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"Ich rede gern mit Journalisten;
wenn sie etwas von ihrem Beruf verstehen.
Allerdings schimpfen sich heute
auch eine Menge Menschen 'Journalist',
die in Wirklichkeit nur Dummschwätzer sind."
("Blacky" Joachim Fuchsberger)
Guten Tag!
10-02-12/00 - Vielen, vielen Dank für die herzlichen Glückwünsche zu meinem Geburtstag. Es waren mehr als sonst. Ich werde mal einige von ihnen in einer eigenen Geschichte zusammen stellen. Eigentlich gibt es - nicht nur zu meinem Geburtstag - immer nur positive Beurteilungen meiner Geschichten. Na ja, ich schreibe sie ja auch nicht, um jemanden zu ärgern. Und so erfreuen sich meine Leser - zu meiner Überraschung - auch noch mit dem Lesen von Geschichten, die mehr als zehn Jahre alt sind. Aber immer noch - irgendwie - aktuell.
Wenn ich mit aktuellen Testwagen unterwegs bin, habe ich aber schon mal den Eindruck, dass die Industrie es darauf anlegt, ihre Kunden - die Käufer ihrer Automobile - zu reizen. Es sind die elektronischen Innovationen die einen manchmal zur Weißglut bringen können. Wer nicht die um 400 - 500 Seiten einer Betriebsanleitung gelesen hat, der wird immer wieder von den Besonderheiten der technischen Errungenschaften überrascht. Aber manchmal auch, wenn er sie gelesen hat.
Da hat mich meine Frau nach einem guten Essen - und dem Genuss guter Weine - nach Hause gefahren. Ich habe mich schon ins Haus begeben, während meine Frau den Wagen parkt. Doch sie kann den Motor des Fahrzeugs nicht abstellen. Ich habe nämlich die Chipkarte in der Jackentasche. Wenn ich mit der z.B. die Fahrzeugtür durch Druck auf eine bestimmte Stelle abgeschlossen habe, dann kann ich sie nur - natürlich mit Druck auf einen anderen Knopf - auch so öffnen. Habe ich allerdings das Fahrzeug verlassen, ohne abzuschließen, so macht das Automobil das auch ohne mich. Wenn ich dann zum Auto zurück komme, dann lässt sich die Fahrertür auch ohne jeden Chip oder gar Schlüssel öffnen, wenn ich denn den Chip bei mir trage. Wenn ich - aus welchem Grund auch immer - als Beifahrer den Chip bei mir trage, jemand anders fährt das Fahrzeug, dann läuft der Motor auch noch, wenn ich - als Beifahrer - den Wagen längst verlassen habe. Das Fahrzeug nimmt den Lenker dann als "Bediener" nicht ernst. Er kann sich nicht durch den Besitz einer "strahlenden" Chipkarte ausweisen und darum auch nicht den Motor abstellen. - Gab es mal nicht in der Werbung den Spruch "...und läuft, und läuft, und läuft"?
Bei einem anderen Automobil einer anderen Marke ist das anders. Da muss ich mit dem Chip verriegeln. Als ich das z.B. vor einem Supermarkt tue, mich schon ein paar Schritte in Richtung Eingang entferne, da ruft mir meine Frau zu, dass ich doch noch einmal zurück kommen müsse, weil sie doch ihre Tasche im Kofferraum... - "Brauchst nicht zu kommen", ruft sie. "Das geht auch so." - Sie hat - zufällig - auf einen Kopf an der Kofferraumklappe gedrückt und - alles ist wieder entriegelt. Als ich danach beim erneuten Abschließen per Chipkarte überprüfen willl... - da geht die Tür einfach auf. - Funktioniert die Türverriegelung nicht? - Doch! - Aber eine innovative Softwarelösung stellt sicher, dass - wenn mir gerade einfällt, dass ich z.B. die Sonnenbrille vergessen habe - ich die Tür innerhalb von Sekunden wieder öffnen kann. - Das steht alles in einer um 450 Seiten großen Betriebsanleitung. Hinzu kommt noch eine ähnlich umfassende "Anleitung" zur Bedienung von Navigationssystem und Radio. Man soll dort auch erfahren, was man machen muss, wenn ma z.B. ein Handy... - Entschuldigung! - Ich habe nur 14 Tage Zeit für das Fahrerlebnis mit einem Testwagen. Wie soll ich in dieser Zeit auch noch um 1.000 Seiten "Anleitung" lesen? - Sie glauben gar nicht, wie oft ich in letzter Zeit mit eigenartigen Reaktionen - dank hochintelligenter Innovationen - überrascht wurde.
Ich bin - weil es mir so gefällt - stehen geblieben und überlege, ob ich nicht hier ein paar Fotoaufnahmen machen kann. Dank Start- und Stopp-Automatik geht der Motor aus. Ich verlasse das Auto und fotografiere. Plötzlich - so nach einer Minute - springt der Motor wieder an. Ich habe -. außer zu fotografieren - nichts getan. Der Motor läuft. Ich lasse ihn laufen. Den Glauben an den Wert von elektronischem Schnick-Schnack habe ich längst verloren. Sollen ihn doch die "Kollegen" der Fachzeitschriften verkünden.
Ein Freund von mir steht mit einem deutschen (modernen) Automobil auf einer Landstraße. Er hat dort gerade einen Bekannten gesehen, angehalten, ist ausgestiegen um kurz etwas zu sagen und schließt die Wagentür, weil sie sonst deren Breite die Fahrbahn unnötig verkleinert. Der Motor läuft, man tauscht kurz irgendwelche Termine aus, einem fällt noch etwas ein, man plaudert ein wenig länger als eigentlich geplant und... - klack - hat sich das Fahrzeug automatisch verriegelt. Der Zündschlüsel steckt, der Motor läuft. - Was nun. - Wenn Sie es noch nicht wussten: Für solche Fälle wurde das Handy erfunden. Also ruft er seine Frau an (Wie gut dass die einen Zweitwagen hat!), die nimmt den Zweitschlüssel (Jetzt wissen Sie auch warum es den gibt!) und fährt ein paar verschlungene Wege zu ihrem Mann. Damit der sein Fahrzeug wieder nutzen kann.
Meine Frau hat an ihrem (modernen) Automobil die serienmäßige Einstellung der Kombination Fernbedienung/Tür- und Kofferraumschlösser verändern lassen. Sie hat die umfassende Bedienungsanleitung gelesen, mit der Werkstatt einen Termin vereinbart, ist die rd. 25 Kilometer zu ihrem Händler gefahren, hat die Einstellung verändern lassen (per Computer bzw. Werks-Werkstattester), ist die 25 Kilometer wieder zurück gefahren und muss nun zweimal drücken, wenn ich auf der Beifahrerseite einsteigen will, weil bei einmal drücken nur die Fahrertür aufgeht. Das hat den Vorteil, dass - wenn man z.B. an einer Ampel steht - niemand überraschend z.B. die Beifahrertür öffen kann, auch nicht - was schon mal im Ausland vorgekommen sein soll - den Kofferraum, um den nämlich auszurauben. - Dafür raubt sie mir jetzt mit ihrem Fernbedienungsdrücken den letzten Nerv. - Ich habe schon einige Mal vor der verschlossenen Beifahrertür gestanden, weil... - Na ja, dann schnallt Sie sich wieder los, beugt sich weit hinüber zum Türöffner der rechten Tür, zieht am Türöffner und - welches Glücksgefühl für sie und für mich - die Tür lässt sich öffnen.
Ich fahre ein´Automobil, das von der so genannten Fachpresse als "billiger Kleinwagen" bezeichnet wird. Ich öffne jede Tür - die ich will! - mit dem Schlüssel. Auch die Beifahrertür. Die öffne ich sogar für meine Frau und lasse sie einsteigen. Und schließe sie wieder. Alles wie früher. Meine Frau ist davon angetan. Auch davon, dass sie - aus einem Laden kommend, vor dem ich mit diesem Kleinwagen wartend stehe - sofort die Kofferraumklappe öffnen kann. Ohne das ich helfend austeigen muss. - Ich ziehe einfach an einem kleinen Hebelchen zwischen den Sitzen, über einen Kabelzug (!) mit dem Hecktürschloss verbunden und - alles wird gut. - Da wird sich beim Zuschauen so mancher der modernen Konstrukteure fragen müssen: Warum so einfach, wenn es doch auch kompliziert mit teurer Elektronik geht?"
Dem Käufer wirklich moderner und neuer Automobile ist eigentlich selten klar, dass ihr Fahrzeug in einigen Jahren nur noch "Elektronikschrott" sein wird. Die EU-Regierung in Brüssel - der wir alle untertan sind - hat schon auf Wunsch der geschickt agierenden Automobilhersteller dafür gesorgt, dass ESP demnächst einmal bei allen neuen Automobilen Pflicht wird. Das macht die Automobile natürlich teurer. Und die Hersteller (bzw. deren Marketingabteilungen) reden von "qualitativen Wachstum". Sie meinen damit, dass sie so mehr Geld in die Kasse erhalten, dass ein größerer Gewinn pro verkauftem Fahrzeug entsteht. Und dieses "Pflichtsystem" wird demnächst durch die EU-Regierung weiter perfektioniert. Die Europa-Abgeordneten nehmen gerne Einladungen der Industrie an, wo man ihnen in überzeugenden Demonstrationen klar macht, was der Kunde in einem modernen Automobil dringend haben muss. - Muss! - Es muss zur Pflicht werden. - Natürlich aus "Sicherheitsgründen". Die Zahl der Verkehrstoten ist in 2009 auf um 4.000 gesunken. - Das sind 4.000 zuviel, werden EU-Abgeordnete sagen. Aber inzwischen sterben um 25.000 Menschen pro Jahr an den Nebenwirkungen von Medikamenten. Auch im Haushalt sterben mehr Menschen als im Straßenverkehr. Aber praktisch "unauffällig".
Glauben Sie eigentlich, dass ESP im Automobil nur Leben rettet? Oder: Haben Sie schon mal das serienmäßige ABS nutzen, dabei eine Ausweichsbewegung durchführen müssen, was dank ABS möglich ist... - aber das ESP... - Denke Sie mal darüber nach. - Können Sie sich vorstellen, dass ein "irres" ESP ihr Fahrzeug in die Leitplanken, in den Gegenverkehr lenkt? - Natürlich wird es da nur wenige Fälle geben, aber... - Wenn es um die Senkung von Unfallzahlen geht, kann man in Sachen Automobil wohl keine Rücksicht auf ein paar Tote nehmen. Um mehr geht es ja nicht. - Oder?
Die durch Anzeigenaufträge narkotisierte Fachpresse jedenfalls assestiert die Forderungen der Industrie nach zusätzlichen Sicherheitseinrichtungen mit entsprechenden Beiträgen und Forderungen. Haben Sie schon mal gelesen, mit was ein Automobil so alles ausgestattet sein muss, wenn Sie es wieder verkaufen wollen? - Hat eigentlich jeweils einer der "Forderer" daran gedacht, dass man eigentlich ein Automobil kauft um es zu fahren, nicht um es zu verkaufen? - Ich z.B. möchte keine automatische (krank machende), den Verbrauch erhöhende Klimaanlage, ich brauche keine sich automatisch einschaltendenScheinwerfer oder Scheibenwischer. Mein Innenspiegel muss auch nicht automatisch abblenden. Ich hätte auch gerne ein dreitüriges Automobil, weil ich fünftüriges Automobil nicht benötige. Weil die Fertigung ausschließlich fünftüriger Limousinen aber einen Aufpreis zu rechtfertigen scheint, werden immer mehr Automobile nur noch fünftürig angeboten. Wenn es denn nur drei Türen sein sollen, dann bezeichnet man nun diese Limousinen-Version als Coupé. - Das rechtfertigt dann wieder einen Aufpreis.
Mit wissenschaftlichen Untersuchungen weist die Industrie nach, dass z.B. dieses hervorragende (meist aufpreispflichtige) Xenon-Licht nicht blendet, sondern einfach nur das Autofahren in der Nacht sicherer macht, weil der Fahrer mehr (besser) sieht. Doch den so ausgestatteten Automobilen entgegen kommende Autofahrer behaupten weiter: Das Xenon-Licht blendet. - Da eine Xenon-.Ausstattung aber einen Aufpreis rechtfertigt... - Also wirklich. Die Industrie hat Recht! - Das Xenonlicht ist besser. Für den jeweiligen Fahrer. Und rein messtechnisch gesehen... - Papperlapapp! - Man sollte nicht vergessen, dass dieses Licht eigentlich nicht nur der Ergebnisverbesserung von Vertriebsabteilungen dienen sollte, sondern dem Menschen. Und da wäre dann die Adaptionsfähigkeit des menschlichen Auges zu berücksichtigen. Und je älter der Mensch wird... - Aber wer fertigt heute noch Automobile für Menschen? - Mit gut ausgestatteten Automobilen möchten die Manager der Automobil ihre Karriere beschleunigen. Da kann man keine Rücksicht auf menschliche Schwächen nehmen.
Wenn ich die Ausführungen der Industrie zur Sitzqualität ihrer Automobile lese und die angebotenen Möglichkeit registriere, diese Qualität - natürlich gegen Aufpreis - mit Spezialsitzen zu verbessern, dann fällt mir meine persönlich Erfahrung ein, über viele 100.000 Kilometer (auch bei Langstreckenfahrten) auf Sitzen des "alten" Fiat 500 gewonnen. Wunderbare Sitze. Deren Aufbau: Ein paar Gummistrippen und darüber der Sitzbezug. - Müssen Sitze teuer (und schwer!) sein? - Nein! - Einfach nur intelligent gemacht. - Aber man kann natürlich damit nicht "repräsentieren". Ich habe nämlich gerade durch eine Diskussion von Politikern erfahren, dass zu einer bestimmten Position in unserer Gesellschaft auch ein entsprechendes Automobil gehört. Leute, die sich für wertvoll halten, möchten das auch gerne mit dem Besitz eines wertvollen Automobils darstellen. Was auch so akzeptiert wird und - schließlich dazu führt, dass Hochstabler nur in hochwertigem Gefährt vorfahren. - Und nun?
Soll ich mich jetzt noch zum Thema Überführungskosten äußern? - Ich war im Automobilhandel zu einer Zeit tätig, wo ich die zu zahlenden "Überführungskosten" noch persönlich mit der jeweiligen Spedition aushandelte. Das macht jetzt der Automobilhersteller, der so bundesweit die gleichen Überführungskosten garantieren kann. - Ich lache mich tot! - Die Käufer neuer Automobile haben vorher um jedes Prozent, jeden Cent gehandelt... - und zahlen dann die Überführungskosten in jeder geforderten Höhe. Auffallen würde ihnen ihr Verhalten wohl erst, wenn ihnen Neuwagen der Mittelklasse zum Preis von (ich erfinde mal einen) 2.177, 30 € + 21.500 € Überführungskosten angeboten würden. - Natürlich könnten sie dann auch noch einen Nachlass von 33 Prozent auf den Fahrzeugneupreis heraus handeln. - Prof, Dudenhöffer könnte dann endlich auch mit den Zahlen glänzen, die ihm heute schon gerne über die Lippen gehen würden, da sie für ihn "Öffentlichkeit" bedeuten. Zitate werden in den Chefredaktionen immer - auch mit Zustimmung der jeweiligen juristischen Abteilung, über die heute jeder Großverlag verfügt - abgenickt. Und wenn dann noch ein Professor... -
Ich sehe jetzt schon die wegwerfenden Handbewegungen einiger Leute bei der Automobilindustrie. Es sind junge, dynamische Leute. Sie verstehen ihr Geschäft - zumindest glauben sie es. Schließlich hat man Ihnen im Studium beigebracht... - Und so sagen Sie - begleitet von eben dieser wegwerfenden Handbewegung: "Ach, der alte Mann aus der Eifel!". - Exakt das hat Prof. Deubel auch meinen Kollegen vor einiger Zeit gesagt, wenn die auf den Inhalt meiner Geschichten zum Thema "Nürburgring 2009" verwiesen haben. - Inzwischen ist aus dem Finanzminister ein Ex- geworden.
Mögen also die jungen, dynamischen und überlegen agierenden Manager der Automobiulindustrie nicht ihre bisherige Position verlieren, weil - vielleicht - die jungen Automobilkäufer inzwischen wieder wachsamer geworden sind. Das Geld wird in dieser Zeit nicht mehr so leicht verdient wie in Zeiten des Booms.
Und so kann ich dann - hoffnungsfroh - mit einem Zitat von Joachim Fuchsberger schließen, nachdem ich auch mit einem Zitat von ihm (ganz oben rechts) begonnen habe:
"Die Jugend entdeckt, dass es fürs Gehirn kein GPS gibt. Nichts, was den jungen Leuten im Gehirn sagen würde: Wenn möglich, bitte wenden. - Sie benutzen uns Alte offenbar als GPS."
Es wäre manchmal wirklich zu ihrem Nutzen, wenn es so wäre. -
Ich höre (lese) übrigens auch gerne die Argumentation junger Leute. - Nett, wenn Sie mir mal schreiben. - Vielleicht haben gerade Sie Argumente, die mich überzeugen können. Meine durch Erfahrung gereifte Meinung ist niemals festgeschrieben. Ich bin immer bereit sie zu ändern, verändern. - Wenn es denn sachliche Argumente gibt.