27. Februar 2014: Lieber Leser!

Als ich in den letzten Tagen Besuch aus Köln hatte, da haben wir nicht nur über den Kölner Dom gesprochen – an dessen Bau übrigens auch die Grafen von Virneburg beteiligt waren – sondern ich wurde auch gefragt, was denn „Schwerdonnerstag“ wäre. Man hatte diesen Begriff noch niemals in Köln gehört. Er gehört auch in den Koblenzer Raum, bezeichnet aber nichts anderes als „Weiberfastnacht“ anderswo, kommt aus der Zeit, in der eigentlich die Männer Regie führten, sowohl privat als auch im Betrieb. Von Köln aus soll sich das – es muss noch zu Zeiten der Heinzelmännchen gewesen sein – dann geändert haben. Zumindest für diesen einen Tag, der in Köln „Wieverfastelovend“ heißt und z.B. in Aachen die Bezeichnung „Fettdonnerstag “ trägt. Dass an diesem Tag die Frauen das Sagen haben wird auch dadurch verdeutlicht, dass man es sich als Krawattenträger an diesem Tag gefallen lassen muss, dass Frauen die abschneiden. - Schnipp-schnapp! - Aber als ADAC-Mitglied sind Sie vielleicht in der Rechtsschutz und... - smiley

27. Februar 2014: Lieber Leser!

Tatsächlich sind viele Abläufe bei unserer Tagesarbeit festgefügt und es würde gut tun, würde man auch mal an anderen Tagen über Dinge nachdenken, die man seit „ewigen Zeiten“ so tut wie man sie tut, ohne dass man die Sinnhaftigkeit hinterfragen würde.

Man kann hier in der Eifel z.B. noch die Beobachtung machen – gerade bei älteren Leuten – dass da die Frauen tagsüber im Haus sind, so lange ihre Männer unterwegs sind. Das war eben früher so und darum ist es wohl auch dazu gekommen, dass – natürlich zuerst in Köln – dann die Frauen an einem Tag auf die Straße gegangen sind, um (vielleicht) die Männer daran zu erinnern, dass man Souveränität nicht erlangt, indem man herrscht. - Über Frauen und Mitarbeiter. Sozusagen selbst-herrlich.

Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet ist eigentlich die Gewerkschaft... -

Hallo! - Es ist Karneval! - Es soll nämlich Leute geben, die selbst an diesen Tagen keinen Spaß verstehen. Obwohl sie vielleicht nicht nur in der Gewerkschaft, im Karneval, sondern auch im Gläubigerausschuss eine Rolle zu spielen versuchen. - Ja, ja – im Gläubigerausschuss kommt so einiges zusammen.

Im Gläubigerausschuss, der der insolventen Nürburgring GmbH zuzuordnen ist, ist eigentlich von Beginn an Karneval. Nur dass deren Mitglieder nichts zu lachen haben, wenn sie nicht im Sinne der Aufsichtsorgane funktionieren. War es bestimmten Leuten vorher gar nicht klar, warum sie überhaupt hereingekommen waren, so sind sie heute bemüht, heraus zu kommen. - Aber so einfach ist das nicht. Sie werden noch ein paar Mal zum Abnicken gebraucht.

Der Bürgermeister von Müllenbach lässt sich inzwischen aus gesundheitlichen Gründen von einem Rechtsanwalt vertreten, dessen – in diesem Zusammenhang - wichtigen Mandanten „von früher“ man kennen sollte, um jetzt im Karneval darüber richtig lachen zu können.

Dem Bürgermeister von Nürburg ist inzwischen das Lachen vergangen, weil die restlichen Mitglieder eigentlich immer die Meinung der Insolvenz-Sachwalter vertreten, die wiederum die Meinung der Landesregierung ist. - Weil die die Besitzer der Nürburgring GmbH sind – was dann auch die Insolvenz erklärt - und – das „in Eigenverwaltung“ - warum die nun in ihre Insolvenz auf ihre Art hineinregieren. - Eine pfiffige Konstruktion!

Der Landesregierung am nächsten steht im Gläubigerausschuss der Vertreter der ISB, der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz. Die untersteht der Fachaufsicht des Wirtschaftsministeriums unter der Leitung von Eveline Lemke.

Die ISB hat zwar nur eine „nachrangige Forderung“, aber immerhin eine von rd. 330 Mio Euro. Und „vorrangig“ einen guten Kontakt zur Landesregierung, wie auch der Manager, der gemeinhin als „Vertreter der Arbeitnehmer“ ausgewiesen wird und das „Futter“ für die unter seiner Leitung stehende Firma u.a. vom Wirtschaftsministerium erhält. - Eveline Lemke stellt das Überleben sicher. - Nun ja, als Wirtschaftsministerin... -

Lässt man einmal die Zusammensetzung des Gläubigerausschusses an Weiberdonnerstag so an seinem geistigen Auge vorbei ziehen, dann wundert man sich nicht, dass die Verkündung eines wichtigen Beschlusses durch einen der Insolvenz-Sachwalter in einer Pressemitteilung so verbreitet wurde:

„Der Gläubigerausschuss stimmt mit uns in der Einschätzung überein, dass wir für eine erfolgreiche Zukunft des Nürburgrings mit dem Investorenprozess unverzüglich Mitte Mai beginnen müssen. Es gibt keine vernünftige Alternative dazu“, sagt Prof. Dr. Dr. Thomas B. Schmidt, Sanierungsgeschäftsführer der Nürburgring GmbH.“

Um es zu übersetzen: Es ging da um den Verkauf des Nürburgrings. - Wenn das in einer Büttenrede gesagt worden wäre, könnte man darüber lachen. Wobei auch schon die selbst gewählte Bezeichnung „Sanierungsgeschäftsführer“ für einen Lachreiz sorgt, weil man um die einseitigen Verkaufsbemühungen weiß. Besonders pointenreich wird die Darstellung der Sachwalter, wenn man aktuell einmal Aussagen auf den Prüfstand stellt, die bereits vor Monaten – also garantiert nicht im Karneval – gemacht wurden.

Da haben die Sachwalter einem anderen „Dampfplauderer“, dem Landrat des Kreises Ahrweiler und Ex-Aufsichtsratsmitglied der Nürburgring GmbH und CDU-Mitglied, Dr. Jürgen Pföhler, auf die allgemeine Frage:

„Wer verhandelt in der Phase 3 mit den Kaufinteressenten?“

am 27. Juni 2013 schriftlich (!) folgende Antwort gegeben:

„In der dritten Phase des Verkaufprozesses verhandeln die Unterzeichner bzw. die beauftragte international tätige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG mit den Kaufinteressenten. Der Verlauf und das Ergebnis dieser Verhandlungen wird dem Gläubigerausschuss vorgestellt. Die Entscheidungen über die Veräußerung von Vermögenswerten stehen unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Gläubigerausschusses. Dieser entscheidet im Ergebnis, ob und mit wem ein Vertrag zustande kommt. Über einzelne Verhandlungsschritte wird der Gläubigerausschuss informiert. Im Rahmen des Gebotenen besteht die Möglichkeit für den Gläubigerausschuss auf die Verhandlungen Einfluss zu nehmen.“

Wenn man diese Aussagen jetzt im Karneval mit der Realität abgleicht, ist man entweder betroffen, weil einem das Lachen im Halse stecken bleibt, oder man bekommt solche Lachanfälle, dass man anschliessend einen Arzt aufsuchen muss.

Tatsache ist: Der Gläubigerausschuss kennt noch nicht einmal die Namen der als Käufer von den Insolvenz-Sachwaltern in Aussicht genommenen Bietern. Zumindest erfährt er die von den Sachwaltern nicht. Vielleicht aus der „Rhein-Zeitung“, die vom „Megaphon“ (offenes Sprachrohr) der Sachwalter, Pietro Nuvoloni, gerne genutzt wird. Dort wird die heile Welt der Bieter und Sachwalter immer wieder so beeindruckend dargestellt, dass man sie auch den Herren bei der EU in Brüssel zur Lektüre empfehlen kann.

Schon vor Weiberdonnerstag – also vor heute – war gestern z.B. in der „Rhein-Zeitung“ zu lesen:

„H.I.G. Will 25 Millionen in den Ring stecken“

Na – und...? - kann man da nur fragen. Solche Darstellungen braucht man z.B. in Mainz, weil sich daraus interessante „Gesamt-Angebote“ stricken lassen. Jede Hausfrau, sicherlich auch Malu Dreyer weiß wie's geht: „Zwei Rechts-, zwei Links, Eins hoch versetzt.“

Nur der Gläubigerausschuss weiß von Nichts.

Wenn es soweit ist, werden wir hier bei Motor-KRITIK die „Strickmuster“ auflösen und auch noch andere Hintergründe aufzeigen.

Das soll aber nicht an Karneval passieren. Es könnte sein, dass man da die Darstellungen nicht ernst nimmt.

Alaaf und Helau!
Fortsetzung folgt!
Wilhelm Hahne
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