98-11-13, Virneburg/Eifel, bei winterlichen "unter Null"

Guten Tag!

Heute wünsche ich Ihnen den ganz besonders. Weil Freitag, der 13. ist. - Aber was ändert das am Lauf der Welt?

Daß Ford von Rückrufaktion zu Rückrufaktion stolpert oder "dringende Servicemaßnahmen" durchführen muß, scheint in Deutschland niemanden zu stören.- Weil das noch nicht über "dpa" gelaufen ist? - Aber Motor-KRITIK beobachtete weiter, und mußte z.B. im Falle des neuen Ford Focus feststellen, daß alle Testwagen, die nach Köln zurückfanden, sofort - vor Weitergabe an andere Medien - ein neues Getriebe erhielten. - Eine bessere Bestätigung der Motor-KRITIK-Informationen kann es kaum geben. - Und es sagt auch etwas über die Bedeutung von Testwagen und die Wertigkeit von Tests aus, die mit solchen Fahrzeugen gefahren werden.

Die Ford-Leute werden sich auch sicherlich aufregen, wenn ich nun den Reigen der Ford-Rückrufe (oder "dringenden Service-Leistungen") heute um eine weitere vergrößere: der Ford Cougar, gerade erst bei den Händlern... - Fordschritt durch die Fordteile der fordgesetzten Rückrufe? - Und es gibt natürlich dazu von Frau Dr. Wegerhoff keine Pressemitteilung.

Da gibt es auch eine Reihe von Leuten, die sich über meinen Vergleich von S-Klasse und 7er BMW aufgeregt haben. Wie man z.B. eine Stahlfederung besser beurteilen könne als eine Luftfederung? - Und man wisse doch... - Wer weiß?
 
Meine Argumentation war doch wohl klar und auch differentiert. Damit Sie in der Sache aber nicht nur Motor-KRITIK zitieren können, schiebe ich noch eine Aussage nach, die ich im Novemberheft von "Gute Fahrt" fand. Hier sagte Ferdinand Piech zu diesem Thema:

"Im übrigen laufen bei uns Luft- gegen ideal abgestimmte Stahlfederung im harten Wettbewerb. Noch liegt Stahlfeder vor Luftfeder. Das hat auch mit der Gewichtsverteilung zu tun und kann sich in anderen Häusern durchaus anders darstellen. Ganz wichtig ist das Anfedern bei ganz kleinen Unebenheiten. Bis heute werden diese ganz leichten Schwebungen besser von der Stahlfeder genommen. Sehr sensible Fahrer merken diesen Unterschied."

Noch Fragen? - Der 7er BMW ist wirklich nicht so alt, wie er sich nach außen darstellt.

Und viele Journalisten sind nicht so dynamisch und risikobereit wie sie jung sind. Wundern wir uns doch nicht, wenn wir als Journalisten manchmal in der Öffentlichkeit ein wenig schief angesehen werden. Wir tragen doch durch unser Verhalten dazu bei. - Es gibt inzwischen verdammt viel bedrucktes Papier an den Zeitungskiosken, aber wenig lesenswerte Geschichten darin.

Eine Fachzeitschrift, die mir in letzter Zeit positiv auffiel: "c't - magazin für computer und technik". Kostet nur 5 Mark, es steht aber wirklich etwas drin, es gibt Aussagen, mit denen der Leser etwas anfangen kann. - Nennen Sie mir doch einmal eine vergleichbare Zeitschrift (Preis, Umfang, Wertigkeit des Inhalts) auf dem Auto-Sektor.

Man muß sich doch nur einmal die Berichterstattung zum Opel Astra-Rückruf anschauen. Alles "dpa", nur ganz wenig Eigenrecherche. Nur ganz wenige haben sich nicht damit begnügt, was ihnen offiziell vorgesetzt wurde. Und hat sich niemand die Frage gestellt: Wer hat eigentlich "dpa" informiert? -

In einer der  heutigen Geschichten ist das zu lesen, was Motor-KRITIK (ohne offiziellen Opel-Draht!) in Erfahrung bringen konnte. In der ebenfalls heutigen Geschichte eines anderen Dienstes ("dossier B") ist da folgendes zu lesen: "Das Unglück hat bei Opel inzwischen einen Namen: Peter Hahnenberger."

Oh, oh, oh! Zum Glück hat man etwas später den Namen Horst Borghs richtig geschrieben. Denn der ist da - wie durch Klageschriften (gegen mich) nachweisbar, sehr empfindlich. - Nun gehe ich nicht davon aus, daß Peter Hanenberger nun "dossier B" verklagen würde, aber: Wie würden Sie es finden, wenn ich z.B. "dossier B" wegen Mißbrauch meines Namens verklagen würde? Immerhin wurde "Hahne" mit einem Opel-Vorstand in Verbindung gebracht, der nun wohl alles Unglück bei Opel allein verantworten soll. - Liebe Freunde bei "dossier B": der Mann schreibt sich Hanenberger (ohne "h" und damit auch ohne "Hahne"!)

Damit Horst Borghs auch noch Erwähnung findet, sei "dossier B" noch mit seiner Meldung vom Freitag, dem 13. November weiter zitiert: "Dem in weiten Opel-Kreisen höchst unbeliebten Entwicklungsvorstand (Anm.: man meint Hanenberger) klebt der Schwarze Peter an der Hand, den er wohl auch nicht mehr los wird. Denn es fällt auf, daß es die Kommunikationsabteilung um Vorstand Horst Borghs - im Gegensatz zu anderen Rückrufaktionen - diesmal bei einer dürren Mitteilung an die Presse beließ. Heftiges Gegensteuern war nicht zu bemerken, was bemerkenswert ist."

Ja, ja, "bemerkenswerte" Leistungen eines Horst Borghs fallen sogar Leuten auf, die Hanenberger mit "h" schreiben. - Jeder macht sich eben auf seine Art einen Spaß.

Ich mache mich z.B. über die Art lustig, mit der heute Interviews "abgestimmt" werden. Mein Partner in dieser Geschichte ist der Opel-geschulte Wolfgang Inhester. Er macht seine Sache gut.

Und ich habe auch eine Vorstellung von dem, was nun Mr. Hayek in Sachen Smart machen wird. Geld hat er nun genug erhalten. - Lesen Sie meine "Visionen" zu dem Thema. Und vergleichen die dann - später einmal - mit dem, was wirklich geschah.

Meine Nissan-Geschichte ist sicherlich ein schönes Beispiel dafür, daß man nicht immer auf eine Pressemitteilung warten muß um eine interessante Geschichte schreiben zu können.

Im Falle des BMW X 5 hatte "auto motor und sport" auch nicht gewartet, sondern die veröffentlichten Fotos als "Computer-Retusche" ausgezeichnet. Geglaubt hat denen das niemand. Und beschwert haben sich alle. Bei BMW. Und dort hat man dann - um weiteren Streit zu vermeiden - die Fotos zur "Computer-Retusche" nun herausgerückt. Zähneknirschend. Denn eigentlich ist die Präsentation des Fahrzeugs erst für Januar 1999 in Detroit vorgesehen.

Aber das hat man nun davon, wenn man bestimmte Medien bevorzugt. Weil man selbst dort bevorzugt behandelt werden möchte? Nach dem Motto: eine Hand wäscht die andere?

Und jene Kollegen mögen bitte entschuldigen, denen ich dieses Mal vielleicht die von Herrn Hubbert oder Herrn Inhester zugesagte Exklusiv-Geschichte über den neuen "A 91 Twin" kaputtgemacht habe. Ich habe eben nicht nur die Augen offen, ich bin auch noch Brillenträger. Natürlich schaffe ich mir mit einem solchen Vorpreschen - und dann auch noch ohne Industrieunterstützung - keine Freunde.

Weil eigentlich jeder das System kennt, nach dem heute alles - sehr einfach - zu funktionieren scheint, wundern sich viele darüber, daß ich in Motor-KRITIK sowohl die Industrie als auch die Kollegen "auf's Korn nehme". - Oder anderswie verärgere. - "Sie müssen sich entscheiden", wird mir geraten, "wenn Sie überleben wollen". - Was nicht anderes heißt als: entweder den oder den. Aber nicht beide. Aber Motor-KRITIK ist nun mal Motor-KRITIK. - Ich mache keine Politik. Daß das auch wieder eine Art von Politik ist, kann man mir nicht anlasten. Aber ich weiß natürlich, daß das was ich mache, aus "taktischen Gründen" nicht geschickt ist.  - Aber für die Taktik sind andere zuständig.

Ich - und damit - Motor-KRITIK orientiert sich an Realitäten - So einfach ist das. Und in diesem Zusammenhang muß ich daran erinnern, daß es bei Opel Mitarbeiter gab, die sich nach Erscheinen des Vergleichstests in Heft 23 von "auto motor und sport" ("Ford Focus gegen Opel Astra und VW Golf") ein Lächeln (und entsprechende Bemerkungen) nicht verkneifen konnten, wenn sie dort lasen, daß der Opel Astra der einzige Testkandidat war, der beim Bremsen unter 40 Meter zum Stillstand kam. Bei "Auto-Bild" waren es acht von elf Testkandidaten, die z.T. deutlich die 40 Meter-Marke unterschritten. - Wo lassen Sie bremsen?

Sie müssen sich also bei bestimmten Geschichten in meinem Falle keine Gedanken machen. Nichts geschieht in bestimmter Absicht. Sondern immer nur darum, weil das Thema gerade anstand, weil ich von Dingen erfuhr, die mir berichtenswert schienen. Das ist simpel, einfach - und manchmal auch von "ergreifender Wirkung".

Wie das Verhalten der Industrie und auch so mancher Kollegen zeigt. - Aber ich bin eigentlich nicht auf der Welt um mir Freunde zu schaffen. - Nehmen Sie mich und Motor-KRITIK einfach so, wie wir sind: ein wenig naiv, aber voll guten Willens.

Damit das nicht übersehen wird: Haben Sie schon die TÜV-Antwort auf den BMW-Brief gelesen? - Wie versprochen, habe ich den schon vor Tagen an die eigentliche Geschichte unten angehängt. Mit einem "klitzekleinen" Kommentar. - Ich konnte nicht anders.

Einen schönen Tag, einen wunderschönen Freitag, den 13., wünscht Ihnen,

Wilhelm Hahne

PS: ... und am Sonntag streikt Motor-KRITIK wieder für günstigere Ortsgebühren. Sie haben dann keinen Zugang. Gut wäre sogar, Sie würden an diesem Tag überhaupt nicht ins Internet gehen. Vielleicht machen dieses Mal ein paar mehr mit. Damit die Telecom eindeutiger erinnert wird. - Sie haben doch sicherlich Verständnis für unseren Streik, oder? - Wir tun es, damit Sie in Zukunft günstiger surfen können!