99-10-16, in Virneburg/Eifel,
wo es inzwischen die ersten Nachtfröste gab.

Guten Tag!

Ich hätte auch "Guten Quatsch!" sagen können. Denn als Journalist lebt man eigentlich davon. Und darum bin auch DC-Konzernchef Schrempp dankbar. "Alles Quatsch" sagte Schrempp zu einer "stern"-Geschichte, deren Extrakt aber vorher schon in Motor-KRITIK zu lesen war.

Für den "Spiegel" war das "eine Falschmeldung". - Merke: alles was der "Spiegel" verpasst, ist eine Falschmeldung. Da hat z.B. auch der "Aufstieg" (die Luftfahrt) von Mercedes-Sportwagen in Le Mans erst gar nicht stattgefunden. Also kann es doch gar nicht passiert sein. Dagegen vermeldete der "Spiegel" vor Jahren einmal einen "Rufmord". - Den hatte es aber gar nicht geben können, weil eine Leiche bis heute nicht gesichtet wurde. Ein Mord ohne Leiche? - Oder war das einfach eine "Falschmeldung" des "Spiegel"?

"Das ist alles Quatsch", würde Jürgen Schrempp sagen. Und er hätte das wahrscheinlich auch gesagt, wenn vor einem Jahr irgendwo gestanden hätte, er habe - neben seiner Frau - eine Freundin. Aber dann hat er sich bei BILD ausgequatscht. - Und alles wird gut. - Merke: der Quatsch von heute ist die Realität von morgen.

Schrempp hat inzwischen überall für geordnete Verhältnisse gesorgt. Er ist auch nun nicht mehr auf die "Spanische Treppe" angewiesen. Inzwischen könnte man blödeln: Geht dem Schrempp der Wein aus, geht er in sein Weinhaus. - Er geht offenbar nicht mehr ohne Huth. - Oder?

In Berlin, bei der "Neueröffnung des traditionsreichen Hauses am Potsdamer Platz" (gemeint ist: das Weinhaus Huth) sagte Schrempp zur Situation: "While DaimlerChrysler is a global company, it is no means without a home". (Ich habe das aus einer Pressemitteilung des Konzerns, "For Release".) Schrempp spricht eben genau die (Konzern-)Sprache, die man in Baden-Württemberg wie in Detroit versteht. Im übrigen hat er bei seiner Rede viele Phrasen gedroschen, aber  wenig gesagt. Die FAZ stellte fest: "Schrempp vermied allerdings konkrete Festlegungen zum Sitz des deutsch-amerikanischen Unternehmens in der Zukunft". - Das mußte auffallen.

Wie z.B. mir auffällt, wenn Dietmar Hawranek in seiner "Spiegel"-Geschichte zur Standortfrage des DC-Konzerns in einer Bildunterschrift sehr richtig feststellt: "Deutschland war für Daimler ein Steuerparadies". - Genau das ist richtig. Es kommt auf das Wörtchen "war" an.

Was auf eine Richtigkeit der Substanz in den Geschichten in "stern", BILD (und auch Motor-KRITIK) schließen läßt, ist übrigens, dass sofort nach Erscheinen der "Falschmeldungen" im Stuttgarter Konzern eine Suche nach der "Leckage" (exakt dieses Wort wurde verwendet) begann. - Aber wie kann etwas nach draußen dringen, dass drinnen gar nicht vorhanden ist, Herr Schrempp?

Wir bei Motor-KRITIK sagen in solchen Fällen: "Alles Quatsch". Und verweisen auf eine passende "Spiegel"-Geschichte.
Oder einfach darauf, wie "national" Herr Schrempp bei seiner Entscheidung dachte, als er jetzt die Dasa und Aerospatiale Matra zum drittgrößten Luft- und Raumfahrtunternehmen zusammenführte. Zitat aus der DiamlerChrysler Presseinformation: "Die zentralen Funktionen der EADS werden an den Standorten München und Paris wahrgenommen. Der gesellschaftsrechtliche Sitz des Unternehmens liegt in den Niederlanden." - Na bitte, Herr Schrempp -.es geht doch auch ohne "Quatsch"!

"Alles Quatsch", wurde bisher auch bei Audi gesagt, wo unter der Oberleitung des Herrn Rainer Nistl (übrigens ein begnadeter Langstreckenläufer) genau das Gegenteil von einer offensiven Pressearbeit betrieben wird. Und nun blieb (nach diversen Veröffentlichungen zum Thema TT - auch in Motor-KRITIK) kein anderer Weg, als 37.000 Fahrzeuge zurückzurufen. Peinlich, wo die Karosseriefugen doch so exakt stimmten.

Wobei das mit dem "Rückruf" eigentlich nicht stimmt. Denn Audi hat (lt. Pressemitteilung - die ich natürlich auch nicht erhalte) einfach einem Wunsch der Kunden entsprochen. Es handelt sich also mehr um einen Wunsch-Rückruf. -

Aber zurück zu den exakt stimmenden Karosseriefugen. Was übrigens nicht unbedingt immer stimmte, war das Verhältnis von Vorder- und Hinterachse zueinander. Motor-KRITIK liegt eine Information vor, nach der allein von einem einzigen Audi-Centrum ein halbes Dutzend TT's ermittelt wurde, bei denen eine Achsvermessung einen Versatz von Vorder- und Hinterachse zueinander zwischen 15 und 25 Millimeter ergab. - Vielleicht kann Herr Nistl dazu einmal etwas sagen. -

"Alles Quatsch", wäre verständliches Deutsch. Das wird immer wieder gerne verwendet.

Vielleicht wird das auch Frau Dr. Wegerhoff sagen, nachdem sie meine Geschichte zu "ihrem Thema" gelesen hat. Und ihre Aussage wird tagelang Bestand haben. Bis dass sie von der Realität überholt wird. Wie der "Quatsch" von Herrn Schrempp. - Wie jetzt aus Stuttgart zu hören, könnte das aber nun bis Ende des Jahres 2000 dauern. Die globalen Manager in Möhringen werden die eingetretene Situation gerne zu einer Diskussion mit der Politik nutzen.

Schrempp sagte im Weinhaus Huth, am Potsdamer Platz: "However, they will remain the basis of any new international order, wich is why global companies such as DaimlerChrysler consider dialogue with policians to be very important."

Ich weiß wirklich nicht, warum mir jetzt gerade der Ausspruch von Carl von Ossietzky einfällt, der in den kritischen 30er Jahren einmal aufgrund entsprechender persönlicher Erfahrungen feststellte: "In Deutschland gilt der als viel gefährlicher, der auf den Schmutz hinweist, als der, den den Schmutz macht."

Ach so! - Ich habe die DC-Pressemitteilungen zu "DaimlerChrysler's Representative Office in Berlin Moves into Huth House" weder in englisch noch in deutsch erhalten. - Zufall, Herr Inhester? - Oder gar ein wenig böse? - Dabei habe ich die Aktien doch so gut gepusht. - Eine "Falschmeldung" sagt eben mehr als tausend Pressemitteilungen.

Nur gut, dass ich mit Schmutz nichts zu tun habe. - Höchstens mit "Quatsch".

Guten Quatsch!

Wilhelm Hahne

PS: Noch ein gutgemeinter Tipp für die Kollegen: In der vor uns liegenden Woche - wahrscheinlich am Mittwoch - wird der neue DTM 2000-Mercedes in Oschersleben seine ersten Runden drehen. Für "ams" ist das nicht neu. Weil man gerne exklusiv... - Also: Nichts wie hin!