Das Nürburgring-Kaleidoskop

"Nürburgring 2009": Alle bedeutenden Mitspieler glauben daran, die Sache fest im Griff zu haben. Dabei kennt jeder nur seine Absichten und nicht die Pläne "der Anderen". -Und "Andere" haben z.T. andere Interessen. Das macht es schwierig.

Wenn in diesen Tagen scheinbar Überraschendes passiert, so gefällt das mir besonders. Nicht, weil ich bestimmte Aktionen - aus welchen Gründen auch immer - als besonders gut empfinden würde, sondern weil ich eine Erklärung dafür habe. Aus den Plänen der "Einen", die ich kenne, ergeben sich die Gegenaktionen der "Anderen" - wie ich bewerten kann. Die "Einen" sind dann überrascht, weil sie nicht nachempfinden können, dass die Reaktionen kein Zufall waren, sondern exakt abgestimmt. Manchmal zwar etwas überhastet - und aus meiner persönlichen Sicht etwas lächerlich wirkend - aber immer effektvoll. - Zumindest für die, die davon überrascht werden. Der Zufall hat es gewollt, dass ich mich wie in der Mitte eines drehenden Kreisels befinde, auf der sich die Akteure, die ich beobachte, inzwischen krampfhaft bemühen müssen, wegen der ständig steigenden Umdrehungszahl nicht von der Außenkante geschleudert zu werden. Dabei sind sie dann so mit sich selbst beschäftigt, dass sie andere Einflussgrößen auf das Geschehen übersehen. - Und ich schaue lächelnd zu. - Dabei sind die Abläufe alles andere als lächerlich. Sie sind viele Millionen schwer und bedeutungsvoll, wirken aber so wie Teile eines Spiels. Weil die Millionenschwere von den Spielern nicht als bedeutsam empfunden wird. Man hat offenbar das Gefühl für bestimmte Relationen verloren. - Es geht um die eigene Haut, den eigenen Kopf. - Aber auch um das Zufriedenstellen der Öffentlichkeit. Durch Aufdeckung scheinbar bedeutender punktueller Fehlleistungen. - Was natürlich nicht die Richtigkeit der Gesamtkonzeption einer konzeptionslosen, planlosen Entwicklung - nach Plan! - in Frage stellen soll. - Aber noch gibt es ja genug "Neben-Kriegsschauplätze". Und kommen die Einschläge näher, dann macht man eben einen neuen Kriegsschauplatz auf. - Wer blickt da eigentlich noch durch?

Das Nürburgring-Kaleidoskop

10-0212/08 - Ein Kaleidoskop ist heute eigentlich mehr ein Kinderspielzeug. Das Wort kommt aus dem Griechischen und bedeutet: schöne Formen sehen. Das geschieht zwar nicht, wenn man durch das aktuelle "Nürburgring-Kaleidoskop" blickt, aber jeder kann es so lange drehen, bis er das Bild erhält, dass ihm als besonders schön erscheint.

Nun hat es Leute gegeben, die versucht haben, das "Nürburgring-Kaleidoskop" aufzubrechen, die Dinge die sich darin vielfach spiegeln, in ihrer nackten Einfachheit, ohne jeden Zusatz-Glanz zu zeigen. Das sind dann die "Geheimnisverräter". Denn so, wie der Wert eines Kaleidoskops eigentlich auf physikalischen Grundgesetzen basiert, so basiert der Wert von "Nürburgring 2009" auf parteipolitischen Absichten. Sowohl beim Bau, als auch bei der Behandlung und Darstellung der Fehlleistungen in der Öffentlichkeit. Und der Rattenschwanz von Handlungen, Aktionen und Darstellungen wird immer größer, je mehr sich nicht mehr verbergen lässt, dass diese "Wirtschaftsförderungsmaßnehme" für eine ganz Region - eher ein Verlustgeschäft für ein ganzes Land werden wird.

Da ist in diesen Tagen der Bericht des Landesrechnungshofes von Rheinland-Pfalz erschienen, der die Entwicklung des Jahres 2009 im Land betrachtet und beleuchtet. Natürlich nur punktuell. -"Licht aus, Spot an!" - Im Falle von Rheinland-Pfalz kann die Anweisung "Licht aus" entfallen. Es ist schon sehr dunkel im Land. - Der Landesrechnungshof hält es nicht für vertretbar, nur auf Wachstum zu setzen, sondern es seien einschneidende Sparmaßnahmen erforderlich. - Der Schuldenstand des Landes hat sich seit 1995 verdoppelt.

Die Aufsichts- und Kontrollbehörde hat auch auch ein "Spotlight" auf eine Ankaufaktion der Nürburgring GmbH im Verlaufe des Jahres 2009 gesetzt. Die hat nach Ansicht des Rechnungshofes einen Off-Road-Park, der auch schon mal in der Vergangenheit Mittelpunkt interessanter Geschichten auf meinen Internetseiten war, zu einem "Mond-Preis" aufgekauft.

Die neue Geschäftsführung der GmbH hat dann auch umgehend in einer entsprechenden Pressemitteilung versucht klarzustellen, dass die Aufdeckung der Hintergründe durch den Rechnungshof sofort zum Aussprechen einer zweiten fristlosen Kündigung an Herrn Dr. Kafitz geführt hat. Natürlich war der Aufsichtsrat mal wieder unvollkommen informiert worden, und, und, und. - Was nichts an der Realität ändert. ABer immerhin: Wer hat in seinem Leben in einer Position schon zwei fristlose Kündigungen erhalten?

Sie, liebe Leser, können den Bericht des Landesrechnungshofes im Internet unter folgender Adresse finden:

http://www.rechnungshof-rlp.de/icc/internet/nav/a8f/binarywriterservlet?...

Wenn Sie dann zur Seite 99 gehen...

...stoßen Sie auf den Teil des Schriftstücks, der den o.g. Ankauf behandelt. - Ich habe diese Darstellung zum Anlass genommen, dem Herrn Präsidenten des Landesrechnungshofes ein E-mail zu schreiben. Exakt am 9. Februar 2009, um 13:55 Uhr: 

 

Sehr geehrter Herr Behnke,

ich habe gerade in Ihrem neuesten Jahresbericht geblättert und u.a. den Bericht über einen Firmenankauf der Nürburgring GmbH gelesen. Doch das war nicht der einzige in 2009. So hat in diesem Jahr die überwiegend landeseigene Nürburgring GmbH z.B: die Zakspeed Rennfahrerschule zu 100 Prozent übernommen, nachdem sie daran vorher schon beteiligt und Dr. Kafitz dort (auch) u.a. als Geschäftsführer tätig war.

Ich habe zu diesem Thema z.B. Herrn Dr. Kafitz am 22. Juni 2009 mit einer E-mail angeschrieben und ein paar Fragen gestellt, die bis heute unbeantwortet blieben. Ich kopiere den Teil meiner E-mail von "damals" zur Ihrer Informartion ein:
> Bei dieser Gelegenheit hätte ich auch gerne noch folgende Fragen von Ihnen beantwortet:
> 4) Warum wurde die entscheidende Verhandlung über den Ankauf der "Zakowski Rennfahrerschule" von Herrn Prof. Dr. Deubel und nicht von Ihnen geführt?
> 5) Warum akzeptierte Prof. Deubel die Kaufpreis-Forderung des Herrn Peter Zakowski, obwohl sie von ihm als "deutlich überzogen" empfunden wurde?
> 6) In welcher Eigenschaft führte Prof. Dr. Deubel die Verhandlungen?
> a) als Aufsichtsratsvorsitzender der Nürburgring GmbH?
> b) als Finanzminister des Landes Rheinland-Pfalz?
> c) als ein durch Sie beauftragter "freier Mitarbeiter"?
Sie werden die Brisanz meiner Fragen verstehen. Darum habe ich auch niemals eine Antwort erhalten. - Sicherhlich würde eine Antwort auf meine Fragen inzwischen auch die Öffentlichkeit interessieren. -

Hat der Landesrechnungshof sich im Rahmen seiner Überprüfungen auch um dieses Thema gekümmert?

Mit freundlichen Grüßen
Wilhelm Hahne

Der Herr Präsident hat zwar nicht meine Fragen innerhalb 24 Stunden beantwortet, aber mir immerhin am nächsten Tag, 10. Februar, um 10:42 Uhr, folgende Antwort zukommen lassen:

Sehr geehrter Herr Hahne,

vielen Dank für Ihre E-Mail und das hierin zum Ausdruck kommende Interesse an der Arbeit des Rechnungshofs.

Der von Ihnen angesprochene Kauf der Rennfahrerschule war nicht Gegenstand von Prüfungen des Rechnungshofs. Im Gegensatz zu dem Erwerb der Anteile an der Camp4Fun GmbH & Co. KG wurde hier die Unternehmensbewertung durch einen Wirtschaftsprüfer durchgeführt.

Der Rechnungshof ist aktuell mit der gutachtlichen Äußerung zur Finanzierung des Projekts Nürburgring 2009 auf Ersuchen des Landtags befasst.

Mit freundlichen Grüßen
Klaus P. Behnke

Klaus P. Behnke, Präsident
Rechnungshof Rheinland-Pfalz
Gerhart-Hauptmann-Straße 4
67346 Speyer

Phone: +49(0)6232/617-129
Fax: +49(0)6232/617-430
Mail: praesident@rechnungshof.rlp.de

Damit weiß ich zwar nicht, warum Dr. Kafitz bei den Verhandlungen um den Kauf (Verkauf) nicht mehr Gesprächspartner von Peter Zakowski war, aber auch, dass es wohl - mal wieder - ein Gutachten gegeben hat. Zur Absicherung? Der Inhalt wird wahrscheinlich Geschäftsgeheimnis einer GmbH im öffentlichen Besitz sein, deren Existenz in den letzten Jahren auch vom Ausgleich der "roten Zahlen" durch die "öffentliche Hand" bestimmt war, aber... - Welchen Preis hat der damalige Finanzminister des Landes Rheinland-Pfalz zugestanden? - Weil er nicht zuständig war? - Jedenfalls habe ich eine schnelle Antwort erhalten.

Noch schneller ist allerdings die Staatsanwaltschaft Koblenz mit ihrem Leitenden Oberstaatsanwalt Dr. Hund. Wenn ein Presseorgan am 9. Februar um 9:29 Uhr ein paar Fragen stellt, wie z.B.:

Betr. Nürburgring
Az: 2050 Js 80576/09 - Strafantrag gegen die Geschäftsführer der Cash Settlement Ticketing GmbH - Kai Richter und Michael Nuss-Kaltenborn

Sehr geehrter Herr Dr. Hund,

In vorgenanntem Fall geht es um Insolvenzverschleppung. Warum beschränkt sich die Staatsanwaltschaft nur auf den einen Geschäftsführer Kai Richter?

Wenn auch Herr Nuss-Kaltenborn bei der Nürburgring GmbH angestellt ist, übt er doch die Funktion eines Geschäftsführer in einem ganz normalen Wirtschaftsunternehmen (CST) aus.

Auch gegen den ehemaligen Hauptgeschäftsführer Dr. Walter Kafitz und den ehem. CST-Geschäftsführer Lippelt wird in dieser Sache nicht ermittelt. Wie Ihnen sicherlich bekannt ist, wurde durch die Nürburgring GmbH in mehreren Tranchen insgesamt 5,6 Millione Euro unbesicherter Kredite an die CST vergeben (Gutachten E&Y) vom 1.12.2009) Diese Vergaben hat zweifellos Herr Kafitz zu verantworten.

Wir bitten möglichst zeitnah zu antworten.

Mit freundlichen Grüßen

...dann gibt es die Antwort schon 8 Minuten (in Worten: acht Minuten!) später:

Sehr geehrter Herr Doeppes,

in der von Ihnen angesprochenen Sache gibt es zur Zeit keine Erkenntnisse, die sich für eine Bekanntgabe über die Medien eignen. Zudem ist dieser Sachverhalt von allgemeinem Interesse für die Medien. Ich werde daher Einzelanfragen nicht beantworten, sondern alle relevanten Informationen aus Gründen der Gleichbehandlung zu gegebener Zeit über den Newsmailer zur Verfügung stellen.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Horst Hund
Leitender Oberstaatsanwalt
STAATSANWALTSCHAFT KOBLENZ
Karmeliterstraße 14
56068 Koblenz
Telefon 0261 102-2000
Telefax 0261 102-2002
horst.hund@genstako.jm.rlp.de
www.stako.justiz.rlp.de

Wie Sie diesem Schriftwechsel entnehmen können, war der Fragesteller der Redaktionschef der "Eifel-Zeitung" in Daun. Als dann gut zwei Stunden später aus der Landesparteistelle von Bündnis 90/DIE GRÜNEN zum gleichen Thema wie oben Stellung genommen wurde, da hat der Herr Staatsanwalt dann seine Meinung wohl kurzfristig ein wenig ergänzt gehabt und auch Zeit für ein langes, langes Telefonat gefunden. Und Erklärungen, warum man vielleicht etwas missverstanden haben könne. Schließlich ist ein Aktenzeichen nicht mehr als ein Aktenzeichen. Jedenfalls ist es keine Wertung.

Wenn ich z.B. "Staatsanwalt" sage, ist das auch keine Wertung. Und wenn Kurt Beck... (Weil es mir gerade einfällt: Da trifft ein Stein ein Brett. Fragt das Brett: "Wer bist du denn?" - "Einstein" - "Wenn du Einstein bist, dann bin ich Brett Pitt". - bitte jetzt nicht lachen, weil ich hier nicht 'Brad' geschrieben habe) ...also: wenn Kurt Beck (nicht 'Brad') zur "Weiberfastnacht" in Daun erscheint, so kann das nur dann eine Wertung beinhalten, wenn vorher der Anlass - oder sagen wir besser: der tiefere Grund - klar ist. Dass Herr Baldauf (CDU) am Mittwoch danach (auch) das Thema Nürburgring auf einer Tagung im Raum Daun behandeln wird, ist natürlich einer der vielen Zufälle. Dass eine Interview-Veröffentlichung in der "Rhein-Zeitung" am Donnerstag dagegen kein Zufall ist, das könnte nur der mit Sicherheit sagen, der all' die kleinen Zwischenschritte kennt, die bei der Planung einer bestimmten Aktion (mit einem bestimmten Ergebnis) wichtig sind. - Ich kann das nicht. Folglich sind das alles zufällige Zufälle.

Für mich ist das so, als würde ich durch ein Kaleidoskop blicken. Manchmal, wenn ich es ein wenig drehe, glaube ich sogar "das Original" von den "Spiegelungen" unterscheiden zu können. Wobei alles zusammen ein wirklich schönes Bild ist. - Wie es wohl auch mit "Nürburgring 2009" erscheinen sollte. - Aber da hat wohl einiges nicht so geklappt. - Vielleicht kennt man ja in Mainz die physikalischen Gesetze. - Ich weiß dagegen etwas besser, was Menschen so alles umtreibt, umtreiben kann.

Und ich sehe dem Treiben wissend zu. - Mir ist aber das Lachen vergangen. -. Ich erlebe ein gewaltiges Naturschauspiel. Titel: Wenn menschliche Schwächen schwächeln. Oder anders: Wenn menschliche Schwächen kumulieren. Oder noch anders: Wenn... -

Es ist zum Schwachwerden! - Aber alles in Farbe. - Und nicht witzlos. (s.o.) - Man muss das Kaleidoskop nur möglichst gegen das Licht halten und langsam drehen. - Bei der Landesregierung scheint es Leute zu geben, die den Dreh raus haben. Sie sehen alles in leuchtenden Farben und sprechen vom "neuen Konzept".

MK/Wilhelm Hahne
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