Dr. Wolfgang Reitzle auf Wunsch des Aufsichtsratsvorsitzenden von Kuenheim zurückgetreten

Es sollte eigentlich eine Geburt werden. Eine schwere, eine (Um-)Sturz-Geburt. Die "Mutter" hatte versucht, die (Rover-)Wehen zu verdrängen, die schon lange eingesetzt hatten. Die Natur läßt sich normalerweise nicht zwingen. Aber da gibt es eine mit allen Wassern gewaschene Hebamme: Eberhard von Kuenheim. Er unternahm den geradezu verzweifelten Versuch, eine natürliche Entwicklung noch einmal weiter hinaus zu schieben.  Es ist ihm gelungen. Aber es verlangte praktisch eine Totaloperation. Die gerissene Hebamme ist nun scheinbar der Sieger. Aber macht so etwas eine gute Hebamme? - Der Verlierer ist BMW. Die Verluste trägt die Quandt-Familie.

Wird BMW nun an den Meistbietenden verkauft?

99-02-06/01. Bei BMW liegt die Vorstandsetage im 22. Stock. An schönen Tagen, besonders wenn Föhn herrscht, kann man von dort aus die Berge sehen. BMW-Vorstandsmitglieder genießen also einen für sie serienmäßigen Weitblick. - An schönen Tagen! -

Aber es gibt einen BMW-Vorstand, der auf solchen Weitblick nicht angewiesen ist, weil er über eine andere Art von Weitblick verfügt: Dr. Wolfgang Reitzle. Und das ständig. - Der residiert nämlich "bodennah" dort, wo sich auch die Arbeit abspielt, die er mitverantwortet: im FIZ, dem Forschungs- und Ingenieurs-Zentrum von BMW, das sich ein paar Kilometer vom Verwaltungshochhaus des Münchner Autoherstellers entfernt befindet. Wolfgang Reitzle lebte dort in seiner Arbeit, sie ist ein wichtiger Teil seines Lebens, sie ist praktisch ein Stück von ihm.

Eberhard von Kuenheim hatte als Aufsichtsratsvorsitzender sein Zimmer bisher im 20. Stock. Er hatte damit weniger Weitblick als einige Vorstände. Und auch andere Ansichten. Auch andere, als das Vorstandsmitglied mit serienmäßiger Weitsicht, Dr. Wolfgang Reitzle. - Aber von Kuenheim weiß (obwohl er gegenüber Reitzle viele persönliche Vorbehalte hat), daß BMW den braucht.

In der Vergangenheit wurde Reitzle schon mal von (ihm nicht wohlgesonnenen) anderen BMW-Mitarbeitern (ohne besondere Bedeutung) "mangelnde Distanz" zu seiner Arbeit vorgeworfen, ihm seine "starke Emotionalität" als bedeutender Nachteil vorgehalten. Reitzle sei eben eigentlich "keine Führungspersönlichkeit". Führungspersönlichkeiten müßten nach einer solchen Auffassung einen deutlichen Abstand zu ihrer Arbeit, dürften keine emotionale Bindung haben. Die besten Voraussetzungen dazu bringen natürlich jene Führungspersönlichkeiten mit, die keine Ahnung von dem haben, was sie verantworten.

Dr. Reitzle ist anders. Er hat Ahnung, Wissen, Erfahrung; besitzt Einführungsvermögen, respektiert auch andere Meinungen (wenn sie begründet sind), geht aber oftmals in seinem Vertrauen gegenüber seinen Mitarbeitern zu weit. Er geht nämlich davon aus, daß die, wenn sie ihm die Ausführung einer bestimmten Arbeit zugesagt haben, die auch ausführen. - Aber das ist nicht immer so.

Dr. Wolfgang Reitzle hatte am Freitag, dem 5. Februar 1999  noch einmal Zeit, über alles in Ruhe nachzudenken, als er auf das Ergebnis der Aufsichtsratssitzung in seinem - auch vorhandenen - Vorstandszimmer im "Vierzylinder" auf das Ergebnis dieser Aufsichtsratssitzung wartete. Denn er durfte natürlich nicht teilnehmen. Und die Sitzung dauerte und dauerte. Eine an den Nerven zerrende Wartezeit.

Da hatte er Zeit, noch einmal über seine, über die Situation bei und von BMW nachzudenken. Er weiß natürlich, daß er innerhalb seiner Firma von einer ganzen Reihe von Intrigranten umgeben ist, die vor ihm buckeln, ihm die Füße küssen, aber tatsächlich alles tun, um ihm in irgendeiner Form zu schaden. Denn es gibt - es gab? - Fronten bei BMW. Die gibt es eigentlich in jeder Firma. Nur waren sie bei BMW in letzter Zeit besonders ausgeprägt, d.h., es gab nur eine. Die Front verlief zwischen den Pischetsrieder- und den Reitzle-Anhängern. Der eine war auf dem Papier der Chef, der andere war es von seiner Tätigkeit, seiner Effektivität her. Es wäre schon interessant, einmal in beider Terminkalender (liegen jeweils im Sekretariat) zu schauen. Die Sekretärinnen kennen nun mal ihre Chefs genau, wissen, was man ihnen zumuten kann. Wollen wir wetten, daß der Reitzle-Terminkalender praller gefüllt ist?

Aber auch das macht nicht die Qualität eines Chefs alleine aus. Der muß nicht nur Entscheidungen schnell, sondern möglichst viele richtige Entscheidungen treffen. Gleich, ob das nun Kopf- oder Bauch-Entscheidungen sind. Denn in der Automobilindustrie können nicht alle Entscheidungen nur mit dem Kopf (oder dem Computer) getroffen werden. Dazu gehört dann auch, daß der jeweils Entscheidende über Erfahrung verfügt, über möglichst umfangreiche Erfahrung. - Da weisen sowohl Reitzle als auch Pischetsrieder einen kleinen Mangel auf: beide sind reine BMW-Gewächse, haben keinerlei Erfahrungen in anderen Firmen sammeln können.

Während Reitzle durch seine Arbeiten auch in der Öffentlichkeit bekannt wurde, war Pischetsrieder eigentlich für die Öffentlichkeit solange eine unbekannte Größe, bis daß ihn Eberhard von Kuenheim aus der Versenkung holte. Der kannte Pischetsrieder dagegen gut, schließlich war der lange Zeit sein Statthalter in Südafrika gewesen. - Um noch einmal deutlich zu machen, wie Motor-KRITIK die Dinge sieht: Pischetsrieder war von Kuenheim-Statthalter, kein BMW-Statthalter. - Und von Kuenheim wußte so, daß er in der Zusammenarbeit mit ihm, der "pflegeleichtere Typ" sein würde. Pischetsrieder war nach der damals vorsichtigen von Kuenheim-Darstellung gegenüber der Öffentlichkeit, "der geeignetere, nicht unbedingt der bessere" Kandidat.

Bernd Pischetsrieder ist ein Mann mit Geschmack. Das weist nicht nur seine Villa oder sein gut sortierter Weinkeller aus, sondern auch seine Freude daran, mit offenem Rolls Royce bei schönem Wetter über Land zu fahren. Ruhig, langsam, genießerisch. Oder schnell mit einem McLaren F1 (so nennt sich der Seriensportwagen mit BMW-Motor) von der Straße abzukommen. - Genuß ist leider nicht immer ohne Reue möglich. Und manchmal genügt es eben nicht etwas zu wollen, man muß es auch können. Aber das erfährt man eben erst dann, wenn man es tut. - Wie im (Un-)Fall des McLaren F1.

Oder wie im Falle Rover. Da glaubte Bernd Pischetsrieder (wie früher Eberhard von Kuenheim), daß es genügt, eine klare Linie beizubehalten, um per Saldo einen Erfolg nachweisen zu können. Nur ist im Falle Rover der Zeitraum zu lange, bis daß der von Pischetsrieder eingeschlagene Weg zu einem Erfolg führt. - Oder auch nicht. - Nach Motor-KRITIK-Informationen würde das im Jahre 2005 eindeutig feststellbar sein.

Wolfgang Reitzle dagegen hatte schon vor ein paar Jahren eine Vorlage erarbeitet, in der man (auch heute noch) nachlesen kann, daß ein anderer Weg richtig sei, wenn BMW mit Rover Erfolg haben wollte. Reitzle hätte danach einen Teil von Rover verkauft, andere Stücke anders einbezogen. Aber Bernd Pischetsrieder glaubte an seine Vision, wollte von der seines Kollegen Reitzle nichts wissen. Da Wolfgang Reitzle aber keine Arbeiten gegen seine Überzeugung durchführen wollte, ließ er sich damals in seiner Arbeit bei (und für) Rover ablösen. Da er Rover damals praktisch neben seiner anderen Arbeit für BMW machte, war Reitzle praktisch Tag und Nacht unterwegs. Auch das Zurücklegen von Entfernungen kostet Zeit. - In dieser Phase ging dann auch seine Ehe entzwei.

Und damit wären wir dann im Heute und bei Nina Ruge, die - ginge es nach Eberhard von Kuenheim - Wolfgang Reitzle eigentlich auf dem Altar seiner BMW-Karriere opfern müßte. Dr. Reitzle hat für BMW von seinem Privatleben (das ist schließlich auch ein Stück seines Lebens) eine Menge geopfert. - Irgendwo gibt es Grenzen.

Nicht für Eberhard von Kuenheim. In der neusten Ausgabe des (immer lesenswerten!) Informationsdienstes "dossier B" ist nachzulesen, was ein BMW-Insider über den derzeitigen Aufsichtsratsvorsitzenden sagt: "Kuenheim ist ein Meister der Demütigung und sieht die Leute gern auf den Knien. Erst dann erweist er ihnen die Gnade." - Und er hatte auch in den letzten Wochen immer wieder den "Schatten der Konkurrenz" vor den Augen der Betroffenen (Reitzle, Pischetsrieder u.a.) versucht entstehen zu lassen.

So führte z.B. das Versenden von handschriftlich verfaßten Briefen des Herrn von Kuenheim an den Porsche-Chef Wendelin Wiedeking dazu, in "eingeweihten Kreisen" den Eindruck entstehen zu lassen, Eberhard von Kuenheim sei an Wiedeking als Nachfolger für Pischetsrieder interessiert. Was aber eine bloße Gedankenkonstruktion war, denn in den Briefen des Herrn von Kuenheim stand nichts anderes als ein paar Dankesworte für kraftvolle Wiedeking-Worte in Richtung Politik - oder auch zum Thema Fusionen. - Aber Wendelin Wiedeking hat auch ein Interesse daran, als Manager im Gespräch zu bleiben. Und so hat niemand den Vermutungen wirklich eindeutig widersprochen. - Bis zum 5. Februar 1999. Nun dementiert man eine Wiedeking-Verbindung zu BMW klar.

Eigentlich suchte Eberhard von Kuenheim auch gar keinen Nachfolger für sein Ziehkind Bernd Pischetsrieder. Würde er nämlich diesen Mann aus seiner jetzigen Position entfernen, würde er damit zugeben, in der Vergangenheit - nämlich bei der Besetzung der Position des Vorstandsvorsitzenden bei BMW durch Bernd Pischetsrieder - einen Fehler gemacht zu haben. Und ein Eberhard von Kuenheim macht keine Fehler.

Darum haben wir auch sehr aufmerksam das Verhalten des Herrn von Kuenheim nach seinen Gesprächen mit der Quandtfamilie (Quandt-Stiftung) vor einer Woche beobachtet. Es war da einiges von seiner Souveränität verloren gegangen. Eberhard von Kuenheim fühlte sich wohl in der Falle. Er wußte, daß er eigentlich etwas tun mußte; im Interesse von BMW und der Quandt-Familie; aber er sah keine Möglichkeit das zu tun, ohne sich selbst, seinem Ansehen zu schaden. - Aber er hat nach Motor-KRITIK-Informationen am Montag (1. Februar) Bernd Pischetsrieder über den Ernst der Lage informiert.

Dabei hatte er als Aufsichtsratsvorsitzender schon (zu) lange eine Entscheidung vor sich hergeschoben. Und jetzt wollte er versuchen, die Entscheidung ein weiteres Mal zu verschieben. Auch am 5. Februar  versuchte von Kuenheim noch einmal Stimmung für seine "Entscheidungs-Verschiebungs-Theorie" zu machen, indem er ausführte, man dürfe sich durch den Mob der Straße keine Entscheidungen aufdrängen lassen. Und er hatte die Arbeitgebervertreter auf seiner Seite, die nicht gerade Reitzle-freudig eingestellt sind. Während Pischetsrieder gerade im Umgang mit dem Betriebsrat vieles schleifen läßt (wie bei Rover), mußten die Arbeitnehmervertreter bei Reitzle mit einer härteren Gangart rechnen. Besonders natürlich bei Rover! Und so waren sie dann auf der Seite des Herrn von Kuenheim, die der eingenommen hatte, um selbst nicht das Gesicht zu verlieren. - Aber der hatte wohl etwas überzogen und das dann auch so während der Verhandlungen empfinden müssen. Zu spät! - Es gab  nun kein Zurück mehr.

Und so mußte er dann bei einem Solo im Büro des Herrn Reitzle eine Rolle übernehmen, die ihm eigentlich nicht paßte, die aber selbst zu verantworten hat.

Er stellte - wie Motor-KRITIK in Erfahrung bringen konnte - dem BMW-Supervorstand Reitzle die Frage, ob er auch - wenn sonst nichts geschähe - in seiner bisherigen Position bei BMW weiterarbeiten würde. - Reitzle: "Nein." -  Eberhard von Kuenheim, wachsbleich im Gesicht: "Dann bitte ich Sie zurückzutreten."

Dabei war die Situation so, daß Reitzle - dank der zwei Stimmen des Aufsichtsratsvorsitzenden - einen Vorsprung von einer (einzigen) Stimme hatte, also eigentlich Vorstandsvorsitzender sein konnte. Als von Kuenheim klar wurde, was auf der Arbeitnehmerseite vorging, war es zu spät, die Entwicklung (die durch von Kuenheim eigentlich eingeleitet wurde) zurückzudrehen.

Und das war dann das Ende des Dr. Wolfgang Reitzle bei BMW. Denn Wolfgang Reitzle hat sofort seinen Rücktritt erklärt. Eine Stimme Vorsprung war ihm zu wenig. Es gibt so viel zu tun bei BMW. Da brauchte er mehr als nur eine Stimme Rückhalt. Wer wüßte das besser als Dr. Reitzle? - Und was wollte von Kuenheim jetzt noch machen? Er hatte sich, er hatte BMW, er hatte die Aktionäre (und auch die Familie Quandt) in eine verteufelte Situation gebracht. - Es ist definitiv: Dr. Wolfgang Reitzle, "Mr. BMW", verläßt die Firma, in der er groß wurde. Und Bernd Pischetsrieder sollte bleiben. "Vorläufig", war ihm gesagt worden.

Bernd Pischetsrieder konnte sich ausrechnen, daß dieses "vorläufig" bestenfalls bis zur Hauptversammlung im Sommer reichen würde. Und er wollte nicht für diese Übergangszeit als "Feigenblatt" für Herrn von Kuenheim dienen. Also bedankte er sich auch recht artig "für die Blumen" und trat zurück.

So mußte man denn einen neuen Vorstandsvorsitzenden "aus dem Hut" zaubern. Und warum sollte denn der Produktionsvorstand, Joachim Milberg, der gerade noch im Werk Dingolfing eine Journalisten-Besuchergruppe unterhalten hatte, zu einem solchen Angebot Nein sagen? - Also: Ja. - Und so hatte BMW wieder einen Vorstandsvorsitzenden.

Dr. Wolfgang Reitzle kennt die Meinung der Hauptanteileigner an BMW, der Familie Quandt zu seiner Person. Und er bedauert sicherlich, daß Susanne Klatten (geb. Quandt) am Ende des unschönen Spiels Tränen in den Augen hatte. Zwar ist man bei Quandt nicht mehr von der Meinung des Herrn von Kuenheim abhängig, aber längst noch nicht so durchtrieben wie einige der Herrn Aufsichtsräte.

Man wird nun im Hause Quandt begreifen müssen, daß man zwar Haupteigner bei BMW ist, aber eigentlich nichts zu sagen hat. Bei Quandt wird man ohnmächtig zusehen müssen, wie man nun gewaltig an Vermögen verliert.

Noch einen Tag vor dem 5. Februar hatte man durch die Annahme der Anleger, Dr. Wolfgang Reitzle würde Vorstandsvorsitzender, sein Vermögen (durch die Steigerung des Aktienkurses) um mehr als 1,5 Milliarden DM erhöhen können. - Vorhersage: ab dem 8. Februar 1999 geht's bergab.

Was nutzt es da, daß die Quandt-Kinder nicht nur groß, sondern auch geschäftsfähig geworden sind, selbst denken, Entscheidungen treffen, abwägen und vergleichen können. Die "Kinder" müssen begreifen, daß es einigen Herren nicht so sehr um die Firma BMW, sondern mehr um das eigene Ansehen geht.

Soweit das direkt nach der Aufsichtsratssitzung zu erkennen ist, gibt es keinen Sieger. - BMW hat verloren, Pischetrieder hat verloren, Reitzle hat verloren, Herr von Kuenheim hat verloren, die Quandt-Familie hat verloren, die Aktionäre werden verlieren. - Gewinnen wird Ford oder VW.

Richard Gaul, bisher der oberste Öffentlichkeitsarbeiter bei BMW, hat noch schnell, vor seinem an und für sich - so dachte er sicherlich auch - unabwendbaren Sturz vom BMW-Sockel, eine Umorganisation seiner Abteilung vorgenommen, was den oben schon erwähnten Informationsdienst "dossier B" "stark an die letzten Tage der Union in Bonn" erinnert, "die auch noch schnell vor der Bundestagswahl die treuen Parteigänger mit gutdotierten Posten versorgte".

Nach dem nun beschlossenen Wechsel an der Spitze des BMW-Vorstandes sieht das alles jedoch ganz anders aus.

Auch z.B. für Karl-Heinz Kalbfell, dem Konzernbeauftragten für Marketing. Ein anderer (Heinrich Heitmann, vorher BMW-USA) ist jetzt Vorstand für Marketing und Vertrieb geworden. Kalbfell soll jedoch die Arbeit machen. Für BMW und Rover ist der neue "Konzernbeauftragte" zuständig. Für wie dämlich halten eigentlich Aufsichtsratsmitglieder engagierte BMW-Mitarbeiter?

Und es gibt einen neuen Produktionsvorstand (Carl-Peter Forster, bisher BMW-Südafrika) und Entwicklungsvorstand (Wolfgang Ziebart). Und... - Aber das sind alles Nebenrollen, die selbst in einem schlechten Film immer gut besetzt sein sollten. Aber ein Film ohne gute Hauptdarsteller verkauft sich schlecht. - Eine AG übrigens auch.

Man wird das an der Entwicklung des BMW-Aktienkurses ablesen können. BMW ist nun - dank der vorzüglichen Arbeit eines Eberhard von Kuenheim und seiner Aufsichtsrats-Crew - zu einem Übernahme-Kandidaten geworden. Was Eberhard von Kuenheim in einem ganzen Menschenleben aufgebaut hat, hat er an einem Tag vernichtet. Dabei wollte er das sicherlich nicht. Er hatte einige Mechanismen übersehen. Und nun gibt es eigentlich nur noch zwei vorstellbare Szenarien. Aus der Sicht von Motor-KRITIK:

1) VW übernimmt BMW, weil die Quandt-Familie resigniert aufgibt. Dann wären wieder Bentley und Rolls Royce vereint. Auf der Plattform des Golf könnten bei Rover neue Fahrzeuge entstehen. Und, und, und... - ach, der britische Staat würde inzwischen auch bei Rover Geld dazu tun.

2) Ford übernimmt BMW. Und nach einem überschaubarem Zeitraum wäre Wolfgang Reitzle der Über-Chef von BMW. Szenario Zwei scheint fast realistischer. Ford hat mehr Geld als VW zur Verfügung. Und BMW würde ganz gut in die Pläne des Mr. Nasser passen. Der ist noch gerissener als Eberhard von Kuenheim, der am 5. Februar 1999 seine Grenzen erfahren mußte.

Schade, der 5. Februar 1999 hätte so ein schöner Tag werden können. Für BMW, für Quandt, für Reitzle, für alle Aktionäre. - Aber auch für Bernd Pischetsrieder. Für den wäre aber das Ergebnis - so oder so - gleich gewesen. Aber für Eberhard von Kuenheim wäre sein Lebenswerk erhalten geblieben. - Nun hat er es selbst mit zerstört, bzw. die Zerstörung eingeleitet.

Die Geister die ich rief... (es ist Goethe-Jahr)

MK/Wilhelm Hahne