Brauchen Dramen & Possen Statisten?

Ja! - Das ist eigentlich bei jedem Schauspiel so. Es gibt nur wenige Zwei-Personen-Stücke. Am Nürburgring fand eigentlich kein „Schauspiel“ statt. Das Besondere: Die eigentliche Handlung lief „hinter den Kulissen“ ab. Vorne auf der Bühne, da fand man vielfach Statisten, die sich allerdings oft in ihrer Rolle vor dem Publikum sehr wohl fühlten. Wenn die Hauptdarsteller sich nicht verausgaben und dem Stück durch eine Überlänge besondere Bedeutung geben wollen, geht das auch nicht anders. Da erhält dann auch schon mal der Drehbuch-Autor rechtzeitig die entsprechende Anweisung von den Hauptdarstellern. Die Handlung wird sozusagen vor- und fortgeschrieben. Wie bei einer Fernsehserie. Was man dort „häppchenweise“ vorgesetzt bekommt, gibt es im Fall des Nürburgring-Dramas am Stück. Und es verläuft alles wie geplant: Überlänge, Hauptdarsteller werden ausgetauscht, viele Statisten, das Publikum verliert die Übersicht. - Um speziell auf das Schauspiel am Nürburgring zurück zu kommen: Das Publikum verliert auch das Interesse! - Kürzer wäre das Stück dramatischer, spannender gewesen; durch seine Länge – und immer wieder neu hinzu kommende Statisten – hat das Publikum auch die Übersicht verloren. Und die professionellen Kritiker (Theater-) haben längst den Zuschauerraum verlassen. In anderen Ländern (Bundes-) gibt es auch „viel Theater“. - Und schließlich braucht das Publikum auch mal Abwechselung. - Die Regisseure am Nürburgring (inzwischen mehrere, weil einer das alleine nicht durchsteht) hoffen jetzt auf ein Ende. - Aber ob es da noch Beifall gibt? - Höchsten von den Statisten. - Obwohl die eigentlich auch nichts begriffen haben. - So muss man als „Dauergast“ zu der Feststellung kommen:

Dramen & Possen brauchen Statisten!

Das alles hier in der Eifel begann mit „Mainzer Handkäs mit Musik“. Das „Brüderle, komm tanz' mir mir“ schien überwunden. Jetzt wurde es deftig. - Dann heftig. - Und schließlich platzten die „99 Luftballons“ der Landesregierung.

Oder war das die Finanzierung? - Jedenfalls wurde gut verdient. Von den Statisten. Während die Hauptdarsteller in Deckung gingen und später nur noch in einem „Schauprozess“ als Zeuge gehört wurden. - Zeitzeugen, die sich ihre Zeugnisse selbst ausstellten.

  • Endziel: Alles wird gut! - Kann man da böse sein?

Man versuchte den Komplett-Ausstieg des Landes am Nürburgring mit einer Insolvenz. Dann den Neuanfang mit Leuten, von denen später hier in der Eifel gesungen wurde: „Ach wärst du doch in Düsseldorf geblieben!“

Es blieb nicht bei diesem einzigen Neuanfang. Man arbeitete offenbar unter dem Obertitel: Jedes Ende ist ein neuer Anfang. Oft ein Anfang zum (scheinbaren) Schrecken ohne Ende. - Aber jeder Schrecken hatte dann irgendwann mal ein Ende.

Und es gab wieder einen neuen Neuanfang. - Natürlich hatten inzwischen die Hauptdarsteller und Statisten mehrfach gewechselt. Auch evtl. deren Nationalität. Und das Niveau (der Kosten) stieg deutlich. Wer sagte eigentlich zum Thema noch etwas ohne seinen Anwalt?

Es gibt sicherlich Anwälte, die mit Einnahmen aus dem „Nürburgring-Skandal“ ihre Altersversorgung bestreiten können.

Der aktuelle Nürburgring-Eigentümer ist eine Treuhand-Gesellschaft: Weil Gotshal & Manges. - Es könnte aber auch die W Special Solutions sein, weil die mit Weil Gotshal kooperiert.

Eigentümer dieser „ Special Solutions sind über eine Muttergesellschaft wiederum die Weil-Partner Schmidt, Jürgen Börst, Tobias Geerling und Uwe Hartmann. - Auch das ist – wie Vieles in der Nürburgring-Affäre – ganz schön kompliziert. - Und manches scheint auch rechtlich umstritten zu sein. - Oder zumindest diskussionswürdig.

In jedem Fall gibt es enge Kontakte dieser „Gruppe“ zu Jens Lieser und Prof. Dr. Dr. Schmidt. Der letztere ist der Insolvenz-Geschäftsführer der Nürburgring GmbH, steht also in Diensten der Landesregierung und erhält pro Monat ein Salär von 17.850 Eur (lt. „Wirtschaftswoche“).

Aber auch der – bis jetzt – neue Eigentümer hat seine Treuhand-Aufgaben nicht umsonst übernommen. Es gab wohl – zunächst – eine Einmal-Zahlung von 50.000 Euro, der nun Monat für Monat 15.000 Euro Honorar folgen.

Für den neu ins Rennen gekommenen russischen Investor, Viktor Kharitonin, geht im Auftrag vom Auftragsvorsitzenden der NR Holding AG, Michael Lemler, der Rechtsanwalt Marc Gericke an den Start. Man lässt aber auch Berliner Anwälte für sich arbeiten. Es kommt darauf an, für oder gegen wen man gerade die Pfeile spitzt.

Ein wichtiger „Anspitzer“, den man nicht übersehen sollte, ist Viktor Martin, „der Vollstrecker“ von Viktor Kharitonin. (Beide übrigens am Nürburgring als „Viktor I“ und „Viktor II“ bezeichnet.)

Ruhig geworden ist es um die ehemaligen Bieter, die HIG Capital, die mit Freshfiels Bruckhaus eine renommierte internationale Kanzlei ihre Interessen vertreten ließ. Aber die US-Boys hatten ihre Londoner Dependance wohl angewiesen, mit dem „Fall Nürburgring“ keine Zeit mehr zu verplempern.

Während NeXovation, ein anderer US-Tech-Konzern, noch mit dem Münchner Ableger der international tätigen Norton Rose Fulbright-Rechtsanwalt-Truppe am Start ist und auch derzeit so auch noch der EU-Kommission ein wenig Herzklopfen verursacht.

Jens Lieser und Prof. Dr. Dr. Schmidt, die sich gerne „nach außen“ als die „Ringsanierer“ darstellen, ohne auch nur eine Sanierung des Nürburgrings angedacht zu haben (es gibt bis heute keinen Sanierungsplan beim Insolvenzgericht!), die haben – zur Sicherheit gegenüber der EU - noch einen anerkannten Beihilferechtler, Christoph von Donat, von der Kanzlei Müller-Wrede & Partner hinzugezogen.

  • Es kostet ja nicht ihr Geld!

Zwei Mitglieder des Gläubigerausschusses lassen sich und das was sie machen – oder nicht machten – durch die Anwälte Carl-Bernhard von Heusinger und Dr. Lorenzo Matthaei von Wellensiek absichern.

Auch Dr. Heinemann, aktuell noch Ein-Prozent-Eigner an der capricorn NÜRBURGRING Besitzgesellschaft mbH (ohne Eigentum), steht mit eigenen Anwälten in den Startlöchern.

  • Anwälte, wohin man blickt.

Denn selbstverständlich lässt sich auch die Landesregierung schon seit Jahren von Juristen beraten, die nicht irgendwie in den entsprechenden Ministerien ihren Dienst tun. Auch das kostet zusätzlich Honorare. Und das seit Jahren, weil diese spezielle Beratung in Sachen Nürburgring schon vor der Insolvenz – aber mit Ausrichtung auf eine Insolvenz – begann!

Aber ein „bitteres Ende“ (?) scheint nun nahe. Der neue russische Investor ist wohl finster entschlossen, zu einem „Closing“ in Sachen Kaufvertrag zu kommen. Wie zu hören, liegen die dazu notwendigen Millionen (die „Restzahlung“) schon bei einer deutschen Bank bereit.

Motor-KRITIK erwartet den – für Viele sicherlich unerwarteten, weil überfallartigen – Schluss-Akkord in Sachen Nürburgringverkauf noch bis Ende April 2016.

  • Wird dann die EU-Kommission zucken?
  • Oder resigniert die Waffen strecken? -

Viktor Kharitonin scheint das Risiko als klein zu empfinden und plant am Nürburgring eine kräftige Umstrukturierung. Mit einem neuen Geschäftsführer.

Das wird alles nicht ohne (auch personelle!) Folgen bleiben. - Auch z.B. nicht im Industriegebiet Meuspath!

Aber wen interessiert schon das was Morgen ist? - Das Heute ist wichtig und für die Landesregierung, dass man den „Klotz“ Nürburgring endlich vom Hals hat. - Meint man.

Wie das Wahlergebnis der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz zeigt, hat eine breite Öffentlichkeit noch nicht begriffen, wie sehr eine ganze Region vom Schicksal des Nürburgrings abhängig ist, hat auch die anderen „Husarenritte“ einer SPD-Landesregierung offenbar vergessen. Und die finanzielle Situation des Landes auch.

Man sollte auch nicht vergessen – selbst wenn ein Viktor Kharotinin jetzt „zur Tat schreitet“ - dass zwei bei der EU laufenden Prozesse (geführt von NeXovation und „Ja zum Nürburgring) mit deren Ausgang – dann allerdings erst in Jahren (!) - das Bild noch mal dramatisch verändern könnten.

  • Theoretisch könnte alles noch einmal „bei Null beginnen“ müssen.

Weil das eigentlich „unmöglich“ scheint, setzt auch Viktor Kharitonin auf den Wunsch nach Ruhe bei der EU-Kommission, der Landesregierung und ihre Macher und das nicht vorhandene Interesse der Öffentlichkeit nach Unruhe.

Den Bewohnern der Eifel genügt es eigentlich, dass jetzt die Uhren am Sonntag um eine Stunde vorgestellt werden. Das ist Unruhe genug. Weiter möchte man auch gar nicht denken.

  • Die Stimmung „vor Ort“ derzeit: Irgendwie wird es schon weiter gehen!

Über das „WIE“ machen sich die Wenigsten Gedanken.

Und in Mainz wird man hoffen, dass bald alles vorbei ist. Man hat schließlich andere Sorgen. Der Nürburgring war Gestern! - Und übersieht dabei:

  • Für eine ganze Region ist die Funktion des Nürburgring so wichtig, wie für den Menschen das Lymphsystem.

Die Crux ist: Welcher Mensch weiß schon etwas zu der Bedeutung dieses Themas?

Genauso ist es beim Thema Nürburgring. - Leider!

MK/Wilhelm Hahne
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