Ich gehöre nicht zu den Schnellen. Ich lese nicht quer, sondern richtig. Ich stelle aber Querverbindungen her, verbinde Teilinformation mit Teilinformation, lasse ein Bild entstehen, korrigiere es, entsprechend den Rechercheergebnissen. Ich schreibe niemals sofort nach einer ersten Information. Bei mir dauert das. Und manchmal komme ich auf die entscheidende Idee - die, die Richtung bestimmt, die mich der Auflösung eines "Info-Rätsels" näher bringt - erst irgendwann morgens unter der Dusche.
"Was ist dir denn jetzt wieder eingefallen?", fragt mich dann meine Frau, wenn ich mal wieder besonders lange geduscht habe. Und manchmal brauche ich sogar ein langes, langes Bad in duftendem Badewasser, um eine Geschichte im Kopf fertigzustellen. Und jeder Arbeitstag (einschl. Duschen und Baden!) hat bei mir 16 Stunden. Ich stehe jeden Tag um 5.30 Uhr auf, gehe nach 22.30 Uhr schlafen. Und in dieser Zeit lebe ich in der Branche, denke, recherchiere, arbeite.
Meine Geschichten entwickeln sich nicht während des Schreibens. Wenn ich sie - für meine Leser - aufschreibe, sind sie im Kopf bereits vollendet. Ich schreibe dann einfach nur noch ab. Und im Abschreiben war ich immer schon gut. So gut, daß heute andere bei mir abschreiben.
Wenn Sie in diesen Tagen z.B. in der "Auto-Zeitung" von einem Porsche GT 2 mit V8-Motor lesen, dann ist das eigentlich für Motor-KRITIK-Leser eine alte Information. Und auch z.B. ein Grund dafür, warum sich Porsche für die nächste Saison aus dem Motorsport zurückzieht. - Das verstehen Sie nicht? - Warten Sie, bis ich meine Geschichte dazu geschrieben habe.
Natürlich war ich mit der zweimotorigen A-Klasse als Erster in der Öffentlichkeit. Aber es gab ein paar kleine "Differenzen" zwischen meinen und den Werksangaben. Ich habe sie geklärt. Zu Lesen in einer meiner aktuellen Geschichten.
Über die Nachrüstaktion beim Opel Astra konnte man nur anderswo zu lesen sein, weil Motor-KRITIK diese Opel-Bastelei aufdeckte. Und wie es mit Opel im Basis-Motorsport weitergeht, steht demnächst wahrscheinlich auch nur in Motor-KRITIK.
Daß es auch beim Ford-Focus Anlauf-Schwierigkeiten gab, war bisher auch nur bei Motor-KRITIK zu lesen. Weil niemand das "Auto des Jahres" ankratzen wollte? - Oder nur, weil man da, weil man es nicht übers Herz brachte, der armen Ford AG wehe tun. Vielleicht ändert sich das, wenn die Ford AG bald (!) zur GmbH wird. - Oder wenn die Anzeigenaufträge weniger werden, weil die Einführungswerbung beendet ist.
Und wenn z.B. die Nachrüstaktion von rund 200.000 Ford Mondeo - obwohl von Motor-KRITIK schon im Oktober angekündigt - bis heute noch nicht durchgeführt ist, dann liegt das nicht daran, daß meine Information falsch war, sondern daran, daß Ford die notwendigen Ersatzteile noch nicht bevorratet hat. Und so kann die Mondeo-Nachrüstaktion, der eigentlich dringend notwendige Rückruf in die Werkstätten, wohl erst im Januar des nächsten Jahres erfolgen. Das bringt sicherlich den Fahrern solcher Fahrzeuge sicherlich bis dahin nicht mehr Sicherheit. Mit Sicherheit nicht. - Aber wen interessiert das, solange es keine Toten zu vermelden gibt?
Rufen Sie doch bitte noch einmal meine Geschichte vom 27. Februar dieses Jahres auf, die "Was ist das? - Qualität von Kraftfahrzeugteilen" betitelt war. Es war eine "grüne Geschichte", die ist - und war - also für alle Leser (nicht nur für Abonnenten) zu lesen. Da hatte ich ein "heißes Eisen" angepackt. Das bis in diese Tage ohne Echo blieb. Aber nun hat der ARD Ratgeber Auto & Verkehr (in Zusammenarbeit mit dem TÜV Pfalz) meine damalige Geschichte bestätigt. Das Ergebnis: Originalteile sind nicht gleich Originalteile, weil die Gleichung Original = Erstausrüstungsqualität nicht mehr stimmt.
In Motor-KRITIK war bereits am 27. Februar dieses Jahres zu lesen:
Motor-KRITIK ist ein wenig verwirrt: Ford bekämpft "Fälschungen", läßt aber praktisch solche "Fälschungen" - wenn man vom Originalteil ausgeht - in der eigenen Organisation verbauen und bewirbt die sogar offiziell: "rein, rauf runter, raus"? Und bei Opel... - Tatsächlich: schon nach wenigen Tagen Recherchen zu diesem Thema ist uns ganz schlecht.
Der Test von ARD Ratgeber Auto & Verkehr ergab z.B. bei einem Opel-Schalldämpfer, daß er weit über dem gesetzlich vorgeschriebenen Maximalwert von 77 dB(A) lag. Dazu die Feststellung eines Mitarbeiters vom TÜV Pfalz:
"Eine Überschreitung der gesetzlichen Grenzwerte um 6 Dezibel, das haben wir hier noch nie gehabt. Der Autofahrer muß sich darüber im Klaren sein, daß beim Betrieb dieser Schalldämpferanlage die Betriebserlaubnis des Fahrzeugs verloren geht. Der Autofahrer macht sich strafbar."
Motor-KRITIK konnte im Februar nicht deutlicher auf die von uns recherchierten Mißstände auf dem Ersatzteilsektor hinweisen, als wir es getan haben. Aber bis auf die ARD am letzten Samstag (nach 9 Monaten!), ist bisher niemand auf das Thema eingestiegen. - Weil man sich damit bei den Anzeigenkunden unbeliebt macht?
In den jetzt gerade veröffentlichten neuen Geschichten dieses Informationsdienstes stehen sicherlich wieder Dinge, die der Industrie - aber auch den Kollegen der schreibenden Zunft - keine Freude machen. Aber diese Dinge machen deutlich, wie es wirklich um uns und unsere - eigentlich verlogene - Gesellschaft bestellt ist. Wir beten materielle Dinge an, machen sie zum Maßstab unseres Handelns. Wir leben eigentlich nicht unser Leben, sondern richten es auf die Ansprüche anderer aus. - Warum?
Warum kann heute eine Lüge nicht mehr als Lüge bezeichnet werden, warum Betrug nicht mehr als Betrug? - Warum sollten wir das Fehlverhalten eines hochrangigen Managers anders beurteilen, als das eines Arbeiters? - Weil er mächtiger ist? - Wir sind heute von Schauspielern umgeben. Die meisten spielen eine Rolle. Und sie spielen sie so lange - und manche so gut - daß sie schon selbst daran glauben, das zu sein, was sie eigentlich nur als eine Position darstellen, nicht wirklich ausfüllen. Wir erleben heute z.B. oft keine wirklichen Vorstände, unternehmerisch denkende und handelnde Manager mehr, sondern nur noch Darsteller von Vorständen.
Und wir erleben Öffentlichkeitsarbeiter, die das gar nicht wirklich sein können, weil sie niemanden "dienen" können. Man kann aber nicht "von oben herab" Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Darum gibt es auch immer weniger echte Öffentlichkeitsarbeiter.. Aber auch immer weniger wirkliche Journalisten.
Wer recherchiert denn noch ernstlich, versucht Hintergründe auszuleuchten, Zusammenhänge zu verdeutlichen? - Es ist auch einfacher, "schöne Geschichten" zu schreiben, solche, die niemandem wehe tun. Aber auch niemandem helfen! - Außer vielleicht dem Verleger, dem "schöne Geschichten" keine Anzeigenkunden vergraulen.
Warum erlebe ich denn immer wieder talentierte und bemerkenswert klar denkende, richtig empfindende und gut recherchierende Kollegen, die sich - mir gegenüber - im direkten Gespräch auch umfassend informiert zeigen, z.B. Stärken und Schwächen eines Automobils sehr gut empfunden haben und das auch artikulieren können. Nur: in ihren Geschichten lese ich dann das nicht, was sie eigentlich wissen, herausgefunden haben, kritisch beurteilen. - Warum?
Ich hätte z.B. gerne in "auto motor und sport" etwas über das Schicksal von Florian Moser gelesen. Der war nämlich einmal Pressechef bei Honda Deutschland, ist inzwischen (u.a.) über eine Veröffentlichung in "ams" gestolpert. Chefredakteur Ostmann sollte das eigentlich wissen. Aber wahrscheinlich war Florian Moser nur eine Figur, die man gerne genutzt hat, solange sie nutzen konnte. - Aus den Augen aus dem Sinn? - Wenn sich sonst keiner darum kümmert, wird Motor-KRITIK demnächst die Geschichte dieses Mannes schreiben, den nun - da nicht mehr mit einer "gewichtigen" Visitenkarte unterwegs - keiner mehr kennt. - Wer schreibt auch heute schon gerne "unschöne Geschichten"?
Es gibt heute eine Menge "Müll" auf dem Fachzeitschriften-Sektor. Es gibt zu viele "schöne Geschichten". Wer glaubt eigentlich noch solche "Märchen"? - Niemand ist vollkommen. Weder wir als Menschen, noch ein Automobil als Automobil. Wer wüßte das besser, als die Fahrer, die Besitzer von Automobilen? - Die besitzen nämlich keine speziell vorbereiteten Testfahrzeuge, sondern echte Großserienprodukte. - Aber warum kaufen die dann solchen "Fachzeitschriften-Müll" in dem nur zu lesen ist, daß alles - mehr oder weniger - gut ist.
So wie Prof. Dr. Kocks von VW zum Beispiel. Der ist wirklich herzerfrischend gut. Und anpassungsfähig. Der ist frech, so lange man das zuläßt. Und der ist ... - Also eigentlich ist der Sprachwissenschaftler, Philologe. Das hat er studiert und auf diesem Gebiet hat er auch seinen Doktor gemacht. Und seine Texte sind entsprechend. Denn Philologie ist schließlich die Wissenschaft von der Erforschung von Texten, von der Behandlung von Kulturen aufgrund ihrer sprachlichen Eigenheiten und ihrer mündlich und schriftlich überlieferten Worte.
Lassen Sie Motor-KRITIK darum einmal einen Text von Prof. Dr. Klaus Kocks überliefern. Der erklärte den "New Beetle, den Nachfahren des VW-"Käfer" so. Also: Was ist nun der "New Beetle", Herr Prof. Dr. Kocks? - Antwort des Sprachwissenschaftlers Prof. Dr. Kocks: "Er ist nicht die Tochter des Käfers, sondern die Schwester des Golf."
Und Prof. Dr. Kocks ist nicht der Sprachwissenschaftler, sondern die Kind von das Zeit, die wir unser nennen, der Tochter war der Mutter von das Gedanken. - Bittaschön!
Einen schönen "Guten Tag" wünsche ich noch.
Wilhelm Hahne