Der derzeit stärkste Serien-SEAT Ibiza erhält in diesem Frühjahr einen - scheinbar - gleichstarken Bruder

Bei Sportlern wird gerne gesagt, dass nicht unbedingt die Papierform, sondern die Tagesform entscheidend ist. Bei den beiden Ibiza-Brüdern ist das anders. Nach der Papierform ist der NEUE - kommt noch in diesem Frühjahr - zumindest der elastischere. Ich habe beide bei ihrer Entwicklung beobachtet. Ich würde auf den warten, den jetzt noch kaum jemand kennt. Auf der IAA wurde er von den meisten Medienvertretern übersehen und von SEAT verleugnet. Und bis jetzt gibt es noch keine Pressemitteilung von ihm. Also existiert er nicht. Dagegen ist der andere, in Bologna schon im letzten Jahr vorgestellt, jetzt überall im Gespräch, wird von den Kollegen auch gut ins Bild gesetzt. Ich werde nachstehend mehr von dem Neuen sprechen und ihn in Fotos vorstellen.

Ein SEAT "R" mit Kennzeichen "D"

04-02-10/03. - Bevor ich die ersten Zeilen zu dieser Geschichte schrieb, wollte ich in jedem Falle sicher gehen, dass das Fahrzeug auch kommt. Nicht alles, was ich bei Testfahrten sehe, kommt auch wirklich in die Händlerläden. Aber dieser SEAT Ibiza kommt. So höre ich aus der Abteilung SEAT-Öffentlichkeitsarbeit. Melanie Stöckl, schreibt mir auf meine entsprechende Anfrage am 23. Dezember 2003:

"Sehr geehrter Herr Hahne,
der SEAT Ibiza mit 150 PS TDI wird im Frühjahr 2004 nach Deutschland
eingeführt werden."

Nun ist es also heraus: Es wird in naher Zukunft zwei SEAT Ibiza mit 150 PS geben. - Einmal Benzin, einmal Diesel. - Schauen wir uns zunächst einmal den an, der bereits auf der Motor-Show in Bologna gezeigt wurde und den die Kollegen vor kurzem schon fahren konnten.

Das ist der neue SEAT Ibzia FR. Das Foto oben ist ein Werksfoto. Es lässt den Wagen relativ "mild" wirken. Optisch eigentlich nicht aufregend, dieser Ibzia FR. - F steht für Formula, R für Racing. Der 150 PS-Turbomotor (1,8 l Hubraum, 20 Ventile) bringt das um 1100 Kilogramm wiegende Fahrzeug mit Fahrer in 8,4 sec von Null auf 100 km/h und die Höchstgeschwindigkeit wird erst bei 216 km/h erreicht. Das Drehmoment von 220 Nm lässt ein gut zu fahrendes Auto erwarten.

Aber hart soll er sein. Schreiben die Kollegen. Die sportliche Härte wohl nur bei einem Sportwagen ab 200.000 Euro akzeptieren. Die Buchstaben "FR" beim Ibiza stehen z.B. für die Kollegen von "Auto-Bild" für "flotter Rüttler". Aber sie testieren dem Turbo-Ibiza ein mögliches schaltarmes Fahren. Wenn man will. Und nicht ständig im Getriebe herumrühren möchte.

Das gibt es zu einem Preis von 18.360 Euro. Und ESP gibt es gegen Aufpreis (380 Euro). Unter uns: mit ESP kann man auch nicht wirklich schnell fahren.

Ich stelle mir vor, mit so einem Fahrzeug auf der Nürburgbring-Nordschleife unterwegs zu sein. Mit eingeschaltetem ESP. Wenn Sie dann mit einer solchen Sportlimousine z.B. in die Bergauf-Links, ausgangs der "Fuchsröhre" sind, glauben Sie plötzlich festgehalten zu werden: das ESP regelt alles herunter, weil die hier auftretenden g-Kräfte im Software-Programm nicht vorgesehen sind. Das gleiche, wenn Sie versuchen, sich schwungvoll in die Schräge des "Karussels" zu begeben. Die hier "dank" ESP erreichte Dynamik ähnelt der einem Sportwagen, der gerade auf der Suche nach einem Parkplatz ist.

Aber nun zum "Brudermodell", dem SEAT Ibiza R "D" (so nenne ich ihn). Ich habe ihn bei einer abschließenden letzten Dauererprobung (bevor über das Anlaufen seiner Fertigung entschieden wurde) viele Tage auf der Nordschleife beobachten können.

Aber lassen Sie mich zunächst noch einmal die R "D"-Studie zeigen, so wie sie schon - fast unbeobachtet - auf der IAA stand:

Das ist er also. Hier wirkt der Diesel doch nicht so "pummelig" wie der FR auf dem Werkfoto. Und auch die Innenausstattung kann sich sehen lassen:

Da gibt es sogar eine "Oben"-Markierung am Lenkrad, damit man beim "wilden Kurbeln" nicht die Übersicht verliert. Und ein Blick auf ein Vorderrad, vermittelt gleichzeitig eine Vorstellung von der Bremse:

Die Bremszange schimmert rot durch, vermittelt einen Hauch von "Brembo". Und tatsächlich nannte man diese Dieselversion auf der IAA "R"-Typ. Wie auf dem Kotflügel zu sehen.

Im Versuch auf dem "Ring" war dieser "R"-Typ mit Dieselmotor in der Außenfarbe Schwarz unterwegs. Hier habe ich ihn an der "Antoniusbuche" fotografiert, die der Testwagen...

...mit gut 200 km/h passierte, obwohl die Strecke vorher leicht ansteigt. Und es ging an dieser Stelle dann - "6. Welle voll" - hinunter auf Tempo 220, bevor dann vor der Schikane die Bremsen gefordert waren. Auf dem folgenden Foto kann man sehen, dass es exakt die "roten" Bremsen sind, die schon auf der IAA (optisch) begeisterten:

Hier, bei der Anfahrt auf die Breitscheid-Brücke. Wenn man beobachtet hat, wie spät die Fahrer hier bremsen konnten... - die "Rote" muss gut sein. Insgesamt vermittelte dieser "R"-Typ des Ibiza den Eindruck von Dynamik. Wie auch auf diesem Foto zu sehen, wo der Testfahrer gerade mit seinem Zweiliter-Diesel...

...auf einen 7er BMW aufgelaufen ist. Der Fahrer des BMW kann es gar nicht fassen, dass dieser Auto-Zwerg es wagt ihn anzublinken. Und der "R"-Ibiza ist dann auch vorbei gezogen. Ich habe den Diesel-Ibiza (der hat tatsächlich ein Sechsganggetriebe, während das Turbo-FR-Modell sich mit einem Fünfganggetriebe begnügen muss) auf einer seiner schnellen Runden mit 9:15 min stoppen können. Und bei Regen hatte der "Kleine" auf der Nordschleife nur noch wenig Konkurrenz. Das machen nicht die 150 PS des Diesel, sondern wie man sie - dank des gewaltigen Drehmoments - (das ich leider nicht exakt kenne) einsetzen kann. Immer (mindestens) einen Gang höher fahrend, als die Benzin-Konkurrenz unterwegs, war der "Kleine" auch dank seines relativ geringen Gewichts (um 1150 Kilogramm) das leichter, besser und schneller zu fahrende Fahrzeug auf der glatten Fahrbahn als die PS-starken Zweitonner.

Hier sehen Sie den Diesel-Renner noch einmal:

Er macht doch eine gute Figur? - Aber er wird nach meiner Schätzung schon ein wenig teurer sein als die Turbo-Benziner-Version mit gleicher Leistung. Ob er unter der 20.000er Marke bleibt? - Hoffentlich! - Und - bitte - ESP nur gegen Aufpreis. (Für solche, die einem Gürtel zum Halten ihrer Hose nicht trauen und zusätzlich Hosenträger verwenden.) - ESP gehört nicht zu einem "R"-Typ.

Erst recht nicht, wenn der das "Kennzeichen D" trägt.


MK/Wilhelm Hahne


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