11-04-15/04
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Am 25. März 2011, einen Tag nach dem Unfall, habe ich sowohl den
Veranstalter am Nürburgring, die Klinik in Ludwigshafen, aber auch die
Staatsanwaltschaft in Koblenz angeschrieben. Die Staatsanwaltschaft war
es denn auch, die mir den Unfall praktisch mit ihrer Antwort Tage
später bestätigte:
"...bei der Veranstaltung, an der es zu dem Unfall kam, handelt es sich um eine sogenannte „geschlossene“ Veranstaltung. Das verunfallte Fahrzeug wird zur Zeit von einem Sachverständigen begutachtet, da als Unfallursache ein technischer Defekt am Fahrzeug in Frage kommt.
Weitere Auskünfte werden zur Zeit nicht erteilt."
Ich
habe mir erlaubt den Text der Staatsanwalt-E-mail um kleine TIppfehler
zu bereinigen, ihn aber sonst unverändert veröffentlicht.
Bei
der Klinik in Ludwigshafen hatte ich die Pressestelle angeschrieben. -
Und blieb ohne Antwort. Also habe ich nach Tagen erinnert. Die
überraschende Antwort:
"...Sie hatten mich diesbezüglich auch angerufen, daher hatte ich Ihre Mail
vom 25. März nicht noch zusätzlich schriftlich beantwortet. Leider kann ich
Ihnen auch heute nur nochmals mitteilen, dass wir der ärztlichen
Schweigepflicht unterliegen und daher keinerlei Auskunft über den Gesundheitszustand
unserer Patienten geben dürfen. Dies dient dem Schutz unserer Patienten und
wahrt deren Persönlichkeitsrechte.
Ich bitte Sie um Ihr Verständnis."
Nun
hatte ich nicht in Ludwigshafen angerufen, da mir an einer
schriftlichen Antwort gelegen war. Folglich habe ich meine
Unverständnis zum Ausdruck gebracht und folgende Erklärung erhalten:
"...uns erreichen häufiger Anfragen nach dem Gesundheitszustand von Patienten, die bei uns
behandelt werden.
Ich nehme alle Anfragen sehr ernst und gebe in jedem
Fall eine Rückmeldung. Ihre Mail habe ich mit einem Telefonat in Verbindung
gebracht, das ich in dieser Woche geführt hatte. Daher habe ich nicht nochmals
schriftlich reagiert. Wenn das in Ihrem Falle falsch gelaufen ist, dann bitte
ich Sie, dies zu entschuldigen.
Es gibt klare Regelungen, dass wir als
Klinik nicht berechtigt sind, Auskünfte über den
Gesundheitszustand von Patienten zu geben. Würden
wir dies tun, würden wir in die
Rechte des Patienten massiv
eingreifen und uns strafbar machen. Das Gesetz der
ärztlichen Schweigepflicht existiert nicht von ungefähr: Es schützt Patienten
generell vor dem Zugriff auf
persönliche Daten, ganz besonders in
einer Situation, in der sie sich in
aller Regel nicht selbst äußern können. Wir haben als Klinik einen medizinischen
Auftrag und müssen uns um die medizinische Behandlung des Patienten kümmern.
Dies steht bei jedem Patienten für
uns ganz klar im Vordergrund.
Unabhängig vom konkreten Fall habe Ihnen daher meine entsprechende Rückmeldung gegeben.
Im konkreten Fall kann ich Ihnen
bestätigen, dass der Patient bei uns behandelt wird. Nach Rücksprache mit der
betreffenden Abteilung bitte Sie aber nochmals um Verständnis, dass wir auch in
diesem Fall keine weiteren Angaben zum Zustand des Patienten machen können. ..."
Ich
darf aus der Antwort schließen: Der Patient lebt. - Ich hatte mir schon
Sorgen gemacht, denn meine Recherche-Ergebnisse hatten höchst
widersprüchliche Darstellungen des Unfallablaufs ergeben, die sich erst
in den letzten Tagen etwas entwirrten und sich für mich jetzt klarer
darstellen, ohne dass ich für die Richtgkeit aller nachstehend notierten Details garantieren
könnte.
Erstaunlich ist, das der wichtigste meiner
Ansprechpartner bis heute nicht geantwortet hat. Ich schrieb an Petra
Epple, die Dame, die auf den Nürburgring-Internetseiten für "MEHR INFOS
& BUCHUNGEN" bei der "DRIVING ACADEMY NÜRBURGRING" genannt ist:
"Guten Morgen Frau Epple,
gestern gegen 10:00 Uhr (plus) gab es einen Unfall mit einem
Formel-Fahrzeug auf dem GP-Kurs.
Mich würden ein paar Fakten interessieren:
- Wer war Mieter der Strecke?
- Gehörte das Formel-Fahrzeug zu Ihrem Fahrzeugbestand (Ex-BMW?)
- Wieviele Fahrzeuge waren zum Zeitpunkt des Unfalls unterwegs?
- Welche Sicherheitsmaßnahmen waren im Vorfeld organisert und
wurden von wem verantwortet?
Ich wäre Ihnen für eine schnelle Antwort dankbar.
Mit freundlichen Grüßen
Wilhelm Hahne
freier Journalist (im DJV)
Talstraße 24
56729 Virneburg "
Es kam bis heute keine Antwort. Ich habe einige Tage später
Frau Hohn, die verantwortlichen Dame der Nürburgring-Presseabteilung
gebeten, doch ihre Kollegin noch einmal zu erinnern. Frau Hohn selbst
konnte mir zum Unfall auch nichts sagen, da sie - wie sie sagte -
auch keine Details kannte, wollte Frau Epple aber noch einmal an eine
Antwort erinnern. - Dabei ist es dann geblieben.
Wenn ich
versuche, aus vielen, vielen kleinen Stücken einen Ablauf des
Geschehens zu rekonstruieren, so ergibt sich mir folgendes Bild:
Die
"Driving Academy Nürburgring" führte am 24. März 2011 auf der so
genannten "Müllenbachschleife" des Grand-Prix-Kurses eine Veranstaltung
mit Formelfahrzeugen durch. Es war - wie der Staatsanwalt feststellte -
eine "geschlossene" Veranstaltung. Bei den Formel-Fahrzeugen handelte
es sich um Formel-Renault aus der Zeit um Mitte der 90er Jahre.
Irgendwelche kostenaufwändigen Sicherheitsmaßnahmen der
Streckensicherung waren nach meiner Feststellung nicht getroffen; Frau
Epple hat sich auf meine Fragen hin dazu auch nicht geäußert.
Als
Instruktor war u.a. Herr K.P. aus D. (Geburtsort) tätig, der heute in
U. wohnt. Als er das Fehlen eines Formelfahrzeugs bemerkte, ist er mit
seinem Pkw losgefahren um festzustellen, dass sich ein Teilnehmer auf
der Strecke gedreht und den Motor abgewürgt hatte. Beim Starten kam es zu einer Explosion die
so stark war, dass Herr K.P. praktisch weggeschleudert wurde. Und das Fahrzeug
stand sofort in Flammen. Besonders intensiv muss die Brandentwicklung
im Bereich der Airbox gewesen sein, denn der Sturzhelm des Fahrers war
nach seiner Bergung im hinteren Bereich sehr stark beschädigt.
Entsprechend waren wohl auch die Brandverletzungen des Fahrers im
Rückenbereich.
Der
Fahrer hat sich selbst nicht schnell aus dem
Fahrzeug entfernen können, da er natürlich sehr gut angeschnallt war
und auch zum Aussteigen das Lenkrad hätte lösen müssen. Da hier ohne
Übung - und in Panik - war er länger den Flammen ausgesetzt, als eine
gute Fahrerbekleidung Schaden verhindern kann. "KPD" - bleiben wir bei
diesem Begriff - auch von Panik überfallen, gelang es auch nicht den
Sicherheitsgurt sofort zulösen. Inzwischen war ein weiterer Mitarbeiter
des Veranstalters - ich bezeichne ihn einfach mal als "der Lange" -
hinzu gekommen. Im gelang es dann den Sicherheitsgurt zu öffnen
und gemeinsam ("KPD" und der "Lange") hat man den Fahrer dann auf
seinen Rennanzug, den man Fahrer ausgezogen hatte, auf den Boden
gebettet. Wie ich hörte, sollen
bis zum Eintreffen der Nürburger Feuerwehr insgesamt sieben
Feuerlöscher in den Brandherd entleert worden sein. Weitere Aussagen
von
unterschiedlichen Augenzeugen sind z.T. leider widersprüchlich.
Tatsache
ist aber wohl, dass die Feuerwehr Nürburg zwar alarmiert wurde, aber
alle Zufahrten zur "Müllenbachschleife" verschlossen vorfand, so dass
es eine geraume Zeit dauerte, bis sie zur Unfallstelle vorkommen
konnte. Bei ihrem Eintreffen war der Brand bereits gelöscht. Der stark
verletzte Fahrer wurde dann mit einem Hubschrauber in die Unfallklinik
nach Ludwigshafen geflogen, der ausgebrannte Formel-Renault durch die
Staatsanwaltschaft bei einem Abschleppunternehmen in Adenau zur
späteren Untersuchung durch einen Gutachter sichergestellt. Wie ich
recherchieren konnte, war das Formel-Fahrzeug nach diesem Brand in
einem Zustand, der
selbst für einen Fachmann keine Aussage mehr darüber zulief, um welche
Art von Formel-Fahrzeug es sich gehandelt hat.
Es wird durch
die Staatsanwaltschaft zu klären sein, ob es auch Versäumnisse bei den
Sicherheitsmaßnahmen gegeben hat. Erstaunlich ist, dass so ein
dramatischer Unfall vom Veranstalter des Lehrgangs (?) verschwiegen
wurde, es keinerlei Informationen zu dem Thema gab bzw. gegeben hätte,
wenn ich mich nicht für den Vorfall als Journalist interessiert hätte.
(s. meine E-mail-Anfragen oben)
Die Uhrzeit, die ich in meiner
E-mail an Frau Epple angegeben hatte, war wohl die, die den "Fehlalarm"
betraf. Somit hätte der Bürgermeister Recht behalten. Aber so bin ich
dann - eigentlich mehr zufällig - bei meinen Recherchen auf den o.g. Brandunfall
gestoßen, der eigentlich vor der Öffentlichkeit verschwiegen werden sollte..
Wie schrieb doch der Staatsanwalt aus Koblenz: "Weitere Auskünfte werden zur Zeit nicht erteilt."
Ich
werde also erst wieder über das Ergebnis der Untersuchungen berichten
können, wenn der Staatsanwalt das Ergebnis seiner Untersuchungen
veröffentlicht. - Ich werde darauf achten.
MK/
Wilhelm Hahne
Zur Erklärung: Auf "KPD" wurde ich durch die wohl derzeit aktuelle "Abkürzungswelle" in der Branche gebacht, die z.B. aus "Deutschland sucht den Superstar"
dann "'DSDS" macht. - Ich kenne Herrn K.P. aus D. übrigens persönlich,
habe ihn einige Tage nach dem Unfall auch schon wieder Zigaretten
rauchend an der
Einfahrt Nordschleife bei einem anderen Fahrerlehrgang gesehen - aber
nicht angesprochen. - Weil es ihm schaden könnte, mit mir gesprochen zu
haben. - Aber er macht sich heute schon noch Vorwürfe, dass es ihm
nicht gelungen ist... - Darum auch diese Erklärung. - Ich möche ihn vor
Schaden bewahren.