Ist für Mercedes die Wahrheit Lüge?

Motor-KRITIK hat vor drei Tagen seine Sicht der Dinge zum „Großen Preis von Österreich“ in Spielberg veröffentlicht. Eine solche Darstellung entspricht sicherlich nicht den Vortellungen der Marketing- und Kommunikationsabteilungen der Automobilhersteller. Vor allen Dingen dann nicht, wenn der Hersteller Mercedes heißt, bzw. das Mercedes-F1-Team betroffen ist, das seinen offiziellen Sitz in Brackley (GB) hat. Von dort (?) erreichte Motor-KRITIK dann gestern auch eine E-mail, dessen wesentlichen Teil Motor-KRITIK-Leser auch im Anhang zu dieser kleinen Geschichte als pdf-Datei finden. Anlass zu dieser „Stellungnahme im Namen von Niki Lauda“ ist eigentlich, was zunächst nur in einer Fernsehdiskussion in einem österreichischen Sender zu sehen und zu hören war, aber auch als Meldung auf meinem iPhone, verbreitet von „sport1“, erschien. Nachdem nun das Dementi „im Auftrag von Niki Lauda“ bei den Redaktionen eingegangen ist, verbreitet „sport1“ auch eine Korrektur seiner Meldung zum Verhalten eines Lewis Hamilton in Baku unter dem Titel: „Lauda rudert bei Hamilton zurück“. - Diese Meldung war gestern, am 6. Juli 2016, ab 14:32 Uhr auf meinem Handy zu lesen. Anlass zu der „Korrektur“ war offensichtlich die Presse-Information des Mercedes-Teams (exakt: AMG PETRONAS FORMULA ONE TEAM) die auch Motor-KRITIK exakt um 14:00 Uhr erreicht hatte. - Motor-KRITIK zeigt seinen Lesern nachstehend den Weg, wie man zu einer eigenen Meinungsbildung kommen kann. Motor-KRITIK hat sich eine Meinung gebildet und fragt:

Ist für Mercedes die Wahrheit Lüge?

Die Fernsehdiskussion, bei der die Wahrheit erzählt wurde, ist auch heute noch beim österreichischen Fernsehsender „ServusTV“ (im Besitz der „Red Bull Media House GmbH“, einer Tochterfirma der „Rud Bull GmbH“; Leitung bzw. Geschäftsführer: Dietrich Mateschitz), auf deren Internetseiten, aufzurufen. Vor wenigen Minuten habe ich dort noch mal reingeschaut und auch die ganze Sendung – etwas mehr als 23 Minuten dauernd – gestern noch mal verfolgt.

Das hier ist die Inhaltangabe zur Aufzeichnung, die in einer Reihe unter dem Obertitel „Sport & Talk – Aus dem Hangar 7“ läuft. Wie man sieht, bestand die Gesprächsrunde überwiegend aus drei lebens- und motorsporterfahrenen älteren Herren, nach deren eigener Feststellung zusammen „fast 210 Jahre alt“:

  • Niki Lauda – Mercedes
  • Dr. Helmut Marko - Toro Rosso (Red Bull)
  • Roger Benoit – Schweizer Formel 1-Reporter

...die von einem jüngeren Fernsehjournalisten zur aktuellen Lage – und wie es dazu kommen konnte – in der Formel 1 befragt wurden. Als Motor-KRITIK-Leser sollten Sie selbst einmal in die Aufzeichnung hineinschauen. Es lohnt sich, diese knappe halbe Stunde aufzuwenden, weil es eine wirklich interessante Diskussion ist, - weit z.B. vom RTL-Niveau entfernt. (Wenn Sie wenig Zeit haben: Ab 19:20 min kommt die entscheidende Stelle.)

Ich habe hier schon mal den „harten Inhalt“ der gestrigen Mercedes-E-mail eingestellt, die „im Namen von Niki Lauda“ geschrieben und versendet wurde. - Als „moderner Journalist“ sollte man auch dem Absender glauben. - Wenn man keine Nachteile in Kauf nehmen will.

In der Fernsehsendung war es übrigens nicht Niki Lauda, der das Thema - „Hamilton zerstört sein Zimmer in Baku“ - als Erster aufgriff, sondern der Schweizer F1-Journalist, Roger Benoit, sprach Niki Lauda darauf an. Und Niki Lauda hat dann die Information bestätigt, in dem er erklärte, dass er dabei war.

Vorher war man noch auf ein Statement zu sprechen gekommen, das Lewis Hamilton wohl auch in Baku zu seinem „guten Verhältnis zu Nico Rosberg“ abgegeben hat. Niki Lauda hat dazu erklärt, dass Hamilton dieses Statement nur abgegeben habe, um Ruhe zu haben. Und ergänzt: Hamilton hat gelogen.

Das war – nach meinem Eindruck - die ehrliche Schilderung einer Situation, wie sie sich in Baku abgespielt hatte. Hamilton hatte sich wohl wahnsinnig darüber geärgert, dass er sich aus eigenem Verschulden im ein Rad (rechtes Vorderrad) abgefahren hatte. Er hat dann wohl seine Wut über seinen Fehler (!) an der Zimmereinrichtung ausgelassen.

Zur Frage, wer die Wiederherstellungskosten getragen hat, wurde von Niki Lauda – sicherlich auch wahrheitsgemäß – gesagt, dass Hamilton selbstverständlich die Kosten dafür selbst zu tragen hätte.

Wenn man nun die Geschehnisse - dort die Gesprächsrunde bei „ServusTV“ und hier die Mercedes-Email von gestern - gegenüber stellt, vermittelt das einen guten Eindruck von der bei Mercedes herrschenden Firmenkultur. Selbst für einen gestandenen Mann wie Niki Lauda muss offenbar „der Schnee schwarz sein“, wenn das den Mercedes-Strategen besser in den Kram passt.

Achten Sie – nachdem Sie sich den Fernsehbeitrag angesehen haben – noch einmal auf die Schlusspassage in der Mercedes-E-mail:

„Niki bedauert es sehr, wenn dadurch Missverständnisse entstanden sein sollten. Seine Aussagen wurden in einem lockeren Umfeld getätigt und verglichen damit stark aus dem Zusammenhang gerissen.“

„Locker“ war das Gespräch insofern, als wohl vorher die Fragen des Fernsehjournalisten nicht von Mercedes abgesegnet worden waren. Niki Lauda hatte so auch nicht die aus der Sicht von Mercedes passenden Antworten auswendig lernen können. Natürlich ist auch Roger Benoit der Vorwurf zu machen, dass man im Fernsehen nicht das erzählt, was wirklich in Baku geschehen war.

Zumindest nicht im deutschen Fernsehen. Ein „moderner Journalist“ weiß eigentlich was sich gehört. Sonst gibt es keine Einladungen oder Reisekostenabrechnungen mehr! - Und beim Thema Testwagen würde es wahrscheinlich eine „Team-Entscheidung“ geben, dass man mit seiner persönlichen Einstellung zum Beruf nicht so recht zu Mercedes passt.

Immer der Ärger mit den „alten Leuten“, die sich nicht daran gewöhnen können, dass heute nur noch „Sprachregelungen“ in der öffentlichen Darstellung das Bild einer Firma formen sollen. Die „Wahrheit“ ist immer das, was einer Firma dient.

Darum kann in diesem Fall nur die Lüge die Wahrheit sein. - Ist doch klar? - Oder?

  • Machen Sie sich als Motor-KRITIK-Leser – bitte - selber ein Bild!

Und lesen dann vielleicht noch mal meine Formel 1-Geschichten, die in diesem Jahr auf diesen Seiten eingestellt wurden. Vielleicht liest sich der Inhalt dann selbstverständlicher.

Auch der „Grand Prix von Großbritannien“ am kommenden Wochenende ist es – nach diesen neuen Informationen – sicherlich wert, dass man sich mal vor den Fernseher hockt. Und genau hinhört, was die RTL Formel 1-Spezialisten so zu erzählen wissen. - Ob die das Thema überhaupt aufgreifen? (Dürfen!)

Mercedes würde Ihnen, lieber Leser, zum Silverstone-Fernsehwochenende – ganz ehrlich gemeint - wahrscheinlich „FF“ wünschen.

Motor-KRITIK wünscht Ihnen „Viel Vergnügen“!

Beides ist sicherlich gut gemeint. - Aber nur eine Version ist richtig!

MK/Wilhelm Hahne
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