Touri-Fahrten: Chaos ohne Lehren daraus zu ziehen?

Es hat während der „Touristenfahrten“ auf der Nürburgring-Nordschleife am 4. Oktober einen schweren Verkehrsunfall gegeben, der nicht nur einen Toten forderte, sondern auch neben –   hoffentlich auszukurierenden Verletzungen bei einigen in den Unfall verwickelten Personen - auch bei mehr als zehn – zufällig - Unfallbeteiligten einen erheblichen Sachschaden hinterließ. - Wie vieles im Leben lässt sich das Ausmaß des Unfalls durch „eine Verkettung einiger unglücklichen Zufälle“ erklären. Er hat aber eine Basis, so dass ein solcher – oder ähnlicher Unfall – eigentlich zu erwarten war. Wie klar das auch z.B. bei der Polizei war, geht daraus hervor, das der Unfallbericht nicht – ich habe in meiner Geschichte vom 5. Oktober darauf hingewiesen – von der PI Adenau, die den Unfall aufnahm, nicht von der Polizeidirektion Mayen, die sonst „normalerweise“ informiert, sondern vom Polizeipräsidium Koblenz veröffentlicht wurde. - Nun hat es am vergangenen Sonntag wieder eine Reihe von Unfällen – darunter durchaus „böse“ – auf der Nürburgring-Nordschleife während der „Touristenfahrten“ gegeben. Bei der Schwere z.B. dreier Überschläge, darf man von einer Einschaltung der Polizei ausgehen. Man muss aber eine „sensible“ Behandlung dieses Themas registrieren. - Von der veranstaltenden Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG und der Polizei zum Beispiel. - Weil diese Unfälle nicht „in die politische Landschaft“ passen? Sie gefährden offensichtlich das Bild, dass man (alle Beteiligten?) von der „guten Situation“ am Nürburgring insgesamt – darzustellen versucht. - Darum möchte Motor-KRITIK hier auch zu der erneuten Unfall-Serie, die inzwischen offenbar als Normalität empfunden – oder jedenfalls so dargestellt wird - nach ein paar Schilderungen von persönlichen Eindrücken zu den Vorfällen am Sonntag als notwendige Zusammenfassung die Frage stellen:

Touri-Fahrten: Chaos ohne Lehren daraus zu ziehen?

In Motor-KRITIK gab es eine erste Darstellung von der besonderen Situation während der „Touristenfahrten“ auf der Nürburgring-Nordschleife am Montag, 4. Oktober 2021, bei denen ich Details weggelassen hatte, weil ich sie in der Kürze der Zeit nicht als zuverlässig bestätigt bekommen konnte.

So gibt es die detailreichere Geschichte dazu auf der Internetseite des amerikanischen Fachblattes „road & track“ zu lesen, bei der der letzte Satz lautet:

„Die örtliche Polizei hat noch nicht auf eine Bitte um zusätzliche Informationen reagiert.“

Interessierte Leser finden diese – englischsprachige – Geschichte, wenn sie HIER kurz klicken!

(Tipp: Wenn die Englischkenntnisse nicht reichen oder man es sich bequem machen will: Diesen Artikel kurz kopieren und von Google – durch Einkopieren – schnell übersetzen lassen. Oder noch einfacher: Es lässt sich die Sprache auf der „road & track“-Seite  – oben rechts – einstellen. - Die Übersetzung ist allerdings etwas „holperig“!)

Bei der Polizei hat man andere Sorgen. Man scheint in einer Zwickmühle zu stecken, wie ich feststellen konnte, als ich versuchte, schon im Vorfeld des grauenhaften Unfalls – der für mich nicht überraschend kam –  die Rolle der Polizei z.B. in Adenau bei der Information über Nürburgring-Unfälle zu klären.

Mir wurde deutlich, dass die Polizei in Adenau offensichtlich schon lange praktisch versuchen muss, von einer Polizei-Inspektion nicht hin zu einer „Polizei-Wache“ degradiert zu werden. Zu diesem Zweck wurde u.a. eine nicht-öffentliche Unfallstatistik über Nürburgring-Unfälle geführt, um die notwendigen Einsätze dort zu den anderen notwendigen Einsätzen nachweisbar hinzu addieren zu können, weil sonst die „Ist-Stärke“ der Besetzung schon vor Jahren deutlich herabgesetzt worden wäre, obwohl sie z.T. deutlich unter der „von oben“ errechneten „Soll-Personalstärke“ lag. - Man spart eben gerne!

Die Nürburgring-Einsätze sollten nämlich lt. „Anweisung“ auch schon mal nicht mehr gezählt werden. So ist es zu der Situation gekommen, dass eine Nürburgring-Unfallstatistik in Adenau zwar geführt, aber gerade in letzter Zeit plötzlich dazu genutzt wird, die Unfallhäufigkeit während der „Touristenfahrten“ am Nürburgring „zu schönen“, weil diese Statistik tatsächlich nicht alle Unfälle während der „Touristenfahrten“ erfasst, sondern offensichtlich nur die schwereren.

  • Aus welchem Grund und auf wessen Veranlassung man die realen Unfallzahlen mit den „echten“ Statistikzahlen „schönt“, ergibt nur dann „Sinn“, wenn – wer auch immer – in der Öffentlichkeit einen Eindruck erwecken möchte, der – aus meiner persönlichen Sicht leider – falsch ist!

Das sind zwei Fotos, die auch von der Unfallszene am 4. Oktober 2021 gemacht wurden und in der z. Zt. die Staatsanwaltschaft ermittelt. Was aber offensichtlich nichts daran ändert, dass es mit dem gleichen „Sicherheitskonzept“ (beim Veranstalter wird das so benannt!) auf dem Nürburgring bei den „Touristenfahrten“ so weitergeht, unter dem es auch vor einer Woche zu dem von mir mit „Super-Gau“ bezeichneten Unfall kommen konnte.

Auch gestern, am Sonntag, dem 10. Oktober 2021 war der „Auftrieb“ (Besucherandrang) bei den „Touristenfahrten“ wieder riesig.

Die Parkplätze waren überfüllt, es gab Staus nicht nur auf den Zufahrtstraßen und im Umfeld des Nürburgrings. Ein Fahrer, der am letzten Montag auch in diesen schrecklichen Unfall verwickelt war, schrieb auf „facebook“ gegen Ende eines weiteren unfallreichen Sonn(en)-Tages gestern Abend erst:

...„Heute hatten wir schon wieder 4 Schließungen, zwei Überschläge und ein abgedecktes Auto. Langsam kommt mir der Gedanke, ob die derzeitigen Tourifahrten an einem Scheideweg angekommen sind und das Konzept für die Zukunft grundlegend überarbeitet werden muss. Wenn das so weiter geht, werden wir ein echtes Problem hier oben am Ring haben.“...

Dieser Mann war wohl wieder „vor Ort“ oder jedenfalls nicht schlecht informiert! - Hier sei eine kleine Korrektur erlaubt: Es gab am Sonntag drei (!) Überschläge! Das Zitat oben ist übrigens nur ein Ausschnitt seiner Darstellung im Internet! - Ich könnte das sicherlich noch „untermalen“ mit Eindrücken, die ich zusätzlich gewinnen konnte, wenn mir bei einem der schwer wiegenden Unfälle an diesem Sonntag, dann nicht nur ein Krankenwagen mit Blaulicht und Sirene auf der B 258 entgegen kam und später – neben anderen Hubschraubereinsätzen - ein Polizei-Hubschrauber „von oben“ versuchte, einen Überblick z.B. über den offensichtlich schweren Unfall im „Bellof-S“ (Posten 177) zu gewinnen.

Heute, am Montag, gibt es dann – soweit festzustellen - keine Information der Polizei zu Unfällen am Sonntag während der „Touristenfahrten“ am Nürburgring.  - Es soll wohl Ruhe einkehren – in die Berichterstattung. Tatsächlich waren es zehn Unfälle – einschließlich der drei Überschläge. - Nicht der Rede wert – oder einer Information durch die Polizei? - Zum letzten Mal habe ich heute um 15 Uhr danach gesucht – und nichts gefunden! - Ich habe aber auch keine Anfrage gestartet!

  • Zieht man aus dem Unfall-Chaos derzeit bei den „Touristenfahrten“ am Nürburgring keine Lehren?

Für öffentliche Straßen werden Unfalltypenkarten (inzwischen virtuell) geführt, die dann die Basis für Entscheidungen von „Unfallkommissionen“ bilden, die sich aus Polizei, Straßenbau- und Straßenverkehrsbehörde zusammen setzen.

Auch in diesem Zusammenhang habe ich interessante Erfahrungen machen könne, über die ich in den nächsten Tagen noch berichten werde.

  • Was aber geschieht im Fall des Nürburgrings und der „Touristenfahrten“, wo eine Rennstrecke dann aus Geschäftsgründen von einer Privatstraße zu einer öffentlich genutzten Straße im „öffentlichen Raum“ wird?

Man scheint tatsächlich, wenn man um die Geschehnisse am Sonntag weiß, nicht bereit zu sein, aus dem realen Erleben von menschlichen Fehlleistungen (in Verbindung mit technischem Versagen?) irgendwelche Lehren ziehen zu wollen.

Und im Umfeld des Nürburgring kommt es inzwischen zur Bildung einer politisch geleiteten  Gründung einer Initiative zur Senkung von Verkehrslärm und zur Erhöhung der Sicherheit im Straßenverkehr unter dem Titel, „Modellregion Nürburgring/Eifel“.

Eigentlich wäre es notwendig, zumindest sechs (von sieben) journalistischen „W“-Grundfragen an die unterschiedlich Beteiligten zu stellen:

    1.     Wer (hat etwas getan?)
    2.     Was (hat er denn getan?)
    3.     Wo (hat er es getan?)
    4.     Wann (hat er es getan?)
    5.     Wie (hat er es getan?)
    6.     Warum (hat er es getan?)

Aber wer wird sich in dieser Sache wohl überhaupt als wesentlich Beteiligter empfinden?

Bitte melden! - Wenn es schon nicht Beteiligte sind, dürfen es bei mir auch Betroffene sein!

MK/Wilhelm Hahne
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