsten Kredite von Lieferanten erhält.
(Erklärung für nicht im Geschäftsleben stehende Leser: Dort zahlt man
keine Zinsen.)
Wenn man das offensichtlich in den neuen Firmen
herrschende Durcheinander mit einem weiteren Beispiel beschreiben will,
dann fällt es schon richtig schwer, eine Briefzusendung aus 2011 zu
erwähnen, die auf dem Briefbogen das Datum 01.05.2010 trägt und dessen
Absender die Betriebsgesellschaft mbH GRÜNE HÖLLE, Eifeldorf am
Nürburgring ist. In diesem Brief, der von Jörg Lindner, Kai Richter und
Hans-.Joachim Koch "Mit besten Grüßen" kommt, ist geschrieben:
Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
heute
wird am Nürburgring eine neue Ära eingeläutet. An diesem Tag nimmt die
neue Betriebsgesellschaft - die Nürburgring Automotive GmbH - ihren
operativen Geschäftsbetrieb auf.
Dadurch
wird sich faktisch für Sie erst einmal nichts ändern. Sie werden weiter
wie gewohnt Ihren Aufgaben nachgehen. In den nächsten Tagen und Wochen
werden wir auf Sie und Ihre jeweilige Abteilung zukommen, um im Dialog
mit Ihnen die vorhandenen Potentiale auszuloten, Ideen zu diskutieren
und Ihnen zuzuhören.
Wir
möchten mit Ihnen gemeinsam den Nürburghring weiterentwickeln, Prozesse
definieren und effiziente Strukturen festlegen. Daher bitten wir Sie,
diesen Entwicklungsprozess durch Ihre Ideen, Ihre Anregungen, aber auch
Ihre Bedenken, offen und konstruktiv im Sinne einer gemeinsamen Zukunft
mit zu gestalten.
Auf
eine erfolgreiche und gute Zusammenarbeit mit Ihnen freuen wir uns und
möchten Sie alle in der Nürburgring Automotive GmbH herzlich
willkommen heißen."
Wie
gesagt, der Brief ist mit dem Datum vom 1. Mai 2010 versehen und traf
Anfang Februar 2011 bei dem Nürburgring-Mitarbeiter ein. -
Nürburgring-Mitarbeiter? - So ganz stimmt das nicht: Diesem Mann wurde
bereits im Mai 2010 gekündigt, ihn sollte es eigentlich nicht mehr in
den aktuellen Unterlagen der Nürburgring Automotive GmbH geben. -
Peinlich!
Wenn irgendwelche Rechnungen mehrfach, andere garnicht
gezahlt werden, wenn alte "Rundschreiben" aus 2010 noch in 2011
versendet werden und das an Leute, denen längst (evtl. auch
irrtümlich?) gekündigt wurde, so lässt das mit Sicherheit auf eine
"hervorragende Personal- und Geschäftspolitik der großen Meister am
Nürburgring" schließen, wie mir mein Informant schreibt. - Ich habe zur
Sicherheit noch einmal in einem Telefonat die gerade geschilderten
Abläufe hinterfragt, weil die so grotesk sind, dass - zumindest ich -
sie zunächst nicht glauben wollte.
Da wurden in einem anderen
Falle von einem Geschäftsführer - vor seiner Kündigung - mit einem
langjährigen Kunden Vereinbarungen für weitere fünf Jahre getroffen.
Nachdem die neue Betreibergesellschaft (s.o.) das Ruder übernommen
hatte, wurde von den neuen Herren am Ring nachverhandelt. Dachte man
auf der Kundenseite. Doch nach dem ersten neuen Verhandlungspartner kam
ein neuer. Auch der war dann nicht mehr da. Und alles vorher
Besprochene war immer wieder wie niemals geschehen, d.h., es wurde
wieder neu verhandelt. Bei der letzten wichtigen Verhandlung saß dann
auch Hans-Joachim Stuck auf der Nürburgringseite am Verhandlungstisch.
Auf der anderen Seite die Leute, die den über 50 Jahre alten Kunden,
Scuderia Hanseat, repräsentierten.
Stuck hat sich in seiner
Argumentation nicht für die Scuderia verwendet, wie heute auf Seiten
der Scuderia Hanseat vorsichtig formuliert wird. Man spricht von
Forderungen der neuen Herren, die eine Erhöhung der Kosten von 60
Prozent bedeutetet hätten. Ein Frühjahrstermin (2011) war auch nicht
mehr zu erhalten, musste inzwischen ganz abgesagt werden. Ein
Herbsttermin wird sich wohl auch nicht mehr realisieren lassen, weil
über die notwendige Lehrgangsdauer zwischen den Vertragspartnern
unterschiedliche Auffassungen bestehen.
Die Scuderia Hanseat hat
sich zu einer Klage entschlossen, denn immerhin wurden mit der
Nürburgring GmbH Verhandlungen für die nächsten fünf Jahre vom
damaligen Geschäftsführer schriftlich bestätigt. Dieses
Verhandlungsergebnis wird aber von den neuen privaten Betreibern nicht
anerkannt. - Aber vielleicht ist das auch mal wieder ein
Missverständnis, so wie aktuell an die Öffentlichkeit gelangte
Vertragsdetails zu neuen Mietkonditionen dann plötzlich als Teile eines
Entwurfs deklariert werden. - Wie hätten Sie's denn gern?
Die
Lage wird bewusst verworren gehalten - um zu verwirren. Das ist mein
Eindruck. Dafür ist man auf anderem Gebiet, z.B. dem Leasing-Geschäft
mit Automobilen, sehr aktiv. So ist aus dem Mainzer Landtag zu
erfahren, dass auch die neuen privaten Pächter des Nürburgrings vom
alten Status der Nürburgring GmbH als "Behörde" noch heute profitieren.
Es heißt da in einem Schreiben (das mir in Kopie vorliegt):
"Nach
den verfügbaren Daten der Nürburgring GmbH wurde dem heute am
Nürburgring tätigen Pächter ab dem Jahr 2008 über Fahrzeugleasing zu
Sonderkonditionen die Nutzung von Fahrzeugen der Automobilhersteller
Audi, BMW, Opel und Volkswagen in den Fahrzeugklassen Mittelklasse,
Geländelimousine (SUV) und Kleintransporter ermöglicht."
Diese
"Sonderkonditionen" sind von einer Art, dass sie in ihren Auswirkungen
auf Zahlen und Raten, ungefähr einer Halbierung der Summen entsprechen,
wie sie von Herrn und Frau Jedermann als normaler Autokäufer gezahlt
werden müssen.
Diese Vorstellung, von einem Fachmann der Branche
geäußert, erscheinen mir glaubhaft, da ich von "Behördenkonditionen"
eines oben auch genannten Automobilherstellers weiß, die beim Kauf
eines Dienstwagens für eine Kommunalverwaltung angefallen sind. Da
sollte bekanntlich immer das günstigste Angebot genutzt werden. Da der
Kommunalpolitiker, für den das Dienstfahrzeug gedacht war, eine
bestimmte Vorstellung von Marke und Modell hatte, ergab die Anfrage
beim Hersteller, dass für das Fahrzeug der gehobenen Mittelkalsse für
diesen Behördenkauf ein Rabatt von 40 Prozent eingeräumt werden könne.
Allerdings unter Umgehung des normalen Autohandels. Wenn sich die
Behörde aber zum Kauf einer Premium-Limousine entschließen könne, wäre
man sogar bereit einen Rabatt auf die Listenpreis von 50 Prozent
einzuräumen.
Nun dürfen Sie, liebe Leser, einmal raten, welchen Dienstwagen dieser Politiker inzwischen fährt?
Nicht nur die Kredite von Lieferanten sind eben immer die günstigsten.
Und
Wirtschaftminister Hering glaubt, was er im September 2009 lt. "Mainzer
Rhein-Zeitung" so formulierte: Das gesamte Invest von 330 Millionen
Euro amortisiert sich, ohne dass der Steuerzahler zusätzlich zur Kasse
gebeten werde.
Nur: Das gesamte Invest beträgt inzwischen längst
mehr als 330 Millionen Euro, vor allen Dingen dann, wenn man Brücken,
Straßenbau, Formel 1-Verluste und die so genannten "Anlaufverluste"
hinzu addiert. - Warum nennt man nicht die wahren Zahlen?
"Amortisieren" kommt übrigens nicht von Amore!MK/Wilhelm Hahne