Ein Klärungsversuch: Kann man „Fluglärm“ gendern?

Eigentlich sollte es da keine Zweifel geben! - Also ein „blöder Titel? Schließlich ist „der“ Fluglärm eindeutig „männlich“! - Aber wenn man ihn dann 1 Meter (= 100 cm) neben dem Kühlschrank erlebt? - Dann soll man, wenn ich das richtig verstanden habe, sogar daneben schlafen können. So – oder so ähnlich wird der Fluglärm einer „alten“ Turbo-Prop-Maschine mit dem „Lärm“ eines modernen Kühlschranks verglichen, während man in einem Anhang auch vom „subjektiven Empfinden“ eines Menschen von Lärm schreibt, dann aber nur von „Dezibel“ spricht, während doch gerade „dB(A)“ durch die Art seines Filters „A“ sicher stellen soll, dass das Ergebnis der Geräuschmessung dem menschlichen Hör-Empfinden nahe kommt. - Tatsächlich ist es nicht so. Das meinen mit mir auch Leute, die mehr davon verstehen! - Jedenfalls habe ich mir schon ein paar Gedanken beim Lesen einer Tageszeitung gemacht. Dass diese Geschichte – für eine Tageszeitung – eigentlich zu spät erscheint (27, Juni), wenn die besprochene Geräuschursache schon Wochen vorher (18. - 21. Mai) bei einem 24h-Rennen auftrat, ist mir zwar aufgefallen, aber das habe ich dann – weil Journalisten:innen auch zurückhaltend sein können – nicht klären können. Ich persönlich – da im Nürburgring-Umfeld wohnend – habe auch einen Eindruck vom aufgetretenen Fluglärm gewinnen können. - Ich weiß also, wovon ich schreibe! - Motor-KRITIK hat sich also noch mal um das Thema bemüht, aber wohl doch alles nicht so richtig verstanden. - Oder? - So kommt es denn auch zu dem ziemlich „dumm“ klingenden Titel:

Ein Klärungsversuch: Kann man „Fluglärm“ gendern?

Mit dem Begriff „gendern“ wird – aus meiner Sicht – viel Unsinn getrieben. Da lese ich z.B. in eigentlich „Premium“-Zeitungen und -Zeitschriften schon mal das Wort „Vorständin“. In diesem Fall schreibt man dann über eine Dame, die im Teil einer AG, einem Organ – dem Vorstand – eine Position einnimmt. Das kann dann aber schon deshalb keine „Vorständin“ sein, weil der Vorstand einer AG eben ein Organ ist, von dem man nur „Teil“ sein kann: Von „das“ Organ. Wenn aber schon, vom „Zeitgeist“ getrieben, ein solcher Unsinn erfolgt, warum sollte ich hier in Motor-KRITIK dann nicht auch mal einen Begriff „gendern“, indem ich dann einfach von einem „integrativem Gendering“ spreche? - Hört sich gut an! Versteht aber keiner, zumal es in der Praxis wohl so auch zu einem (!) „Bias“ gekommen ist.

Nehmen wir mal den Begriff Fluglärm. Der selbst ist immer so, dass man ihn deutlich wahrnehmen kann. Da kann man schon zwischen dem Geräusch eines Hubschraubers, einer Propeller- oder einer Düsenmaschine unterscheiden. Man hört die Maschinen kommen und hört, wie sie sich entfernen, wobei der Höreindruck auch von der Flughöhe bestimmt ist.

Es ist immer „der“ Fluglärm, aber einer, der nur kurzzeitig auftritt und – sozusagen „vorbei fliegt“. Man achtet dabei auch oft gar nicht auf Geräusch-Differenzen.

Aber als Eifel-Bewohner ist man inzwischen seit ein paar Jahren gebildeter! Es gibt das 24h-Rennen am Nürburgring zwar schon seit Jahrzehnten (seit 1970), aber erst seit 2021 mit einer Fluglärm-Begleitung, die einem – weil eine „Dauer-Berieselung“ erfolgt – „auf den Keks geht“, wie es ein Dorfbewohner – 10 Kilometer vom Nürburgring entfernt – formuliert.

Der Fernsehsender RTL-Nitro, überträgt dieses Rennen seitdem über die gesamte zeitliche Renndistanz für seine Fernsehgemeinde. Das setzt dann nicht nur den Einsatz von vielen Kameras und vielen Leitungen voraus, sondern gerade bei der Topographie der Eifel auch irgendeine Art, die aufgenommenen Informationen in Bild und Ton schließlich ungefiltert beim Zuschauer zu Hause im Fernseher ankommen zu lassen.

Dazu braucht man – so wird es erklärt – „Relaisstationen“, die die gesendeten „Wellen“ auf ein anderes Höhen-Niveau bringen. Denn diese „Wellen“ verlaufen immer geradlinig und würden bei den bestehenden Höhenunterschieden der Eifel-Rennstrecke Nürburgring, dann schon mal am nächsten Hügel enden, was denn zu einer Sendeunterbrechung führen würde.

Nun ist heute bei allem was geschieht, ein wesentlicher Faktor das Geld. - Geld, das man nicht ausgibt, braucht man auch nicht zu verdienen! - So könnte man es positiv formulieren. - Anders: Bei gesenkten Kosten ist der Gewinn höher!

So setzt dann die neue Produktionsgesellschaft als Relaisstation für die Übertragung beim 24h-Rennen zwei Flugzeuge ein, die – in Lüttich (Liege) stationiert – sich dann abwechseln, wenn das Eine mal wieder zum Tanken wieder nach Lüttich muss.

So „summt/brummt/lärmt“ es während des 24h-Rennens – aber auch schon davor – dann Tag und Nacht. Leider ist der Ton wohl etwas hochfrequent belastet. Das nervt die Menschen, die Tag und Nacht im Umfeld des Nürburgrings zuhören müssen. Dieses hochfrequent „belastete“ Geräusch der fliegenden Relaisstationen stammt von schon Jahrzehnte alten Turbo-Prop-Maschinen, die von einem Düsentriebwerk angetrieben, aber überwiegend vom Propeller „gezogen“ werden, während die „Düse“ nur relativ wenig schiebt. Diese Antriebs-Kombination von Düse und Propeller ist zwar gegenüber einer nur mit „reinem“ Düsenantrieb fliegenden Einheit „objektiv“ - in dB(A) gemessen – leiser, ist aber für den Menschen – subjektiv – belastender. - Wegen des „unangenehmen“ Anteils an höheren Frequenzen?

Bei den eingesetzten Flugzeugen handelt es sich um solche vom Typ „Swearingen Merlin III“, die ihren Erstflug als Serien-Maschine 1969 hatte. Es wurden davon auch nur etwas über 100 Maschinen gebaut, die auch bei kleinen Fluggesellschaften – gerade z.B.in Südamerika – eingesetzt wurden. Bei der bolivianischen Fluggesellschaft „Aerocon“ lagen dann aber – wegen der starken Lärmentwicklung dieser Maschinen – „Wattebäuschchen“ als Lärmschutz für die Passagiere bereit. Weil auch die Klimaanlage dieser Maschine nicht gerade zu den besten gehört, hat man dann gleich noch einen Fächer mit dazu gelegt.

Dieser Typ eines Flugzeuges ist als „Dauergeräusch-Erzeuger“, aus der Sicht von zwangsweise dazu gewordenen „Dauer-Zuhörern“,  nicht gerade ideal, aber wahrscheinlich kostengünstig. Eine Reihe von Eifel-Bewohnern im Umfeld des Nürburgrings hat inzwischen schon resigniert. Man macht zum Zeitpunkt des 24h-Rennens dann einfach ein paar Tage Urlaub im Ausland, nachdem kleine Proteste im Inland schon vor zwei Jahren nichts bewirkt haben.

Dabei gäbe es sicherlich durchaus andere Mittel, eine durchgängige Fernseh-Übertragung vom 24h-Rennen sicher zu stellen, aber die wären wahrscheinlich teurer als der Einsatz zweier alter Turbo-Prop-Flugzeuge. Die übrigens bei ihrem Einsatz als Relaisstationen – nach meiner Kenntnis - auch nicht unbedingt bei der Flugbehörde zu diesem Zweck angemeldet wurden. Wie jeder z.B. in diesem Jahr auf seinem Handy sehen konnte, war beim Start in Lüttich als Flugziel der Flughafen Hahn angegeben worden. Tatsächlich sind sie aber mit ihrem Geräusch beim ständigen Kreisen im Bereich des Nürburgrings dort den Einwohnern „auf die Nerven gegangen“!

Wer Beschwerden hat, muss die entsprechende Behörde ansprechen. Auf die stößt man aber erst nach einigem Suchen. Sie ist auf dem Flughafen Hahn stationiert und hat tatsächlich in diesem Jahr nur eine Beschwerde über „Fluglärm“ beim 24h-Rennen erhalten!

Weil aber jemand der sehr verärgert ist, nicht unbedingt vor einer  Beschwerde lange nach dem richtigen Ansprechpartner sucht, wurde in diesem Jahr die Beschwerde bei der Polizei in Adenau platziert. Die hat diese Beschwerde, weil in diesem Fall nicht zuständig, an die Polizei-Direktion Mayen weiter geleitet, die während des 24h-Rennens für den Polizei-Einsatz verantwortlich war. Diese Polizei-Direktion wiederum war – von der Sache her – auch nicht zuständig und hat die Beschwerde an die zuständige Abteilung des Landesbetriebs Mobilität Rheinland-Pfalz weiter gereicht.

Dort hat man den interessierten Journalisten:innen einer Tageszeitung zu erklären versucht, dass der "Beschwerdeführer" sich die Lärmbelästigung in einem solchen Fall wahrscheinlich nur einbildet, weil er auf seinem Handy gesehen hat, dass da ein Flugzeug an einer Stelle kreist.

  • So erledigen sich Beschwerden praktisch wie von selbst. Der Fluglärm – maskulin – wird so neutralisiert, damit praktisch feminin. - Da kann man doch nicht dagegen sein!

Darum fahren dann auch einige Eifel-Bewohner im nächsten Jahr zum Zeitpunkt des 24h-Rennens wieder für ein paar Tage in einen „Zwangs-Urlaub“. Der ist zwar teurer als der Besuch eines 24h-Rennens, aber deutlich billiger als eine Teilnahme.

  • Und man hat seine Ruhe!

Wenn man nicht übersehen hat, dass der Termin für das 24h-Rennen des Jahres 2024 gerade aktuell auf den 30. Mai bis 2. Juni verlegt worden ist. Das ist das Fronleichnamwochenende.

Da fliegen dann wieder zwei „Swearingen Merlin III“ von „LGG“ nach „HHN“, ohne dort jemals anzukommen! - Ein Weg mit Umkehr!

Aber nicht „wech“ vom Fluglärm! (Der ist natürlich maskulin!)

  • Fluglärm kann man nicht gendern!
MK/Wilhelm Hahne
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