11-04-15/01
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Können Idioten heute in großen Werken die Entwicklung in der Technik
beeinflussen? - Sie können! - Wenn das Ergebnis ihrer Vorschläge ein
Plus beim Drei-Monats-Ergebnis bedeutet. Der jeweilige Firmenchef wird
sie machen lassen. Zumal in vielen Fällen ein Chef heute kein
"Generalist" mehr ist, eigentlich selbst nicht mehr im Detail viele
Dinge überblickt, im Zusammenhang beurteilen kann. Folglich
interessiert nur "was hinten heraus kommt". Und weil man die Kunden in
ihrer Gesamtheit als primitiv und beeinflussbar empfindet, lässt man
das Marketing (und die Werbung) machen. Die Leute haben gelernt, wie
man Meinungen manipuliert, Stimmungen beeinflusst - und damit höhere
Umsätze generiert.
So
entstehen dann unsinnige Bauwerke (wie am Nürburgring), nimmt die
technische Entwicklung einen falschen Weg (wie bei der
Reifentwicklung), kommt es (weltweit) zu Überproduktionen, weil jeder
für sich in Anspruch nimmt, der Beste zu sein. Wer orientiert sich denn
noch an einer Aussage aus der Vergangenheit wie: "Leben und leben lassen!"?
- "Größer, höher, weiter" ist alles was zählt. - Warum zahlen
irgendwelche Leute auf der Welt mehr als 1,5 Millionen Euro für einen
Bugatti Veyron? - Weil er selten ist, weil man ihn als "Sammlerstück"
empfindet. - Man sollte sich für soviel Geld lieber das Gemälde eines
großen Künstlers an die Wand hängen. - Eigentlich ist es aber auch egal
für was man das Geld ausgibt, wenn man zuviel davon hat. - Oder?
So nehmen dann die Dinge ihren Lauf. Im Großen wie im Kleinen. - Oft in die falsche Richtung!
In
der Reifengeschichte habe ich mich praktisch mit den kleinen Dingen
beschäftigt. Auch im Detail. Da habe ich z.B. auch von der Bedeutung
der Bremskraftverteilung gesprochen. Nur bei mir wurden z.B. dort die
Fehlleistungen auf diesem Gebiet erwähnt. Wie z.B. die beim
Opel-Sportwagen, wo ich auf diesen Seiten am 16. September 2003
eine Geschichte zum damals neuen Opel Speedster mit dem Titel,
"Aus
Sicherheits-'Innovation' wird 'mieser Produktfehler'" veröffentlichte.
- Wer hat damals - außer mir - die Dinge auch so gesehen und exakt
beschrieben?
Wenn ich nun jetzt - gut sieben Jahre später - zum Thema "Bremskraftverteilung" schreibe...
"Vorder-
und Hinterachse sind bei den jeweiligen Serienprodukten nicht immer
gleich (50 : 50) belastet. Selbst bei einer grundsätzlich optimalen
Gewichtsverteilung verändert sich die beim Bremsen durch die dann
auftretende dynamische Achslastverlagerung so, dass die Hinterachse
weniger Bremskräfte übertragen kann, weil sie entlastet ist. Das wird
noch deutlicher, wenn man Automobile in Bergab-Passagen optimal
abzubremsen versucht. In einer Serienabstimmung gehen hier die
Ingenieure kein Risiko ein, dass heißt, dass der Hinterachse immer
weniger Bremskraft zugesteuert wird, als sie vertragen kann. Erhält sie
nämlich unter bestimmten Umständen zuviel, so sind unkontrollierte
Dreher vorprogrammiert, die von den Fahrzeuglenkern nicht beherrscht
werden können. Andererseits erklärt sich so z.B. das hervorragende
Bremsvermögen eines hecklastigen Porsche 911, weil hier immer noch in
kritischen Bremspassagen an der Hinterachse der zum Bremsen notwendige
Bodenkontakt vorhanden ist. - Es ist also beim Bremsen Grip gefragt.
Auch an der Hinterachse."
...dann
wird das zwar gelesen, aber - wie ich inzwischen aus direkten
Gesprächen weiß - in der Art der deutlichen Darstellung angezweifelt. -
Vielen ist tatsächlich erst beim Lesen obiger Zeilen klar geworden,
woraus auch ein Vorteil beim Bremsen entstehen kann: z.B. beim Porsche
911 durch die Heckmotoranordnung. Obwohl... - Und schon beginnt man zu
zweifeln. Ich zweifle nicht, denn ich habe viel Zeit und Geld (meine
Zeit, mein Geld!) in Jahrzehnten aufgewendet, um in vielen Punkten, die
das Automobil betreffen, zu klaren und deutlichen Feststellungen zu
kommen.
Gerade im Motorsport gibt man gerne vor, etwas von
Fahrwerkabstimmung zu verstehen. Man sollte es auch, weil nur Gripp an
allen Rädern einen gut beschleunigen aber auch bremsen lässt. Gerade
bei Werksteams scheint "Geld keine Rolex zu spielen", wie man gerne
scherzhaft sagt. Mir ist - mit Details vertraut - manchmal geradezu
unbegreiflich, welche Fehler auch dort gemacht werden, wie man Geld
eigentlich unnütz ausgibt. - Aber man muss sich auch immer wieder durch
entsprechende Versuchsreihen absichern. Man muss schließlich irgendwann
nachweisen können, dass man selbst keine Schuld trägt, dass der
Andere... -
Dass man auf einer normalen Landstraße eine andere
Fahrwerkabstimmung fahren muss als auf einer "Retorten-Rennstrecke"
sollte eigentlich klar sein. Wenn ich z.B. ein Rennfahrzeug für den
Einsatz auf dem Nürburgring-GP-Kurs fahrwerkmäßig vorbereiten will,
muss es eine völlig andere Abstimmung erfahren, als wenn ich es auf der
Nürburgring-Nordschleife einsetze. Wenn nun, wie das z.B. den
VLN-Langstreckenrennen geschieht, noch über einen Teil der
"Kurzanbindung" stattfindet, dann muss ich mir (bei leistungsstarken
Automobilen) sogar darüber im Klaren sein, dass ich mit einer "reinen"
Nordschleifenabstimmung auf dem "Kurzstreckenteil" des GP-Kurses dann
einen kleinen Zeitverlust hinnehmen muss. Wenn bei einem
24-Stunden-Rennen dann evtl. sogar der gesamte GP-Kurs mit zur
Nordschleife
als Rennstrecke zählt, dann sollte ich wissen, welchen Kompromiss (und welcher Art) ich eingehe.
Als
Mercedes vor einigen Monaten zum ersten Mal mit dem neuen SLS auf die
Nordschleife kam (Fahrer: Bernd Schneider), da habe ich mich gewundert,
dass man erst in die Eifel kommen musste um festzustellen, dass das
Fahrzeug viel zu wenig Bodenfreiheit hatte, immer und überall "Funken
zog". Man war dann auch sehr schnell wieder weg, um die "Basis" zu
ändern. Das hätte man alles preiswerter machen können, denn eigentlich
müsste es im Werk genügend Leute geben, die "Nordschleifenerfahrung"
haben. Auch ein Bernd Schneider gehört dazu. Aber Jeder lässt Jeden
zunächst mal machen. Das gibt auch keinen Ärger.
Ich
bedaure die Teamschefs der Werksteams, die sich heute auch vielfach nicht mehr
auf die Aussagen ihrer Werksfahrer (!) verlassen können. Die wollen
nämlich nicht durch kritische Aussagen teamintern unangenehmen
auffallen, sondern verhalten sich so, wie sie firmenintern geschult und
marketingmäßig vorbereitet wurden: Man sollte sich immer "loyal"
verhalten. - Tatsächlich können alle Messinstrumente dieser Welt immer
noch nicht das "Feeling" eines guten Testfahrers ersetzen. (Wobei
übrigens ein guter Testfahrer nicht der schnellste Rennfahrer sein
muss!)
In direkten Gesprächen mit Werks-Rennfahrern erfahre ich
manchmal mehr über die Eigenschaften eines Automobils (und seiner
Fahrwerkabstimmung) als der jeweilige Teamchef. Weil ich immer so offen
rede, wie ich auch schreibe. (Ich verhalte mich nicht taktisch, was mir
oft als Dummheit ausgelegt wird.) Aber ich werde deshalb von meinen
Gesprächspartnern auch ernst genommen. (Von denen auf der "unteren
Ebene"!)
Ein
Beispiel für die Fahrwerkabstimmung eines
Werkswagens - und/oder die Fehlleistung eines Werksfahrers - gebe
ich nachstehend und schließe damit diese
Geschichte praktisch ab. Es zeigt das Fahrzeug unter einem Werksfahrer
bei Testfahrten auf dem Kurs, den die VLN nutzt: Nordschleife in
Verbindung mit dem GP-Kurs. Das gezeigte Automobil wird gerade - später
auch
in Renneinsätzen - auf das "24-Stunden-Rennen 2011" am Nürburgring
vorbereitet. Das Foto zeigt das Fahrzeug beim Anbremsen einer
Linkskurve im Streckenabschnitt "Hatzenbach", die eine neue
Fahrbahndecke erhalten hat.. Die Bremszone befindet sich in einem
Bergabstück (Posten 73). - Lesen Sie jetzt noch mal, was ich in
meiner Bremsengeschichte zu einer solchen Situation geschrieben habe. -
(Zeitlich vor dem hier gezeigten Beispiel!) - Dabei hat man den
Höhenflug des BMW wohl beim
Überfahren der Curbs in der Rechtskurve zuvor ausgelöst. Bei BMW ist
eben
manches in der Schwebe. Und die Auslöser sind unterschiedlich. -
Immerhin hat man dann mit diesen Autos dann beim ersten VLN-Lauf einen
Doppelsieg gelandet. - Mit Automobilen, die eigentlich keine Basis in
der Serienproduktion haben, eigentlich kein BMW sind. Wie auch der
Ferrari P 4/5 Competizione, der auch kein Ferrari mehr ist. Aber man
fühlt sich für das 24-Stunden-Rennen gut
gerüstet.
Foto: Marc Weichert / mw-sportfoto.deNoch Fragen?
MK/Wilhelm Hahne