"Wir sind gar alte Ritter,
Juchei, juchei, juchei!
Wir hauen die Speere zu Splitter,
Und schlagen die Schilde entzwei.
Und bläst das Horn zur Fehde,
Dann ziehn wir in den Wald;
Es schmettert die Trompete
dass es im Thal erschallt."

(Joachim Ringelnatz)

Nürburgring Formel 1-Termin      21. - 24. Juli 2011
Nürburgring 24-Stunden-Rennen 23. - 26. Juni 2011

                               ?????                                                          Ein kleiner Unterschied verdeutlicht beim Vergleich eine bisher der Öffentlichkeit verborgen gebliebene Problematik durch die Praktiken der privaten Nürburgring Automotive GmbH

Manchmal ist der Zufall  eine echte Hilfe. Eigentlich wollte ich mir die Preise von Karten für die Formel 1-Veranstaltung am Nürburgring auf den offiziellen Nürburgring-Internetseiten ansehen. Aber dann hatte ich - ein wenig in Gedanken - Informationen zum 24-Stunden-Rennen auf dem Bildschirm. Und da stand groß und deutlich: "Tickets bald erhältlich". - Ich überlegte kurz, dass das 24-Stunden-Rennen ja eigentlich terminlich vor dem F1-Termin am Nürburgring liegt. So habe ich dann auch mal da nachgeschaut, zumal ich der Presse entnommen hatte, dass zu diesem Termin schon bestimmte Tribünen ausverkauft sind. Es ist auch tatsächlich möglich, für das Rennen im Juli Karten zu kaufen. Auf der Internetseite wird man als F1-Fan aufgefordert: "Tickets jetzt online buchen". - Während bei dem früher stattfindenden 24-Stunden-Rennen "Tickets bald erhältlich" sind? - Da auf Anfragen von mir von der neuen privaten Betreibergesellschaft kaum eine Antwort zu erwarten ist, habe ich mal die Presseabteilung des ADAC in München angeschrieben, nachdem ich mich vorher telefonisch bei alten Bekannten im Motorsport ein wenig schlau gemacht hatte.

"Bitte bestätigen Sie mir -
korrigieren oder dementieren" 

11-03-18/03 - Beim ADAC in München wird man über eine Anfrage von mir nicht erbaut sein. Ich habe denen schon mal eine etwas unfeine Berichterstattung über ein ausländisches "Billig"-Automobil vorgehalten. Mein Vorwurf war berechtigt. Und ich bin aus dem ADAC ausgetreten. Eigentlich hätte ich in der Sache auch besser den ADAC Gau Nordrhein anschreiben sollen. Schließlich ist das der Veranstalter des 24-Stunden-Rennens. Aber nach Allem was ich bei meinen Telefonaten gehört hatte, müsste ich eigentlich die besseren Informationen aus München erhalten können, zumal in Köln gerade meine direkten Ansprechpartner wechseln. (Soweit ich vorab informiert bin, da bei einem solchen Verein ja schon mal die Protokolle vor einer Sitzung geschrieben werden. :-) Und so habe ich denn - am 9.3.2011, um 9:18 Uhr - folgendes E-mail an die ADAC-Presseabteilung gesendet:

Sehr geehrte Damen und Herren,

bitte bestätigen Sie mir - korrigieren oder dementieren:
Ich wäre Ihnen für eine kurzfristige Antwort dankbar.

Mit freundlichen Grüßen
Wilhelm Hahne

Wie zu lesen: Das war am 9. März 2011. Heute haben wir den 18. März - und der ADAC hat sich immer noch nicht gemeldet. - Was sollte der mir auch schreiben?

Nun ja! - Am 15.März hatte ich Gelegenheit mit Otto Flimm (jemand, der mal als Präsident noch den ADAC-Club gelebt hat) zu sprechen. Der hat meine entsprechende Frage verneint, ob er noch in dieser Woche in Mainz sein würde. Nein, davon wisse er nichts. Und warum ich denn zum Thema 24-Stunden-Rennen nicht gleich den ADAC Gau Nordrhein angeschrieben hätte?

Aber - ja, es stimme schon, dass die Verträge mit der neuen privaten Betreibergesellschaft am Nürburgring noch nicht in allen Details ausverhandelt wären. Und schriftlich gibt es derzeit garnichts. Ja, es wäre wohl so, dass man  wieder über den nun schon vorhandenen Zeitdruck in eine gewisse Zwangssituation käme. - Nein, es gäbe wirklich noch keine fertigen Verträge. Aber das Rennen würde es schon geben, weil sich doch die neue Betreibergesellschaft wohl nicht erlauben könne... -

Das gleiche gilt übrigens auch für den Truck Grand Prix. -  Nein, es gibt auch noch keinen so genannten "Rahmenvertrag" zwischen der Nürburgring Automotive GmbH und dem ADAC. Der einzige Vertrag mit einem Rennveranstalter wurde nach meinem aktuellen Wissenstand vor Tagen mit der VLN abgeschlossen. In der Presse-Mitteilung vom 15. März heißt es da:

„'Wir haben uns mit Jörg Lindner und Kai Richter von der Betreibergesellschaft des Nürburgrings auf einen neuen Vertrag über zehn Rennen geeinigt', freut sich VLN-Geschäftsführer Robert Rust. Die Zukunft der populärsten Breitensportserie Europas ist damit für 2011 in vollem Umfang gesichert. Rust betont, die Verhandlungen seien „harmonisch und fair verlaufen“. Man habe bei Gesprächen auf Augenhöhe ein Ergebnis erreicht, mit dem beide Seiten gut leben können.

Sowohl die VLN als auch die Nürburgring Automotive GmbH arbeiten an dem gemeinsamen Ziel, den Motorsportfans auch weiterhin Breitensport auf höchstem Niveau auf der schönsten Rennstrecke der Welt zu präsentieren. Dazu sind frühzeitig Verhandlungen geplant, um eine langjährige Fortsetzung der gemeinsamen Bestrebungen sicherzustellen."

Ein´zufällig zu diesem Termin gemachter Vertragsabschluss und seine Veröffentlichung? -  Genau an diesem Tag gibt der Verein "JA zum Nürburgring" am Nürburgring eine Pressekonferenz. Und genau an diesem Tag sitzt "VLN-Chef" "Jockel" Hilgeland unter den Besuchern dieser Veranstalter. Als Mitglied des Vereins "JA zum Nürburgring" und um zu verdeutlichen, wie stark doch der Motorsport von den neuen "Herrschern" am Ring, Jörg Lindner und Kai Richter, gefördert würde. Eben am Beispiel des gerade abgeschlossenen Vertrages, der - wie Hilgeland ausführte - der VLN zum Preis von 15.700 Euro pro Rennsamstag, praktisch der VLN die Nutzung der Rennstrecke (Nordschleife mit einem Teil des GP-Kurses einschl. der Boxenanlage) erlaubt. Die Preise wären damit praktisch unverändert geblieben. Betonte Herr Hilgeland. Um dann auf die - wie Hilgeland es dazustellen versucht - berechtigten Preiserhöhungen abzuheben, weil in der Vergangenheit (ich zitiere jetzt Herrn Hilgeland), "VW nur 600 Euro für einen Testtag zahlte". - Niemand widerspricht. Weil die Herren des Industriepools die da sind, wohl keine Zahlen nennen dürfen, der "Rest" der Anwesenden wohl nicht die aktuellen Zahlen kennt. (Ich werde sie in meiner "JA zum Nürburgring"-Geschichte nennen.) Meine Wertung: Herr Hilgeland stellt sich hier als Sprecher der Nürburgring Automotive GmbH dar. - Nun, er gilt ja auch - in "Fachkreisen" - als deren Berater.

Aber warum hat dann die VLN das Nenngeld für 2011 gegenüber 2010 angehoben. Nicht nur um je 50 Euro in zwei zahlenmäßig wichtigen Kategorien, sondern um die Erhöhung eines "verlorenen Zuschusses" um 100 Euro? - Herr Hilgeland sollte das den Teilnehmern einmal erläutern. Immerhin geht es ja um Breitensport. - Oder?

Da wundert man sich schon nicht mehr, wenn die VLN ihre Langstreckenrennen als "Breitensport auf höchstem Niveau" (s.o.) empfindet, während Hilgeland ein 24-Stunden-Rennen unter "Wirtschaftsunternehmen" einstuft. Hat der Hilgeland als Chef der VLN schon einmal gezählt, wie viele der Einsatzfahrzeuge der VLN inzwischen mehr als 300.000 Euro kosten? . Breitensport kennt andere Einsatzfahrzeuge. Man schaue mal hinüber zur RCN, die von den neuen privaten Betreibern der Rennstrecke nicht gerade geliebt wird. Weil sich da einige Leute das Essen (Butterbrote = "Berater-Version") mitbringen, nicht die Etablissements der "Grüne Hölle" frequentieren?

Eigentlich wollte Herr Hilgeland erst am Donnerstag zum Ring anreisen, nun ist er schon am Dienstag dort. Und vertritt - als erster Sprecher aus dem Publikum überhaupt - lautstark die Interessen der Nürburgring Automotive GmbH. Otto Flimm macht deutlich, dass auch er weiß, warum welcher Wind da aus welcher Richtung weht. Andere Zuhörer lächeln auch wissend. - Man muss vielleicht noch dazu erklären, dass die Nürburgring GmbH als 11. Kraft in der VLN-Vereinigung die zehn veranstaltenden Vereine, von denen die Mehrzahl ADAC-Vereine sind (!), ergänzt. Bei Vertragsverhandlungen verhandelt man also (auch) praktisch mit sich selbst. - Toller Auftritt Herr Hilgeland! - Und was sagt der ADAC dazu?

Offensichtlich versucht in der jetzigen Situation Jeder Jeden unter Druck zu setzen. Und jeder weist dem Anderen die Schuld zu. Während die Nürburgring Automotive GmbH - wie oben dargestellt ("Tickets bald erhältlich") - keine Eintrittskarten für das 24-Stunden-Rennen verkauft, das übrigens in weniger als 100 Tagen durchgeführt werden soll, lockt der ADAC Gau Nordrhein als Veranstalter des Rennens auf seinen Spezialseiten zum Rennen mit: "Jetzt Tickets sichern".

Mit dem ADAC Gau Nordrhein in Köln ist der mitgliederstärkste Regionalclub des ADAC der Veranstalter des 24-Stunden-Rennens am Nürburgring. Auf den ADAC-Seite ist dazu in einem Rückblick auf die 100jährige Vergangenheit zu lesen:

"Seit dem 22. Mai 1949 setzt mit dem Eifel-Pokalrennen die neue Serie motorsportlicher Veranstaltungen ein, die den Nürburgring wieder zum Mittelpunkt des Renngeschehens in Deutschland machen. Das erste Eifelrennen findet am 11. Juni 1950 auf der Nordschleife statt, 1970 hebt der ADAC Nordrhein mit dem 24-Stunden-Rennen eines der spektakulärsten Langstreckenrennen der Welt aus der Taufe. Eine Vielzahl von motorsportlichen Veranstaltungen – vom Kart-Slalom bis hin zum inzwischen zum Klassiker avancierten ADAC Zürich 24-Stunden-Rennen haben die Sport-Experten des mitgliederstärksten ADAC-Regionalclubs organisiert."

Hier laufen mit ihren gegenseitigen Forderungen zwei Parteien gegeneinander, bei der auf jeder Seite jeder hofft, mit seinen "Argumenten" die andere Seite zum Einlenken zu bringen. Es wird Druck aufgebaut. Irgendwer wird nachgeben müssen. Das ist - unter normalen Umständen - dann die Nürburgring Automotive GmbH. - Aber was (und wer?) ist bei diesem Projekt noch normal?

Und die Region leidet. Man hat inzwischen zwei Veranstaltungen (Lehrgänge) der Scuderia Hanseat verloren, einen Briel'schen BMW-Fahrerlehrgang (was u.a. mehr als 3.000 Übernachtungen ausfallen lässt), Ron Simons hat mit seinen Leuten und Automobilen (!) Hausverbot auf der Nordschleife, Caterer verlieren alte Kunden an die neue Betreibergesellschaft. Das Richter/Lindner-Team sorgt sich, dass auch andere Firmen, Personen, Organisationen am Ring, durch den Ring, mit dem Ring Geld verdienen und versucht denen die Geschäfte wegzuschnappen. - Oder deren Geschäftspartner. - Warum wurde die Nordschleife denn eigentlich mal gebaut? (Man schaue doch mal in den alten GmbH-Vertrag - § 2, Abs. 1)

Jedenfalls: Das 24-Stunden-Rennen soll es lt. Terminkalender geben. Aber es werden noch keine Karten verkauft. Oder doch? - Weil es noch keine Verträge gibt. - Wann bitte? - Und es gibt Karten - weil es noch keine Verträge gibt. - Das ist alles von besonderer Logik.

Mal sehen, wer zuerst nachgibt. - Und wenn beide Parteien "hart  bleiben", dann hat eben der Zuschauer das Nachsehen.

Tröstlich: Im direkten Umfeld der Eifel, im belgischen Spa (die Eifel nennt sich dort Ardennen), gibt's auch ein 24-Stunden-Rennen.

Wer ist denn eigentlich überhaupt noch auf den Nürburgring angewiesen? Aus sachlichen Gründen. - Doch primär (und aus "politischer Sicht") nur die, die gegen jede Vernunft hier um 350 Millionen Euro (und mehr!) verbuddelt haben. Sie haben dafür einen Minderwert geschaffen. Für die Region. - Und die Region leidet. -

Die verantwortlichen Politiker stellen sich jetzt - am 27. März 2011 - zur Wahl.
MK/Wilhelm Hahne

PS: Ich habe der Ordnung halber heute noch, bevor ich diese Geschichte ins Internet stellte, der ADAC-Presseabteilung in München folgende E-mail zukommen lassen:

Sehr geehrte Damen und Herren,

leider bin ich bis heute - 18.03.2011 - ohne Antwort auf meine Anfrage vor neun Kalendertagen.
Das bestätigt Zweierlei:
  1. Das Ergebnis meiner Recherchen zum Thema ist grundsätzlich richtig
  2. Die Lebensweisheit: Größe schadet der Dynamik
Ich bedanke mich für Ihre elegante Art der Unterstützung meiner journalistischen Arbeit.

Mit freundlichen Grüßen
Wilhelm Hahne

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