Es gibt sogar einen Verband, der sich "Internationale Medienhilfe" (IMH) nennt. Und dieser Verband stellt mit Blick auf den "Internationalen Tag der Pressefreiheit" fest, daß selbst ´im freien Westen´ die Pressefreiheit keine Selbstverständlichkeit ist. So würden z.B. - nicht nur in den USA - Medien von großen Werbekunden zu einer willfährigen Berichterstattung gezwungen, indem man ihnen mit dem Entzug von Anzeigenaufträgen droht.
Na sowas! - Da frage man doch einmal Firmen wie Ford, Opel oder VW, ob so etwas überhaupt auch nur einmal von ihnen angedacht wurde. Natürlich wird man nicht ausschließen können, daß Redakteure, die glauben den Überblick zu haben, schon im Vorfeld einer geplanten Geschichte die "Schere in ihrem Kopf" nutzen, um nicht nur der Chefredaktion, sondern auch der Verlagsleitung Ärger zu ersparen.
Man muß einmal in feinsinnig formulierte Briefe von Automobilherstellern geblickt haben, wo man sich rückblickend vielleicht der so angenehmen und sich gerade in den letzten Jahren so bedeutsam entwickelnden Geschäftsbeziehung erinnert, um dann "zur Sache" zu kommen, um zu verstehen... -
Nein, natürlich wird kein Druck ausgeübt. Aber kann ein Automobilhersteller dafür, wenn eine Zeitschrift Formulierungen falsch interpretiert?
In Deutschland erscheinen um 6.500 Zeitschriften, die jährlich etwa insgesamt 20 Milliarden Mark umsetzen. Die Automobilindustrie investiert alleine im Jahr um 960 Millionen Mark in Anzeigen für deutsche Publikumszeitschriften. Das macht stark. Damit ist man nämlich der Größte. Die Tabakwarenhersteller geben z.B. "nur" 600 Millionen Mark pro Jahr aus.
Pressefreiheit ist ein großes Wort. Unabhängigkeit ist ein anderes. Und wenn man beobachtet, wie die Industrie Redakteure, Journalisten vereinnahmt... - Wie sich die vereinnahmen lassen!
Auf der anderen Seite ist es traurig, wie wenig die jungen, dynamischen Journalisten der Automobil-Zeitschriften überhaupt von Menschen und Ereignissen der Branche wissen. Als jetzt Norbert Weber starb, war das z.B. Thema in einer Redaktionskonferenz einer auflagenstarken Autozeitung. Eine große Redaktion. Niemand - niemand (!) kannte Norbert Weber.
Man spricht als Redakteur einer solchen Zeitschrift mit Vorständen, mit bedeutenden Pressesprechern, mit den vordergründigen Machern. Aber die Leute im "zweiten Glied", eigentlich die wirklichen Macher, die kennt man nicht. Aber nur die kennen die Probleme, die auch die sogenannte Fachpresse beschäftigen sollte, weil sie die Autokäufer betrifft.
Sind wir Sprachrohr der Automobilindustrie oder sollten wir nicht eigentlich Mittler zwischen Industrie und Verbraucher sein? - Wobei wir da die Interessen "des kleinen Mannes" wahrnehmen sollten. - So denke ich. - Oder? -
Was denken Sie zum "Internationalen Tag der Pressefreiheit?"
Ich habe das "Dritte Reich" erlebt und die "Mitläufer". Vor dem Zusammenbruch denunzierten sie ihre Mitbürger beim Ortsgruppenleiter, danach dann bei der Militärregierung. Sie waren immer "auf der richtigen Seite", waren immer dagegen oder dafür, je nachdem was gerade von ihnen erwartet wurde. Warum sollten die Kinder dieser Leute heute anders sein? Bei den Vorbildern. - Nur nicht anecken! - Und im richtigen Moment "Heil" rufen. Wenn das viele tun, kann es doch nicht falsch sein, oder?
Wer strebt denn noch Idealen nach? - Wer hat denn noch welche? - Geld bestimmt die Welt. Werden so auch die Grenzen der Pressefreiheit abgesteckt?
Es wird in den nächsten Wochen noch Gelegenheit geben, das Thema aufzugreifen. Leider. - Sie lesen´s dann in Motor-KRITIK. - Wo sonst?
Noch einen schönen Tag. - Und vergessen Sie über den 1. Mai nicht den 3. Mai.
Wilhelm Hahne