Betreff:         Motor-KRITIK Leserbrief
 Datum:        Mon, 02 Mar 1998 21:08:03 +0100
    Von:         Ulrich Freund <Ulrich.Freund@theoinf.tu-ilmenau.de>
     An:         adhoc@rz-online.de

Sehr geehrter Herr Hahne,

Sie sehen die Formel 3000 im Aufwind und prophezeien schwierige Zeiten für die Formel 3. Hier sind einfach einige meiner Gedanken dazu:

Ich hatte bislang den Eindruck, dass die Formel 3000 in ihrer jetzigen Form am Ende ist. Die Rennen sind nicht lang genug, es gibt nur Einheits Chassis, keine erfahrenen Fahrer unterwegs, ... Also keine richtige Rennserie, in der man etwas lernen könne. An diesen Grundlagen hat sich bis heute nichts geändert, oder?

Die Formel 3 ist als nationale Rennserie sehr wichtig. Der deutsche Motorsport steht heute deshalb so gut dar, weil es die Formel 3 gibt. Ich erinnere mich noch an Zeiten, da dümpelte hierzulande eine Formel 3 so vor sich hin, die Super-V wurde gefahren, etwas Formel 3 EM und warum nicht gleich die Formel 2.

Sie erinnern sich auch noch. Ich glaube, nur dadurch, dass alles um die nationalen Formel 3 Rennen gekappt wurde, konnten die Serie aufleben. Was sollte sich an der nationalen Serie ändern?  Der andere Weg funktioniert nicht. Gute Tourenwagenfahrer nach STW-Lehrjahren direkt in die Formel 3000? Eddie Cheever, Manfred Winkelhock und Marc Surer sind alle in der Formel 1 gelandet - einen Grand Prix hat niemand gewonnen.

Die beste Ausbildung für Fahrer war und ist m.E. nach Beendigung der Formel 3 Lehre eine professionelle internationale Serie,  in der auch erfahrene Fahrer unterwegs sind. Alle können und sollen nicht sofort in die Formel 1. Die Gruppe C ist tot - GT und WSC leben. Also warum geht BMW und Mercedes in die Formel 3000, wo sie doch selbst über gute Sportwagen verfügen? Das war wohl wieder Bernie. Würden die Formel-1 Teams anstatt in eine F1-Light in eine WSC/GT-Serie mit Junior und Senior Teams investieren, hätten alle mehr davon. Auch die Fahrer.

Für den STW-Cup (pardon, Meisterschaft) sehe ich wirklich schwarz. Die Hauptträger des deutschen Tourenwagensports sind überhaupt nicht oder nur mürrisch dabei. Tourenwagenrennen sind dann stark, wenn es national zum 'Kampf der Giganten' kommt. Zur Zeit wären das:

Audi V8 vs. BMW V8 vs. Mercedes V8 vs. Porsche 996.

Letzteren kann man mit zugekniffenen Augen als Tourenwagen bezeichnen. Dagegen ist und bleibt der STW-Cup die Division 2.

Wie schon gesagt. Das sind nur ein paar Gedanken.

Mit freundlichen Grüssen

Ulrich Freund