Herzlichen Glückwunsch zum Neunzigsten!

Der Nürburgring wird am Wochenende 90 Jahre! - Der Entstehung dieser inzwischen weltbekannten Rennstrecke ist ein Buchprojekt gewidmet, das zum Wochenende ins Licht der Öffentlichkeit gerückt wird. Motor-KRITIK lässt seine Leser schon mal einen kleinen Eindruck gewinnen. Aber wir möchten diesen Termin auch nutzen, um noch einmal an das unrühmliche Ende der Entwicklung dieser Rennstrecke zu erinnern. Wer Motor-KRITIK seit vielen Jahren liest, hat da sicherlich eine Menge Details erfahren. Es existiert aber eine gut 300 Seiten starke Zusammenfassung von Fakten und Daten, die man als objektive Darstellung bezeichnen kann und die im Anhang zu dieser Geschichte zu finden ist. Feststellung: In den 90 Jahren seines Bestehens hat sich  nicht nur der Nürburgring, sondern auch unsere Gesellschaft, unsere Einstellung zu Geld und Besitz und die politische Landschaft verändert. - Die Veränderungen waren zwar nicht immer positiv, aber 90 Jahre sind 90 Jahre. - Dazu gratulieren wir in jedem Fall!

Herzlichen Glückwunsch zum Neunzigsten!

Wenn man einem Menschen zum Neunzigsten gratuliert, dann wünscht man oft auch ein langes Leben. Obwohl man weiß, dass jedes menschliche Leben irgendwann ein Ende hat!

Dem Nürburgring möchte man ein unendlich langes Leben wünschen, weil man weiß, dass diese Rennstrecke noch einige Generationen überleben kann. Einschränkung: Wenn unserer Nachfolge-Generationen noch an Rennstrecken dieser "natürlichen Art" überhaupt interessiert sind.

Der Nürburgring ist geradezu das Gegenteil einer Retorten-Rennstrecke, wie sie in letzter Zeit in Asien z.B. geradezu aus dem Boden geschossen sind. Aber nicht nur die Rennstrecken - gemessen an der Nürburgring-Nordschleife - haben sich verändert, auch die Automobile, die auf diesen Strecken unterwegs sind.

Damit haben sich auch die Rennen verändert, weil sich auch die Veranstalter und deren Ansichten und Ansprüche geändert haben. Nicht nur im Fußballsport ist man maßlos geworden. Für einen einzigen Fußballspieler werden Ablösesummen gefordert und gezahlt, die höher sind, als der aktuelle Kaufpreis für den Nürburgring.

Auch der Motorsport hat sich verändert, die dazu passenden Sportgeräte auch. Einhundertausend Euro für einen konkurrenzfähigen Renntourenwagen sind heute "als Schnäppchen" zu bezeichnen. Und deren Fahrer streben alle nach Höherem. - Natürlich ist die Formel 1 erstrebenswert! - Oder doch nicht?

Der Nürburgring in seiner ursprünglichen Form passt nicht mehr zu diesen modernen Sportgeräten. Heute werden Rennstrecken passend zu den Rennkategorien gebaut, die sie befahren sollen.

Darum ist eine "Classic"-Rennveranstaltung, wie sie am Wochenende zur 90-Jahrfeier des Nürburgrings stattfindet, vielleicht auch passender als eine, die mit modernen Renngeräten ausgetragen wird. Die Fahrzeuge stammen noch aus einer Zeit, da man solche Automobile selber reparieren konnte, wenn man ein klein wenig handwerkliches Geschick besaß.

Bei modernen Großserien-Automobilen muss man evtl. schon zum Wechseln einer Scheinwerferbirne in die Werkstatt. Der Stundenlohn eines modernen Mechatronikers ähnelt inzwischen dem eines Chirurgen.

Und im Motorsport ist der Unterbau verloren gegangen, aus dem früher die Spitzensportler erwuchsen. Es gibt kein "Unten" mehr. Die "Spitze" schwebt im luftleeren Raum, weil am wirklichen Breitensport kaum noch Interesse besteht. - Was will man denn daran verdienen?

Geld allein bestimmt heute die Interessen der Motorsportler. Und Geld lässt sich nur im Spitzensport verdienen!

Der Sport im Allgemeinen - aber auch im Motorsport - braucht unten eine gewisse Breite. Nur auf einem solchen "Fundament" kann dann eine" Pyramide" erwachsen. - Dem Motorsport fehlt diese Basis!

Mit dem Nürburgring hat man zumindest eine Rennstrecke für den Basis-Motorsport. Aber dieser Basis-Motorsport hat keine Lobby. Erstaunlich ist, dass ehemals erfolgreiche Breitensportler heute als Lobbyisten für die Industrie unterwegs sind, auch wenn sie das leugnen würden. - Aber Geld bestimmt heute die Welt, nicht die Freude am Motorsport.

Wir, die wir zur "alten Garde" zählen, erinnern uns gerne unserer Lehr- und Ausbildungsjahre im Motorsport. Dazu haben die jungen "Talente" heute keine Zeit mehr. Dafür gibt's schließlich ESP und ABS und ASR und andere Fahrhilfen. - Fast vergessen: Und das DMSB-Nordschleifen-Permit!

Ein guter Pianist wird man - selbst bei viel Talent - nur durch Üben, Üben und Üben auf einem richtigen Klavier. Dann kann man - so nebenher - auch wie selbstverständlich noch ein Keyboard mit Akkordautomatik "bedienen". Erfahrung wird nicht durch den Besitz einer Plastikkarte garantiert!

Auch die Nürburgring-Nordschleife erlernt man nur durch Übern, Üben und Üben. Darum ist eigentlich schön, dass zur 90-Jahr-Feier auf dem Nürburgring noch die "Classic"-Instrumente für wirkliche Rennfahrer zu erleben sind, wo unsensibles "Betätigen" nicht durch elektronische Helferlein ausgebügelt werden.

Und der Nürburgring ist auch als Rennstrecke der passende Rahmen für diese Automobile.

Jemand, der sich seit vielen Jahren mit dem Nürburgring beschäftigt, ist derzeit dabei ein Buch über die Entstehung des Nürburgrings fertigzustellen. Er ist ein Liebhaber des Nürburgrings, bisher schon mit einer speziellen Internetseite zu dem Thema unterwegs und wird am Samstag seine Planungen, die aber schon sehr weit fortgeschritten sind, dem geneigten Publikum vorstellen. Wenn Sie, lieber Leser, schon jetzt mal ein Blick darauf werfen wollen: HIER!

Aber bei allem beschaulichen Rückblicken auf "die gute alte Zeit", sollten wir nicht die Zukunft des Nürburgrings aus dem Auge verlieren. Man sollte die nicht mit einer Handbewegung und "Alles wird gut!" abtun.

Wie sehr wir als Fans, Bürger, Wähler und Steuerzahler in der Vergangenheit von unserer "politischen Elite" und seinen Beratern und Helfern hinters Licht geführt wurden, das sollten meine Leser noch einmal in einer gutachterlichen Zusammenfassung des Landesrechnungshofes nachlesen, der im Jahre 2014 auf mehr als 300 Seiten (einschl. Anlagen) zusammengestellt hat, welche "Zukunfts-Visionen" unsere Politiker und ihre "Helfer" vom Nürburgring "damals" hatten. - Im Anhang zu diesen Anmerkungen hier finden sie eine pdf-Datei, die wir gegenüber der Ur-Version noch einmal komprimiert haben, um lange Ladezeiten vermeiden zu helfen.

Sie sollten sich diese "schmerzhafte Lektüre" - die auch anstrengend ist - wirklich antun, um zu begreifen, was so ein Nürburgring bisher alles ertragen hat, wozu er herhalten musste. - Und wir auch!

Wir sollten im Fall des 90jährigen Nürburgring nun nicht auf bessere Zeiten hoffen, wir sollten etwas tun, dass er uns - und unseren Nachkommen - noch lange erhalten bleibt. - Leider hat das allgemeine Interesse am Nürburgring nach dem scheinbaren Ende des Skandals rapide nachgelassen.

Auch die jetzige Situation ist keine Ideal-Situation! Die Fassade stimmt, aber dahinter bröckelt es schnell, wenn wir nicht aufpassen.

Motor-KRITIK wird sich auch weiterhin bemühen, rechtzeitig einen Blick hinter die Fassade zu werfen und vor "Bauschäden" zu warnen.

Damit dann in einem Jahrzehnt der Nürburgring, die Nordschleife, immer noch das Stück Eifel ist, das man in der ganzen Welt kennt, um das man uns und die Eifel beneidet!

Herzlichen Glückwunsch zum Neunzigsten, lieber Nürburgring!

Wilhelm Hahne

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