Bald ist Weihnachten am „Ring“

Nur stellt man sich eine „Stille Nacht“ anders vor. Gestandene Mannsbilder wischen sich die Tränen aus den Augen. Nicht weil sie an Weihnachten denken, sondern an das, was ihnen bis Weihnachten noch bevor steht. Eventuell die Kündigung, Arbeitsplatzverlust und – Wie sage ich's meiner Familie?

Bald ist Weihnachten am „Ring“

Und während sie noch über ihr persönliches Schicksal nachsinnen, gibt es schon wieder eine Schreckensmeldung in Sachen „Nürburgring 2009“. Dieses Mal ist die Kartbahn betroffen. Die eigentlich zur Zufriedenheit der Betreiber – wenn man nur ans Geld denkt - arbeitete, aber – auch etwas außerhalb der Legalität.

Wenn Besucher draußen an der Hallenkartbahn vorbeigingen, dann wurden sie schon mal durch ein aufdringlich lautes Lüftergeräusch erschreckt. Wenn Sie dann „Insider“ in dieser Sache ansprachen, dann hörten sie davon, dass wohl die Luft im Innenraum nicht unbedingt für „Weicheier“ wäre. Da würden Besucher von „brennenden“ Augen sprechen. Aber die „Kartleute“ hätten sie bei entsprechenden Beschwerden beruhigt: „So lange wir hier in der Halle bleiben, können Sie es auch aushalten. - Stellen Sie sich mal nicht so an.“

So hat dann der Eine oder Andere immer wieder still zum Taschentuch greifen müssen. Bis heute. Denn heute ist eine Gerichtsentscheidung gefallen, die die Kreisverwaltung Ahrweiler in einer Presseinformation von heute, dem 1. Dezember 2011, so schildert und erklärt:

KARTBAHN AM NÜRBURGRING: KREIS HAT NUTZUNGSUNTERSAGUNG EINGELEITET

Die Kreisverwaltung Ahrweiler begrüßt die Klarstellung des Verwaltungsgerichts Koblenz im Streit um die Kartbahn am Nürburgring. Der Kreis habe bereits das vom Gericht geforderte Anhörungsverfahren eingeleitet mit dem Ziel, die Nutzung der Anlage zu untersagen. Das teilte die Verwaltung am Donnerstag (1. Dezember) mit.

In dem Rechtsstreit ging es um die Einhaltung der strengen Innenraum-Luftleitwerte der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Kohlenmonoxid(CO) sowie Stickstoffdioxid (NO2) beim Betrieb der Kartbahn, die sich in einer Halle befindet. Das Gericht habe bestätigt, dass die in der Baugenehmigung festgesetzten hohen Luftleitwerte einzuhalten seien. Weiter stellte das Gericht fest, dass die Anlage nicht nach der erteilten Baugenehmigung errichtet worden sei.

Die WHO-Gesundheitswerte wurden beim Betrieb der Kartbahn nicht durchgängig eingehalten. Wegen der nicht auszuschließenden Gesundheitsgefährdung hatte die Kreisverwaltung aus Gründen der Eilbedürftigkeit - ohne vorherige Anhörung - eine entsprechende Nutzungsbeschränkung verfügt. Dagegen hatte die Bauherrin geklagt. Mit Blick auf die fehlende Anhörung hat das Gericht der Klage jetzt aus formellen Gründen recht gegeben.

So mancher Nürburgring-Angestellte schüttelt still den Kopf. Natürlich wussten alle um den Zustand. Aber man weiß ja auch, dass der „ring°racer“ nicht funktioniert, dass der in Treppenhäusern und in Böden verbaute (teure) schwarze spanische Schiefer nicht nur schwer zu reinigen ist, sondern auch schon erste Verschleißerscheinungen zeigt. Man weiß, dass der „Boulevard“ bald ohne Mieter da stehen wird, weiß dass es leerstehende Büroräume unter der Premium-Adresse „Boulevard 1“ gibt, dass die „Grüne Hölle“ ein Flop ist, dass... - aber: Verdammt noch mal! - Ist das alles wichtig, verglichen mit der eigenen, persönlichen Situation?

Da hatte die Geschäftsleitung die Mitarbeiter aufgefordert, doch mal nach Mainz zu fahren und vor den wichtigen Ministerien zu protestieren. Eine richtige Demonstration sollte man veranstalten, um den Politikern in Mainz klar zu machen: Sie müssen die neue private Betreibergesellschaft schützen, stützen, wenn nicht eine ganze Region Schaden nehmen soll.

Die Nürburgring-Mitarbeiter überlegten. Gemeinsam. In der Nürburger Gemeindehalle. Sie kamen zu dem Schluss, dass sie dieser „Anweisung“ (Vorgabe einer Möglichkeit) nicht folgen würden. Sie sagten NEIN zur Demo.

Müssen Sie jetzt mit einem JA ihre Kündigung hinnehmen? - Die Geschäftsleitung der Nürburgring Automotive GmbH hat beschlossen, einen großen Teil der jetzt noch Beschäftigten kurzfristig zu entlassen und den Betriebsrat gerade gebeten, einen Sozialplan zu erstellen.

Auch die Gewerkschaft Ver.di wurde kurzfristig informiert. - Das alles wird öffentlichkeitswirksam (!) geplant:

91 Kündigungen werden ausgesprochen,
29 Zeitarbeitsverträge werden nicht verlängert,
22 Noch-Nürburgring GmbH-Mitarbeiter, bisher an die NAG ausgeliehen, werden nicht weiter beschäftigt.

Nein, Beraterverträge – und davon gibt es noch viele und gut dotierte – sollen nicht gekündigt werden.

Es gibt aber wohl Mitarbeiter, die nun langsam „die Nase voll haben“ und selbst zum 31. Dezember kündigen und „das Weite suchen“. - Was zuviel ist, ist zuviel!

Gleichzeitig wird so wohl eine Aufhebung der Differenzen zwischen den Mitarbeitern mit „guten“ und „schlechten“ Arbeitsverträgen gesorgt. Denn die Mitarbeiter der „alten“ Nürburgring GmbH können immer noch die besseren Verträge, gegenüber den Mitarbeitern der Nürburgring Automotive GmbH vorweisen. Was dann intern zu Spannungen führte. Und in der täglichen Praxis zu Mobbing.

„Es gibt bei uns eine Zweiklassengesellschaft“, sagte mir noch vor wenigen Tagen einer der Mitarbeiter. Ein Vertreter der Gewerkschaft hat mir diese Situation auch in einem Telefonat bestätigt.

Löst sich nun dieses Problem, um ein neues zu schaffen? - Das man dann mit Hartz IV löst?

Es ist bald Weihnachten!

...und Friede den Menschen, die guten Willens sind.

MK/Wilhelm Hahne

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