Gibt's nun Vertrauen weckende Offenheit?

Offenheit, klare Darstellung der Absichten, die scheint es in der Welt der Politiker nicht zu geben. Aber sie reden davon. Immer und immer wieder. Sie versuchen sich das Vertrauen der Bürger – die ihre Wähler sind! - zu „erschleichen“. Nein, sie lügen natürlich nicht, sie sprechen nur von ihren „Visionen“. Und wenn die nicht eintreffen, dann findet sich sicherlich ein Schuldiger. Im Fall des Nürburgring-Skandals bietet sich dem Bürger und Wähler ein unwürdiges Schauspiel. Aber offenbar exakt nach Drehbuch ablaufend. Der Hauptdarsteller ist schon mal krankheitshalber ausgeschieden. Dann braucht er nicht im letzten Akt einen Heldentod zu sterben. Das Drehbuch sieht andere Statisten in der Opferrolle. - Nachdem nun gestern, am 27. Februar 2013 der Insolvenz-Sachwalter, Jens Lieser, eine Reihe von netten Journalisten zu einem Hintergrundgespräch eingeladen hatte, ist heute in den Medien die Fortsetzung des Drehbuchs auszumachen. Ich möchte dem ein Stück Realität gegenübersetzen. - Es ist ein weiterer Beitrag zur Nürburgring-Affäre.

Gibt's nun Vertrauen weckende Offenheit?

Die SWR-Landesschau läuft zur Zeit noch. Ich habe gerade, es war so um 19:15 Uhr, einen Beitrag gesehen, indem zwei Nürburger Bürger sich zu dem äußerten, was sie heute den Medien entnommen hatten. Jens Lieser, der Insolvenz-Sachwalter, hatte das am Mittwoch den Eingeladenen auf den Weg gegeben und so verbreiten lassen, was er für seine Absichten als passend empfindet, bzw. was ihm als Richtung „von oben“ vorgegeben ist. Von Offenheit keine Spur. - Auch keine Spur von Berücksichtigung der Realität.

Was ist denn mit dem „ring°racer“, dem millionenschweren Flop, bis heute ohne Betriebsgenehmigung? - Was ist mit den von Schwarzschimmel befallenen Lokalitäten in der „Grünen Hölle“? - Was ist mit mehr als 2000 Bauschäden? - Warum wird die Liquidation der Cash Settlement & Ticketing GmbH bis heute verschwiegen? - Warum publiziert man nicht bereits durchgeführte Geschäftsführerwechsel? - Warum spielt man nicht im Fall der Formel 1 mit offenen Karten?

Vertrauen weckende Offenheit habe ich seit vielen Jahren im Fall des Projekts „Nürburgring 2009“ nicht erlebt. Nur täuschen und abtauchen. Und Lügen. - Zum Beispiel im Fall der Zuschauerzahlen bei Rennen. Weil man sie als Argument brauchte, für sogenannte Infrastrukturverbesserungen.

Der Bahnhof in Adenau wurde geschlossen, das Freibad in Adenau wird geschlossen werden. Im Krankenhaus Adenau gibt es keine Wöchnerinnenstation mehr. Die Innenstadt verödet. - Ein Ergebnis der Infrastrukturverbesserungen am Nürburgring?

Was hat denn die Region von der Verschwendung von Euro in der Region Nürburgring? - Wir, die wir uns den „Insidern“ zurechnen, hatten schon mal intern das, was eigentlich an Schulden auf den Steuerzahler zuzukommen schien, mit 1,4 Milliarden Euro geschätzt. Wenn wir mit Freunden darüber sprachen, hat man uns ausgelacht.

Nun ist die Nürburgring GmbH pleite. Und immer ist noch offiziell die Rede von 330 Millionen Euro, die das Land dort investiert hat. Die Euro-Behörde nennt in ihren Untersuchungen andere Zahlen. Und der Insovlenzverwalter nennt in einem internen Papier – nur die Insolvenz der Nürburgring GmbH betreffend – noch andere Zahlen.

Jens Lieser hat sich am Mittwoch verärgert darüber geäußert, dass aus diesem Papier Zahlen nach draußen gedrungen sind. - Tut mir leid, Herr Lieser. Ich bin schließlich kein Rechtsanwalt, der sogar noch für einen Mord ein Argument findet. - Aber das ist wohl die Aufgabe von Rechtsanwälten.

Aufgrund der Äußerungen von leidenden „Regionären“, heute in der SWR-Landesschau, möchte ich ohne weitere Erläuterungen meinen Lesern die Gelegenheit bieten, den ganzen Bericht zu lesen, den die Insolvenz-Sachwalter bereits am 18. Januar 2013 dem Insolvenzgericht in Ahrweiler vorgelegt haben. Ich möchte diesen Bericht nicht in allen Details kommentieren. Auch Ihnen, lieber Leser, wird dazu wohl etwas einfallen. Oder: Dazu fällt Ihnen dann wirklich nichts mehr ein.

Klaus Daniels, der Besitzer des „Hotels zur Burg“ in Nürburg stellte heute im SWR die Frage, was das wohl mit Wirtschaftsförderung zu tun hat, wenn der Nürburgring „verscherbelt wird“.

Und Reinhold Schüssler, der Bürgermeister von Nürburg favorisierte ein Stiftungsmodell (mit ADAC) als Betreiber der Rennstrecke Nürburgring. Damit meinte der die „reine Rennstrecke“, „nicht den Kirmeskram“.

Ron Simons, ein Verleiher von nürburgring-tauglichen Touren- und Sportwagen, wünschte sich „Partnership und keinen Machtmissbrauch“. - Träume kann man nicht verbieten!

Tatsächlich ist die „Kirmeskram“ der Teil, den die Mainzer Politiker mit ihrer Firmentochter als Infrastrukturhilfe auf den Weg gebracht haben. Genau dieses Stück Hilfe ist eine Belastung, unwirtschaftlich, unsinnig. Und Machtmissbrauch? - Dazu neigt der Unternehmer, der sich des Wohlwollens der Politiker sicher ist.

Ich hatte eigentlich nicht vor, das mir vorliegende Papier der Insolvenzverwalter in seiner Gesamtheit zu veröffentlichen. Ich möchte aber auch nicht weiter daraus Details zitieren. Ich möchte nicht das Bild verfälschen, dass sich dem Leser des gesamten Berichts eröffnet, und z.T. wirklich einen Kontrast zu dem darstellt, was so an Details aus dieser und jener Richtung verbreitet wird.

Sie finden eine pdf-Datei des „Bericht in dem Insolvenzverfahren Nürburgring GmbH -6 IN 91/12“ als pdf-Datei im Anhang.

Entschuldigen Sie bitte die schlechte Qualität der Wiedergabe, aber ich denke, dass es darauf nicht ankommt. - Lesen Sie bitte den Inhalt kritisch. Vergleichen Sie ihn mit dem, was Sie bisher zur Pleite des Nürburgrings gehört haben.

Denken Sie bitte daran, was verantwortliche Politiker „zur Sache“ vor dem Landgericht in Koblenz alles vergessen hatten.

Was am Nürburgring passiert – in Wahrheit passiert und passiert ist – reißt eigentlich der Politik die Maske der Wohltäter vom Gesicht.

Wir müssen mit der Realität leben. Und angepasst handeln.

Übrigens: Morgen, am 1. März 2013 gibt es eine Mitgliederversammlung von „Ja zum Nürburgring“ in der Gemeindehalle von Nürburg ab 16 Uhr. Ich denke, dass man dort „offene Worte“ hören wird. - Ein Erscheinen wäre so eine Art von Demonstration. - Ich werde da sein!

Eigentlich waren offene Worte auch in der Vergangenheit immer bei mir zu lesen. Berechtigt. Darum glaubte man mich auch mit einer Hausdurchsuchung schon vor Jahren einbremsen zu müssen. - Es hat nicht gewirkt. - Weil ich mich als Journalist der Wahrheit verpflichtet fühle und einer wahrhaften Information der Öffentlichkeit.

Jens Lieser hat gestern in Verbindung mit dem geplanten Verkauf immer wieder das Wort „nachhaltig“ verwendet. - Ich möchte ihm bestätigen: Das Projekt „Nürburgring 2009“ war in jedem Falle nachhaltig. Es hat das Leben, die Existenzen der Menschen hier in der Region Hocheifel nachhaltig beeinflusst. - Zum ihrem Nachteil!

MK/Wilhelm Hahne
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