"Schwätzt doch nicht. Was wollt ihr denn?
Wenn die Fixsterne nicht einmal fix sind,
wie könnt ihr denn sagen, dass alles Wahre wahr ist?"
(Georg Christoph Lichtenberg)
"ring°racer"-Sicherheitstests
am VLN-Renn-Samstag, 14. Mai 2011: Ein richtiger Knaller - wenn man die
Maßstäbe anlegt, die die Verantwortlichen als Maßstab anlegen. -"Knall
war positiv für Ring-Racer"?
Da
muss man erst mal drauf kommen! - Aber selbst bei der Nürburgring
Automotive GmbH hat man dafür Tage gebraucht. Und eine Schraube musste
verschwinden. Und aufgeregte Betroffene mussten abgeregt werden. Und
die Sicht der Dinge verändert. Es musste eben auf Krisen-Kommunikation
umgeschaltet werden. Ganz vorsichtig hatte man am Samstag, dem Tag als
es mal wieder beim "ring°racer" knallte, so begonnen: "Bei den
planmäßig durchgeführten Sicherheitstests am ring°racer kam es heute im
Laufe des Vormittags während eines kontrollierten Abschusses zu einem
Knall. Dies hat kurzzeitig zu Irritationen geführt. Wir bitten dies zu
entschuldigen. Personen kamen nicht zu Schaden. Die Sicherheitstests
wurden während des 3. Laufes der VLN eingestellt und werden nach dem
Rennen wieder aufgenommen." -
Ich
möchte meine Schilderung der Abläufe auch lustig beginnen. - Erinnern
Sie sich an die Melodie von "Kommt ein Vogerl geflogen"? - Na ja, dann
können Sie mit einstimmen:
Kommt ein Schrauberl geflogen...
11-05-23/02
- ...schlägt fest ein in eine Wand, hat ein Köpferl voll Farbe, liegt
gar schwer in der Hand. - Fiderallala - War sie wirklich da? -
Fideralla-lala-la!
Bei
mir begann die Geschichte so, dass ich am Computer saß, um mal nach der
Trainingszeiten zum 6-Stunden-Rennen zu schauen, als das Telefon
klingelte: "Herr Hahne, haben Sie es auch gehört?" - Nein, was sollte
ich gehört haben? - Und ein Leser, weit entfernt, jenseits des Rheins
wohnend, fragte mich: "Haben Sie den Knall am Nürburgring nicht gehört?"
Ich
war schon ein wenig überrascht. Wieso fragte mich jemand, der um 100
Kilometer entfernt wohnt, ob ich einen Knall am Nürburgring gehört
hatte? - Der Leser hatte den Knall über Radio Nürburgring gehört und
auch die Reaktonen der Sprecher aufgefangen. Da war dann später von
"kontrolliertem Gasdruck ablassen" (oder ähnlichem) die Rede. Ich habe
es selbst ja nicht gehört. Aber ich habe sofort mal telefoniert. Der
Knall passierte wohl nach dem Training zum 6-Stunden-Rennen VLN, also zur
Zeit der Start-Aufstellung zu einem Renault-Rennen. Gehört wurde der Knall
z.B. auch in Welcherath, in der Gegend, in der ein Golfplatz angelegt
werden soll. (Ich habe darüber berichtet. - Was aber nicht bedeutet,
dass er gebaut wird.) Das ist schon ein paar Kilometer entfernt.
Bei
meinen weiteren Telefonaten erfuhr ich dann auch, dass in Verbindung
mit dem Knall eine Schraube geflogen kam, die dann in den Putz von Box
5 einschlug, den Kopf eines Monteurs (vom Bonk-Team) knapp verfehlte.
Spätere Recherchen ergaben, dass es wohl Mario Merten (ein Fahrer des Teams) war, der sich
erbot, diese Schraube in der Rennleitung abzugeben. Dort ist sie nach
meinen Feststellungen auch angekommen, was zu deutlichen Reaktionen des
Rennleiters (Peter Broicher, Olpe) führte. Es war davon die Rede, dass
man sich beim DMSB über diesen Vorfall beschweren wollte.
Als
ich diesen Rennleiter dann am Mittwoch nach dem Rennen fragte, was er
in der Sache unternommen habe, erhielt ich die Antwort: "Nichts." - Sie
wurde ergänzt durch die Information: "Ich weiß ja nicht, was da
passiert ist." - Aha!
Die Schraube scheint übrigens
verschwunden. Die Pressesprecherin der Nürburgring Automotive GmbH
sprach inzwischen von einer "Mutter". Ich habe aber auch einen Zeugen
aufgetan, der die Schraube in der Hand gehabt hat und der sie mir als -
wahrscheinlich - eine M 16-Schraube schilderte, deren Kopf farbig
markiert war, wie das geschieht, wenn eine Schraube gesichert wurde.
Aber diese Schraube war nach Schilderung der Zeugen nicht irgendwo
herausgeschraubt worden, sondern abgerissen.
Es
war dann am
Sonntag, dem 15. Mai die "Eifel-Zeitung", in der der Vorfall zunächst
geschildert und in Details näher beschrieben wurde. (Im Internet) Der
Chefredakteur
dieses Blattes war vor Ort und hatte kurz nach dem Einschlag der
Schraube bei Box 5 auch mit dem Monteur gesprochen, an dessen Kopf die
Schraube
haarscharf vorbei geflogen war. - Bei der "Eifel-Zeitung" muss man auch
überrascht gewesen sein, wenn man den Vorfall in anderen Blättern
dann anders geschildert sah.
Die "Dramaturgie" der
Ereignisse in der öffentlichen Darstellung kann man sehr schön
nachvollziehen, wenn man einen Blick in die Abfolge der Geschichten zum
Thema "ring°racer" bei der "Rhein-Zeitung" im Internet nachschlägt:
- "So läuft die Fahrt im Ringracer"
- "Ringracer am Nürburgring wird abgeregelt"
- "Nürburgring-Achterbahn startet in Kürze"
- "Nürburgring: Gefährlicher Zwischenfall bei Ring-Racer-Test"
- "Achterbahn am Nürburgring: Knall war positiv für Ring-Racer"
Oder es gab in der Druckausgabe der "Rhein-Zeitung" die schöne Geschichte:
- "Ring-Racer: Start frei im Juni"
- Nürburgring Bremssysteme sollen jetzt funktionieren - Erklärung für den Knall"
Und es wird von einer
"plausiblen Erklärung" gesprochen, die von der Nürburgring Automotive GmbH kommt:
"Ein
solches Geräusch könne entstehen, wenn der Schlitten mit
Ausnahmegeschwindigkeit abgeschossen wird und dann in die
Bremsvorrichtung schlägt." - Später erklärt man dann dem Leser:
"Es
sei aber Teil der Sicherheitsprüfungen, auszutesten, was passiert, wenn
stärkere Katapultkräfte wirken. 'Das Ergebnis ist eigentlich eine
Erfolgsmeldung. Alle Bremsen haben gegriffen', sagt Hohn (Anmerkung: die Pressesprecherin heißt so)
auf Nachfrage unserer Zeitung."
Einer
meiner Leser schrieb mir, dass er nicht verwundert wäre, wenn sich nun
- nach den Positiv-Meldungen über den Sicherheitstest - noch
herausstellen würde,
"dass die 14er Schraube eim Imitat aus Zuckerguss war und speziell für solche Tests in Kleinserie ... angefertigt wurde".
Ich
habe mich nicht auf die "Erklärungen" der Firma verlassen, in deren
Auftrag die Tests mit dem "ring°racer" laufen, sondern habe z.B. beim
TÜV Rheinland angefragt. Der hat mir sogar geantwortet. Da schreibt man
mir u.a.
"...TÜV
Rheinland ist derzeit nur in geringem Umfang am Ringracer beteiligt.
Wir führen die Abnahmeprüfung des Fahrweges durch. Die Abnahmeprüfung
des Antriebssystems und der Steuerung (dies ist der größere Teil der
noch ausstehenden Prüfungen) sowie die abschließende Gesamtprüfung
führen wir nicht durch, sondern TÜV SÜD. Auf Basis unserer Beauftragung
können wir momentan keine Angaben zum geplanten Fertigstellungstermin
machen."
Immerhin: Man
hat mir geantwortet. Einige Male davor nicht. Wahrscheinlich auch
deshalb, weil man sich als Sponsor (?) am Nürburgring nicht unbeliebt
machen möchte. So gab es dann auch keine Antwort mehr als ich aufgrund
der o.g. Informatione nachfragte:
"...Da
der TÜV Rheinland die Abnahmeprüfung des Fahrweges durchführt, können
Sie mir sicherlich sagen, ob die bei der Planung der Anlage für den
Teil der Strecke im "Boulevard" vorgesehene "Halbschale" zum Schutz der
Besucher (gegen herabfallende Gegenstände oder Nässe - bei Regen) bis
zur Inbetriebnahme noch angebracht werden muss, oder ob diese
Halbschale (Schutzschild) nun ersatzlos gestrichen ist. ..."
Es
ist ja nauch wirklich perinlich wenn man Sachen gefragt wird, die
Journalisten eigentlich garnicht fragen dürfen, weil die doch dumm
gehalten werden sollen. - Tut mir leid, aber der Herr Rechtsanwalt von Kai
Richter erwartet von mir solche Fragen. Die gehören nun mal zu einer
"miserablen Recherche". - Wenn dann keine Antwort kommt, zeigt das
doch, wie blöd die Frage war. - Oder?
Aber ich habe auch noch
eine andere Firma, die Actemium Controlmatic GmbH, angesprochen, die im
südlichen Teil Deutschlands angesiedelt ist. Von dort kam die Antwort:
"...wir
sind Sub - Unternehmer zu dem Hersteller S+S. Unsere Aufgabe ist die
Herstellung der Steuerung des Ringracers. Das von Ihnen
angesprochene Ergeignis fand während dem erlaubten Testbetrieb statt.
Welche terminlichen Konsequenzen dieses Ereignis hat, kann ich leider
nicht bewerten. Aus technischer Sicht könnte der Testbetrieb ohne
wesentliche Verzögerung weitergehen. ..."
Die
Frage wird sicherlich sein: Wird der TÜV Süd diesen "ring°racer"
überhaupt noch abnehmen? - Da bestehen aus meiner Sicht noch einige
Zweifel, zumal die Bahn in einigen Punkten (s. "Halbschale") noch nicht
fertig gestellt ist. Außerdem erinnere ich mich, dass nach dem "großen
Unfall" in 2009 Statiker mit der Untersuchung der Fundamente
beschäftigt waren. Selbst wenn nun die Höchstgeschwindigkeit der Bahn
von 217 km/h auf 160 km/h begrenzt wird, so scheint doch - wie die
Ereignisse in diesen Tagen zeigen - keine Zuverlässigkeit bei der
Abschuss-Pneumatik gegeben. Den am 14. Mai wahrgenommenen Knall mit der
harten Bremsung zu erklären, erscheint mir lächerlich. - Nachdenklich
macht mich auch, dass der "Schlitten" nach dem erfolgreichen Start mit
"Explosion" nicht "Knall auf Fall" zurückgezogen wurde, sondern in der
Bremszone verblieb. - Stunde um Stunde. - Ist das ein Beweis für die
"Normalität" des Tests?
Wenn man die erste Pressemitteilung der NAG betrachtet, fallen einem folgende Fragen ein:
- Warum fehlt eine genaue Zeitangabe?
- Ist ein Abschuss als "kontrolliert" zu bezeichnen, wenn es zu einer "Explosion" kommen kann? (Knall!)
- Wieso entschuldigt man sich für "Irritationen", wenn es dafür keinen Grund gibt?
- Wieso betont man, dass keine Personen zu Schaden kamen, wenn alles "planmäßig" war?
- Warum
werden Sicherheitstests ohne Warnung an das evtl. betroffene Umfeld
durchgeführt und erst - nachdem offensichtlich die Gesundheit von
Unbeteiligten gefährdet war - diese "Sicherheitstests" eingestellt?
- Warum
wurde dieser Test überhaupt an einem Renn-Samstag durchgeführt, wenn
eine Gefährdung des Publikums nichts ausgeschlossen werden kann?
Es
ist die Betreibergesellschaft selbst, die solche "Sicherheitstests" für
gefährlich hält und darum davor warnt, sich im gefährdeten Raum
aufzuhalten. Darum ist es absolut unverständlich, dass sie in Kenntnis
der Gegebenheiten an diesem Renn-Samstag dann trotzdem ohne jede
Vorwarnung oder Ankündigung Tests durchgeführt hat, von denen man aus Erfahrung weiß, dass
sie mit einem Unfall enden können. Actemium hat mir geantwortet:
"...während dem erlaubten Testbetrieb..." - Wirklich. Das wäre geradezu verantwortungslos.
Eine Meldung der Rennleitung an den DMSB, die nationale Sportbheörde,
wäre in Anbetracht dieser Fehlleistung durchaus angebracht gewesen.
Aber... - s.o. -
Bevor die Herren Rechtsanwälte wieder einmal
das Landgericht bemühen, möchte ich hier darauf hinweisen, dass meine
Vorwürfe nicht nur eine Basis in den recherhierten Abläufen haben,
sondern auch in der Einschätzung der Verantwortlichen der Nürburgring
Automotive GmbH selbst. Hier Fotos von einem kleinen Schild, das im
"alten" Start- und Zielbereich am FIA-Zaun angebracht wurde:
Dieses
Foto verdeutlicht den Bereich, indem das Schild zu sehen ist. Man
erkennt deutlich die Start- und Ziel-Linie und einen Ausgang zur
Strecke, der z.B. von den Funktionären der Rennleitung genutzt werden
kann und hier aus der Boxengasse fotografiert wurde. Auf diesem Schild ist deutlich zu lesen:
Wenn
man diese Fakten kennt, wird auch klar, warum die NAG (Nürburgring
Automotiv GmbH) versucht die Geschehnisse zu verniedlichen. Die
Schraube ist auch - angeblich - verschwunden. Eine Gefährdung von
Menschen wird bestritten. Aber eigentlich beim Testbetrieb selbst von
der Betreibergesellschaft erwartet. (s. Fotos) - Dass eine
Schraube direkt nach dem Knall geflogen kam, wurde mir von
unterschiedlichen Zeugen bestätigt. Einer davon:
"Als ich sie in der Hand hatte, da war sie noch warm."Ich
habe schon in meiner Geschichte
zum Thema "ring°racer" im Jahre 2009 auf diesen Internet-Seiten auf aus
meiner Sicht unerklärliche
Entscheidungen von Geschäftsleitung und Aufsichtsrat beim Kauf einer
solchen Anlage hingewiesen. Leider war der Kauf in den USA wohl kein
Schnäppchen, obwohl von dort das günstigste Angebot gekommen sein soll
(lt. Bereichsleiter Stickel). - Der erste weitere Testtag - nach dem
"Knall" am 14. Mai
- war dann Freitag, der 20. Mai 2011. Es geht also weiter. Und der TÜV
Rheinland will sich wohl zu meiner Frage (s.o.) nicht äußern. - Aber
unabhängig von der bisher fehlenden "Halbschale":
Was mich betrifft, so habe ich vor einigen
Tagen in SWR 1 (Radio) eine klare Antwort auf die Frage gegeben:
"Würden Sie mit dieser Achterbahnbahn fahren?" - "Nein!"
Nach
der Sendung haben mich Leute angerufen und einen "Feigling" genannt.
Das war aber wohl mehr lustig gemeint. - Eine Mitfahrt mit dem "ring°racer"
wird niemals lustig sein. - Denn wer wird schon gerne "abgeschossen"
und kurz darauf "zusammengebremst"? - Knall auf Fall! - Aber "Helden" hat es allen Zeiten gegeben.
Wenn man - im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit - noch
bedenkt, dass dieser "ring°racer" mit einer Kapazität von 400 Personen
pro Stunde hier bisher Jahre nutzlos herum stand, niemals im geplanten
Umfang genutzt werden wird, dass es zur Betriebsvorschrift dieses
"ring°racers" gehört, dass die Fahrzeuge jeweils stets nur mit acht Personen
besetzt gestartet werden dürfen, dass die berechnete Gewichtstoleranz
von plus/minus 20 Kilogramm nicht überschritten werden darf, der darf
auf das Abnahme-Gutachten des TÜV Süd in nächster Zeit gespannt sein.
Auf der Internetseite von "Actemium", dem Sup-Unternehmer von S&S aus den USA, heißt es zum Thema wörtlich:
"Fahrgeschäfte - mit Actemium, der sichere Fahrspaß". -
Na denn... !
MK/Wilhelm Hahne
PS: Wenn
Sie die Telefon-Nummer auf dem o.g. Schild mal anrufen (ich habe das
getan), dann meldet sich wirklich die "Sicherheitszentrale".