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Virneburg, den 13. Dezember 2007
Guten Tag!
Weihnachten naht. Noch 11 Tage bis Heiligabend Das ist dann der Zeitpunkt, an dem Überraschungen nicht selten sind. Bei uns in der Eifel muss Weihnachten in diesem Jahr schon früher gewesen sein. Denn es gab Überraschungen "noch und nöcher". - Schon in den letzten Wochen. - Aber nicht unbedingt schöne. (Aus meiner Sicht.)
Eine der tollsten Überraschungen (?) war die Entscheidung des Aufsichtsrates der Nürburgring GmbH, das Projekt "Erlebnisregion Nürburgring", dem man nun den Namen "Nürburgring 2009" gab, schnell, ganz schnell in Gang zu setzen. Aber 19. November 2007 fiel die Entscheidung für die Durchführung des Projekts in Mainz, am 22. November 2007 wurde der "Erste Spatenstich" vorgenommen.
Genehmigungen? - Ach, da war doch irgend was... - Oder nicht? - Oder doch? - Die SGD Nord, Koblenz wird's schon richten. - Und so war "Erste Spatenstich" eigentlich mehr symbolisch. Wer hat das schon bemerkt? - Denn für einen "symbolischen Ersten Spatenstich" benötigt man keine Baugenehmigung. - Aber weiß das auch z.B. "auto motor und sport"? (s. Heft 26)
Georg Christoph Lichtenberg (er war Physikprofessor an der Universität Göttingen) hat zu solchen - und ähnlichen Situationen - einmal angemerkt:
"Dass ich etwas, ehe ich es glaube, erst durch meine Vernunft laufen lasse, ist mir nicht ein Haar wunderbarer, als dass ich erst etwas im Vorhof meiner Kehle kaue, ehe ich es hinunter schlucke. Es ist sonderbar, so etwas zu sagen, und für unsere Zeiten zu hell, aber ich fürchte, es ist für zweihundert Jahr, von hier ab gerechnet, zu dunkel."
Lichtenberg war wohl Optimist. Das mit den zweihundert Jahren stimmte nicht. Denn Lichtenberg hat seine oben dargestellte Meinung bereits vor 1799 geäußert. So hätte man eigentlich damit rechnen müssen, dass sich vor dem Jahrhundertwechsel noch bei normalen Entscheidungen die Vernunft durchsetzt, dass man etwas durchdenkt, bevor man dazu entscheidet. Wir schreiben aber inzwischen das Jahr 2007 und noch immer werden Entscheidungen getroffen... - Aber natürlich ist man durch Gutachten abgesichert, deren Details geheim sind. Auch z.B. die Basiszahlen zu einer Rentabilitätsberechnung (Deloitte?). - Lesen Sie meine Geschichte zum Thema "Erlebnisregion Nürburgring" oder - wie sie jetzt offiziell betitelt wird - die zum Thema "Nürburgring 2009". Aber auch meine Geschichte vom "Zaunkönig". Da setzt ein Geschäftsführer einer GmbH den Slogan des Landes Rheinland Pfalz unbekümmert in Taten um: "Wir tun's einfach!" (Tatsächlich heißt das Motto exakt: "Wir machen's einfach". - Was man dann - je nach Betonung - so oder so verstehen kann.)
Aber er hat nicht mit dem Fuß dazu auf den Boden gestampft, sondern passend zu seinem Ausspruch eine junge GmbH präsentiert (erst in 2007 gegründet), die als Investor 80 Millionen Euro in ein Projekt stecken will, das sich nur nach Meinung von Politikern und Gutachtern sehr schnell zu einer Geldmaschine entwickeln wird. Leute die vorher "kauen", bevor sie etwas hinunter schlucken, die rechnen recht früh mit Bauruinen. Wie erhält man als GmbH-Neugründung einen Kredit von 80 Millionen? - Übrigens: im Lotto gilt der Gewinn von 43 Millionen schon als Sensation. Denken Sie nach diesem Satz noch einmal darüber nach, wie viel 80 Millionen Euro sind. - Beim Aufsichtsrat der Nürburgring GmbH ist diese Summe eine "feste Größe" und damit die Basis für die Genehmigung des Bau-Abenteuers "Nürburgring 2009". - Und es kann sofort mit dem Abriss bestehender Gebäude begonnen werden, für die schon mal viele, viele Millionen bezahlt wurden. - Was heißt hier Abriss? - Es wird gesprengt! - Koste es was es wolle!
Diese Art von Projektumsetzung (einschl. der Art der Finanzierung) sprengt wirklich alle Vorstellungen. - Eigentlich nicht, meint ein Verwaltungsfachmann; denn: "Es ist ja politisch gewollt!"
Wobei lt. Aussage eines anderen, verantwortlichen Aufsichtsratsmitglieds (Landrat Pföhler), die Abrissgenehmigung für die Schnelligkeit seiner Verwaltungsbehörde spricht. - Sagt er. - Das ist aber genau so "halbwahr", wie andere Aussagen von Politikern zum Thema Nürburgring. (Ich habe dazu - "aus gegebenem Anlass" recherchiert, wie Sie lesen werden.) Landrat Pföhler erhob z.B. mal Dr. Kafitz vor Nürburger Bürgern "zu einem der besten Manager der Welt". - Mehr nicht.
Aber zurück zur "Schnelligkeitsbehauptung" des Landrats Pföhler:
Ich habe mich auch dazu erkundigt. Die Auskunft einer Baubehörde: Abrissgenehmigungen, kann man schon direkt nach dem Neubau eines Gebäudes, einer Halle - oder ähnlicher Bauwerke - beantragen. Die Genehmigungsdauer beträgt ca. 6 Wochen. - Warum es um Falle der Nürburgring GmbH so schnell ging, steht in meiner Geschichte. Jede "Hexerei" ist eigentlich ein Schwindel. Das wird Ihnen jeder professionelle Zauberer bestätigen.
Das tröstet ein wenig. Und dass die Landestochter Nürburgring GmbH ein solides Grab für sauer erarbeitete Steuergelder ist, das hat sie doch vor gar nicht langer Zeit am Beispiel der "BikeWorld Nürburgring GmbH" bewiesen. - Natürlich bleiben die Gesamt-Verluste geheim. Sie sind wahrscheinlich auch lächerlich gering: nur ein paar Millionen Euro. Man spricht öffentlich nur von einem "abgeschriebenem Gesellschafterdarlehen".
Die BikeWorld Nürburgring GmbH war wohl nur "zum Üben" gedacht. - Um zu schauen, wie die Öffentlichkeit reagiert? - "Nürburgring 2009" wird dagegen wohl bleibende Eindrücke hinterlassen. Und damit das Eine zum Anderen passt, wird um die Nordschleife des Nürburgrings ein Zaun gezogen. Natürlich ohne Genehmigung. Wie ich feststellen musste. - Warum eigentlich ich? - Warum wird solch ein selbstherrliches Handeln nicht von den Bürgermeistern der Gemeinden ausgemacht, die alle durch den Zaunbau betroffen sind? - Einer, von mir angesprochen: "Warum sollte ich der Buhmann sein?" - Es weiß eben jeder: das Alles ist "politisch gewollt". Und man kuscht.
Nun bin ich der Buhmann. Für die Herren Kurt Beck, Prof. Dr. Ingolf Deubel, Dr. Walter Kafitz. - Die "Drei von der Euro-Tankstelle". - Lesen Sie meine Geschichte dazu und - wundern Sie sich. Stellvertretend für die Meinung vieler Nürburgring-Fans will ich dieser Stelle nur ein E-mail veröffentlichen, das mich Anfang Dezember erreichte:
"Als Motorsportfan und Hobbyfotograf bin ich geschockt wie man unsere geliebte Nordschleife so verschandeln kann Ich werde mir den 1000km- Trip zu den VLN- und 24h-Rennen wohl in Zukunft sparen. Warum sollte ich soweit fahren, wenn man mittlerweile kaum noch was Besonderes zu sehen bekommt. Vermutlich ist es das Ziel der Nürburgring GmbH die Leute von der Nordschleife fernzuhalten, und dann der Sicht wegen auf die GP Strecke zu wechseln, aber nicht mit mir… -"
Die Besucherzahlen werden also abnehmen. Die Basiszahlen, die, auf denen auch die Berechnungen für den Erfolg von "Nürburgring 2009" beruhten, werden noch einmal geringer werden. In 2008. Dabei stimmten sie auch schon vorher mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht. Es wurden durch Marketingspezialisten Traumzahlen für die Presse auf dem Weg zu Traumzielen für Politiker geschaffen. Ich versuche in einer anderen Geschichte mal eine Basis für eine Beurteilung der Arbeit von "Funktionären" zu schaffen, stelle mal Traum und Wirklichkeit nach einer Menge Recherchearbeit (die ich nicht alleine vorgenommen habe!) gegenüber. Als Leser können Sie das Eine oder Andere glauben. Aber glauben heißt nicht wissen. Wissen tun das noch nicht einmal die, die die Traumzahlen geschaffen haben. Die haben so lange welche verkündet, bis sie wohl inzwischen selbst daran glauben.
"Welche Medikamente nehmen die eigentlich?", fragte mich schon vor Monaten ein Leser, dessen Frau nicht nur medizinische Grundkenntnisse hat, sondern auch eine Menge Praxiserfahrung. Und er erzählte mir von Beobachtungen, die nach seiner Ansicht Rückschlüsse zulassen auf das gewisse Verhalten gewisser Leute. - Das mag ja sein. - Aber im vorhandenen politischen Umfeld wirken diese Leute normal. Normal ist z.B. wenn ein Verbandsbürgermeister als Argument auf einen kritischen Einwurf eines Gemeinde-Verantwortlichen sagt: "Lasst euch nicht verrückt machen. Das geht schon alles gut." - Na denn... -
Nach knapp 10 Millionen Verlust im Jahre 2005 hat die Nürburgring GmbH nun im Jahre 2006 einen Verlust von gut 40 Millionen "erwirtschaftet". So ist im Beteiligungsbericht der Landesregierung zu lesen. Das relativiert die Aussage eines Landrat Pföhler von "einem der besten Manager der Welt". Von rd. 10 auf gut 40 Millionen Verlust (!) beschleunigt der in 12 Monaten. Na ja, der hat eben Rennstreckenerfahrung.
Bei 43 Millionen Gewinn befindet sich Rheinland-Pfalz "im Lottofieber". (Lt. "Rhein-Zeitung" vom 4. Dezember 2007) Und man rechnet damit, dass dann wieder um 1,2 Millionen "Scheine" ausgefüllt werden. - Bei mehr als 40 Millionen Verlust einer Firma, die zu 90 Prozent dem Land Rheinland-Pfalz gehört, in der nun seit Jahren mehr und mehr Steuergelder "verballert" werden, da sind alle Beteiligten ruhig gestellt. Es gibt kein "Verlust-Fieber". - "Lasst euch nicht verrückt machen." (Sagt - s.o. - ein Verbandsbürgermeister.) - Was sind schon 40 Millionen? (Wenn man sie verliert!) Da sie "öffentlich" verloren werden, scheint das ein ganz normaler Vorgang zu sein. -
Zum gleichen Zeitpunkt wettert auf einem CDU-Parteitag unsere allerliebste Kanzlerin Merkel: "Warum wird mit Geld überschüttet, der auf ganzer Linie versagt hat?" - Und sie meint die Manager der Industrie. Warum bezieht sie da nicht die von Behörden fest angestellten Geschäftsführer von Landesgesellschaften mit ein? - Gibt es nur in der "freien Wirtschaft" so genannte "kriminelle Vereinigungen"?
Natürlich habe ich mich in den folgenden Geschichten nicht nur mit dem Nürburgring beschäftigt. Es werden auch andere Themen behandelt. Auch, wie bestimmte Leute der Industrie versuchen, "unangenehme Journalisten" (wozu z.B. "Erlkönigjäger" gehören) zu einer "kriminellen Vereinigung" zu bündeln.
Aber sonst berichte ich der Zeit entsprechend: besinnlich, rückblickend, vorausschauend, vergleichend. Also so, wie das ein moderner Journalist eigentlich nicht mehr macht. Der berichtet über Ereignisse, notiert "abgesicherte" Aussagen von Verantwortlichen dazu, hat keine eigene Meinung. Die gehört nicht dazu. Wenn, dann in einem getrennten Kommentar. In dem man dann möglichst ausgeglichen kommentiert; so, als würde man ein "Fazit" zu einem Vergleichstest in einem modernen Fachmagazin schreiben. Zwar gewinnt immer ein Fahrzeug "nach Punkten", aber lt. Meinungs-"Fazit" sind eigentlich beide Fahrzeuge Sieger. Jedes auf seine Art. - Und die Zeitschrift verärgert keine Anzeigenkunden. (Achten Sie mal darauf!)
Inzwischen haben Industrie und Verbände die Medien gut im Griff. "Das hat uns auch in den letzten Jahrzehnten viel Geld gekostet", sagt mir dazu als Erklärung ein Industrie-Pressemann. - Richtig. - Nun zahlt es sich aus. - Meine Leserzahlen steigen.
Danke für das steigende Interesse an ungeschminkten Wahrheiten. - Wir können uns in diesen Tagen ja dann mit der Weihnachtsgeschichte trösten. - Frohlocket und jauchzet! - Alles wird gut?