DMSB-Sitzung: „Frankfurter Würstchen“!

Gestern, am 11. Januar 2016, fand in Frankfurt eine Sitzung beim DMSB statt, zu dem der Vertreter des ILN (Interessenverband Langstrecke Nürburgring) und die Vertreter der vom DMSB nach dem Unfall (mit einem toten Zuschauer) eingesetzten „Fahrer AG“ (AG = Arbeitsgemeinschaft) rd. 10 Monate danach zusammen gefunden hatten. Wie der DSK sagt: Auf seine Anregung! Aber tatsächlich hatte Olaf Manthey, der am 29. Dezember 2015 in Barweiler (Eifel) die Führung der aufgeregten VLN-Widerständler gegen die (oft!) unverständlichen Reglementierungen des DMSB übernommen hatte, zu dieser Sitzung – unter Einschaltung von Mirco Hansen, einem Mitglied des ADAC Nordrhein in Köln – diesen Termin bestimmt. Aber der DSK war – um nicht abseits zu stehen – mit einer „Schraube eingegrätscht“ ins Thema gerutscht. So war auch deren Chef, Dr. Karl-Friedrich Ziegahn, vor Ort. (Korrektur 13.1.: "KaFi" hatte als seinen Vertreter Johannes Scheid, Kottenborn geschickt.) - Um die Welt zu retten! - (Nachdem er selbst mit dem DSK im richtigen Moment auf's Trittbrett gesprungen war.) Natürlich war – und ist – der Inhalt der Gespräche und das Ergebnis bis heute „geheim“. - Es ist von Vorteil, dass wir bei Motor-KRITIK immer noch (Fortschritt hin, Innovation her) mit „Brieftauben“ arbeiten, die – analog – und zuverlässig Nachrichten in unser kleines Eifel-Dorf einfliegen. - Darum kann Motor-KRITIK auch über den Inhalt der Gespräche – und das Ergebnis – berichten. - Der Titel der folgenden Geschichte muss – leider (!) – in Kenntnis der Abläufe und Zusammenhänge lauten:

DMSB-Sitzung: „Frankfurter Würstchen“!

Leider hatte man bei der gestrigen Sitzung von Fahrern, Veranstaltern und DMSB-Vertretern in Frankfurt vergessen, dass man „Frankfurter Würstchen“ auch mit Senf essen kann. So fehlte die Schärfe. Man versuchte es auf beiden Seiten mit „sanfter Annäherung“. So blieb sogar „die Küche kalt“. (Nicht nur die Würstchen!)

Jeder versuchte seinen Standpunkt zu verdeutlichen. Im Hintergrund dieses „Abstimmungsgesprächs“ lauerte eben auch das Wunschdenken der Industrie. Darum war auf dieser Sitzung z.B. das Thema GT3 auch ausgeklammert. Erst heute, am 12. Januar 2016, gibt es z.B. in Frankfurt ein Treffen der DMSB-Verantwortlichen mit den Vertretern der Reifenindustrie. Es geht um das Thema „Vignetten-Reifen“. - Vorhersage: Die Industrie wird sich durchsetzen.

Davon wird man wohl offiziell noch weniger hören, als vom gestrigen Treffen, das zumindest der Öffentlichkeit von Datum und Ort her bekannt war.

Es nahmen auch mehr Leute an diesem Treffen teil, als vielen Beobachtern (per Distanz) klar sein kann. Während man Carsten Schumacher, dem CNG-Geschäftsführer, schon eine wirkliche Funktion bei diesem Gespräch zuordnen kann, waren sowohl Hans-Joachim Stuck als auch Dr. Hans-Gerd Ennser – zwei Präsidiumsmitglieder des DMSB – mehr aufmerksame Beobachter.

Insgesamt wirkte die gestrige Veranstaltung – zumindest auf Motor-KRITIK - fast wie ein Ablenk-Manöver von wirklich wesentlichen Punkten im deutschen Motorsport. Es ging bei diesem Gesprächstermin nur um eine Annäherung bei den unterschiedlichen Positionen zu:

  • DMSB-Nordschleifen-Permit
  • E-Learning
  • „Code 60“ - und seine Umsetzung auf der Nordschleife

Insgesamt zeigte der DMSB zwar Gesprächsbereitschaft, versucht aber seinen bisher eingenommenen Standpunkt zu verteidigen und auch im Wesentlichen durchzusetzen. Als Basis diente z.B. eine DMSB-Vorlage – durch Herrn Michael Günther vorgelegt - zum Thema Permit & E-Learning, die das Datum 16. November 2015 trägt.

Motor-KRITIK fügt diese Unterlage deshalb als pdf-Dabei unten als Anhang an, damit Motor-KRITIK-Leser die Möglichkeit haben, nach Bekanntgabe der „Endlösung“ zu erkennen, von welcher Bedeutung die bis Ende Januar 2016 erreichten Änderungen sind.

Die ILN argumentierte mit Sachargumenten, aus der Praxiserfahrung heraus, wie sie auch schon in den Vorschlägen der „Fahrer AG“ zum Ausdruck gekommen waren. Die waren von DMSB aber wohl „übersehen worden“, weil sie nicht in die Vorstellungswelt dieses Vereins und auch nicht zu den Vorschlägen anderer „AG's“ passen, wie es der Pressesprecher des DMSB nach dem Eklat am 29. Dezember 2015 verständlich zu machen suchte.

Die offizielle Verlautbarung am Abend des 11. Januar 2016, die dann schnell auch auf „facebook“ zu lesen war, vermittelt einen ersten Eindruck von der Art der Verhandlungen. Jede Seite prüft nun die Vorschläge des anderen, wobei es dann nach interner Abstimmung – z.B. bei der Fahrer AG, die sich nach Motor-KRITIK-Informationen noch am Freitag dieser Woche zu einem Gespräch zusammen finden will - zu einer allen Teilen genehmen Lösung kommen soll.

Die wird aber noch ein wenig auf sich warten lassen, weil die Anwesenheit des Herrn Carsten Schumacher darauf schließen lässt, dass die CNG auch ihren Beitrag z.B. zur Lösung des „Code 60“-Problems beitragen muss. - Wie man bestimmten Anzeichen entnehmen kann, geht es auch hier – zunächst? - um eine „kleine Lösung“, die die Programmierung der Funkgeräte betrifft. - Aber selbst die kostet Geld.

Erst gegen Ende dieses Monats – so die Planung – werden die Nürburgring-Abschnittsleiter mit der vorgesehenen Lösung z.B. im Fall des „Code 60“-Problems konfrontiert. Die mehr als 30 Herren sollen dann wohl entscheiden, ob die theoretisch erdachte Lösung auch den Praxisanforderungen entspricht und umsetzbar ist.

Auch erst gegen Ende des Monats wird sich übrigens entscheiden, ob es die seit Jahren vor den VLN-Rennen am Samstag den Teams möglichen Test- und Einstellfahrten am Freitagnachmittag (zwei Stunden) noch gibt. Die sind – das ist das Denken einiger kaufmännisch gut vorgebildeter Spezialisten – eigentlich schon in 2016 (fast) überflüssig, weil man in 2016 auf der Nürburgring-Nordschleife an fünf Freitagen (2015 an zwei) den Teams inzwischen „Trackdays“ anbietet, die schon Vormittags beginnen. Veranstalter ist übrigens der Pächter des Nürburgrings, die CNG. - Die Preise dafür sind bisher noch nicht bekannt. Aber es werden sich sicherlich – nicht nur – Werksteams finden, die das bezahlen können, was den Kaufleuten vorschwebt.

Dass eine Reihe von VLN-Teams mit dem Durchführen von „Renntaxi-Fahrten“ am Freitagnachmittag erst die Finanzierung ihres Renneinsatzes am Samstag sicherstellen können, - und bisher konnten - ist vielleicht nach dem Denken dieser „Kaufleute“ auch „der Schnee von gestern“.

In diesem Zusammenhang hat Motor-KRITIK schon zur Kenntnis nehmen müssen:

  • „Wir können das Rad der Zeit nicht zurück drehen.“

Es wäre nun mal heute so, dass das Geld eine entscheidende Rolle spielt. - Richtig! - Besonders für den, der es nicht hat.

Wir können übrigens erst heute, am Dienstag, dem 12. Januar 2016 unseren Lesern einen groben Überblick über die Art der Verhandlungen gestern zu vermitteln suchen, weil auch Olaf Manthey als Verhandlungsführer der von ihm ins Leben gerufenen ILN (Interessengemeinschaft Langstrecke Nürburgring) erst gestern Abend seine etwas über 70 Mitglieder informieren konnte. - So war auch erst heute zumindest eine telefonische Übernahme des Textes möglich, die meine Leser auch als „Abschrift“ im Anhang finden.

Am Abend vor der Sitzung in Frankfurt, am Sonntag, kurz nach 19 Uhr, hatte Dieter Weidenbrück, der je nach Bedarf mal als Fahrer bei der VLN, der RCN oder als Fahrersprecher der RCN und Sprecher von „Ja zum Nürburgring“ auftritt, einer kleinen Gruppe von Insidern – dieses Mal als Sprecher von „Ja zum Nürburgring“ - seine Überlegungen zum DMSB-Nordschleifen-Permit zukommen lassen.

Darin heißt es u.a.:

„Es bestehen erhebliche Zweifel daran, dass der DMSB für derartige veranstaltungsbezogene Zulassungseinschränkungen überhaupt zuständig ist.“

und

„Es spricht alles dafür, dass die Frage von veranstaltungsbezogenen Zulassungseinschränkungen in der Verantwortung des jeweiligen Veranstalters liegen muss. Diese Frage gilt es nunmehr einmal grundsätzlich zu klären. Erst wenn die Zuständigkeit des DMSB bejaht wurde, dann kann man sich über die Ausgestaltung auseinandersetzen.

Da die vorgeschlagene Prüfung durch eine neutrale Stelle bisher nicht stattgefunden hat, denken wir nun darüber nach, die Zuständigkeit im Detail nunmehr selbst prüfen zu lassen.

Sollte die Überprüfung die Zuständigkeit des DMSB verneinen, dann kann der DMSB veranstaltungsbezogene und fahrerlizenzeinschränkende nordschleifenbezogene Zugangsbeschränkungen nicht an sich ziehen. Auf jeden Fall aber reicht ein simpler Passus in der Ausschreibung der jeweiligen Veranstaltung oder Rennserie aus, um das gewünschte Ziel zu erreichen, wenn der jeweilige Veranstalter das für notwendig erachtet. Dazu zählen auch die von der Fahrer AG erarbeiteten Vorschläge.“

Dieter Weidenbrück stellt nicht nur „in Frage“, sondern präsentiert auch „Lösungsansätze“:

„Die jetzige Permit-Regelung entfällt. ADAC NRH und VLN nehmen einen Passus in ihre Ausschreibungen auf, in denen sie regeln, wer in ihren Rennen starten darf. Dieser Passus richtet sich nach den Empfehlungen der Fahrer AG, die ohne Einschränkungen innerhalb der Ausschreibungen umgesetzt werden können.

Damit werden folgende Ziele erreicht:

  • Die Qualifikation der Teilnehmer insbesondere auf schnellen Autos obliegt dem Veranstalter und kann bei Bedarf auch angepasst werden.
  • Nur noch minimaler Aufwand für Teilnehmer außerhalb der „schnellen“ Klassen.
  • Durch regelmäßiges Absolvieren des eLearning-Kurses wird bei allen Fahrern, auch den ältesten Hasen, die Kenntnis der aktuellen Regeln sichergestellt.
  • Beim DSMB entfällt ein großer Aufwand.
  • Die Kosten bei allen Beteiligten sinken.“

Solche Überlegungen werden nun gar nicht ins Bild des DMSB passen und wurden wohl auch nur einer kleinen Gruppe von Insidern deshalb an die Hand gegeben – und nicht die Öffentlichkeit informiert – weil sie – das ist der Eindruck von Motor-KRITIK - eigentlich nur als „Druckmittel“ bei den Verhandlungen dienen sollten.

Wären sie allgemein bekannt, dann würden beim Verkünden der Verhandlungsergebnisse mit dem DMSB recht deutlich werden, welche Kluft eigentlich zwischen den Ansprüchen des Sports und den Zwängen des Reglements bestehen.

Motor-KRITIK-Vorhersage: Es wird nicht zu Entscheidungen kommen, die an der Sache orientiert sind, sondern sich nur an den offiziell bekannten Forderungen beider Fronten messen lassen. - Es wird ein „accommodation agreement“ geben!

Beide Gruppen – alle Beteiligten – werden jetzt natürlich – empört (!) - versichern, dass das nicht der Fall ist, dass man hart miteinander gerungen habe und um später dann – sozusagen – das bestmögliche Ergebnis zu präsentieren.

Warten wir also auf die „Endlösung“, die DMSB, Veranstalter, Teams und Fahrer wieder in ihren jeweiligen Ansprüchen vereinen soll.

Nach den Ansprüchen der Zuschauer hat übrigens niemand gefragt. Man wird bisher schon zuschauerarme Zonen – wie am „Schwedenkreuz“ - jetzt zur zuschauerfreien Zone machen. Und natürlich noch mehr FIA-Schutzzäune aufstellen. - Wahrscheinlich, um die Fahrer vor Zuschauern zu schützen.

Basta!

MK/Wilhelm Hahne
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