NG-Verkauf: Ein schlecht inszeniertes Drama

Natürlich war Motor-KRITIK nicht zu der Pressekonferenz in Koblenz eingeladen, bei dem der Verkauf des Nürburgrings verkündet, der zukünftige Besitzer und sein „Siegerkonzept“ vorgestellt werden sollte. Trotzdem war ich vor Ort, habe die Abläufe und den Druck in seinen Auswirkungen erleben können, der eigentlich nicht notwendig war. - Warum setzte man den Gläubigerausschuss so unter Zeitdruck? - Was musste eigentlich passieren, dass „Capricorn“ als vermeintlicher Sieger vom Platz ging? - Warum wurde der Geschäftsführer von „GetSpeed“ an der Seite des Besitzers von „Capricorn“ - Robertino Wild – präsentiert und nicht dessen Besitzer, Dr. Axel Heinemann? - Warum mussten die hier versammelten Journalisten, die auch sehr kurzfristig eingeladen wurden, auf den angekündigten Auftritt der Mainzer Politiker Dreyer, Lemke und Lewentz verzichten? - Warum gab Frau Dreyer, die aktuelle Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz am nächsten Tag von Berlin aus ein Interview, bei dem Motor-KRITIK zumindest zwei Sätze sehr bedeutsam schienen? - Insgesamt vermittelt alles den Eindruck von einer „Schmieren-Kommödie“. - Natürlich kann man das auch schöner formulieren:

NG-Verkauf: Ein schlecht inszeniertes Drama

Nicht nur für jeden Außenstehenden, sondern auch für Insider, begann das Drama durchaus überraschend am Montag, dem 10. März. Wohl niemand hatte damit gerechnet, dass die Insolvenz-Sachwalter, die seit Ende 2012 ihre Aufgabe als Sanierer offenbar vergessen hatten, nun quasi überstürzt zu einem Verkaufsvertrag kommen wollten. Offiziell gab es nur zwei Bieter. Und einer wie der andere wurden – zumindest von Motor-KRITIK – nicht als ideal empfunden.

Kurz nach 17 Uhr traf hier die Anfrage einer Zeitung ein, ob Motor-KRITIK wohl am nächsten Tag bei der Pressekonferenz sein würde, bei der man den neuen Käufer des Nürburgrings und der wiederum sein Gesamtkonzept vorstellen würde. - Das war alles neu und überraschend. - Es gab für Motor-KRITIK keine Einladung und wir haben uns die Einladung mal durchreichen lassen:

Betreff: Eindladung zur Pressekonferenz: Verkauf des Nürburgrings

Sehr geehrte Damen und Herren,

hiermit möchten wir Sie im Auftrag des Sanierungsgeschäftsführers, Prof. Dr. Dr. Thomas B. Schmidt, und des Sachwalters der Nürburgring GmbH, Jens Lieser, zu unserer Pressekonferenz einladen.

Auf unserer Pressekonferenz werden wir Ihnen das Ergebnis des Investorenprozesses über den Verkauf der Vermögenswerte des Nürburgrings sowie die Erwerber vorstellen. Die neuen Erwerber werden hierbei auch Grundzüge ihres Konzepts und ihrer Pläne für den Nürburgring präsentieren.

Ort der Pressekonferenz:
Hotel CONTEL Koblenz
Pastor-Klein-Straße 19
56073 Koblenz
Datum: 11.03.2014
Uhrzeit: 14:00 Uhr
Raum ist ausgeschildert

Teilnehmer:
Prof. Dr. Dr. Thomas B. Schmidt, Sanierungsgeschäftsführer Nürburgring GmbH
Jens Lieser, Sachwalter Nürburgring GmbH
Pietro Nuvoloni, Pressesprecher Nürburgring GmbH

Erwerber des Nürburgrings

Gerne stehen Ihnen die Erwerber als auch die Herren Schmidt und Lieser Ihnen im Anschluss für Fernseh- und Hörfunk-Interviews zur Verfügung.

Falls Sie an unserer Pressekonferenz teilnehmen möchten, bitten wir Sie um eine kurze Rückantwort per Email oder Fax an folgende Email-Adresse:

herrmann@dictum-law.com

Fax 0221 – 39 760 665

Mit freundlichen Grüßen

Pietro Nuvoloni
Pressesprecher

I.A.

Milan Herrmann

dictum law communications

- eine Marke der dictum productions gmbh

Zollstockgürtel 63

D - 50969 Köln

Tel. + 49 (0) 221 / 39 760 660
Tel. + 49 (0) 221 / 444 800

presse@dictum-law.com
www.dictum-law.com

Tatsächlich war diese Einladung erst kurz bevor sie an uns weitergeleitet wurde bei der Redaktion der Zeitschrift eingegangen. Schaut man einmal genau hin, gibt es in dieser Einladung Tipp- und Schreibfehler, die dafür sprechen, dass diese Einladung auch überstürzt erstellt und praktisch unkorrigiert versendet wurde.

Im Laufe des Abends gab es dann noch mehrere Anfragen bei Motor-KRITIK, die alle das Thema dieser Einladung als Basis hatte, und wo u.a. dann die Frage auftauchte:

Wer wird der am nächsten Tag vorgestellte Erwerber des Nürburgrings sein?

Ich habe auf solche Anfragen offen und ehrlich, nach besten Wissen und Gewissen geantwortet. Zum ersten Mal an diesem 10 März 2014 einem Kollegen um 18:25 Uhr:

„Nach dem was ich so höre, soll es sich um Capricorn handeln.“

Aber eigentlich habe ich es mir – weil ich auch hier über Detailkenntnisse verfüge, die „nicht öffentlich“ sind – das nicht vorstellen können. Aber auf eine klare Frage an mich, gibt es von mir auch dazu eine klare Antwort.

Am nächsten Morgen, nachdem ich die überraschende Information von der Einladung zu einer Pressekonferenz noch einmal überschlafen hatte, habe ich es dann doch für richtig gehalten, daran teilzunehmen, weil sich aus der Atmosphäre vor Ort und in den dann möglichen Gesprächen mit Journalisten-Kollegen evtl. doch ein anderes Bild ergibt, als wenn man das Ergebnis zu Hause abwartet.

Also habe ich kurz nach 7 Uhr des 11. März, dem Tag der Pressekonferenz, die mit der Ausrichtung betraute Kölner Agentur angeschrieben:

Ihre Firma hat gestern im Namen der Insolvenz-Sachwalter des Nürburgrings überraschend zu einer Pressekonferenz schon heute um 14 Uhr nach Koblenz eingeladen.

Dass Sie dabei unter Zeitdruck standen, wird schon durch die Tipp- und Schreibfehler deutlich, zu deren Beseitigung offensichtlich keine Zeit mehr war. Das entschuldigt natürlich, dass Sie unter diesem Zeitdruck übersehen haben, mir eine Einladung zuzusenden.

Ich arbeite seit vielen Jahrzehnten als freier Motor-Journalist mit Wohnsitz in der Eifel und werde auch von meinen Kollegen als Kenner der Szenerie empfunden, die sich inzwischen um den Nürburgring aufgebaut hat. Selbstverständlich bin ich im Besitz eines gültigen Presseausweises für das Jahr 2014: (Hier folgt die Ausweis-Nummer)

Ich möchte hiermit meine Teilnahme an der für die Presse von Ihnen organisierten Veranstaltung zusagen.

Ich schreibe Ihnen heute so früh, damit meine Zusage Ihnen ab Bürobeginn auf Ihrem Server zur Verfügung steht. Sollten Sie irgendwelche Einwände gegen eine Teilnahme von mir an dieser Veranstaltung für die Presse haben, wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie die mir bis heute 10 Uhr kurz schriftlich (per E-mail) mitteilen würden.

Im anderen Falle sehen wir uns dann spätestens ab 14 Uhr im Hotel CONTEL in Koblenz.

Ich habe den Originaltext Ihrer Einladung von interessierten Kollegen erhalten und ihn noch einmal für Sie einkopiert, so dass Sie sicher sein können, dass ich über alle Informationen verfüge, die mir eine pünktliche Anreise möglich machen.

Mit freundlichen Grüßen
Redaktion: Motor-KRITIK
Wilhelm Hahne

PS: Sie erreichen übrigens meine Veröffentlichungen - auch zum Thema Nürburgring - im Internet unter www.motor-kritik.de

Ich habe keinen schriftlichen Einwand erhalten und war dann gegen 13:30 Uhr als einer der ersten Journalisten vor Ort. Die Veranstaltung fand in dem angegebenen Hotel im „Ballsaal II“ statt. Auf den Hinweisen im Hotel war als Veranstalter die Firma „dictum GmbH“ ausgewiesen.

Um 14 Uhr passierte – nichts. Via Handy konnte ich feststellen, dass der Gläubigerausschuss noch tagte, um zu einer Entscheidung zu finden, die eigentlich hier um 14 Uhr verkündet werden sollte. Das ließ eine Menge Fragen entstehen.

Und ich hatte Zeit mich um Antworten zu kümmern, denn um 15 Uhr wurde durch Herrn Pietro Nuvoloni dann erstmals verkündet, dass es eine Verschiebung geben würde, da der Gläubigerausschuss... - ??? - Und es gab noch eine Verzögerung.

Und ich begann mit der Recherche, die eigentlich mit der Niederschrift des bisher Erfahrenen immer noch nicht abgeschlossen ist. Was sich für viele Kollegen als das Ende einer langen Verhandlungszeit darstellt, war nach meinem Eindruck das Erzwingen eines bestimmten Ergebnisses zu diesem Zeitpunkt. Der Auslöser dafür muss eine als „dringlich“ empfundene Information gewesen sein, die um jeden Preis – unter einem Druck, der nur als ungewöhnlich groß bezeichnet werden kann – in ein vorläufiges „Endergebnis“ umgesetzt werden musste. - Wahrscheinlich, um ein definitives „Endergebnis“ noch vor den Europawahlen im Mai 2014 (vom 22. -25., dem Tag, an dem dann u.a. in Deutschland gewählt wird) zu erreichen.

Durch eine neue Wahlordnung wird es sicherlich zu Verschiebungen der Kräfte nach den Wahlen kommen, die vielleicht auch den jetzigen Vizepräsidenten der Europäischen Kommission und Wettbewerbskommissar, Joaquin Almunia (65) betreffen wird, der seit 1974 Mitglied der - zu dieser Zeit verbotenen – Spanischen Sozialistischen Arbeiterpartei (PSOE) ist.

So können sicherlich auch gute Kontakte zum Bündnispartner Deutschland und z.B. zum Stellvertreter der Bundeskanzlerin und derzeitigen Wirtschaftsminister, Sigmar Gabriel (SPD) angenommen werden. Denn es darf nicht vergessen werden, dass auch in Sachen Nürburgring die Bundesregierung der eigentliche Ansprechpartner der EU-Kommission ist.

Meine Recherchen haben meine Denkarbeit grundsätzlich bestätigt:

  • Die Mitglieder des Gläubigerausschusses wurden am frühen Abend des 10. März 2014 zu einer Sitzung am 11. März in Mainz eingeladen. Erst nach einem Einspruch kam es zu einer Verlegung des Tagungsortes nach Koblenz, für den 11. März 2014, 8:00 Uhr.
  • Wie oben schon nachzulesen, ging die Einladung an die Presse auch erst am 10. März 2014 am späten Nachmittag hinaus.
  • Die Verantwortlichen der in der Endausscheidung befindlichen Bieter, H.I.G. und Capricorn/GetSpeed wurden für 9:00 Uhr morgens (11. März 2013) einbestellt.
  • Die schon in der Presse-Einladung angegebene Adresse für die Pressekonferenz, das Hotel CONTEL, Koblenz, wurde erst am Vormittag des Veranstaltungstages, 11. März 2014, fest gebucht. Die dort im Ballsaal II verwendete Audio-Technik wurde nicht durch das Hotel, sondern eine entsprechende Technikfirma gestellt und installiert.

Bezeichnend für die Art der Durchführung der Sitzung es Gläubigerausschusses war, dass deren Mitglieder beim Betreten des Besprechungsraums ihre Handy's abgeben mussten. Nichts sollte nach draußen dringen. Alles sollte absolut geheim bleiben. - Auch die Art, mit der man ein Ergebnis – in die richtige Richtung – beeinflussen wollte.

In der InsO (Insolvenz-Ordnung) sind Ladungsfristen nicht konkret geregelt, aber man kann im Hinblick auf eine normale Ladungsfrist davon ausgehen, dass eine Orientierung an den Ladungsfristen bei der Einberufung eines Aufsichtsrates als beispielhaft gelten kann.

Auch hier gibt es zwar keine gesetzliche Regelung, aber man geht in normalen Fällen von einer Ladungsfrist von zwei Wochen aus, die in dringenden Fällen dann eine Verkürzung erfährt. Eine Ladungsfrist von weniger als 24 Stunden – wie im Fall des Nürburgring-Gläubigerausschusses – scheint absolut ungewöhnlich und eigentlich nicht vertretbar.

Da die Mitglieder des Gläubigerausschusses absolut keine Möglichkeit hatten, sich mit den Details in den Bieter-Konzepten auseinanderzusetzen, muss das Ergebnis aus Sicht von Motor-KRITIK in Frage gestellt werden.

Dem zuständigen Insolvenzgericht in Bad Neuenahr-Ahrweiler kann nur empfohlen werden, eine Prüfung des Ablaufs und der Art vorzunehmen, die offensichtlich zu einem bestimmten Ergebnis führen sollte. Es wäre auch zu überprüfen, ob die Mitglieder des Gläubigerausschusses mit richtigen Zahlen durch die Insolvenz-Sachwalter versorgt wurden, die sich wohl vor Ort noch ständig veränderten. - Zumindest in einem Fall.

In einem anderen Fall – die H.I.G. betreffend – blieben sie offenbar konstant. Dabei war hier nach meinen Recherchen folgendes passiert:

Das Aushängeschild der H.I.G., Meyrick Cox, hatte in London am Montag, dem 10. März einen Anruf aus Deutschland erhalten, der ihn sofort einen Flug dorthin buchen ließ. Er traf sich dann am Abend mit den Insolvenz-Sachwaltern und unterschrieb für die H.I.G. nach intensiven Verhandlungen noch in der Nacht einen Vertrag, nachdem die H.I.G. bereit war, für 90 Millionen Euro den Nürburgring komplett zu übernehmen. - Natürlich nach einer entsprechenden Zustimmung durch die EU-Kommission.

Motor-KRITIK ist nicht bekannt geworden, dass dieses Ereignis jemals die Mitglieder des Gläubigerausschusses erreicht hätte. Es gab dann wohl noch eine Aufstockung der genannten Summe auf insgesamt 100 Millionen Euro. - Nach unbestätigten Meldungen. -

Denn alles lief unter dem Vermerk: Geheim und vertraulich. - Die Insolvenz-Sachwalter fungierten als Geheimnisträger, sprachen auch während der Zeit in denen der Gläubigerausschuss tagte, immer wieder mit den Vertretern der Bieterfirmen.

Motor-KRITIK hatte schon vor Wochen über die Neugründungen der H.I.G. berichtet und schon vorher auf den Charakter dieser Fonds-Firma hingewiesen, die mit amerikanischem Fundament mit ihrer Europa-Dependance in London beheimatet ist und via Luxembourgh mehr als 60 „Briefkastenfirmen“ zur Gewinnmaximierung nutzt.

Man sollte aber nicht die Situation der derzeit im operativen Geschäft des Nürburgrings tätigen Nürburgring Betriebsgesellschaft mbH übersehen, die sehr unter dem Mangel an „Cashflow“ leidet, weil die Wintermonate eben nicht die Gesamtsituation verbessern.

Unauffällig ist in diesem Zusammenhang – und in diesen Wochen - auch das Ausscheiden eines der leitenden Mitarbeiter dieser Firma (mit Einzelprokura), weil er „Anweisungen“ der Insolvenz-Sachwalter negierte, ihre Ausführung ablehnte. (Der Mitarbeiter war übrigens für „Finanzen“ verantwortlich.)

Aber auch die Situation des anderes Bieters, Capricorn, der schließlich im Bieterverfahren den Sieg davontrug, verdient Beachtung. Die Bilanzen sehen nicht besonders aus; die Firmen machen ausstattungsmäßíg einen sehr guten Eindruck, die Auftragslage dagegen weniger, zumal sich wohl gerade „gute Kunden“ hin zu anderen Zulieferen verabschieden. Capricorn wird keine großen Auftraggeber verlieren, weil man die mit diesen Kunden auch nie gehabt hat.

Die neue Firma, die für die Übernahme des Nürburgrings vorgesehen ist, die wurde am 13. März 2013 (also nach der auffälligen Pressekonferenz in Koblenz) in Düsseldorf unter dem Namen „Capricorn NÜRBURGRING GmbH“ und der HRB-Nr. 71282 beim Amtsgericht in Düsseldorf eingetragen.

Wie üblich, beträgt das Eigenkapital dieser GmbH-Firma 25.000 Euro, von denen Capricorn Zweidrittel, die Firma „Getspeed“ Eindrittel übernimmt, was eigentlich für die Übernahme des vereinbarten Kaufpreises bedeutet, dass Capricorn (von den 77.000.000 Euro des Kaufpreises für den Nürburgring) rd. 51,5 Millionen zu übernehmen hat, während „GetSpeed“ den „Rest“ bereitzustellen hat.

Erstaunlich ist aus Sicht von Motor-KRITIK, dass Dr. Axel Heinemann als „Besitzer“ von „GetSpeed“ nicht als Geschäftsführer der neuen „Capricorn NÜRBURGRING GmbH“ fungiert, sondern diese Position neben der des Geschäftsführers Robertino Wild (für Capricorn) seinem Geschäftsführer in der Firma „GetSpeed“, Adam Osieka, überlässt, der – das überrascht dann wieder Motor-KRITIK besonders – im Handelsregiester mit dem Wohnsitz eingetragen ist, den auch Dr. Axel Heinemann in seinem Personalausweis stehen hat. - ??? -

Zugegeben: Dafür gibt es hier keine Erklärung. - Bekannt ist Motor-KRITIK nur, dass Adam Osieka in Bonn einen Copy-Shop betreibt. - ??? -

Keine Erklärung gibt es auch dafür, dass einer meiner Journalisten-Kollegen mir am 11. März 2014 schriftlich nachweisen konnte, dass ein Boston Consulting-Mitarbeiter ihm schon am 13. November 2013 schriftlich geben konnte, dass Capricorn durch Hilfe eines anderen Boston Consulting-Mitarbeiters (Dr. Axel Heinemann) schließlich und endlich den Nürburgring kaufen würde.

Wunder gibt es immer wieder. - Leider bin ich zu alt um daran zu glauben.

Diese Geschichte vom Verkauf des Nürburgring an „Privat“ ist eine Geschichte, die sicherlich noch eine Weile fortgeschrieben werden muss. Diese Präsentation von Recherche-Ergebnissen kann nur ein Zwischenergebnis sein.

Ausgangsbasis für weitere Recherchen wird die Äußerung des Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz vom 13. März 2014 sein, wo sie in einer Sendung des SWR u.a. sagte:

„..das Land ist nicht mehr beteiligt.
...dass wir alles tun werden, um den Investor zu unterstützen.“

Und von Bedeutung wird auch sein, dass die Kaufsumme für den Nürburgring, die in Verbindung mit dem Bieter „Capricorn“ genannt wird, exakt 77 Millionen Euro beträgt.

Da muss man sich dann einmal erinnern, dass der Insolvenz-Sachwalter Jens Lieser vor einiger Zeit vor dem Landgericht Koblenz (im Prozess gegen „D. u.a.“) ein Gutachten des Immobilien-Unternehmens Jones Lang LaSalle öffentlich machte, nach dem der Wert des zum Verkauf stehenden Nürburgring-Gesamtkomplexes mit einem Ertragswert von 77 Millionen beziffert wurde.

Und exakt diese 77 Millionen hat Capricorn in Verbindung mit Getspeed nun geboten. - Zufall? - Oder liegt es daran, das Capricorn in der Brüsseler Kanzlei McDermott Will & Emery einen Berater gefunden hat, der die Wünsche der Verkäufer genau kennt, weil diese Kanzlei auch für die Landesregierung tätig ist.

Wenn man jetzt diesen Kaufvertrag der EU vorlegt, das Gutachten dazu legt, dann wird die EU-Kommission sicherlich noch vor den Europa-Wahlen diesen Vertrag genehmigen, absegnen. - Besser geht’s nicht!

Nun wird nur noch zu klären sein, wer für den Kaufpreis, von der Capricorn NÜRBURGRING GmbH zu zahlen, denn eigentlich eine Bürgschaft übernimmt. Denn wer glaubt denn, dass eine Bank – gleich welche – ohne eine Absicherung (Bürgschaft) einen Kredit in Höhe von 77 Millionen Euro für Capricorn bereitstellt?

Eigentlich ist dieser Verkauf – und die Art der Abwicklung – ein Fall für die Staatsanwaltschaft. - Wenn die nicht Weisungsempfänger der Politik wäre. - Und es geht hier um Politik.

Hätte die Sitzung des Gläubigerausschusses – wie eigentlich zunächst „angeordnet“ - in Mainz stattgefunden, hätten es die Politiker Dreyer, Lemke und Lewentz nicht weit gehabt. Nach der Änderung des Tagungsortes mussten die Politiker nun nach Koblenz reisen, was dann in der Praxis bedeutete, dass sie alle anderen Termine für diesen Tag absagen mussten.

Nun klappte es auch zeitlich mit der Entscheidung des Gläubigerausschusses nicht, so dass die Damen und Herren, schon in Koblenz, durch den stellvertretenden Sprecher der Landesregierung, Marc Wensierski, kurz vor Eröffnung der Pressekonferenz am Koblenzer Moselufer verkünden ließen:

Man wolle sich – gemeint sind die Damen Dreyer, Lemke und Mann Lewentz – nach der PK kurz zum Thema äußern, während dann die eigentliche Pressekonferenz zum Thema am nächsten Tagen (um 9:30 Uhr) in Mainz stattfinden würde.

Es wurde niemand von den Politikern im Ballsaal II des Hotel CONTEL in Koblenz gesehen. - Die Pressekonferenz in Mainz hat es gegeben. Mit unbedeutenden Aussagen zu dem, was hier eigentlich vor sich gegangen ist.

Es geht darum zu verbergen, mit welchem Aufwand hier die Öffentlichkeit zu täuschen versucht wird. - Kann es sein, dass nun mit Einsatz des Bundes zu einer Lösung gefunden wird, die – zusätzlich – neue Steuergelder kostet?

Der Gärtner ist nicht immer der Mörder. - Aber der Dumme ist immer der Steuerzahler!

MK/Wilhelm Hahne
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