11-03-18/03
- Beim
ADAC in München wird man über eine Anfrage von mir nicht erbaut sein.
Ich habe denen schon mal eine etwas unfeine Berichterstattung über ein
ausländisches "Billig"-Automobil vorgehalten. Mein Vorwurf war
berechtigt. Und ich bin aus dem ADAC ausgetreten. Eigentlich hätte ich
in der Sache auch besser den ADAC Gau Nordrhein anschreiben sollen.
Schließlich ist das der Veranstalter des 24-Stunden-Rennens. Aber nach
Allem was ich bei meinen Telefonaten gehört hatte, müsste ich
eigentlich die besseren Informationen aus München erhalten können,
zumal in Köln gerade meine direkten Ansprechpartner wechseln. (Soweit
ich vorab informiert bin, da bei einem solchen Verein ja schon mal die
Protokolle vor einer Sitzung geschrieben werden. :-) Und
so habe ich denn - am 9.3.2011, um 9:18 Uhr - folgendes E-mail an die
ADAC-Presseabteilung gesendet:
Sehr geehrte Damen und Herren,
bitte bestätigen Sie mir - korrigieren oder dementieren:
- Per heute, 9. März 2011, ist die Abwicklung des o.g. Rennens
zwischen Ihnen als Veranstalter (über ADAC Nordrhein) und dem
Rennstreckenbetreiber, Nürburgring Automotive GmbH, noch nicht
in allen Details vertraglich fixiert.
- Ein Gespräch zwischen den Vertragspartnern vor kurzer Zeit in
München hat zu keinem Ergebnis geführt.
- Über den ADAC ist ein Gespräch mit dem Ministerpräsidenten von
Rheinland-Pfalz, Kurt Beck, in Aussicht genommen.
- Es besteht dafür eine Zusage der Staatskanzlei für die nächste
Woche.
- An dem Gespräch werden neben Ihrem Präsidenten auch Herr Otto
Flimm ("Ja zum Nürburgring") teilnehmen.
- Sie, der ADAC, betrachten aber die Durchführung des Rennens
durch den Ausgang der Gespräche als nicht gefährdet.
Ich wäre Ihnen für eine kurzfristige Antwort dankbar.
Mit freundlichen Grüßen
Wilhelm Hahne
Wie
zu lesen: Das war am 9. März 2011. Heute haben wir den 18. März - und
der ADAC hat sich immer noch nicht gemeldet. - Was sollte der mir auch
schreiben?
Nun
ja! - Am 15.März hatte ich Gelegenheit mit Otto
Flimm (jemand, der mal als Präsident noch den ADAC-Club gelebt hat) zu
sprechen. Der hat meine entsprechende Frage verneint, ob er
noch in dieser Woche in Mainz sein würde. Nein, davon wisse er nichts.
Und warum ich denn zum Thema 24-Stunden-Rennen nicht gleich den ADAC
Gau Nordrhein angeschrieben hätte?
Aber - ja, es stimme schon,
dass die Verträge mit der neuen privaten Betreibergesellschaft am
Nürburgring noch nicht in allen Details ausverhandelt wären. Und schriftlich gibt es derzeit garnichts. Ja, es
wäre wohl so, dass man wieder über den nun schon vorhandenen
Zeitdruck in eine gewisse Zwangssituation käme. - Nein, es gäbe wirklich noch
keine fertigen Verträge. Aber das Rennen würde es schon geben, weil
sich doch die neue Betreibergesellschaft wohl nicht erlauben könne... -
Das
gleiche gilt übrigens auch für den Truck Grand Prix. - Nein, es
gibt auch noch keinen so genannten "Rahmenvertrag" zwischen der
Nürburgring Automotive GmbH und dem ADAC. Der einzige Vertrag mit einem
Rennveranstalter wurde nach meinem aktuellen Wissenstand vor Tagen mit
der VLN abgeschlossen. In der Presse-Mitteilung vom 15. März heißt es
da:
„'Wir haben uns mit Jörg Lindner und Kai Richter von der
Betreibergesellschaft des Nürburgrings auf einen neuen Vertrag über
zehn Rennen geeinigt', freut sich VLN-Geschäftsführer Robert
Rust. Die Zukunft der populärsten Breitensportserie Europas ist
damit für 2011 in vollem Umfang gesichert. Rust betont, die
Verhandlungen seien „harmonisch und fair verlaufen“. Man habe bei
Gesprächen auf Augenhöhe ein Ergebnis erreicht, mit dem beide
Seiten gut leben können.
Sowohl die VLN als auch die Nürburgring Automotive GmbH arbeiten
an dem gemeinsamen Ziel, den Motorsportfans auch weiterhin
Breitensport auf höchstem Niveau auf der schönsten Rennstrecke der
Welt zu präsentieren. Dazu sind frühzeitig Verhandlungen geplant,
um eine langjährige Fortsetzung der gemeinsamen Bestrebungen
sicherzustellen."
Ein´zufällig zu diesem Termin gemachter Vertragsabschluss und seine
Veröffentlichung? - Genau an diesem Tag gibt der Verein "JA zum
Nürburgring" am Nürburgring eine Pressekonferenz. Und genau an diesem
Tag sitzt "VLN-Chef" "Jockel" Hilgeland unter den Besuchern dieser
Veranstalter. Als Mitglied des Vereins "JA zum Nürburgring" und um zu
verdeutlichen, wie stark doch der Motorsport von den neuen "Herrschern"
am Ring, Jörg Lindner und Kai Richter, gefördert würde. Eben am
Beispiel des gerade abgeschlossenen Vertrages, der - wie Hilgeland
ausführte - der VLN zum Preis von 15.700 Euro pro Rennsamstag,
praktisch der VLN die Nutzung der Rennstrecke (Nordschleife mit einem
Teil des GP-Kurses einschl. der Boxenanlage) erlaubt. Die Preise wären
damit praktisch unverändert geblieben. Betonte Herr Hilgeland. Um dann
auf die - wie Hilgeland
es dazustellen versucht - berechtigten Preiserhöhungen abzuheben, weil
in der Vergangenheit (ich zitiere jetzt Herrn Hilgeland), "VW nur 600
Euro für einen Testtag zahlte". - Niemand widerspricht. Weil die Herren
des Industriepools die da sind, wohl keine Zahlen nennen dürfen, der
"Rest" der Anwesenden wohl nicht die aktuellen Zahlen kennt. (Ich werde
sie in meiner "JA zum Nürburgring"-Geschichte nennen.) Meine Wertung:
Herr Hilgeland stellt sich hier als Sprecher der Nürburgring Automotive
GmbH dar. - Nun,
er gilt ja auch - in "Fachkreisen" - als deren Berater.
Aber
warum hat dann die VLN das Nenngeld für 2011 gegenüber 2010 angehoben.
Nicht nur um je 50 Euro in zwei zahlenmäßig wichtigen Kategorien,
sondern um die Erhöhung eines "verlorenen Zuschusses" um 100 Euro? -
Herr Hilgeland sollte das den Teilnehmern einmal erläutern. Immerhin
geht es ja um Breitensport. - Oder?
Da
wundert man sich schon nicht mehr, wenn die VLN ihre Langstreckenrennen
als "Breitensport auf höchstem Niveau" (s.o.) empfindet, während
Hilgeland ein 24-Stunden-Rennen unter "Wirtschaftsunternehmen"
einstuft. Hat der Hilgeland als Chef der VLN schon einmal gezählt, wie
viele der Einsatzfahrzeuge der VLN inzwischen mehr als 300.000 Euro
kosten? . Breitensport kennt andere Einsatzfahrzeuge. Man schaue mal
hinüber zur RCN, die von den neuen privaten Betreibern der Rennstrecke
nicht gerade geliebt wird. Weil sich da einige Leute das Essen
(Butterbrote = "Berater-Version") mitbringen, nicht die Etablissements der "Grüne Hölle"
frequentieren?
Eigentlich wollte Herr Hilgeland erst am
Donnerstag zum Ring anreisen, nun ist er schon am Dienstag dort. Und
vertritt - als erster Sprecher aus dem Publikum überhaupt - lautstark
die Interessen der Nürburgring Automotive GmbH. Otto Flimm macht
deutlich, dass auch er weiß, warum welcher Wind da aus welcher Richtung
weht. Andere Zuhörer lächeln auch wissend. - Man muss vielleicht noch
dazu erklären, dass die Nürburgring GmbH als 11. Kraft in der
VLN-Vereinigung die zehn veranstaltenden Vereine, von denen die
Mehrzahl ADAC-Vereine sind (!), ergänzt. Bei Vertragsverhandlungen
verhandelt man also (auch) praktisch mit sich selbst. - Toller Auftritt
Herr Hilgeland! - Und was sagt der ADAC dazu?
Offensichtlich
versucht in der jetzigen Situation Jeder Jeden unter Druck zu setzen.
Und jeder weist dem Anderen die Schuld zu. Während die Nürburgring
Automotive GmbH - wie oben dargestellt ("Tickets bald erhältlich") -
keine Eintrittskarten für das 24-Stunden-Rennen verkauft, das übrigens
in weniger als 100 Tagen durchgeführt werden soll, lockt der ADAC Gau
Nordrhein als Veranstalter des Rennens auf seinen Spezialseiten zum
Rennen mit: "Jetzt Tickets sichern".
Mit
dem ADAC Gau Nordrhein in Köln ist der mitgliederstärkste Regionalclub
des ADAC der Veranstalter des 24-Stunden-Rennens am Nürburgring. Auf
den ADAC-Seite ist dazu in einem Rückblick auf die 100jährige
Vergangenheit zu lesen:
"Seit
dem 22. Mai 1949 setzt mit dem Eifel-Pokalrennen die neue Serie
motorsportlicher Veranstaltungen ein, die den Nürburgring wieder zum
Mittelpunkt des Renngeschehens in Deutschland machen. Das erste
Eifelrennen findet am 11. Juni 1950 auf der Nordschleife statt, 1970
hebt der ADAC Nordrhein mit dem 24-Stunden-Rennen eines der
spektakulärsten Langstreckenrennen der Welt aus der Taufe. Eine
Vielzahl von motorsportlichen Veranstaltungen – vom Kart-Slalom bis hin
zum inzwischen zum Klassiker avancierten ADAC Zürich 24-Stunden-Rennen
haben die Sport-Experten des mitgliederstärksten ADAC-Regionalclubs
organisiert."
Hier laufen mit ihren
gegenseitigen Forderungen zwei Parteien gegeneinander, bei der auf
jeder Seite jeder hofft, mit seinen "Argumenten" die andere Seite zum
Einlenken zu bringen. Es wird Druck aufgebaut. Irgendwer wird nachgeben
müssen. Das ist - unter normalen Umständen - dann die Nürburgring
Automotive GmbH. - Aber was (und wer?) ist bei diesem Projekt noch
normal?
Und
die Region leidet. Man hat inzwischen zwei Veranstaltungen (Lehrgänge)
der Scuderia Hanseat verloren, einen Briel'schen BMW-Fahrerlehrgang
(was u.a. mehr als 3.000 Übernachtungen ausfallen lässt),
Ron Simons hat mit seinen Leuten und Automobilen (!) Hausverbot auf der
Nordschleife, Caterer verlieren alte
Kunden an die neue Betreibergesellschaft. Das Richter/Lindner-Team
sorgt sich, dass auch andere Firmen, Personen, Organisationen am Ring,
durch den Ring, mit dem Ring Geld verdienen und versucht denen die
Geschäfte wegzuschnappen. - Oder deren Geschäftspartner. - Warum
wurde die
Nordschleife denn eigentlich mal gebaut? (Man schaue doch mal in den
alten GmbH-Vertrag - § 2, Abs. 1)
Jedenfalls:
Das
24-Stunden-Rennen soll es lt. Terminkalender geben. Aber es werden noch
keine Karten verkauft. Oder doch? - Weil es noch keine Verträge gibt. - Wann bitte? - Und es gibt
Karten - weil es noch keine Verträge gibt. - Das ist alles von besonderer
Logik.
Mal sehen, wer zuerst nachgibt. - Und wenn beide Parteien "hart bleiben", dann hat eben der Zuschauer das Nachsehen.
Tröstlich:
Im direkten Umfeld der Eifel, im belgischen Spa (die Eifel nennt sich
dort Ardennen), gibt's auch ein 24-Stunden-Rennen.
Wer
ist
denn eigentlich überhaupt noch auf den Nürburgring angewiesen? Aus
sachlichen Gründen. - Doch primär (und aus "politischer Sicht") nur
die,
die gegen jede Vernunft hier um 350 Millionen Euro (und mehr!)
verbuddelt haben. Sie haben dafür einen Minderwert geschaffen. Für die
Region. - Und die Region leidet. -
Die verantwortlichen Politiker stellen sich jetzt - am 27. März 2011 - zur Wahl.
MK/
Wilhelm Hahne
PS:
Ich habe der Ordnung halber heute noch, bevor ich diese Geschichte ins
Internet stellte, der ADAC-Presseabteilung in München folgende E-mail
zukommen lassen:
Sehr geehrte Damen und Herren,
leider bin ich bis heute - 18.03.2011 - ohne Antwort auf meine Anfrage vor neun Kalendertagen.
Das bestätigt Zweierlei:-
Das Ergebnis meiner Recherchen zum Thema ist grundsätzlich richtig
-
Die Lebensweisheit: Größe schadet der Dynamik
Ich bedanke mich für Ihre elegante Art der Unterstützung meiner journalistischen Arbeit.
Mit freundlichen Grüßen
Wilhelm Hahne