Nürburg, 24.März 2011: Brandunfall mit einem Formelwagen auf der "Müllenbachschleife" des Grand-Prix-Kurses. Offiziell gibt es zunächst keine Informationen. Auch später nicht. Der Veranstalter antwortet nicht, die Unfallklinik verweist auf die ärztliche Schweigepflicht. Und niemand hat berichtet. Nachstehend finden Sie meine Recherche-Ergebnisse:

Zufall: Ich habe gerade eine Schale mit Frühlingsblumen auf das Grab meiner Schwiegereltern auf dem Friedhof in Nürburg gebracht, als es Feueralarm gibt. Der ist nicht zu überhören, weil die Sirene gleich auf dem Dach der Kirche angebracht ist. Weil die Schale nicht leicht ist, habe ich meinen Wagen auf den Friedhof gefahren. Das sieht der Bürgermeister, der gerade vorbeifährt, wendet und hält am Tor. Dort treffen wir uns und ich frage: "Was ist das denn für ein Alarm?" - "!Weiß ich auch nicht, aber das werden wir ja gleich sehen." - Und so warten wir auf das Feuerwehrfahrzeug, das dann Minuten später die Steigung vom Feuerwehrhaus zur Hauptstraße erklimmt. Welche Richtung wird es nehmen? - Es fährt an uns vorbei, Richtung B 258. Also Richtung GmbH? - Der Bürgermeister lacht und meint: "Sicherlich wieder ein Fehlalarm." - Er hat Recht. Denn unter diesem Datum wird dann später "Auslösung Rauchmelder, Nürburgring Boulevard" vermeldet werden. Als ich Stunden später wieder zu Hause eintreffe, versuche ich noch einmal der Vorgang genau zu hinterfragen. Natürlich nicht bei der Feuerwehr. Und ich höre zu meinem Erschrecken, dass es für die Nürburger Feuerwehr zu einem weiteren Einsatz gekommen ist. Da ist bei einem Lehrgang mit Formelrennwagen ein Fahrzeug in Brand geraten, der Fahrer hat sich nicht schnell genug aus dem Fahrzeug in Sicherheit bringen können. So musste er denn mit schweren Brandverletzungen in die Unfall-Klinik nach Ludwigshafen geflogen werden.Mit dem Hubschrauber. - Aber was ist da passiert? - Meine Recherchen beginnen. Wenn ich ein Ergebnis in einer modernen Art der Titelgestaltung darstellen wollte, so müsste ich jetzt schreiben:

KPD war auch Zeuge

11-04-15/04 - Am 25. März 2011, einen Tag nach dem Unfall, habe ich sowohl den Veranstalter am Nürburgring, die Klinik in Ludwigshafen, aber auch die Staatsanwaltschaft in Koblenz angeschrieben. Die Staatsanwaltschaft war es denn auch, die mir den Unfall praktisch mit ihrer Antwort Tage später bestätigte:

"...bei der Veranstaltung, an der es zu dem Unfall kam, handelt es sich um eine sogenannte geschlossene Veranstaltung. Das verunfallte  Fahrzeug wird zur Zeit von einem Sachverständigen begutachtet, da als Unfallursache ein technischer Defekt am Fahrzeug in Frage kommt.
Weitere Auskünfte werden zur Zeit nicht erteilt."

Ich habe mir erlaubt den Text der Staatsanwalt-E-mail um kleine TIppfehler zu bereinigen, ihn aber sonst unverändert veröffentlicht.

Bei der Klinik in Ludwigshafen hatte ich die Pressestelle angeschrieben. - Und blieb ohne Antwort. Also habe ich nach Tagen erinnert. Die überraschende Antwort:

"...Sie hatten mich diesbezüglich auch angerufen, daher hatte ich Ihre Mail vom 25. März nicht noch zusätzlich schriftlich beantwortet. Leider kann ich Ihnen auch heute nur nochmals mitteilen, dass wir der ärztlichen Schweigepflicht unterliegen und daher keinerlei Auskunft über den Gesundheitszustand unserer Patienten geben dürfen. Dies dient dem Schutz unserer Patienten und wahrt deren Persönlichkeitsrechte.

Ich bitte Sie um Ihr Verständnis."

Nun hatte ich nicht in Ludwigshafen angerufen, da mir an einer schriftlichen Antwort gelegen war. Folglich habe ich meine Unverständnis zum Ausdruck gebracht und folgende Erklärung erhalten:

"...uns erreichen häufiger Anfragen nach dem Gesundheitszustand von Patienten, die bei uns behandelt werden. Ich nehme alle Anfragen sehr ernst und gebe in jedem Fall eine Rückmeldung. Ihre Mail habe ich mit einem Telefonat in Verbindung gebracht, das ich in dieser Woche geführt hatte. Daher habe ich nicht nochmals schriftlich reagiert. Wenn das in Ihrem Falle falsch gelaufen ist, dann bitte ich Sie, dies zu entschuldigen.

Es gibt klare Regelungen, dass wir als Klinik nicht berechtigt sind, Auskünfte über den Gesundheitszustand von Patienten zu geben. Würden wir dies tun, würden wir in die Rechte des Patienten massiv eingreifen und uns strafbar machen. Das Gesetz der ärztlichen Schweigepflicht existiert nicht von ungefähr: Es schützt Patienten generell vor dem Zugriff auf persönliche Daten, ganz besonders in einer Situation, in der sie sich in aller Regel nicht selbst äußern können. Wir haben als Klinik einen medizinischen Auftrag und müssen uns um die medizinische Behandlung des Patienten kümmern. Dies steht bei jedem Patienten für uns ganz klar im Vordergrund. Unabhängig vom konkreten Fall habe Ihnen daher meine entsprechende Rückmeldung gegeben.

Im konkreten Fall kann ich Ihnen bestätigen, dass der Patient bei uns behandelt wird. Nach Rücksprache mit der betreffenden Abteilung bitte Sie aber nochmals um Verständnis, dass wir auch in diesem Fall keine weiteren Angaben zum Zustand des Patienten machen können. ..."

Ich darf aus der Antwort schließen: Der Patient lebt. - Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, denn meine Recherche-Ergebnisse hatten höchst widersprüchliche Darstellungen des Unfallablaufs ergeben, die sich erst in den letzten Tagen etwas entwirrten und sich für mich jetzt klarer darstellen, ohne dass ich für die Richtgkeit aller nachstehend notierten Details garantieren könnte.

Erstaunlich ist, das der wichtigste meiner Ansprechpartner bis heute nicht geantwortet hat. Ich schrieb an Petra Epple, die Dame, die auf den Nürburgring-Internetseiten für "MEHR INFOS & BUCHUNGEN" bei der "DRIVING ACADEMY NÜRBURGRING" genannt ist:

"Guten Morgen Frau Epple,

gestern gegen 10:00 Uhr (plus) gab es einen Unfall mit einem Formel-Fahrzeug auf dem GP-Kurs.
Mich würden ein paar Fakten interessieren:
Ich wäre Ihnen für eine schnelle Antwort dankbar.

Mit freundlichen Grüßen
Wilhelm Hahne

freier Journalist (im DJV)
Talstraße 24
56729 Virneburg "
 
Es kam bis heute keine Antwort. Ich habe einige Tage später Frau Hohn, die verantwortlichen Dame der Nürburgring-Presseabteilung gebeten, doch ihre Kollegin noch einmal zu erinnern. Frau Hohn selbst konnte mir zum Unfall auch nichts sagen, da sie  - wie sie sagte - auch keine Details kannte, wollte Frau Epple aber noch einmal an eine Antwort erinnern. - Dabei ist es dann geblieben.

Wenn ich versuche, aus vielen, vielen kleinen Stücken einen Ablauf des Geschehens zu rekonstruieren, so ergibt sich mir folgendes Bild:

Die "Driving Academy Nürburgring" führte am 24. März 2011 auf der so genannten "Müllenbachschleife" des Grand-Prix-Kurses eine Veranstaltung mit Formelfahrzeugen durch. Es war - wie der Staatsanwalt feststellte - eine "geschlossene" Veranstaltung. Bei den Formel-Fahrzeugen handelte es sich um Formel-Renault aus der Zeit um Mitte der 90er Jahre. Irgendwelche kostenaufwändigen Sicherheitsmaßnahmen der Streckensicherung waren nach meiner Feststellung nicht getroffen; Frau Epple hat sich auf meine Fragen hin dazu auch nicht geäußert.

Als Instruktor war u.a. Herr K.P. aus D. (Geburtsort) tätig, der heute in U. wohnt. Als er das Fehlen eines Formelfahrzeugs bemerkte, ist er mit seinem Pkw losgefahren um festzustellen, dass sich ein Teilnehmer auf der Strecke gedreht und den Motor abgewürgt hatte. Beim Starten kam es zu einer Explosion die so stark war, dass Herr K.P. praktisch weggeschleudert wurde. Und das Fahrzeug stand sofort in Flammen. Besonders intensiv muss die Brandentwicklung im Bereich der Airbox gewesen sein, denn der Sturzhelm des Fahrers war nach seiner Bergung im hinteren Bereich sehr stark beschädigt. Entsprechend waren wohl auch die Brandverletzungen des Fahrers im Rückenbereich.

Der Fahrer hat sich selbst nicht schnell aus dem Fahrzeug entfernen können, da er natürlich sehr gut angeschnallt war und auch zum Aussteigen das Lenkrad hätte lösen müssen. Da hier ohne Übung - und in Panik - war er länger den Flammen ausgesetzt, als eine gute Fahrerbekleidung Schaden verhindern kann. "KPD" - bleiben wir bei diesem Begriff - auch von Panik überfallen, gelang es auch nicht den Sicherheitsgurt sofort zulösen. Inzwischen war ein weiterer Mitarbeiter des Veranstalters - ich bezeichne ihn einfach mal als "der Lange" - hinzu gekommen. Im  gelang es dann den Sicherheitsgurt zu öffnen und gemeinsam ("KPD" und der "Lange") hat man den Fahrer dann auf seinen Rennanzug, den man Fahrer ausgezogen hatte, auf den Boden gebettet. Wie ich hörte, sollen bis zum Eintreffen der Nürburger Feuerwehr insgesamt sieben Feuerlöscher in den Brandherd entleert worden sein. Weitere Aussagen von unterschiedlichen Augenzeugen sind z.T. leider widersprüchlich.

Tatsache ist aber wohl, dass die Feuerwehr Nürburg zwar alarmiert wurde, aber alle Zufahrten zur "Müllenbachschleife" verschlossen vorfand, so dass es eine geraume Zeit dauerte, bis sie zur Unfallstelle vorkommen konnte. Bei ihrem Eintreffen war der Brand bereits gelöscht. Der stark verletzte Fahrer wurde dann mit einem Hubschrauber in die Unfallklinik nach Ludwigshafen geflogen, der ausgebrannte Formel-Renault durch die Staatsanwaltschaft bei einem Abschleppunternehmen in Adenau zur späteren Untersuchung durch einen Gutachter sichergestellt. Wie ich recherchieren konnte, war das Formel-Fahrzeug nach diesem Brand in einem Zustand, der selbst für einen Fachmann keine Aussage mehr darüber zulief, um welche Art von Formel-Fahrzeug es sich gehandelt hat.

Es wird durch die Staatsanwaltschaft zu klären sein, ob es auch Versäumnisse bei den Sicherheitsmaßnahmen gegeben hat. Erstaunlich ist, dass so ein dramatischer Unfall vom Veranstalter des Lehrgangs (?) verschwiegen wurde, es keinerlei Informationen zu dem Thema gab bzw. gegeben hätte, wenn ich mich nicht für den Vorfall als Journalist interessiert hätte. (s. meine E-mail-Anfragen oben)

Die Uhrzeit, die ich in meiner E-mail an Frau Epple angegeben hatte, war wohl die, die den "Fehlalarm" betraf. Somit hätte der Bürgermeister Recht behalten. Aber so bin ich dann - eigentlich mehr zufällig - bei meinen Recherchen auf den o.g. Brandunfall gestoßen, der eigentlich vor der Öffentlichkeit verschwiegen werden sollte..

Wie schrieb doch der Staatsanwalt aus Koblenz: "Weitere Auskünfte werden zur Zeit nicht erteilt."

Ich werde also erst wieder über das Ergebnis der Untersuchungen berichten können, wenn der Staatsanwalt das Ergebnis seiner Untersuchungen veröffentlicht. - Ich werde darauf achten.
MK/Wilhelm Hahne
Zur Erklärung: Auf "KPD" wurde ich durch die wohl derzeit aktuelle "Abkürzungswelle" in der Branche gebacht, die z.B. aus "Deutschland sucht den Superstar" dann "'DSDS" macht. - Ich kenne Herrn K.P. aus D. übrigens persönlich, habe ihn einige Tage nach dem Unfall auch schon wieder Zigaretten rauchend an der Einfahrt Nordschleife bei einem anderen Fahrerlehrgang gesehen - aber nicht angesprochen. - Weil es ihm schaden könnte, mit mir gesprochen zu haben. - Aber er macht sich heute schon noch Vorwürfe, dass es ihm nicht gelungen ist... - Darum auch diese Erklärung. - Ich möche ihn vor Schaden bewahren.

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