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Die Rennleiter der drei deutschen Automobilhersteller, Audi, BMW und Mercedes, die die „Basis“ für die mit DMSB-Rechten versehene DTM-(Deutsche Tourenwagen Masters)Serie aufbieten, versuchen sich in 2017 an großer Motorsport-Politik. Wahrscheinlich vom Marketing als gewünschte Maßnahme vorgegeben. Gestern standen die Herren mit der DTM noch am Abgrund, inzwischen sind sie einen Schritt weiter. (Um einen „platten“ Vergleich zu nutzen.) Die Argumentation ist – abhängig davon mit wem man spricht – unterschiedlich. Die Weichen zu einschneidenden Veränderungen wurden zwar schon viel früher gestellt, die letzten „dramatischen“ Veränderungen zwar auch schon in 2016 beschlossen, aber die Kollegen der Fachpresse schweigen akutell überwiegend dazu. Es gibt noch keine offiziellen Pressemitteilungen und wer jetzt die Wahrheit schreibt – oder das, was sich derzeit als „Wahrheit“ darstellt – der könnte sich unbeliebt machen. Dabei müsste den Beteiligten – eigentlich allen Beteiligten (!) - klar sein, was bei Motor-KRITIK schon mehrfach geschrieben stand: Die DTM ist eigentlich „tot“! - Sie geht nach den letzten „Veränderungen“ nun in 2017 in „ihre letzte Runde“. - So kann die aktuelle Situation der Serie – und die Maßnahmen die dazu führten - auch aktuell nur so kommentiert werden:
DTM 2017: Das letzte grosse Aufbäumen!
Die Rechteinhaber an der DTM ist die ITR e.V., das Rechtemanagement liegt bei der Deutschen Motorsport Wirtschaftsdienst GmbH, einer Tochterfirma des DMSB e.V. - Die „Geschäfte“ der DTM betreibt die ITR GmbH in Stuttgart, deren hauptamtlicher Geschäftsführer seit dem 1. Juni 2016 Florian Zitzlsperger ist, der von Audi kam und „analog zum Vorstand“ - wie es offiziell hieß, dann auch die Ressorts Kommunikation, Marketing und Organisation mitverantwortete.
„Mit“ bedeutet: Ergänzend zu den Vorständen (und Geschäftsführern) der ITR e.V., bzw. GmbH mit den (im Vergleich zu Zitzelsperger) immer im Scheinwerferlicht stehenden
- Hans Werner Aufrecht (1. Vorsitzender)
- Hans-Jürgen Abt (Finanzen, Recht und Personal)
- Walter Mertes (Sponsoring)
So wurden eigentlich industrieseitig die Weichen schon Mitte des Jahres 2016 so gestellt, dass man „werksseitig“ eingreifen konnte, sollten die Aktivitäten der Dreier-Führungsriege nicht mehr zu den Plänen der einzelnen Marketing-Abteilungen passen.
Denn: Motorsport zählt heute zu den Marketing-Aktivitäten der jeweiligen Automobil-Konzerne.
Denen waren die Kosten für die DTM wohl etwas zu hoch geworden, d.h., eigentlich waren die Kosten für die DTM völlig aus dem Ruder gelaufen, so dass die angepeilten mit den erreichten Zielen nicht mehr übereinstimmten. - Die Kosten standen nicht mehr in einem richtigen Verhältnis zu den erreichten Zielen.
Die Dreier-Führungsriege, Aufrecht, Abt und Mertes versuchte das wieder zurecht zu rücken, indem man die Basis für die DTM international auszuweiten versuchte, bei gleichzeitiger (kostenmäßiger) Anpassung des Reglements.
Schon vor Jahren wurde mit japanischen und amerikanischen Organisatoren vereinbart, dass man spätestens ab 2017 nach einem einheitlichen technischen Reglement mit Zweiliter-Turbomotoren antreten wolle. Die Idealvorstellung war:
Mit den gleichen Fahrzeugen kann man heute am Nürburgring, in der nächsten Woche in Suzuka und wieder eine Woche später in Daytona antreten. Außerdem sind Zweiliter-Turbomotoren preisgünstiger in Fertigung und Unterhaltung als die noch bis 2016 bei der DTM im Gebrauch befindlichen V8-Triebwerke.
Hans Werner Aufrecht war von der ihm eingeleiteten Lösung überzeugt und begeistert. Und sie wurde voran getrieben. Schließlich könnte so die DTM international deutlich wachsen, würde ihre Provinzialität verlieren (sie ist noch nicht einmal eine Deutsche Meisterschaft!) und ihre Bedeutung würde dem Niveau der Kosten entsprechen.
Hans Werner Aufrecht dachte und handelte; die Controler in den Automobilwerken auch. Dort war das Ergebnis ein anderes. - Nein! - Es würde keine Zweiliter-Motoren geben, kein gemeinsames Reglement. Aber die Kosten für die DTM müssten deutlich gesenkt werden! - Basta!
Von den so entstandenen Unstimmigkeiten hinter den Kulissen hat die Öffentlichkeit wenig mitbekommen. Deutlich wurde der Willen zum Sparen aber, als der Beschluss bekannt wurde, in 2017 in der DTM nur noch insgesamt 18 Fahrzeuge statt bisher 24 einzusetzen. Und die Anzahl der Teammitglieder sollte weniger werden. In der Boxengasse dürfen beim Rennen in Zukunft nur noch drei Monteure/Ingenieure arbeiten!
Das sorgte nicht nur bei den DTM-Einsatzteams für Unruhe (und Arbeitslose in 2017), sondern auch bei dem „Dreier-Team“ der ITR/DTM. Japan hatte schon mit den Zweiliter-Motoren aufgrund der „alten Beschlüsse und Absprachen“ in 2016 vorgezogen. - Jetzt musste die DTM eigentlich nur noch – absprachegemäß - folgen.
Doch aus den Firmenzentralen kam ein NEIN. Und die Rennleiter der Firmen begannen ihr eigenes Süppchen zu kochen. Hankook sagte zu, für 2017 neue Einheitsreifen zu „backen“, die schneller und ungleichmäßiger „abbauen“ würden. Das soll die Spannung erhöhen. Und die zwei Läufe, bisher am Samstag und Sonntag unter unterschiedlichen Bedingungen durchgeführt (am Samstag z.B. ohne Reifenwechsel), die sollen nun nach einem einheitlichen Ablaufsystem durchgeführt werden.
Die Rennleiter der Werke sind der Meinung, dass das insgesamt die Kosten auch mindert, weil es die Crashs minimiert und die Rennen für Zuschauer „übersichtlicher“ und verständlicher macht.
Hans Werner Aufrecht und seine Getreuen sahen sich „hinters Licht geführt“, da sie z.B. für den Einsatz von Zweiliter-Motoren spätestens ab 2017 die Zusagen der Werke sicher glaubten. Und so sind sie dann von ihren Posten zurückgetreten. - Alle drei! - Hans Werner Aufrecht, Hans-Jürgen Abt und Walter Mertes.
„Die wurden von der Industrie in die Wüste geschickt“, sagen die anderen. Tatsache ist, dass nun wohl in 2017 der schon Mitte 2016 mehr nach vorne geschobene Florian Zitzelsperger in die erste Startreihe der DTM nach vorne rückt: Er wird 1. Vorsitzender. Die Hersteller nehmen das Heft bei der DTM direkt – ohne jede Zwischenschaltung von anderen – in die Hand.
Wer die anderen Zwei oben schon als ausgeschieden genannten ITR/DTM-Funktionäre ersetzen soll, ist bis jetzt nicht exakt bekannt: Da schwirren Namen wie z.B. Gerhard Berger – u.a. - durch die Luft. - Oder wird dieser Mann, der z.B. Motor-KRITIK schon durch einen „geschickten“ Beratervertrag mit BMW im Zusammenhang mit deren Formel 1-Team s. Zt. auffiel, in 2017 an die Spitze der DTM-Organisation rücken?
Hans Werner Aufrecht wird jedenfalls darum bemüht bleiben, eine neue, große internationale Tourenwagen-Serie ins Leben zu rufen. Er ist vom Verhalten der bisherigen „Träger“ der DTM schockiert und wird denen zu zeigen versuchen „was eine Harke ist“.
Mercedes wird seine sechs DTM-Fahrzeuge 2017 durch HWA einsetzen lassen. Die anderen Mercedes-DTM-Teams wurden entlassen. Bei BMW wird es wohl nur noch zwei DTM-Teams geben, bei Audi wohl drei. Aber klar ist: Es werden bei den Rennen nur jeweils 18 Fahrzeuge am Start stehen. Durch die zahlenmäßig ungleiche Verteilung auf die Teams, wird die bisher vorgenommene Team-Wertung nun aber unmöglich werden.
Dafür gibt es dann Reifen, die schneller abbauen und - damit für mehr Spannung sorgen. - Toller Motorsport! - Zum Thema DRS versucht man auch sich etwas Neues einfallen zu lassen.
Und in den Fahrerlagern werden jeweils die Marketing-Paläste der Werke aufgebaut, in denen dann die geladenen Gäste abgefüttert werden. Die DTM bietet dann das „sportliche Umfeld“‘.
So entwickelt sich dann das, was die Werke als Motorsport empfinden, zur „Begleitmusik“ von ausgesuchten Menues. Was „früher“ einmal „als Begleitung“ von gutem Essen durch einen Pianisten mit einem Geiger niveauvoll begleitet wurde, schafft der „moderne Motorsport“ nun mit 18 Rennfahrzeugen und V8-Motoren.
Alles „im Stil der neuen Zeit“. Der Motorsport als „tönende“ Nebensache.
So fällt die Vorhersage nicht schwer: Die DTM wird sich kaum über die Saison 2017 hinaus halten können.
Was wir in diesem Jahr erleben werden, ist nach Einschätzung von Motor-KRITIK das letzte grosse Aufbäumen der DTM. Im nächsten Jahr treibt man dann – vielleicht - „eine neue Sau“ - mit neuem Namen - „durch‘s Dorf!
So wie aus den bisher bekannten GT3 nun GT4 werden müssen. - Auch die GT3 sind nämlich ähnlich eine „aussterbende Rasse, wie die DTM eine „sterbende Rennserie“ ist.
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