"Wie
man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus", ist ein altes
deutsches Sprichwort. Ich habe vor fast zwei Wochen verständlich hineingerufen, aber
es gab kein Echo. Noch nicht einmal ein unverständliches. Vielleicht gibt's das noch mit einer Verzögerung. -
Schau'n mer mal!
Es
gibt eine Menge Ärger in der rheinland-pfälzischen Politik. Die wird
primär von der SPD bestimmt, die in der Pfalz recht stark ist, einem Landesteil, der darum
auch die Sympathie des Landesfürsten findet. Kein Wunder, dass der für
nur ein einziges Oberlandesgericht in "seinem" Landesteil plädiert. Und
das ist nun mal die Pfalz. Der rheinländische Teil des Landes fühlt
sich hintergangen, da bisher auch niemand erklärt hat, warum und wieso
eigentlich die Partei Bündnis 90/GRÜNE sich von Kurt Beck dazu
überreden ließ, eine entsprechende Passage ins Koalitionspapier zu
schreiben. Dort werden zwar Ross und Reiter (noch) nicht genannt, aber
inzwischen weiß die Öffentlichkeit, wohin die Fahrt gehen soll. - Weil
die Hintergründe zu dieser Entscheidung interessieren, habe ich
Herrn Justizminister Hartloff angefragt, aber auch einmal versucht, Frau Lemke, nach der Wahl nun
Wirtschaftsministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin, dazu zu
befragen. - Keine Antwort. - Dann habe ich auch den Herrn
Ministerpräsidenten um einen kleinen Kommentar zur Sache gebeten:
Kurt Beck antwortet nicht!
11-06-19/06
- Eigentlich ist es eine kurze Passage im inzwischen oft zitierten
Koalitionsvertrag zwischen SPD und Bündnis 90/GRÜNE. Die wenigen Zeilen
stehen auf der Seite 84, gehören zum Abschnitt "Justizstruktur- und -verwaltung" und lauten:
"Gleichwohl sind die strukturellen Reformen auch unter dem
Gesichtspunkt der in der Verfassung verankerten Schuldenbremse
unumgänglich. Im Hinblick auf die Größe
anderer Oberlandesgerichtsbezirke und Generalstaatsanwaltschaften
ist jeweils eine Einrichtung für Rheinland-Pfalz angemessen. Wir
werden diese in Rheinland-Pfalz
zusammenführen."
Es
hätte mich schon interessiert, wie diese Sätze dort hingekommen sind
und ich habe unseren neuen Justizminister Hartloff angeschrieben und um
Auskunft gebeten. Das war am 27. Mai 2011. Bis heute habe ich keine
Antwort erhalten. - Einfache Antworten auf einfache Fragen scheinen Politikern nicht zu liegen.
Ich habe auch Frau Lemke angeschrieben. Die
müsste doch wissen... - Aber sie weiß wohl nicht, wie sie mir - was
eigentlich? - erklären soll. Es gab keine Antwort. ROT und GRÜN sind
sich also wohl in der Art einig, wie man auf solch dumme Anfragen
reagieren sollte. - Am besten garnicht!
Da habe ich es mit
eigener Recherche versucht und über das Ergebnis dann auch
Frau Lemke informiert. Dazu habe ich - natürlich - keinen Kommentar erhalten. In der Zwischenzeit war ich noch zu weiteren
Ergebnissen gekommen, die es eigentlich als notwendig und richtig
erscheinen ließ, den Ministerpräsidenten unseres Landes dazu zu
befragen. Ich hätte gerne einen Kommentar aus berufenem Munde zur Sache
"Oberlandesgericht Koblenz" gehabt und habe darum Herrn Kurt Beck in
der Staatskanzlei in Mainz angeschrieben.
Meine E-mail
ging am 6. Juni 2011 um 8:29 Uhr ab. Wir haben heute den 19. Juni
2011 und ich registriere: Kein Echo, keine Antwort. Weder von Herrn
Hartloff, noch Frau Lemke, noch Herrn Beck. Es herrscht ein
"Koalitionsschweigen". Ich habe im Koalitionsvertrag auch keine Stelle
gefunden, in der etwa von einem "offenen Informationsaustausch mit der
Öffentlichkeit" o.ä. geschrieben steht. Ausgerechnet beim Thema
"Nürburgring" ist auf Seite 65 zu lesen: "Wir wollen darüber hinaus
einen Dialogprozess zwischen den Unternehmen und den Menschen der
Region initiieren". -
Kai
Richter hat diese Anregung längst aufgegriffen. Er scheint das nur mit
dem "Dialogprozess" nicht so recht begriffen haben, beschränkt sich -
auf mein Beispiel bezogen - im Moment mehr auf "Prozess".
Das
Wort "Informationsfreiheitsgesetz" kommt zwar in der
Koalitionsvereinbarung vor, wird aber nicht erläutert. Weil das die
Öffentlichkeit - und damit meine Leser - interessieren könnte, sei hier
eingeschoben, dass es ein solches Gesetz erst (!) seit dem 1. Februar
2009 in Rheinland-Pfalz gibt. Es ist nicht nur unvollkommen, weil z.B.
"der Informationszugang bei Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen
privater Firmen komplett von deren Zustimmung abhängig gemacht (wird),
ohne Abwägungsmöglichkeit der Behörden, ob im Einzelfall das
öffentliche Interesse überwiegt." (Zitat: aus einer Presseerklärung der
Deutschen Gesellschaft für Informationsfreiheit e.V. vom April 2008) -
sondern wird wohl auch von führenden Politikern von seinem Grundsatz
her nicht verstanden.
Warum erhalte ich sonst auf einfache
Fragen keine Antwort? - Herr Kurt Beck hat doch Teile seines
"Informationsfreiheitsgesetzes" (s.o.) fast unauffällig zu seinem
Vorteil genutzt, in dem er am Nürburgring den "Betrieb" der Anlagen im
Landesbesitz voll in Privathand gelegt hat. - Verstehen Sie jetzt
diesen Hintergrund? - Und den Ärger gewisser Herren über Journalisten
die nicht begreifen wollen, dass öffentliches Versagen nun hinter
privaten Vorhängen verborgen werden kann. - Lt. Gesetz, mit dem sich so
Politiker davor schützen können, dass Fehlleistungen "nach draußen
dringen". - Und in einfachen Fällen antwortet man nicht.
Ich
kopiere nachstehend mal meine E-mail an Herrn Kurt Beck ein, weil die
auch eine dazu passende E-mail an Frau Lemke enthält, deren Inhalt
ebenfalls die Öffentlichkeit interessieren könnte:
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
ich bin als Journalist an der Wahrheit, an den eigentlichen
Fundamenten hinter ablenkenden Fassaden interessiert.
So habe ich - immer wieder von bestimmten Leuten in der Sache
"Nürburgring 2009" angegriffen - meine Suche
nach Hintergründen ins politiche Umfeld verlegen müssen, weil die
Angriffe (eben solche ohne eigentliche Basis)
nach meinem Empfinden nur als Ablenkungsmanöver und Bindung von Zeit
und Geld angelegt sind. Bei den
politischen Kontaktflächen dieses Herrn war das eigentlich für mich
als Journalist ein Muss.
Vor vielen Wochen war ich so auf ein angeblich vorhandenes Papier
eines "Insiders" aufmerksam geworden,
dass schon seit Herbst 2010 bei Landtagsabgeordneten der (damaligen)
Opposition in Umlauf sein sollte. Ich habe
aus diesen Kreisen (mir) auffallende Reaktionen erfahren oder z.B.
von Ihrer neuen Wirtschaftsministerin, die ich
am 1. Juni 2011 in dieser Sache angeschrieben hatte, keine.
Nun bin ich im Besitz des Papiers, das ich dieser E-mail als Anhang
(pdf-Datei) beifüge.
Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie den Inhalt dieses Papiers in
Kenntnis der Ihnen bekannten Fakten kurz kommentieren
würden, da die in diesem Papier angesprochenen Abläufe praktisch
einem Skandal gleichkommen, eine
justiz-politische Affäre darstellen. - Oder habe ich etwas falsch
verstanden?
Betrachtet man nämlich nun die kurze Passage in der neuen
Koalitionsvereinbarung zur Verlegung (Auflösung?) des
OLG Koblenz in Kenntnis dieser Fakten und weiß dann noch, wie diese
Passage "hineinrutschte", dann werde ich
(Geburtsjahr 1933) schon an Erlebnisse in meiner Vergangenheit
erinnert.
Frau Lemke hat übrigens meine Darstellung zum "Hineinrutschen" der
"Justizpassage" in das Koalitionspapier auch
nicht kommentiert. Ungewöhnlich bei der Dame, die sonst eigentlich
auf jede Frage eine Antwort hat.
Hier meine Darstellung "zum Fall", die ich am 30. Mai 2011 (nach
meiner ersten Fragen an sie) Ihrer Wirtschaftsministerin
zugänglich machte. Bis heute unkommentiert:
Hallo Frau Lemke,
ich hatte mir das einfacher vorgestellt: Ich frage, Sie
antworten.
Nun antworten Sie nicht, obwohl eine kurze Antwort keinen
Aufwand erfordert hätte.
Also recherchiere ich weiter. Dabei stoße ich dann darauf, dass
eine Parteifreundin
von Ihnen zu dem Thema schon etwas gesagt hat: Da ist also -
nach ihrer Aussage -
etwas protokolliert worden, dass so nicht verhandelt worden war.
Es wird von
"unglücklich gelaufen" gesprochen.
Ich würde sagen: Die Verhandlungspartner Ihrer Partei wurden
"über den Tisch gezogen".
Da saß wohl ein "Fachmann" (auf anderem Gebiet) einem
"gelernten" Rechtsanwalt
gegenüber, der dann die Beck-Anweisungen im Koalititonsvertrag
umsetzte. Und das
jetzt auch in der Realität versucht.
Und Sie waren dann schon in Neuwied durch Hinzufügen eines
passenden Halbsatzes
um Entschärfung eines eigentlich klaren Einwandes auch Ihrer
Parteifreunde bemüht. -
Politisch geschickt!
Für mich wird deutlich, dass hier Kurt Beck die Umsetzung einer
Idee realisierte, die - wenn
sie denn umgesetzt würde - seinen Einfluss auf die
rheinland-pfälzische Justiz weiter vergrößern
würde. Ich habe mich auch anderswo einmal umgehört, und bin
erstaunt, wie klar
die Situation heute schon in den Justizkreisen anderer
Bundesländer gesehen wird,
wenn man auf den möglichen politischen Einfluss auf die Justiz
in RLP zu sprechen kommt.
Um ehrlich zu sein: Ich bin erschreckt über die Deutlichkeit der
Aussagen und die
ergänzenden Detailinformationen.
Gut für Sie: Eine Antwort von Ihnen benötige ich jetzt nicht
mehr. Der Fall ist (für mich) klar.
Leider. - Aber wenn das der einzige Fehler Ihrer Partei bei den
Verhandlungen war... -
Herzliche Grüße aus der Eifel,
wo jetzt die CDU das machen wird,
was Sie vor den Wahlen
schon erfolgreich vorgemacht haben.
Wilhelm Hahne
Zur Erklärung des letzten Absatzes: Ich hatte Frau Lemke nämlich
schon vorher mal gefragt, wie es zu den
wenigen - kaum auffallenden Zeilen - im Koalitionspapier gekommen
wäre und hatte keine Antwort erhalten.
Auf Ihre Antwort bin ich sehr gespannt. Sie ist Ihnen auch
sicherlich kurzfristig möglich, da "der Fall"
für Sie (so oder so) eigentlich klar sein müsste. - Sonst weiß
sicherlich Herr Stadelmaier eine Antwort.
Mit freundlichen Grüßen
Wilhelm Hahne
Wie Sie, liebe Leser, gerade lesen konnten, bin ich im Besitz eines
Papiers mit - aus meiner Sicht - hochbrisantem Inhalt, der z.T. auch
durch die real existierende Situation Bestätigung findet. Ich hatte
Kurt
Beck Gelegenheit gegeben, dazu etwas zu sagen, zu widersprechen oder
richtig zu stellen. - Es kommt nichts, garnichts. Das verwundert.
("Informationsfreiheitsgesetz" hin oder her.)
Ich
werde das Papier noch einige Tage unter Verschluss halten (zur
Sicherheit auch bei einem Rechtsanwalt in einem anderen Bundesland), um
dem Herrn Ministerpräsidenten des Landes Rheinland-Pfalz Gelegenheit zu
geben, dazu etwas zu sagen oder zu schreiben, einfach Stellung zu
nehmen. - Bis zum 27. Juni, dem Beginn der Parlamentsferien, die
paralell zu den Schulferien verlaufen, hat er dazu noch Zeit.
Meine
Leser müssen sich also - was den Inhalt dieses Papieres angeht,
(das übrigens schon in der Tagespresse erwähnt, aber aus dem noch niemals
zitiert wurde) - noch ein paar Tage in Geduld üben.
MK/Wilhelm Hahne
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