Scuderia Hanseat in 2008: Eine Verbindung von "Hohe Acht" mit "Siebengebirge"

Scuderia Hanseat war jetzt Anfang Mai 2008 mit ihren Fahrerlehrgängen im 50. Jahr auf der Nürburgring-Nordschleife unterwegs

Natürlich sollte es etwas Besonderes werden. Zumal so ein Dreitage-Lehrgang inzwischen 1.925 Euro pro Teilnehmer kostet. 1958 waren so ein Fahrerlehrgang noch mit einem Beitrag von 290 Mark zu bestreiten. Damals, exakt vom 21. - 24. April 1958 wurde der erste Fahrerlehrgang durchgeführt, der sich dann in gewisser Weise zu einer Kult-Veranstaltung entwickelte. In den Gruppen fanden in den Jahren danach immer wieder die gleichen Leute zusammen. Die "Hanseat" wurde so wichtig, dass eine Reihe von Teilnehmer ihre jeweils neuen Automobile exakt zu diesem Termin bestellten. - Dieses Mal - ausgerechnet zum "Fünfzigsten" gab es im Vorfeld der Veranstaltung ein wenig Aufregung.

Scuderia Hanseat in 2008: Eine Verbindung von "Hohe Acht" mit "Siebengebirge"

08-05 -05/08. - Das Programm sah auch dieses Mal - wie idealerweise meistens - als Anreisetag den Mittwoch, den 30. April 2008 vor. An diesem Anreisetag genießen die Teilnehmer des Scuderia Hanseat das Privileg des "freien Fahrens" um die Nordschleife. Als Kennzeichnung genügt die von dem Club ausgegebenen Gruppen-, bzw. Start-Nummer.

Darauf freuen sich alle Teilnehmer, weil das auch die relativ hohen Lehrgangskosten relativiert. (Wenn man die Benzin- und Verschleißkosten, abgesehen von den Unfallkosten, nicht rechnet.)

Doch dieses Mal teilte die Nürburgring GmbH dann den "Machern" der Scuderia Hanseat kurz vor dem Lehrgang mit, dass dieser Mittwoch zum "freien Fahren" wegfallen würde, weil man diesen Tag nutzen müsste, um die Nordschleife an einigen Stellen mit neuem Fahrbahnbelag zu versehen. Unter den Teilnehmern herrschte große Aufregung. Das war von "Nenngeld zurück" die Rede, wurde eine "Senkung der Lehrgangskosten" gefordert. Und der inzwischen auch nicht jünger gewordene Präsident der Vereinigung, Helmut Rathjen, war "kurz vor dem Herzinfarkt", wie ein Insider verriet.

Dass die Nürburgring GmbH ausgerechnet zum "Fünfzigsten" der Scuderia die Strecke teeren musste, geschah sicherlich einerseits unter dem Zeitdruck, unter den man sich selbst mit der Terminfestlegung von 24-Stunden-Rennen, Rock am Rings usw. gesetzt hat, aber auch, weil das Aufbringen von neuen Fahrbahnteilen in der kalten (und nassen) Jahreszeit sich als "Schuss in den Ofen" heraus stellte. Was keinen normalen Straßenbauarbeiter überraschen wird. Man weiß eben, dass für solche Ausbesserungsarbeiten bestimmte Temperaturen die Voraussetzung sind. Wenn draußen auf der Landstraße unter anderen Bedingungen gearbeitet wird, dann nur, wenn noch der Rest eine Etats vor Jahresende "verblasen werden muss", weil sonst der neue Etat... - Man kennt ja diesen Behörden-Blödsinn.

Offenbar ist die Nürburgring GmbH auch so eine Art Behörde. Aber das 24-Stunden-Rennen kommt nun einmal unausweichlich. Und da muss die Strecke in Ordnung sein.

Auf der anderen Seite, ist man bei der GmbH nicht so besonders gut auf die Scuderia Hanseat zu sprechen. Die ist zwar ein treuer Kunde, dem aber auch eine Reihe von Privilegien eingeräumt waren, die dem Herrn Dr. Kafitz keine Freude bereiten. So hatte er vor Jahren versucht einiges dadurch zu ändern, dass er sich an der Scuderia Hanseat mit der Nürburgring GmbH beteiligte, was aber von einigen Mitgliedern der Scuderia so empfunden wurde, dass man damals selbst das Wort "Erpressung" benutzte, wenn man Außenstehenden verständlich machen wollte, was da gerade passiert war.

Unter dem Druck von Dr. Kafitz wurde dann z.B. der Anreisetag von Mittwoch auf Montag vorverlegt. Was den bisherigen Teilnehmern nicht schmeckte. Die Teilnehmerzahlen sanken. Obwohl Dr. Kafitz mit diesem Termin-Trick dann jeweils das Wochenende für die Touristenfahrten frei bekam. - Das bringt eben mehr "Kohle".

Es gab also nur Ärger. Und so ist die GmbH wieder als "Beteiligter" bei der Scuderia ausgestiegen. Und alles läuft wie bisher. Mittwochs Anreise mit freiem Fahren... - Bis jetzt zum "Fünfzigsten". Da kann man die Aufregung verstehen.

Zum "Fünfzigsten" wollten dann auch die Verantwortlichen ihren treuen Teilnehmern etwas Besonderes bieten. Es stand am Sonntag nach dem Lehrgang also eine Dampferfahrt auf dem Rhein auf dem Programm und Herrn Dr. Kafitz wurde schon im Vorfeld von der Vereinigung angetragen, eine Rede zum Jubiläum zu halten. Da war noch nicht von dem Mittwoch - der dann ausfallen sollte - die Rede. Aber Dr. Kafitz wusste wohl schon... - und sagte vorsichtshalber (?) ab. - Erstaunen bei den Herren der Scuderia. - Die Rede wurde dann dem "zweiten Mann" bei der GmbH, Herrn Bruckner, angetragen. - Auch von dort kam eine Absage.

Bis dann bei dem "kleinen Eklat" - vor der Veranstaltung - deutlich wurde, warum die Herren der Nürburgring GmbH den Antrag, eine Rede zu halten, wohl nicht angenommen hatten. Und die Lehrgangsteilnehmer schäumten. Nun, die Herren der Behörden-GmbH haben eben keine geschickte Art mit Kunden umzugehen, sie halten sich für "den Nabel der Welt".

Aber die Veranstaltung lief dann trotzdem gut ab, weil man Abend länger auf der Nordschleife unterwegs sein durfte und weil sich - irgendwie - auch dieses Mal der Ausspruch eines Götz von Tschirnhaus, seit 1966 Trainer bei der Scuderia Hanseat, bestätigte, der mal gesagt hat: "Wir sind die einzigen, die am Nürburgring für eine solche Veranstaltung alle Strecken bekommen." Das war im Jahre 2006.

Schon die Siegerehrung am Samstag im Dorint-Hotel hat die meisten der Teilnehmer mit dem Ärger versöhnt, der durch das Verhalten der Nürburgring GmbH über sie herein gebrochen war. Die Dixieland-Kapelle spielte exellent, das Essen war vorzüglich, so dass auch der Direktor des Dorint-Hotels kein Problem damit hatte, am Sonntag auf dem Rhein mit auf Schiffstour zu gehen. - Der weiß auch, wie man mit langjährigen und guten Gästen umgeht.

Die Scuderia Hanseat hatte die "MS Siebengebirge" gechartet und es wurde eine herrliche Rheinpartie, von der die Teilnehmer dann noch am Montagmorgen beim Frühstück schwärmten. Ein Walter Kafitz hätte da wohl auch nur gestört. Und man war fast dankbar, dass er nicht gekommen war.

Doch die Scuderia Hanseat kommt noch einmal in diesem Jahr zum Nürburgring und zur Nordschleife. Vom 3. September bis zum 6. September 2008. - Mal sehen, ob die Teilnehmer dann wieder wie langjährige Kunden behandelt werden.

Aber jetzt schon, nach der Schiffstour, war eigentlich aller Ärger vergessen. - Aber vielleicht gibt es neuen.

MK/Wilhelm Hahne
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