Guten Tag!

Virneburg, den 28.Juni 2008
Heute vor 94 Jahren gab es einen Anschlag
in Sarajewo, wo der österreichisch-ungarische
Thronfolger, Erzherzog Franz Ferdinand,
ermordet wurde; was schließlich zum Ausbruch
des Ersten Weltkrieges führte. - Meine
folgenden Geschichten werden hoffentlich nicht
zum Ausbruch des 3.Weltkrieges führen.

Guten Tag!

08-06-28/00 - Wenn man sich aktuell mit Terminen "von gestern" beschäftigt, dann fällt einem auf, wie schnell doch die Zeit vorbei gegangen ist. Es ist nun schon fünfzig Jahre her, dass die Weltausstellung in Brüssel stattfand. Und das "Atomium" steht immer noch. Dabei war es eigentlich nur für die damalige Ausstellung erstellt worden. Ich war damals ganz stolz, dass "damals" - 1958 - in Brüssel ein Laufsteg zwischen den Ausstellungsräumen im Deutschen Pavillion mit einem Kunststoffdach ausgestattet war. Die Firma für die ich damals tätig war, hatte dazu den Auftrag erhalten. Ich war eigentlich der (junge) Mann in der Firma, der die ganze Entwicklung auf dem Sektor der beschichteten Kunststoffe und deren Verarbeitung voran trieb. Ich glaubte an die Zukunft der beschichteten Kunststoffgewebe. Mein Chef glaube an die Unvergänglichkeit von Jute und Hanf.

Aber er ließ mich machen. Zusammen mit einem Meister haben wir damals Pfaff in Kaiserlautern darauf gebracht, dass man mit einer von ihnen hergestellten Folien-Schweißmaschine auch - nach kleineren Änderungen - beschichtete Kunststoffplane (und damit auch z.B. Dächer für Scooter usw.) herstellen konnte. Bis dahin wurde nämlich ein solches beschichtes Kunststoffgewebe mit der Nähmaschine verarbeitet und dann die so entstandenen Löcher mit einem Dichtmittel überstrichen. Das sah scheußlich aus.

So war der Auftrag für den Deutschen Pavillion in Brüssel kein Zufall, sondern das Ergebnis harter Arbeit. Ich habe im gleichen Jahr dann das Angebot eines großen VW-Händlers, bei ihm den Porscheverkauf zu übernehmen, erst dann in der Praxis angenommen, nachdem ich auch noch einen Ausstellungspavillion, den ersten mit einer vollständigen Abdeckung von verschweißten Kunststoffplanen (einem beschichteten Kunststoffgewebe) für die Glanzstoff in Wuppertal zusammen mit einer Firma aus Würzburg, die dazu das "Gerüst" entwickelt hatte, für die 1. Düsseldorfer Kunststoffmesse "schlüsselfertig" aufgebaut war. - 1958 -

Und darum kann ich dieses Jahr auch auf 50 Jahre Porsche zurück blicken. Ohne mich hätte es das heute existierende Porsche-Zentrum Niederrhein wahrscheinlich gar nicht gegeben. Denn dem VW-Händler sollte der Porschevertrag damals gekündigt werden, nachdem er in seinem Gebiet, den Landkreisen Moers, Geldern und Kleve im Jahre 1957 nur drei Porsche verkauft hatte. Die verkaufte ich im dritten Monat nach meinem Einstieg. Ein paar Monate später waren es neun Kunden, die ich mit einem Porsche (in einem Monat) glücklich machen konnte.

Porsche feiert in diesem Jahr das 60jährige Jubiläum und kann im übrigen stolz darauf sein, dass sie es waren, die meinen weiteren beruflichen Lebensweg mit bestimmt haben. Eigentlich war ich als Porscheverkäufer glücklich. Und meine Kundschaft war es mit mir. Ich hatte mein Geschäft langfristig so angelegt, dass jeder Kunde für mich eine weitere Empfehlung war. Dazu gehörte dann aber auch, dass ich einem Kunden schon mal vom Kauf eines Fahrzeuges abriet. Ich erinnere mich noch, dass ich kurz nach Erscheinen des "Super 90" - mein Vorführwagen war gelb - einen Kinderschufabrikanten in Kleve besuchte, den ich schon länger als Kunden "bearbeitete" und bei dem nun nach einer Probefahrt der "Funke so übersprang", dass er nun schnellstens - möglichst sofort - einen "Super 90" haben wollte.

Ich habe ihm abgeraten und gesagt, dass ich ihm so ein Fahrzeug im Moment noch nicht verkaufen möchte. Das Fahrzeug sei "noch nicht fertig". Ich würde ihm Bescheid sagen, wann er das Fahrzeug bestellen könne - und ihm empfohlen, doch zunächst einmal - was er eigentlich schon lange wollte - sich einen Jaguar zu kaufen. Der "Super 90" in der allerersten Serie vertrug nicht absolutes Vollgas. Fuhr man z.B. Vollgas von Hannover nach Hamburg, was beim damaligen Verkehr auf der dortigen Autobahn ohne Schwierigkeiten möglich war, dann war die Ölwanne in Hamburg "trocken" und der Motor "hin". Das Kurbelgehäuse wurde bei solchen Fahrten so "aufgeladen", dass sich die Ölwanne über die Kurbelgehäuseentlüftung entleerte.

Natürlich wusste ich das nicht aus den Verkäufer-Informationen, sondern weil ich (immer) einen "direkten Draht" ins Werk hatte. Ich habe darum meine Kunden damals - wie meine Leser heute - immer gut beraten können. Zumindest nach bestem Wissen und Gewissen. - Als man via "Nordrhein Düsseldorf" (Porsche-Großhandel) in Stuttgart von meiner "Beratung" erfuhr, erhielt mein Chef einen entsprechenden Brief. Und ich eine entsprechende mündliche "Belehrung". - Was mich und meine grundsätzliche Einstellung nicht verändert hat.

Ein anderer Kunde, ein Bauunternehmer, hat sich dann mal beschwert, weil ich einen von ihm schon unterschriebenen Kaufvertrag vor seinen Augen zerrissen habe, weil ich mir nicht von ihm eine Lieferzeit aufzwingen lassen wollte, die nicht zu realisieren war. (Die damaligen Aufpreise für einen Porsche "sofort" - bei Auto-Becker, Düsseldorf - waren ihm zu hoch.) - Als dann Jahre später dieser Unternehmer in Konkurs ging, habe ich nicht geweint.

Dann gab es noch den Fall, das mein Chef mir "meinen" Porsche-Vorführwagen an dem Abend weg nahm, als ich noch einen Termin für eine Vorführung hatte. (Ich hatte zwar mit dem Kunden schon vorher mal eine Probefahrt gemacht, aber...) Mein Chef hat mir den Termin nicht als echt abgenommen, hat "meinen" Vorführwagen für seine Heimfahrt genutzt. - Ich habe dann den Porsche trotzdem an diesem Abend verkauft. An einen Devotionalienhändler in Kevelaer. Als ich am nächsten Morgen den Auftrag abgab, hat der Chef nur still gelächelt und gesagt: "Na, geht doch."

Doch dann hat der Porsche-Gebietsleiter mit dem Kunden gesprochen, den er auch von Besuchen mit mir kannte und war entsetzt, als der ihm erzählte: "Der Hahne ist ja ein toller Kerl. Kommt hier mit einer Alfa Giulia Super vorgefahren und verkauft mir ein Porsche Cabrio." - Es war mein privater Alfa, einer der ersten, die in Deutschland zugelassen wurden. Farbe weiß, mit einer Fünfgang-Lenkradschaltung. Das Getriebe hatte eine Porsche-Synchronisierung. - Wer weiß das noch?

Der Porsche-Mann muss einer Ohnmacht nahe gewesen sein. Es gab wieder Post aus Stuttgart. Und mein Chef hat mir in einer "Hausmitteilung" nahe gelegt, nicht nur den Alfa, sondern auch meinen Fiat 500 schnellstens zu verkaufen. Als einer seiner leitenden Mitarbeiter... (Ich leitete noch die Disposition  - um 4.000 Neuwagen p.a.) Obwohl meinem Chef auch meine Honda, eine CB 77, nicht gerade gefiel, hat er die nicht erwähnt. Da ich aber die Meinung vertrat, dass ich mir nicht vorschreiben lassen muss, was ich privat mit meinem Geld mache, habe ich spontan gekündigt. - Und auch dann nicht meine Kündigung zurück gezogen, als mein Chef mit mir einen Kompromiss aushandeln wollte. - Ich war also eigentlich immer schon so, wie mich meine Kollegen auch heute kennen.

60 Jahre Porsche, das bedeutet also auch 50 Jahre Porsche und Hahne. Und wenn heute Audi so stolz auf die Le Mans-Erfolge mit dem Diesel ist: ein von mir initierter BMW Diesel-Renntourenwagen hat vor mehr als 10 Jahren schon das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring gewonnen. Ohne mich hätte es diesen ersten Diesel-Erfolg nicht gegeben. Und wenn es nach mir gegangen wäre, dann hätte BMW schon 1998 mit einem Diesel Le Mans gewonnen. Aber es gab damals bei BMW (außer Wolfgang Reitzle) in der Spitze niemanden, der den Diesel und seine Bedeutung begriffen hätte. Und ich hatte mich schon bei der Durchsetzung des Dieselprojekts mit dem Tourenwagen genug aufgerieben. Meine Frau hat mir damals geraten: "Gib es doch auf. Du wirst bei dem ganzen Theater das du da durchstehen musst, sicher ein paar Jahre früher sterben. - Lass es bitte sein."

Ich habe es erst "sein gelassen", nachdem der Diesel gewonnen hatte. Und bin immer noch nicht gestorben, der Automobilindustrie - und meinen Lesern - erhalten geblieben. Und kann jetzt zu Jubiläen die Dinge schreiben,die nicht in den offiziellen Pressemitteilungen stehen. -  Wer war schon "Zeitzeuge"? Noch nicht einmal die, die heute die gehaltvollen Pressemitteilungen verfassen.

Und so sind auch dieses Mal meine Geschichten wieder hoffentlich irgendwie "Originale" geworden, von anderer Art, als sie heute in anderen Medien geschrieben werden. Meine Geschichten sind vielleicht nicht so "schön", aber - für meine Leser, so hoffe ich - informativer.

Schauen Sie mal, ob dieses Mal auch für Sie etwas dabei ist.

Herzliche Grüße aus der Eifel
Wilhelm Hahne
Ein PS sozusagen in letzter Minute vor dem Endspiel  in der EM: Ich bin kein Fußballspezialist und fand darum interessant, was von "Fans" so alles während der Fußball-EM gesagt wurde. Die schönste Aussage wurde mir von meinem Bruder Bernd vermittelt, der auf dem Wochenmarkt am Tag vor dem Endspiel - also heute - folgendes Gespräch aufschnappte: Ein Markthändler zu seinem Kunden: "Was sagen Sie denn zu dem Endspiel Deutschland : Spanien?" - Nach kurzen Zögern der Kunde: "Wenn die Besseren verlieren, haben wir gewonnen." - Ich finde diesen Ausspruch wunderbar!
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