98 - 02 - 19, in Virneburg/Eifel

Guten Tag,

nun hat der Karneval auch Virneburg erfaßt. Heute ist "Möhnentag". Und ich bin seit Jahren "Ehren-Möhn" - und damit der einzige Mann, der auf der Nachmittagsveranstaltung der Frauen hier im Dorf zugelassen ist. - Da wird es heute mit dem Schreiben wenig werden.

Aber was getan werden muß, muß getan werden. Da habe ich bereits am Dienstag davon berichten können, daß der Formel 1-Lauf in Spa stattfindet und habe dann - dank meines Computer-Kalenders - einen kleinen Fehler gemacht: ich habe überall die Samstagstermine, nicht die des Rennsonntags genannt.

Ein Blick auf das Ende meines Kalenders, wo ein "S" steht... - und schnell geschrieben. Falsch geschrieben. Das "S" steht nämlich für Samstag. Denn auf meinem Kalender ist der Sonntag - auch ein "S" - der erste Tag der Woche. - Dumm gelaufen.

Aber jetzt geändert und richtig gestellt. - Entschuldigung!

Und dann stürze ich mich jetzt gleich in Gewühle. Das ist der Vorteil eines normalen Journalisten. Er kann sich an der Basis bewegen, weiß, was dort gedacht, gesprochen wird. Und ist nicht von offiziellen Informationen über die "Volksmeinung" abhängig.

Ich bedauere zum Teil meine Kollegen, die - wie gerade sich einer bei mir beklagte - von offiziellem Termin zu offiziellem Termin hetzen müssen. Von Atlanta (VW) direkt nach Jerez (BMW), dann - ich glaube es war - nach Graz (Opel), dann - oder war das vorher? - nach Venedig (Porsche), um anschließend nach Holland zu fliegen (VW). "Und ich muß über alles schreiben", stöhnte er.

Ich schreibe über das, was von den anderen in der Hektik übersehen wird. Merkt man denn gar nicht, daß man sich zum Bestandteil eines Systems machen ließ, das von der Industrie entworfen, nun der Industrie dient? - Man muß auch mal NEIN sagen können. Bei Terminen, bei Einladungen zum Beispiel.

Wissen Sie, daß wir uns demnächst an einen neuen Begriff gewöhnen müssen, der "elektronische Plattform" heißt? - Können Sie sich vorstellen, daß in Renningen noch etwas anderes gemacht wird, als der Smart?

Nur zwei Beispiele für interessante Themen, auf die man nur kommen kann, wenn man sich nicht von der Industrie durch vorgegebene Termine "an der Leine führen" läßt. Sie lesen bald in Motor-Kritik darüber.

Zunächst können mich die Möhnen aber heute auf der Bühne der Gemeindehalle hier in Virneburg erleben. Als Serviererin. Blond natürlich. Weil das zu mir paßt.

Auch Ihnen wünsche ich einen

Schönen Tag

Wilhelm Hahne